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Auslandsreisekrankenversicherung - aus aktuellem Anlass

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Kristina
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Beigetreten: 25.08.2009 - 19:32
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Auslandsreisekrankenversicherung - aus aktuellem Anlass

Hallo liebe Foris,

dieses Forum dient ja nicht nur dem Planen von Routen und dem Austausch von Reiseberichten, sondern auch der Weitergabe von Informationen und Erfahrungen. Dazu gehören technische Infos und wichtige Vorbereitungen. Zu letzterem Thema haben wir eine besonders nachdrückliche Empfehlung in Bezug auf Auslandskrankenversicherungen!

Abenteuerurlaub der besonderen Art haben wir nämlich in den letzten Tagen jetzt definitiv hinter uns gebracht, der weder vorhergeplant, noch gebucht oder gewünscht war!!

Begonnen hat alles mit einer kleinen wunden Stelle an Jörgs Bauch, offensichtlich hervorgerufen durch den Sicherheitsgurt. 2 Tage später / Sonntag abend hatte sich dort trotz Einsatz von antibiotischer Salbe eine Infektion entwickelt. Am Montag haben wir dann ärztliche Hilfe gesucht und Jörg hat daraufhin den gesamten Ablauf im amerikanischen Gesundheitssystem einmal gründlich unter die Lupe genommen.

Unsere erste Station: Eine normale Tagesklinik mit Allgemeinmedizinern.

Hier wurden zunächst 127 $  für die Untersuchung fällig. Der kleine Eingriff unter örtlicher Betäubung mit Verschreibung von Antibiotika und Schmerzmitteln wird später in Rechnung gestellt. Für die Medikamente haben wir noch einmal 27$ bezahlt.

Am nächsten Tag bei der Kontrolluntersuchung erfolgte die nachfolgende Überweisung zu einer Chirurgischen Klinik mit Spezialisten.

Zweite Station: Die Untersuchung in der Chirurgischen Station musste zunächst mit 55 $ für den Spezialisten bezahlt werden. Nach einem kurzen Blick auf die Wunde (für 55 $!) bekamen wir die Überweisung zur örtlichen Notaufnahme. Bereits auf einem Billboard am Weg dorthin erfuhren wir, dass die Wartezeit erheblich sein könne!

Dritte Station: Die Aufnahme im Emergency Room des Ogden Regional Medical Centers / Utah ging innerhalb von Minuten über die Bühne. Alle Untersuchungen von Blut und Abstrich waren binnen einer Stunde abgeschlossen und Jörg mit der Diagnose Bauchdeckenabzeß für eine Operation vorbereitet. 

Vierte Station: Bereits eine Stunde später hatte Jörg die Operation hinter sich und den OP-Saal verlassen. Nach dem Aufwachraum konnte er dann sein Einzelzimmer auf der Chirurgischen Station beziehen.

Hier hat er noch weitere zwei Tage und Nächte mit intensiver Überwachung verbracht, bevor er dann entlassen wurde. Der kurze Besuch in der Pharmacie kostete noch einmal 69 $.

Die weitere Versorgung erfolgt jetzt ambulant und nach einer letzten Untersuchung und der Zusicherung des „Fit-to-Fly-Status“werden wir hoffentlich unsere Rückfahrt nach San Francisco und den Heimflug ohne Probleme antreten können!

 

Entscheidend ist aber:

Dank der bestehenden Auslandskrankenversicherung für 37 € / Jahr wird uns diese Aktion neben der ganzen Aufregung vermutlich nicht viel kosten. Noch in der ersten Nacht habe ich in München telefonisch den Notfall gemeldet und nach dem Austausch aller relevanten Daten und der Übermittlung der Flugdaten per Email (Wichtig für die Einhaltung der Frist) hat sich der Versicherer intensiv um alles gekümmert. Es gab Rückrufe beim behandelnden Arzt, dem Krankenhaus, der Rechnungsabteilung und bei uns und nachdem geklärt war, dass es sich bei der Erkrankung um keine Vorerkrankung handelt, konnte mir die volle Kostenübernahme zugesagt werden.

Jörg hat das Krankenhaus verlassen, ohne für die enormen Kosten aufkommen zu müssen. Die restlichen Rechnungen und Quittungen werden wir später zur Erstattung direkt einreichen können.

Unser Rat an alle:

-      Auslandsreisekrankenversicherung nicht vergessen

-      Alle Versicherungsunterlagen mitnehmen

-      Fristen einhalten (maximale Reisedauer)

-      Vorerkrankungen ausschließen!

