Womo-Abenteuer

Nordamerika im Wohnmobil erleben!

Grand Canyon: Rim2Rim - im Juli 2012 vom Südrand zum Nordrand

24 Beiträge / 0 neu
Letzter Beitrag
MichaelAC
Bild von MichaelAC
Offline
Beigetreten: 25.08.2009 - 19:11
Beiträge: 7568
Grand Canyon: Rim2Rim - im Juli 2012 vom Südrand zum Nordrand

Die Idee, in den Grand Canyon zu wandern, mit Zelt, hatten wir Eltern schon lange ... "wenn die Kinder groß sind" ... im Sep. 2011 schoss uns dann durch den Kopf "warum nicht mit Kindern" ... das war zwei Tage, nachdem wir für Juli 2012 Flug und Wohnmobil SFO-SFO gebucht hatten. Wir haben umgebucht wink

Details könnt ihr in unserem damaligen Planungsthread nachlesen, auch die Überlegungen, ob South-South, North-North, North-South oder South-North. Die ganze Reise, von San Francisco bis Las Vegas, habe ich in diesem Reisebericht beschrieben, noch hier mehr Details und Bilder.

Wegen der Kinder (10 und 13 Jahre alt) wollten wir die Strecken in "kleine" Häppchen unterteilen, und nicht in einem Tag hoch gehen. Unsere Tagesplanung

1. Tag: Ankunft North Rim
2. Tag: Shuttle zum Südrand, dort eine Hotelübernachtung
3. Tag: South Kaibab Trail bis unten zum Bright Angel Campground
4. Tag: North Kaibab Trail bis zum Cottonwood Campground
5. Tag: Hoch bis zum Nordrand.
6. Tag: Weiterreise
Das Wohnmobil bleibt solange auf der Site im North Rim Campground stehen - die Ranger meinten auf telefonische Rückfrage, dass dies a. ginge und b. auch am sichersten sei.

 

Nachdem diese Grobplanung feststand, habe ich mich drum gekümmert, was man wann alles buchen muss:

- North Rim Campground: wichtig, ist im Sommer immer ausgebucht.
--> Wir haben 6 Monate vorher, taggenau, die 5 Nächte gebucht.

- Permits für die Übernachtungen im Canyon, geht 3 Monate vorher.
--> Am 1.3. beantragt, der Wunschtermin war frei. (Im Juli/August ist es recht problemlos.)

- Essen in der Phantom Ranch. Hatte ich völlig unterschätzt, geht schon 13 Monate vorher.
--> Am 5.3. war Frühstück kein Problem, aber die Dinner waren alle weg - ooops.
--> Wöchentlich angerufen, im Juni hatte ich Glück.

- Hotel am Südrand: sollte man auch 6-9 Monate vorher machen.
--> Im Okt.2011 habe ich 5 Nächte in der Thunderbird Lodge gebucht (2x Queen gibt's nicht so viele)
--> und im März 4 davon wieder storniert.

- Shuttle: Einziger Anbieter ist Transcanyon Shuttle.
--> Kein Pronblem im Juli/August, im März reserviert.

 

Wichtige Planungshilfen waren folgende Bücher und Links:

- USA: Grand Canyon Trails. Klein, kompakt, sehr informativ.
- Grand Canyon - The Complete Guide. Ausführlich, auch geschichtliches.
- iBook: Hikernut's Grand Canyon Companion. Eine Art "How to", konkret und interessant.
- Trail map: http://www.everytrail.com/view_trip.php?trip_id=442737 
- 3D-Map: http://veiks.com/hiking/gcintro/grandcanyon.html 
- FAQ: http://www.grandcanyon.com/faq.html
- Planung: http://www.grandcanyonhiker.com/traildata/rimtorim.shtml
- Permits: http://grandcanyonbackcountryguide.com/backcountry_permits.html
- aktuelle Trailinfos: http://www.nps.gov/grca/planyourvisit/trail-closures.htm
- Offizielle Broschüre http://www.nps.gov/grca/planyourvisit/campsite-information.htm
- Phantom Ranch: http://www.grandcanyonlodges.com/lodging-704.html
und die beiden Threads hier im Forum von mir und Richard

 

Viele Grüße, Michael

Scout Womo-Abenteuer.de
Unsere Reisen USA und Afrika: familie-becker-feldmann

MichaelAC
Bild von MichaelAC
Offline
Beigetreten: 25.08.2009 - 19:11
Beiträge: 7568
Vorbereitungen

