Erfahrungsbericht Dempster Highway bis Tuk mit einem SVC Womo
Route: Tombstone - Rock River - Inuvik - Tuk - Eagles Plains (5 Nächte)
Allgemein
Ich habe im Vorhin viel gelesen und mich über den Dempster informiert. Es gab aber wenig Erfahrungen, bezüglich einer Fahrt mit einem Wohnmobil und nicht mit einem TruckCamper. Daher wollte ich unsere Erfahrungen gerne teilen. Wir sind die komplette Strecke nach Tuk und zurück mit einem SVC von CanaDream gefahren. Es ist also such mit einem Wohnmobil möglich, auch wenn wir nur sehr wenige auf der Strecke gesehen haben. Bestimmt 80 % der Campingfahrzeuge sind TruckCamper. Immer wieder taucht das Thema Reifenschäden auf. Wir hatten keinen Reifenschaden oder einen anderen Defekt. Wir haben auch kein Verleihfahrzeug mit einem Reifenschaden gesehen oder mit betroffenen gesprochen. Die 2-3 beobachten Probleme betrafen immer private Fahrzeuge. Laut Aussage der Einheimischen sind gute und neue Reifen das beste Mittel gegen Reifenschäden und das ist den Verleihern wohl auch bewusst. Wir hatten ziemlich neue Reifen auf dem Fahrzeug. Das Risiko eines Reifenschadens ist vorhanden, aber auch nicht bei 50 % oder ähnlichem.
Hilfe bei einer Panne
Wenn es doch passiert und man sich einen Reifenschaden oder ein anders Problem eingefangen hat benötigt man externe Hilfe. Ein selbstständiger Reifenwechsel ist aufgrund fehlendem Werkzeug nicht möglich und bei dem schwereren Fahrzeug auch zu gefährlich. Es gibt am gesamten Highway außer in den beiden Orten im NWT keinen Handyempfang. Parallel erwartet CanaDream aber, dass man alle Pannen erstmal ihnen meldet und sie schicken dann einen Mechaniker. Wir haben uns deswegen und ganz generell aus Sicherheitsgründen ein Iridum Satellitentelefon ausgeliehen. Kostet ca. 200 € für 4 Wochen + anfallende Gesprächskosten von ca. 1€ pro Minute. Wenn man das nicht machen möchte, kann man nur ein anderes Fahrzeug bitten Hilfe zu holen. Viele Autos und alle Trucks haben CB Funk dabei. Je nach Standort kann es aber länger dauern und aufgrund der Anfahrtkosten sehr teuer werden. Sobald man wieder telefonieren kann, sollte man den Vorfall melden. Sehr skeptisch wäre ich mir von anderen Fahrern helfen zu lassen. Wenn dann etwas passiert, könnte das mit der Haftung blöd werden. Da die Versicherung von CanaDream Reifen nicht pauschal ausschließt sondern nur alle Kosten mit einer extrem hohen SB von 1.000 € pro Reifen auf den Kunden abwälzt, müsste aber die deutsche Zusatzversicherung zum Ausschluss der SB greifen. Man bekommt die Kosten somit zumindest nachträglich erstattet.
Straßenzustand
Der Straßenzustand des Dempster ist sehr unterschiedlich und ändern sich aufgrund des Wetters und den Arbeiten der Crews ständig. Auch der unterschiedliche Belag spielt eine Rolle. Als gute Reisegeschwindigkeit mit dem SVC hat sich 70-80 km/h herausgestellt: Wir haben folgende Bedingungen vorgefunden:
Gut: Tempo 70-80 mit kurzen Unterbrechungen möglich; ca. 70 km pro Stunde im Schnitt
Mittel: Tempo 70-80 mit einigen Unterbrechungen möglich; ca. 60 km pro Stunde im Schnitt
Schlecht: Tempo 70-80 mit häufigen Unterbrechungen möglich; ca. 50 km pro Stunde im Schnitt
Sehr schlecht: Tempo 70-80 mit ständigen Unterbrechungen auf 20-30 km/h; ca. 35-40 km pro Stunde im Schnitt
Wichtigste Gründe für die Unterbrechungen sind die Beschaffenheit der Straße (Sägezahnprofil) und vor allem die Anzahl der Schlaglöcher. Teilweise kann man noch ausweichen, teilweise geht es nicht mehr und dann hilft nur bremsen und langsam drüber fahren. Man entwickelt mit der Zeit einen Blick für eine gute Route durch die Löcher.