 

Lasst euch von meinem lockeren Ton nicht irritieren, er ist dem positiven Ausgang und der Erleichterung der gesamten Aktion geschuldet – es waren harte Tage! Die Diagnose mit dem Hinweis auf einen nekrotischen Verlauf hätte auch viel schlimmer enden können!

Unseren Urlaub haben wir übrigens trotz alledem vorher noch genießen können. Die Fahrt im Inland durch Californien, Oregon und Washington verlief im schönsten Sonnenschein, auch wenn die Nachttemperaturen am Trillium Lake südlich von Mount Hood mehr als winterlich waren. Drei Tage auf Bainbridge Island dienten der absoluten Erholung am Strand und Seattle war bei hochsommerlichen Wetter einfach toll! Den Olympic Nationalpark konnten wir – wie bereits 2003  bei superschönem Wetter genießen und der Hoh-Rainforest hat seinem Namen keine Ehre gemacht – bei 25 °C und Sonnenschein. Ebenso viel Glück hatten wir bei der Fahrt an der Pazifikküste – nur das Wasser war zum Baden natürlich viel zu kalt! Der erste und einzige Regentag erwischte uns am Cape Disappointment – der Name ist eben Programm!

Wir wünschen euch allen, die noch planen, schon packen oder bereits unterwegs sind einen schönen und gesunden Urlaub – dies hat ab jetzt für uns eine ganz besondere Bedeutung!

Noch sind wir in Utah, aber am nächster Woche heißt es wieder:

Mit lieben Grüßen aus Braunschweig

Kristina und Jörg

 

gafa
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Beigetreten: 30.07.2010 - 19:24
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RE: Auslandsreisekrankenversicherung - aus aktuellem Anlass

Hallo Kristina und Jörg,

zunächst erstmals beste Genesungswünsche an Jörg und schön zu hören dass guter Vorsorge mit der Reisekrankenversicherung alles ein gutes Ende genommen hat.

Ansonsten Dir Kristina dass Ihr Euch von dem Schock die restl. Urlaubstag noch gut erholen könnt und vielen Dank für diese Schilderung welche die Notwendigkeit einer entsprechenden Vorbereitung für eine Reise wieder einmal sehr deutlich macht.

Kommt wieder gut und wohlbehalten nach Hause.

Liebe Grüße
Gabi

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Kristina
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Beigetreten: 25.08.2009 - 19:32
Beiträge: 406
Nachtrag...

..... zu unserem Erlebnis der besonderen Art:

Mittlerweile sind 2 Monate vergangen und langsam sehen wir Licht am Ende des Tunnels!

Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus haben wir 2 Tage gebraucht, um an Informationen für unseren Arzt in Deutschland zu bekommen. In den USA läuft dies aber etwas anders: Es gibt keinen Arzt- oder Entlassungsbericht, sondern einen Zugangscode für das Online-Konto. Hier können alle Informationen - und zwar wirklich alle ( incl. Laborwerte, Medikation, Befunde, Röntgen- und OP-Berichte) abgerufen werden   - WENN MAN EINE AMERIKANISCHE SOZIALVERSICHERUNGSNUMER HAT !
Ohne Nummer gibt es keinen Medical Report! Sehr mühsam mußten die Unterlagen schriftlich an einer zentralen Stelle geordert werden und dann per Email abgefordert - ich mag keine Formulare und wenn sie dann noch in juristischem Englisch geschrieben sind.......

Vom Krankenhaus wurden wir gut informiert über die Versorgung der Wunde (die noch für einige Zeit offen bleiben sollte).
Meine Bedenken, dass es in einem Wohnmobil kaum möglich sei, eine klaffende Operationsnarbe zu versorgen und täglich die Drainage zu wechseln , teilten die Ärzte nicht. Mit einem Beutel Verbandsmaterial, Pflegeartikeln und Medikamenten durften wir uns auf die Reise machen - die Freigabe wurde problemlos erteilt und die Ärzte sahen darin kein Risiko!

Nach der Entlassung haben wir uns auf den langen Weg von Salt Lake City nach San Francisco gemacht - immerhin 780 Meilen über die Interstate.  In San Francisco haben wiir uns noch 2 Tage auf dem Anthony Chabot Statepark erholt - speziell für Jörg war dies gut, denn die Fahrt war sehr anstrengend.

