07 Fotografieren - Landschaften: Licht und Weite

Irgendwie kristallisiert sich bei jedem Urlaub ein Schwerpunkt heraus, für den ich dann gerne und häufig Fotografierzeit verbringe und mir besondere Mühe gebe. Manchmal ist das Motto klar (z.B. die Polarlichter auf den Lofoten, oder Sternenhimmel), meistens ist es aber Zufall - sei es durch einen Artikel den ich gelesen habe, oder ein Buch, oder wie diesmal ein zufälliger Anlass.

Es war am 4. Tag in Wyoming, in der Wind River Range (Wood River CG, Shoshoni NF, knapp 3000m Höhe), als bei unserem Abendspaziergang Luis auf den Nebel, die Berge, die Himmel zeigte und fragte: "Kriegt man das so fotografiert?"

Wolken, Nebel, Berge, Dämmerung, ein bisschen Abendrot - ja, so war die Lichtstimmung an dem Abend.
Fototechnisch kein Problem, es ließ sich recht einfach mit Blendenautomatik und -1/3 Ev bewerkstelligen.

Aber diese Frage von Luis hatte mich getriggert, und auch ihn. Für den Rest des Urlaubs fragte ich mich (oder er) immer wieder "Kriegt man das so fotografiert?" ... Und oft war die Antwort ja, aber immer wieder kommt man mit einem Foto nur unvollkommen an die Wirklichkeit heran.

Grand Canyon of the Yellowstone, der Blick vom Brink of the Lower Falls:
Gischt, Wasser, Felsen, tiefer Schatten und knallsonniger, blauer Himmel ... hier habe ich einiges an Belichtung ausprobiert, um ein RAW-Bild zu bekommen, das sich entsprechend nachbearbeiten lässt, um die Realität wiederzugeben. Ohne Bildbearbeitung geht hier (m.E.) gar nichts.

Nicht gelungen ist mir, den Regenbogen einzufangen, der sich im Gischt bildete. Egal, was ich machte, im Foto war der entweder weg oder er war sichtbar, aber der Himmel und sogar die Canyonwände waren schneeweiß im Bild, also unrettbar überbelichtet. 
Da sieht man halt, dass das "optische System" des Menschen aus Auge und Bildverarbeitung im Gehirn doch um Faktoren selbst die besten Kameras übertrifft. Das Auge selbst "kann" zwar nur 2-3 Blenden Kontrastumfang bei gegebener Pupillenöffnung - aber das Gehirn setzt ja das Bild aus 100en von Einzelblicken zusammen, so dass insgesamt >20 Blenden möglich sind, manche Quellen sagen sogar 23-25 Blenden. Top-Kameras können (heute) 13 Blenden, Systemkameras so 11 Blenden, und Kompaktkameras so 7-8 Blenden. Jede Blendenstufe ist ein Faktor 2 an Helligkeit - man sieht also, unser Auge/Gehirn ist ziemlich gut ;-)

Machbar wäre das wohl/eventuell mit Stativ und Grauverlaufsfiltern gewesen.

Stolz bin ich auf diesen Regenbogen, Grant CG, Yellowstone Lake. Dass im Vordergrund der Baumstamm von der Sonne noch angeleuchtet wird und die Regenbogenspiegelung quasi fortsetzt - dreifaches Glück, dass der Baum da lag, das Licht den hervorhob und ich es auch noch gesehen habe und die paar Schritte nach rechts rüber ging für's Foto.

Das Bild ist ein Hochkantpanorama, aus 2 Querformatbildern übereinander. Ich hatte nur das 24-105er Objektiv dabei, 24mm war nicht genug Weitwinkel, so war dies die einzige Chance. Hat geklappt :-)

Noch ein paar schöne Abendstimmungen:

Red Fleet State Park - Blick auf die Bergrücken, nach denen der Park benannt ist - die "rote Schiffsflotte".

Links der Flaming Gorge Stausee. Für ein paar Minuten (Sekunden?) spiegelten sich die roten Wolken im Wasser.
Rechts Lagerfeuer und Abendrot im Bockman CG, State Forest SP, Colorado.

Split Mountain, Dinosaur NM.
Wegen dunkler Regenwolken war es recht duster - da kommt die tiefstehende Sonne doch kurz unter der Wolkendecke durch und schickt ganz flache, große Schatten werfende Strahlen auf den Bergrücken.
(Ich gebe zu, dass ich hier durch Abdunkeln die Lichtstimmung noch ein bisschen "dramatisiert" habe ;-))

Sonnenaufgang gab es natürlich auch, aber - ich schrieb es schon im Startbeitrag, nur einer, den wir gesehen haben. Der dafür umso spektakulärer:

Ein Panorama aus 5 Hochkantbildern, 24mm, aus der Hand.
    

Das automatische Stitching (ich benutze AutopanoPro und manchmal Photoshop CS5) war nicht zufriedenstellend, ich habe die Einzelbilder exakt ausrichten müssen und die Weitwinkelverzerrung wegrechnen lassen, dann aber noch einige Stunden manuell die Stützpunkte in den Überlappbereichen gesetzt/korrigiert. Bildverarbeitung war nur minimal, ein bisschen schärfen.

Auch nach Sonnenaufgang sind wir noch einige Zeit geblieben und haben einfach nur geträumt:

Ein paar Panoramen sind entstanden, weil für den Gesamteindruck selbst der größe Weitwinkel nicht gereicht hätte: 

4 Hochkantbilder, 24mm, um den "Sink of the Popo Agie River" im Sink Canyon SP ganz drauf zu kriegen:
   

So - das war's an Landschaften. Es gibt natürlich noch mehr (Landschaften und auch Bilder ;-), aber die üblichen Wäldern, Ebenen, Straßen wollte ich jetzt nicht noch einmal zeigen ...