Kilometer 0 - 30 km nach dem Tombstone Center: Mittel
30 km nach Tombstone Center - Kilometer 300: Gut
Kilometer 300 - Eagles Plains: Mittel
Eagles Plains - Yukon Border: Schlecht - sehr schlecht
Yukon Border - Fähre Peel River: Gut
Fähre Peel River - Fähre Mackenzie River: Gut - Mittel
Fähre Mackenzie River - Inuvik: Gut - Mittel
Inuvik - Tuk: Gut - Mittel; bis auf ca. 30 sehr schlechte Kilometer die ca. 30 km nach Inuvik beginnen.
Fahren auf dem Dempster
Der große Feind in einem Wohnmobil sind die vielen vielen Schlaglöcher und das Sägezahlprofil der Straße, dass alles im Wohnmobil erschüttert lässt. Nach dem ersten Tag weiß man was man anders verstauten muss, da man nicht allem ausweichen kann. Aber es bleibt sehr laut im Fahrzeug. Vermutlich ist es besonders im hinteren Bereich während der Fahrt nicht sehr angenehmen. Besonderen die letzten 100 km im Yukon sind eine Tortur, auf der es Abschnitte gibt die mehrere 100 Meter lang mehr aus Löchern als aus Straße bestehen. Da kann man nur langsam fahren. Das ist mit dem WoMo auf dieser Straße generell eine gute Idee. Gegen Steinschläge hilft bei Gegenverkehr abbremsen und nach rechts rüber. Vor allem bei LKW. Ich könnte das einmal nicht umsetzten, da mir der LKW erst in der Kurve begegnet ist und hatte sofort einen Steinschlag auf der Scheibe. Generell ging es mir so, dass ich abends gut kaputt war. Das fahren strengt schon mehr an als auf normalen Straßen.
Herausforderungen beim Fahren
Solange es trocken ist, fährt sich der Dempster bis auf das zeitweilige Slalom um die Schlaglöcher wie eine normale Straße. Es ist nur etwas lauter und teilweise sehr staubig. Beim Bau der Straße fanden wenige Erdarbeiten statt, daher geht es teilweise extrem steil bergauf und auch begab. Das ist am Anfang etwas ungewohnt.
Interessant wird es bei Nässe: Auch da kommt es sehr auf den Belag der Fahrbahn an. Teilweise bleibt der Untergrund sehr hart, teilweise weicht er aber total auf und dann wird es anstrengend. Lenken und beschleunigen ist dann nur nur eingeschränkt möglich. Das Fahrzeug rutscht hin und her. Besonders am Straßenrand und Bergab muss man unheimlich aufpassen. Uns wäre fast ein Straßenrand zum Verhängnis geworden. Auch hier gilt, immer schön langsam fahren, vor allem bergab. Kleiner Gang rein und langsam rollen lassen. Wir hatten auf beiden Strecken Nässe und es war eine echte Herausforderung. Als Bonus verschlampt das Womo bei Nässe von außen vollkommen und der Dreck wird steinhart wenn er trocken ist. Das liegt wohl an den Zusätzen die beim Bau und beim Erhalt der Straße verwendet werden. Weiterhin muss man soweit im Norden immer mit Schnee rechnen. Dabei bildet der Schnee zusammen mit dem aufgeweichten Untergrund eine Pampe. Uns hat es Ende August in den Richardson Mountains auch getroffen. Darauf ist das Womo nicht ausgelegt und wir haben es mit Ach und Krach und mit 15 km/h den Berg hoch geschafft. Runter ging es dann ganz langsam. Sollte es zeitlich irgendwie möglich sein, sollte man sowohl Schnee als auch ergiebigen Regen irgendwie vermeiden. Zumindest wenn man es vorher weiß, da sich das Wetter extrem schnell ändern kann und die Vorhersagen nicht sehr aussagekräftig sind. Meistens ist aber vor allem der Schnee im Sommer nach einiger Zeit wieder Geschichte.
Ich bin ein durchaus routinierter Fahrer, der auch schon etwas erlebt hat und vor allem Fahrzeuge dieser Größe und vor allem auch Wohnmobile schon häufiger gefahren ist aber bei dieser Fahrt war aufgrund des Wetters mein gesamtes Portfolio an Erfahrungen gefragt. Es war beherrschbar, aber durchaus eine Herausforderung.