Der Grand Canyon ist Wildnis ... jedes Jahr kann man von Todesfällen lesen. Als wir von zuhause losfuhren, war bereits von 4 Toten durch Absturz zu lesen ... und unser Shuttle-Fahrer ergänzte "plus the 12 fatalities because of exhaustion, from a total of 250 rescue operations for hikers".
Die Warnungen, die man überall lesen kann, haben wir ernst genommen, und uns deshalb gut vorbereitet. Unser Fahrer sagte "... but never a German among these fatalities, they know the rules and adhere to the rules". Oder wie auf vielen Tafeln am Grand Canyon zu lesen ist: der typische Tote ist männlich, sportlich-fit, 35 Jahre alt, alleine unterwegs.  ;-( 

 

Wir sind alle vier fit - Langstreckenläufer, Triathlon - insbesondere unsere Kids sind äußerst sportlich und ausdauernd. Aber wir sind keine Wanderer, haben noch nie eine Mehrtageswanderung gemacht.
Die Generalprobe (günstige Rucksäcke für die Kids und Karin, ein geliehener für mich) war Pfingsten: 3 Tage Eifelsteig, Gewicht im Rucksack in etwa so wie im Grand Canyon, ca. 400-800 Höhenmeter pro Tag. Die wichtigsten Erkenntnisse:
- Bei dem hohen Gewicht brauchen Karin und ich qualitativ bessere Rucksäcke (Passform!).
- Wir haben alle vier sehr unterschiedliche Geschwindigkeiten. Zusammengehen ist lästig.
- Meine Spiegelreflex-Kamera über der Schulter ist eine Qual. 

 

Also wurden noch anständige Rucksäcke gekauft. Und: bergab dürfen Luis und Karla voranstürmen; bergauf Luis vorneweg, einer bleibt hinten bei Karla; einmal pro Stunde warten wir aufeinander.
Und das Camera Clip System von Peak Design musste her. Teuer ... aber ich will es nicht mehr missen. 

 

Die Wander- und Campingausrüstung mussten wir fast komplett kaufen:
- Rucksäcke und Isomatten in guter Qualität.
- Seidenschlafsäcke
- Billiges, aber leichtes 3-Personenzelt (wir sind nicht so groß, und passten zu viert quer da rein) 
- Kocher, Sporks, Kleinkram
... alles in allem kamen nach und nach 900€ zusammen. 

 

Die Wanderung hatten wir ans Ende unserer Reise gelegt, damit
- der Jetlag auskuriert ist, und
- wir uns an die Höhe gewöhnt haben.
Beides war wichtig - die Wanderungen am Anfang der Reise oder auf vergleichbarer Höhe (im Lassen NP, im Great Basin NP) haben uns zunächst ziemlich geschlaucht. Nach ca. 1 Woche hatten wir uns aber an die Höhe gewöhnt.

 

Und schließlich die drei goldenen Regeln:
- Zwischen 10:00 und 17:00 nicht wandern! D.h. früh los gehen, gegen 5:00-6:00 Uhr.
- Pro Stunde und Person 1 Liter Wasser dabei haben.
- Alle 60 min ein Pause von 15-30 min, in der man vor allem etwas isst. 

 

... wir fühlten uns gut gerüstet smiley

Viele Grüße, Michael

Scout Womo-Abenteuer.de
Unsere Reisen USA und Afrika: familie-becker-feldmann

MichaelAC
Bild von MichaelAC
Offline
Beigetreten: 25.08.2009 - 19:11
Beiträge: 7568
27./28.7.2012 Etappe 1: vom Nordrand zum Südrand

In den Coral Pink Sand Dunes waren wir schon früh aufgestanden, bereits um 5:30 für die Wanderung zu den Dinosaur Tracks, so dass wir dort gegen 10:00 schon losgefahren sind. Dadurch waren wir schon früh, um 13:00, am North Rim. (Und nebenbei war das schon ein Stück Eingewöhnung an das frühe Aufstehen der nächsten Tage ;-)

Wir hatten wieder die an sich schöne Site 17 - aber diesmal musste, wegen der Waldbrandgefahr - das Wohnmobil in Fahrtrichtung stehen bleiben, also "verkehrt herum", mit der Tür zur Straße statt zum Sitzplatz.

