14. Tag Bärenbeobachtung am Wolverine Creek

01.07.2017

Endlich war er da ...  der Tag, auf den wir uns schon sooooo lange gefreut haben. Heute sollte es mit einem Wasserflugzeug zur Bärenbeobachtung zum Wolverine Creek gehen. In diesem Gebiet ziehen üblicherweise Grizzly-Mütter ihre Jungen groß.

Die ganze Nacht über hatte es geregnet, mal mehr, mal weniger. Wir sind gegen 7.00 Uhr aufgestanden, haben uns fertig gemacht und erst einmal gefrühstückt. Danach fuhren wir nach Sterling und direkt zu High Adventure Air. Wir waren viel zu früh, wollten aber erst einmal abklären, ob der Flug überhaupt stattfinden kann bei diesen Wetterbedingungen. Ja, der Flug findet statt, aber ca. eine halbe Stunde später. Wir fragten, ob wir unseren TC irgendwo abstellen konnten und danach verkrümelten wir uns die nächsten zwei Stunden in den Camper. Es regnete Bindfäden und war kalt. Wir überbrückten die Zeit mit lesen und faulenzen.

Um 11.45 Uhr ging es wieder zurück ins Office. Den Papierkram hatten wir schon Monate im Voraus erledigt. Durch den anhaltenden Regen wurden wir erst einmal neu eingekleidet – wir bekamen gelbe Regenlatzhosen und gelbe Gummistiefel. Die Latzhose zwei Nummern zu groß, die Gummistiefel ebenfalls. Wenigstens unsere Jacken wollten wir anbehalten – ein Fehler wie sich später herausstellte. Ich kam mir vor wie Bibo aus der Sesamstraße. Unbeholfen verließen wir die Kleiderkammer und lernten jetzt die anderen Teilnehmer kennen. Mit dabei waren unser Pilot, zwei Frauen die auf Angeltour wollten, ihr Guide, unser Guide Tom und Meli und ich. Suuuuper – wir waren die einzigen für die Bärenbeobachtungstour.

Geschlossen ging es zum Wasserflugzeug.

Hier wurde jedem ein Platz zugewiesen. Geschmeidig hoben wir im Regen ab und flogen etwa 40 Minuten bis zum Wolverine Creek. Schon kurz vor der Landung konnten wir Elche und Grizzlies aus der Luft erkennen. Die Landung war genauso sanft wie der Start. Nun hieß es einigermaßen unfallfrei auszusteigen, denn einen Steg gab es nicht. Wir stiegen vom Wasserflugzeug direkt in unsere Boote um. Meli, unser Guide Tom und ich nahmen ein Boot und die beiden anderen Ladies mit ihrem Guide nahmen ein anderes Boot.

„Boot“ heißt in diesem Fall ein kleines Ruderboot mit Außenbordmotor – ohne Dach versteht sich!

Das Wasserflugzeug flog wieder zurück und wollte uns gegen 18.00 Uhr wieder abholen.

Wir verstauten unsere Rucksäcke regensicher in eine Box und dann ging es auch schon los. Nur kurze Zeit später schon die erste Bärensichtung. Eine Grizzly-Mama mit ihren beiden Jungen. Diese Drei konnten wir lange beobachten - an Land und auch im Wasser.

Die folgenden Stunden gab es nahezu durchgehend Bärensichtungen. Mütter mit zwei Jungen waren die Regel. Es gab aber auch eine Bärenmama mit nur einem Jungen. Von fünf Stunden Bärenbeobachtung gab es maximal 10 Minuten keine Bärensichtung. Unsere Erwartungen wurden aber sowas von übertroffen. Mit so einer großen Bärenaktivität haben wir nie und nimmer gerechnet. Dafür regnete es aber auch die ganze Zeit – also ideales Wetter für die Bären. Wir waren im Freizeitstress. An Essen und Trinken war nicht zu denken. Dafür gab es einfach keine Zeit. Kaum war eine Bärenfamilie weg tauchten schon die nächsten Bären auf. Es war einfach nur grandios und unbeschreiblich schön. Gänsehautfeeling pur!