Versorgung an der Strecke
Es gibt auf der Yukonseite die 3 staatlichen CG und Eagles Plains. Tanken in Eagles Plains ist mit einem Benziner Pflicht, damit kann man aber bis Inuvik durchfahren. Benzin ist mit 1,60 CAD teuer. Übernachten in Eagles Plains mit 25 CAD fair und das Essen im Restaurant ist auch vernünftig und bezahlbar. Generell sind alle Preise an der Route und in Inuvik sehr fair, wenn man betrachtet, dass alles mit dem LKW lange transport werden muss. Die Lage der CG geben bestimmte Fahrintervalle vor, so dass man häufig die gleichen Leute sieht. Der CG am Tombstone ist schnell voll. Im Notfall kann man vielleicht auf den Parkplatz des Centers ausweichen. Zumindest war da kein gegenteiliges Schild und man hat ja keine richtige Alternative. Der nächste CG ist 1,5 Stunden entfernt. In Tuk kann man aktuell nur am Meer stehen. Es wurde ein Klo, Feuerstellen und Picknick-Tische aufgestellt. Das ganze kostet aber seit 01.08.18 30 CAD die Nacht, die man in der Touristen Info zahlen muss.
Fazit:
Das ganze Ding ist ja mit einem großen Invest an Zeit und Geld verbunden. Dazu war es fahrerisch eines der spannendsten Dinge die ich gemacht habe. Ist es das wert? Ja auf jeden Fall! Die Landschaft ist der Wahnsinn, man sieht eine Natur die man so noch nicht gesehen hat und die Menschen sind unheimlich freundlich und freuen sich das man kommt. Man lernt eine vollkommen neue Kultur zumindest etwas kennen. Ich würde es immer wieder machen. Es war einfach traumhaft schön!
Hallo,
vielen Dank für diese guten Informationen.
Nur ein kleines Update: wir sind den Dempster im Mai bis km 90 gefahren, dann mussten wir umkehren. Es regnete so stark, dass die Strasse nur noch eine Rutschpartie war.
Aber die gesamte Strecke waren Bauarbeiten an der Strasse zugange. Der Hwy. wird teilweise auch verbreitert.
Am Dempster darf man (fast) überall wild campen. Unseren schönen boondocking-Platz habe ich in der Abenteuer-Map eingegeben.
Beate
Ich grüße Dich Marvin!
Truck Camper versus Wohnmobil ist wohl eine "Glaubensfrage". Eine Glaubensfrage deshalb, weil viele glauben, ohne Truck Camper geht es im hohen Norden nicht.
Meine Frau und ich haben bei über 30.000 Kilometern in Kanada/USA jedoch noch nie einen Truck Camper vermisst.
Vor einigen Jahren hat man da oben nur wenige Truck Camper gesehen, weil sie recht teuer waren. Zwischenzeitlich haben sich die Preise angenähert und der Glaube an Truck Camper ist finanzierbar.
Befahren von Strecken, für welche ein Truck Camper angesagt ist, werden von den Verleihern i.d.R. sowieso verboten.
Wir haben bisher die Bequemlichkeit eines WoMos vorgezogen und das ab und zu auftretende Geklapper in Kauf genommen.
Aber wie so vieles im Leben ............ Ansichtssache.
Beste Grüße vom HANS
JEDE REISE BEGINNT MIT DEM ERSTEN SCHRITT
Moin,
interessante und ausführliche Informationen - vielen Dank dafür.
Und ja - TC oder WoMo ist fast schon wie Pumo oder Adidas / Mercedes oder BMW / ...
Wir fanden den TC klasse, gut zu fahren und genau richtig für 2 Leute. Aber wir finden auch ein WoMo gut.
Man findet für beide Vor- und Nachteile - bleibt also jeden überlassen.
Fakt ist aber, das man dort oben nicht unbedingt mit einem 30" Teil unterwegs sein sollte.
=======================
Ne schöne Jrooß ahn all
Uwe
"Yukon" und mehr Kanada auf Flickr
Danke für das Feedback. Natürlich ist die Frage Wohnmobil oder TC eine Glaubenssache die man nicht diskutieren sollte. Jeder wie er es mag :) Ich wollte nur gerne das Feedback da lassen, das man auch mit einem Wohnmobil im Norden (wenn einem wie uns der Komfort eines Wohmobil wichtig ist) keine Abstriche bei der Tour machen muss, wenn man in Bezug auf Lärm und Geschwindkeit etwas kompromissbereit ist. Einfacher ist es aber natürlich mit einem TC! Bei uns war da Verhältnis TC - Wohnmobil auf dem Dempster bestimmt 90/10. Die TC sind wirklich unheimlich populär geworden und wir waren auf den CG teilweise das einzig Wohnmobil.
@Beate: Ich habe dieses Jahr leider viele No overnight Parking Schilder am Dempster gesehe, aber man findet noch freie Stellen. Ich kann euch gut verstehen, dass ihr bei Regen umgedreht seit. Es ist wirklich eine große Rutschpartie.
Ja, wir auch! Leider werden das anscheinend immer mehr. Aber ist vielleicht auch verständlich, da auch der Verkehr immer mehr wird.
Beate