Egal ... wir grillen, spazieren zur Lodge, reservieren uns einen Fensterplatz für den Abend nach der Rückkehr. Aber erst, nachdem die Dinnerkarte auch von unserer beiden Kids genehmigt worden ist:

 

Abends packen wir die Wandersachen zusammen. Oh Schreck ... alles ist schwerer als gedacht. Am Ende kommt zusammen
 5,5 kg für Karla
 7,5 kg für Luis
 11 kg für Karin und
 14 kg für mich.
Einziger Hoffnungsschimmer: 13 kg davon sind Wasser (4+4+3+2 Liter), und die werden ja stündlich weniger. Und nach dem 1. Tag werden ja auch die Essensvorräte weniger.

 

28.7., um 5:15 klingelt der Wecker, wir sind pünktlich um 7:00 am Camp Store - nur der Shuttle ist nicht da. 20 min später kommt er, der Fahrer hat versucht, den Michael X von der Lodge abzuholen. Den gab es tatsächlich, ein Namensvetter aus Deutschland ;-)

Die Fahrt dauert 4.5 Std und ist extrem kurzweilig: unser Fahrer ist einer der belesensten Amerikaner, den wir je kennengelernt haben und unterhält uns mit Fakten, Geschichten, Anekdoten aus Geologie, Natur, Historie, Indianern u.v.m. Vor allem die Kinder sind hingerissen von den Fakten und Anekdoten. ("You will do a walk-in-time - each step is 10.000 years into the past")

 

 
Eingang zur Bright Angel Lodge   ...   Blick Richtung Kolb Studio

Der South Rim ist speziell: tolle Aussicht, tatsächlich noch spektakulärer als am North Rim, zum einen weil man nicht an einer Seitenschlucht ist, sondern am Hauptcanyon, zum anderen, weil die Sonne meist im Rücken steht. Aber insgesamt ist es ein gigantischer Massenrummelplatz.

Wir finden es nach kurzer Zeit abschreckend - Horden von Reisebussen, überall ist es voll. Als ich es wage, zu Fuß von Market Plaza zum Visitor Center zu gehen, muss ich an der Straße entlang gehen, es gibt keinen Fußweg. Kurz vor dem Ziel werde ich von einem Ranger gestoppt: streng verboten, "too dangerous", er schaltet das Blaulicht ein, blockiert die Kreuzung und ich gelange sicher über die zu dem Zeitpunkt völlig leere Straße. Crazy and ridiculous!

Wie schön ist dagegen ein ruhiger Nationalpark wie Great Basin, Great Sand Dunes oder State Parks wie MacKerricher, Coral Pink Sand Dunes ...

Ja, auch Zion oder Yellowstone sind voller Menschen, aber sie verteilen sich besser und kleben nicht alle am Rim, und diese Parks sind nicht so dermaßen durchkommerzialisiert. Außerdem ist es in den Shops und Stores fast exakt doppelt so teuer wie am North Rim - vom T-Shirt über die Wasserflasche bis zu den Süßigkeiten.

Ansonsten: Gutes Essen im Arizona Room (und erstaunlich preiswert), das Zimmer in der Thunderbird Lodge ist gut. Nachmittags haben wir 5 Std Platzregen (ein Blitz trifft eine Ponderosa Pine, die sofort wie eine Riesenfackel brennt; alles wird innerhalb von Minuten abgesperrt, gelöscht und der qualmende Baumstumpf wird zersägt und entfernt; schon beängstigend, wie schnell und doll es brannte und wie schnell die Äste weg waren).

Die Monsoon-Zeit hat begonnen, seit ein paar Tagen regnet es jeden Nachmittag. Wir werden dankbar sein - keine gnadenlose Sonne, nur 30-35° statt der Juli-üblichen 45° im Canyon, ab und zu ein abkühlender Regenschauer (der aber innerhalb des Canyons meist nicht bis zum Boden kommt).

Wir gehen früh ins Bett ...