Tom, unser Guide, wusste genau wo er die Bären finden kann. Auch er hat so ein reges Treiben noch nie erlebt. Am Vortag war er ebenfalls am Wolverine Creek – ein Bär ließ sich da für 30 Sekunden blicken. Das war es!

Also waren wir mal wieder riesige Glücksschweine. Glücksschweine, die nach drei Stunden im Oberkörperbereich langsam nass wurden (selbst die guten Northface-Jacken geben irgendwann auf). So kroch der Regen nach und nach durch die Nähte und durch die Fleecejacke. Die Shirts wurden nass. Uns wurde irgendwann kalt und unsere Hände waren durch die Feuchtigkeit schon ganz aufgeweicht und schrumpelig. Wenigstens die Beine und die Füße blieben trocken. Aber all das war egal. Das was wir hier zu sehen bekamen war absolut einmalig. Viel gesprochen haben wir in den fünf Stunden nicht. Wir waren einfach sprachlos.

Wir haben gesehen, wie die Jungen mit ihrer Mama gekuschelt haben, wie die Jungen spielerisch miteinander gekämpft haben, wie sie geschwommen sind, wie sie ihrer Mama die gerade gefangenen Lachse streitig machen wollten, wie ein Bärenkind auf dem Rücken der Mama durch das Wasser geschwommen ist, eine lautstarke Lachs-Fressorgie, und und und. Ich kann gar nicht alles aufzählen.

So ganz nebenbei sahen wir auch immer mal wieder Weißkopfseeadler.

Die Stunden zogen ins Land und irgendwann muss „Frau“ ja mal. Irgendwann legte Tom an und meinte, er verschwindet mal eben hinter einen Busch. Ob wir auch müssten. Müssen schon, aber wollte ich auch?!?!?!? Tom war innerhalb von einer Minute wieder zurück. Ich hätte in einer Minute noch nicht einmal meine Latzhose ausgezogen bekommen. Und in meinem Bibo-Outfit war ich meilenweit zu sehen. Also entschied ich mich dagegen und hielt die nächsten zwei Stunden noch tapfer durch. In einem Gebiet mit so hoher Bärenaktivität muss ich nicht quitschegelb durch unwegsames Gelände stapfen.

Kurz vor 18.00 Uhr ging es langsam wieder zurück zu dem Platz, wo unser Wasserflugzeug landen sollte. Nur wenige Minuten später sahen wir am Himmel das braune Wasserflugzeug. Und auch unsere Anglerinnen trudelten wieder ein. Alle kletterten glücklich und zufrieden wieder ins Wasserflugzeug und kurze Zeit später hoben wir schon wieder ab. Auch beim Rückflug konnten wir wieder Elche und Grizzlybären aus der Luft beobachten.

Nach 40 Minuten landeten wir wieder ganz sanft. Nachdem ich aus dem Flugzeug geklettert war ging es – so schnell mich meine übergroßen Gummistiefeln getragen haben – zur Toilette. ENDLICH ;-)

Danach verabschiedeten wir uns von allen und marschierten zurück zum TC. Es ging wieder zurück zur Bings Landing Recreation Site. Auf dieser kurzen Strecke hatten wir die Sitzheizung an und die Heizung lief auf vollen Touren. Uns war jetzt so richtig kalt. Auf dem Campground angekommen, mussten wir erst einmal aus der nassen Kleidung. Anschließend wurde die Heizung angestellt und heiße Schokolade gekocht. Das half nicht wirklich. Wir schlotterten immer noch. Also Heater an und nach 30 Minuten ging es unter die heiße Dusche. Danach ging es in lange Ski-Funktionsunterwäsche und darüber dann die Jogginganzüge. So krabbelten wir ins Bett und unterhielten uns noch lange über das Erlebte … was für ein einmalig schöner Tag. Diesen Tag werden wir in unserem ganzen Leben nie vergessen!

Und hier nun noch ein paar Filmaufnahmen:

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Liebe Grüße

Katja