Unser Heimflug hat einigermaßen gut geklappt - mit ausreichend Pausen hat Jörg dies gut überstanden.

Leider war unser Hausarzt mit dem Ergebnis der Operation in Utah nicht zufrieden und innerhalb von 30 Minuten war klar, dass schnellstmöglich eine Nachoperation erforderlich war.

8 Wochen danach geht es Jörg relativ gut - in 2 oder 3 Wochen kann er auch beruflich wieder loslegen.

Vom Krankenhaus in Utah bekommen wir regelmäßig Informationen über den Rechnungsstand, die Bezahlung erfolgt allerdings direkt über den ADAC in München. Alle zusätzlichen Kosten (Arztbesuche in den USA, Medikamente, Verbandsmaterial, Telefon- und zusätzliche Kosten) wurden von der Auslandskrankenschutzversicherung des ADAC gegen Vorlage der Originalrechnungen erstattet. Zumindest in dieser Hinsicht müssen wir uns keine Sorgen machen!

Mit lieben Grüßen aus Braunschweig

Kristina und Jörg

 

gafa
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Beigetreten: 30.07.2010 - 19:24
Beiträge: 8530
RE: Auslandsreisekrankenversicherung - aus aktuellem Anlass

Hallo Kristina und Järg,

vielen Dank für diese ergänzenden Informationen und vor allem freut es mich zu hören dass es Deinem Mann inzwischen wieder erheblich besser geht und Ihr Eure Heimreise gut und sicher gemeistert habt.

Aufgrund Dener Schilderung mit der Nachversorgung der Wunde war ich doch sehr verwundert wie entspannt das dort gesehen wird. Mir wär es da wie Dir gegangen und ich hätte ziemlichen Bammel ob ich da alles richtig machen würde und ob da kein Risiko bestanden hat naja ich weiß nicht.

Ich denke inzwischen bist auch Du wieder entspannter und schöne Grüße auch an Deinen Mann und weiterhin gute Genesung.

Liebe Grüße
Gabi

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Bernhard
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Beigetreten: 21.08.2009 - 15:31
Beiträge: 16190
RE: Auslandsreisekrankenversicherung - aus aktuellem Anlass

Hallo Kristina,

vielen Dank für deine ausführliche Schilderung --  und Glückwunsch, dass es doch glimpflich ausging.

Wenn ich aber deine Bemerkung über fehlenden Brief  und die ausschließlich  online-Übermittlung aller medizinischen Daten lese, weiß ich, warum ich gegen die eGK und die zentrale Speicherung aller medizinischen Daten bin (vom potentilellen Hacking mal ganz abgesehen ) .

Grüße

Bernhard

Scout Womo-Abenteuer.de


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Kristina
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Beigetreten: 25.08.2009 - 19:32
Beiträge: 406
Wohl wahr!

@ Gabi,

vielen Dank für die lieben Grüße und - du hast Recht! Es war erstaunlich zu sehen, mit welcher Lockerheit in der Versorgung mit diesen doch ziemlich kritischen Keimen umgegangen wird. Nur gut, dass ich relativ belastbar in der Wundversorgung bin.

Jörg wurde ja unmittelbar nach der Einlieferung in die Notaufnahme auf resistente Krankenhauskeime getestet und der Befund "MRSA positiv, Staphylococcus Aureus" kam relativ schnell. Von Isolation, Sterilisation und entsprechenden Vorsorgemaßnahmen keine Spur. Die erwartete Kombination aus Mundschutz, Handschuhe, Kittel, Überzieherschuhe, Händewaschen, Desinfektion und Kontaktverbot, verbunden mit einem Isolationszimmer gab es nicht. Nach Auskunft der behandelnden Ärzte reicht eine Medikation mit perfekt angepassten Antibiotika aus. (Was war jedoch mit den anderen Patienten auf der Intensiv- und Intensiv-Pflegestation?)

Jörg hat Glück gehabt, dass die Medis wirklich innerhalb kürzester Zeit wirkten. In Deutschland angekommen erlebten wir die hiesigee Variante des Vorgehens "MRSA-Patient" mit der vollen Härte. Erst als auch der 6.Abstrich (in 4 Wochen) negativ blieb, durfte er wieder normal unter die Leute gehen!

@ Bernhard

Wohl wahr - so richtig gut gefühlt habe ich mich mit dieser Vorgehensweise auch nicht! Aber es gab keine andere Wahl!

 

Mit lieben Grüßen aus Braunschweig

Kristina und Jörg