Viele Grüße, Michael

Scout Womo-Abenteuer.de
Unsere Reisen USA und Afrika: familie-becker-feldmann

MichaelAC
Bild von MichaelAC
Offline
Beigetreten: 25.08.2009 - 19:11
Beiträge: 7568
29.7.2012 Etappe 2: South Kaibab Trail

Heute ist Luis Geburtstag - und ein wichtiger für ihn: endlich Teenager wink

Ein kleiner Lemon Cake als Geburtstagskuchen, ein Mini-Lego als Geschenk, quasi als Gutschein für das große Lego. Wir schaffen tatsächlich den 5:00-Shuttle zum Yaki Point, um 6:15 gehen wir los.

Den South Kaibab Trail hatten wir statt des Bright Angel Trail gewählt:
- Man geht auf einem Bergkamm, nicht durch einen Seitencanyon. Also tolle Ausblicke smiley
- Kürzer (7.1 statt 9.8 mls), dafür 1460 statt 1360 Höhenmeter. Erschien uns bergab günstiger.
- Weniger Menschen wink

Hier die wichtigsten Daten zum South Kaibab Trail.

Der bedeckte Himmel ist eine Gnade ... wir kommen gut voran, die Kids immer 5-10 min vorneweg wink

Ein kleine Auswahl der vielen Eindrücke unterwegs (mehr in unserem Detailbericht :)

 

 

Nach 4 Stunden, mit 2 großen Pausen und vielen Fotostops (hierfür war das Wetter allerdings nicht ganz ideal, die Sonne sorgte nur ab und zu für schönes Licht) sind wir am Bright Angel Campground. Wir Erwachsenen sind doch geschafft, die Kids verschwinden im Creek. Wir Großen haben Muskelkater in den Waden und vorderen Oberschenkeln, die Kinder sind noch topfit ... einer der Mitwanderer fragt uns später "do they ever run out of energy?" ...

Aber dass wir hier kein "Disneyland" haben, wird uns deutlich, als wir zwei Ranger bei einer Notfallhilfe sahen. Die Familie war uns schon auf dem Trail aufgefallen, sie waren wohl schon um 5:00 gestartet, wir überholten sie unterwegs: Vater und Mutter recht kräftig und sehr langsam, Vater mit rieeesigem Rucksack, Mutter und 1 Kind hatten einen Minirucksack, die beiden anderen Kinder trugen eine kleine Kühltasche. Jeder eine Flasche Wasser in der Hand, keinen Hut, keine Wanderschuhe. Der Vater war im Campground zusammen gebrochen (Kreislauf? Überanstrengung?), er bekam irgendeinen Saft verabreicht, musste Salzcracker essen, und die Ranger organisierten den Rücktransport am nächsten Morgen mit Mulis.

 

Die Mündung des Bright Angel Creeks in den Colorado River ist eine Oase ... hier kann man es gut aushalten, es herrscht ein angenehme relaxte Atmosphäre.

 
Snack in der Phantom Ranch, anschließend ein Mittagsschlaf wink

 

 
 
Wasser kochen, Trockenfutter aufreißen, Wasser rein, Zipverschluss zu ... nach 7 min sind Rührei mit Gemüse und Schinken fertig wink Schmeckt sogar ganz okay.

 

Die Phantom Ranch ist sehr nett, freundliche Mitarbeiter, wirklich gutes Essen, eine angenehme "Kantinen-Atmosphäre".
Zum Abendessen organisiere ich für Luis eine Geburtstagskerze. Als sie rein getragen wird, ertönt am Tisch hinter uns "Happy Birthday" ... es hatte tatsächlich noch jemand Geburtstag wink

 
 

Das Tagesprogramm hier unten: Junior Ranger, Spaziergang zum Colorado River, abhängen, sehr leckeres Stew Dinner, um 20:00 ist Schicht.

 

Viele Grüße, Michael

Scout Womo-Abenteuer.de
Unsere Reisen USA und Afrika: familie-becker-feldmann

MichaelAC
Bild von MichaelAC
Offline
Beigetreten: 25.08.2009 - 19:11
Beiträge: 7568
30.7.2012 Etappe 3: North Kaibab Trail bis Cottonwood Campground

Um 4:15 klingelt der Wecker, es ist noch dunkel, aber wir haben die Early Shift in der Phantom Ranch gebucht. Nur knapp schaffen wir es, die Kids früh genug für das 5:00-Frühstück aus den Federn zu kriegen. Wieder sehr lecker, nette Leute in der Phantom Ranch.

Den Aufbruch schaffen wir erst um 7:15, alles zieht sich, weil wir so was wie Zeltabbauen und Rucksäcke-wieder-packen heute zum ersten Mal machen ... alles muss zweimal ein- und wieder ausgepackt werden, bis es passt. Papa mault, die Kinder bocken, Mama hält alle bei Laune ;-)

Aber das Wetter meint es wieder gut mit uns: bedeckt, nur 20-25°.

 
Die ersten 2 Meilen geht man durch "die Box", eine sehr enge Schlucht. Man kommt sich sehr sehr klein vor.

 

 
Von Süden gibt es keine Brücke zu den Ribbon Falls - man muss zweimal durch eine Steinfurt.

In knapp 3 Stunden sind wir an den Ribbon Falls, eine Oase in der Wüste. Hier treffen wir auch wieder die Pfadfindergruppe (11 Leute), die seit dem Yaki Point bis zum North Rim exakt die gleiche Route wie wir haben.

3 Stunden relaxen, Mittagessen kochen, abkühlen.

 

 

Dann noch 45 min zum Cottonwood Campground, der wirklich eine Perle ist. Wir finden eine wunderschöne Site unter Bäumen, Schatten.

 
Alle sind entspannt und friedlich.

 

Dann 1 Stunde Abenteuer: zwei mating Grand Canyon Pink Rattlesnakes! Karla ist stolz: sie hat alle 3 Tierarten gesehen, die es nur hier am und im Grand Canyon gibt, das North Kaibab Squirrel, den South Rim Elk und die Pink Rattlesnake, die nur im Innern des Canyon vorkommt.

 

Karla macht einen Junior Ranger Survey, alle werden interviewt: Auf dem Cottonwood CG sind 36 Leute, die folgende Strecken wandern: 22 Süd-Nord (alle mit 2 Übernachtungen, wegen der 11 Pfadfinder eher untypisch viele), 8 Nord-Süd (2-3x übernachten), 4 Nord-Süd-Nord (mit 3x übernachten) und 2 Nord-Cottonwood-Nord (1 Übernachtung). Der Campground ist voll.

Wir kochen auf unserem Minikocher, das Trockenfutter schmeckt echt okay. Bei Mountain House gibt es jede Menge Gerichte, die man durch Eingießen von heißen Wasser zubereitet, manche sogar ganz lecker, z.B. Rührei mit Gemüse, Nudeln mit Käse, Hühnchen mit Gemüse und Kartoffelbrei.

Über uns die Lichter der North Rim Lodge, zum Greifen nahe.

Diese mittlere Etappe war relativ ein Klacks. Ebenfalls ca. 7 mls, aber nur 500 Höhenmeter. Außerdem viel Schatten, und die erfrischenden Ribbon Falls. Den Preis für die ungleiche Aufteilung der Höhenmeter zahlen wir morgen ...

Viele Grüße, Michael

Scout Womo-Abenteuer.de
Unsere Reisen USA und Afrika: familie-becker-feldmann

MichaelAC
Bild von MichaelAC
Offline
Beigetreten: 25.08.2009 - 19:11
Beiträge: 7568
31.7.2012 Etappe 4: North Kaibab Trail - "Hiking out"

"Hiking Out" oder kurz "Out" ist auf den Permits die Bezeichung der letzten "Übernachtung". Auf unserem stand also (etwas kryptisch) "BCG-CCG-OUT".

Um 4:30 klingelt der Wecker, Kaffee und Rühreier gelingen auch im Dunkeln, das packen klappt schon besser und wir brechen um 6:15 auf.

 

 

Der anstrengendste Teil liegt vor uns, zwar nur 6.8 mls, aber dafür 1280 Höhenmeter!


Kurz nach dem Pump House: "dahinten müssen wir hoch" - sieht nicht so viel aus, sind aber noch 1000 Höhenmeter.

 

Der Weg ist dafür wunderschön, zum Teil geht es es links 300 m senkrecht hoch, rechts mehrere 100m senkrecht runter, atemberaubende Ausblicke, die sich in Fotos nur unvollkommen einfangen lassen. Wir finden einen Rhythmus aus 1 Stunde gehen, 30 min Pause, gehen ...

 


Blick vom Supai-Tunnel, man überblickt den Roaring Springs Canyon bis zur Einmündung in den Bright Angel Canyon.

 

Ab 10:00 kommt die Sonne raus, es wird heiß ... wie war die erste goldene Regel?!  Luis wollte sich dran halten, und bis 17:00 am Supai Tunnel Rast machen. (Nicht weil er k.o. war, er war von uns allen der fitteste - aber die Regel war ihm wichtig!).

Aber - abgesehen davon, dass wir keine Lust haben, uns 6-7 Stunden irgendwo hinzusetzen - uns ist das Essen ausgegangen, wir haben Hunger Surprised. Die 4. goldene Regel haben wir nicht genügend beachtet: "man isst doppelt so viel wie normal". Ein Wanderer am Supai-Tunnel sah, wie Luis auf seine Gummilakritztüte schaute, bot ihm ein paar an, ich fragte auch ... und als er sah, wie wir zulangten, schenkte er uns die Tüte und noch ein paar Cracker.

Aber bis oben sind es nur noch 2 mls und 500 Höhenmeter ... diese letzten 1:20 Stunden schaffen wir dann auch noch gut.

 
Jetzt machen wir bei jeder Pause unsere T-Shirts und Hüte nass. Das hilft :-)

 


Der letzte Schritt, um 12:30 sind wir oben, um 13:15 wieder am Campground.

 

Wirklich anstrengend, vor allem mit dem Gepäck (M 12-14 kg, K 10-12, L 6-7 und Ka 4-5). Aber immer wieder Supereindrücke, Bilder und Aussichten. Hier auf dem North Kaibab Trail ist so wenig los, dass man (zwischen Colorado River und Supai Tunnel) auch stundenlang alleine geht.

 
Die letzten Meter zum Campground    ...    und unsere Wanderung auf der 3D-Karte im Visitor Center.

 

Anschließend baut Luis als erstes sein Lego-Technik-Geschenk Teil 2 auf, das mittelgroße. Das ganz große wartet zuhause. Wir anderen 3 duschen ausgiebig ;-)

 

Viele Grüße, Michael

Scout Womo-Abenteuer.de
Unsere Reisen USA und Afrika: familie-becker-feldmann

MichaelAC
Bild von MichaelAC
Offline
Beigetreten: 25.08.2009 - 19:11
Beiträge: 7568
31.7.2012 Etappe 5: Dinner und ausbaumeln

Um 16:45 ein wunderschönes Dinner in der Lodge, Fensterplatz, sehr fein und sehr lecker, mit zusammen 150$ (inkl. Tip) auch gar nicht so teuer. 

 

 

Die Speisen sind "organic and artisanal", die Lodge kauft nur von Bio-Herstellern, hat eine eigene Räucherei und Bäckerei. Zum Stöbern hier die Speisekarte (die beiden Appetizer Smoked Salmon und Grilled Summer Vegatables sind grandios :-) und was wir so hatten:

 
 
Spaghetti und Burger für diejenigen, die unbedingt die gewohnte Standardkost brauchen ;-)
Aber auch die Gerichte waren richtig gut: Spaghetti noch leicht knackig, frische, nicht pampige Burgerbrötchen. Und unser Gemüse war auf den Punkt gekocht ... sehr zu empfehlen.

 

Am späten Nachmittag ein beeindruckendes Bild: ca. 2 Stunden ein heftiges Sommergewitter im Canyon. Sowohl Phantom Ranch als auch Cottonwood Campground kriegen heftig was ab, auf dem Kaibab-Plateau schneit es sogar. Da haben wir in den Vortagen bei unserer Wanderung Glück gehabt. Wir erfahren später, dass es am Südrand Wasserschäden und Stromausfälle gegeben hat, und der Bright Angel Trail 1.5 Tage ohne Wasser ist.

 

Nach dem Gewitter scheint wieder die Sonne, wir gehen noch einmal zum Aussichtspunkt rechts von der Lodge, weil man von dort bis zum Cottonwood Campground schauen kann. Mit dem 400er Objektiv sieht man sogar unsere Site - welch ein Kontrast zum Vorabend ... wir sind wieder in der Zivilisation ;-)

 

 

 

Viele Grüße, Michael

Scout Womo-Abenteuer.de
Unsere Reisen USA und Afrika: familie-becker-feldmann

MichaelAC
Bild von MichaelAC
Offline
Beigetreten: 25.08.2009 - 19:11
Beiträge: 7568
... und das Fazit ...

Eine tolle Erfahrung und Stimmung, wir finden, dass wir erst jetzt - beim dritten Mal - den Grand Canyon richtig erlebt haben.

Ja, es war anstrengend. Aber "okay, so wie hartes Training", wie Karla sagte.

Für uns waren die Höhepunkte:
- Die Ausblicke beim Abstieg über den South Kaibab Trail.
- Phantom Ranch (Essen, Freundlichkeit).
- Die Campgrounds und das Zelterlebnis, insbesondere im Cottonwood Camp.
- Die  Ribbon Falls.
- Die Erschöpfung, das Ankommen am Tagesziel, wie klein man ist.
- Die Ruhe und Einsamkeit auf dem North Kaibab Trail.
- Dass wir vier uns gut vertragen haben, meistens :-)

In einem Punkt hat meine Planung nicht geklappt: Ich hatte von der gleichen Streckenlänge der North-Rim-Etappen (2x 7mls) ohne nachzudenken abgeleitet, dass auch die Höhenmeter gleich verteilt sind. Der Aufstieg zum North Rim ist aber zwischen Cottonwood und Rim nicht einfacher als der Aufstieg von der Phantom Ranch zum South Rim. Denn diese letzte North-Rim-Etappe hat mit 1280 Höhenmetern nur unwesentlich weniger als der Bright Angel Trail, der zum Südrand 1360 m ansteigt. So wurde es eine harte letzte Etappe ...

Dafür haben wir ein enormes Glück mit dem Wetter: es ist meist bedeckt, unten "nur" 30-35°, wir müssen nur selten in der Sonne laufen. Der einzige "Nachteil": am Tagesziel ist immer noch jede Menge Wasser übrig, wir haben mit 1 Liter pro Std pro Erwachsener kalkuliert (das sind 4+4+3+2=13kg), aber nur jeweils 60-70% gebraucht. Also zu viel Schlepperei im Nachhinein ... besser als umgekehrt aber!

Was hätten wir besser machen können: mehr Essen mitnehmen, Zelt abbauen und einpacken üben ;-)

Gekostet hat das Ganze ca. 1200$ für uns vier (Shuttle 360, Hotel am Südrand 200, Essen am Südrand 150, Essen in der Phantom Ranch 200, Trockenfutter und Souvenirs 150, Essen in der North Rim Lodge 150). Zusätzlich haben wir uns vorher mit neuen Rucksäcken, Isomatten und einem leichten Zelt eingedeckt, ca. 900€. 

 

Zum Abschluss noch mein Lieblingsbild ...

 

Und: Karin und ich werden noch einmal in den Canyon wandern, als Traum kombiniert mit 6-9 Tagen Rafting.

Viele Grüße, Michael

Scout Womo-Abenteuer.de
Unsere Reisen USA und Afrika: familie-becker-feldmann

Angelika
Bild von Angelika
Offline
Beigetreten: 22.02.2011 - 16:28
Beiträge: 1664
Rim to Rim

Hallo Michael und Familie,

was für ein super Erlebniss, toll was ihr und vor allem auch die Kinder geschafft habt. Glückwunsch für diese Leistung.

Beim lesen kann man Gänsehaut kriegen, so schön ist der Bericht. Aber auch die ganze Planung, einfach super.

Wir sind ja auch den South Kaibab Trail gegangen und Bright Angel wieder hoch, fanden den SK aber auch schöner.

Jindra
Bild von Jindra
Offline
Beigetreten: 25.03.2011 - 10:55
Beiträge: 2826
Hallo Michael! Danke, danke,

Hallo Michael!

Danke, danke, danke!

Es ist ein sehr informativer Bericht.

Ich kann es sehr gut nachempfinden, was ihr ihr erlebt habt. Das bleibt im Kopf für immer als wunderbare Erinnerung.

Wir haben mit unseren Kindern in den 90ger jahren in Skandinavien mehrere Jahre in den Sommerferien 7 - 10tätige Wanderungen gemacht. Dort mussten wir alles mit schleppen, auch Proviant. Nur das Wasser war fast überall vorhanden. Am Anfang waren die Kinder 7 und 11 Jahre alt. Darüber wird bis heute erzähltSmile, das vergisst man nie.

Schönen Gruß aus dem Siegerland,

Jindra.

Viele Grüße, Jindra

 

Es gibt für uns noch viele Fragen, wir haben die Welt nicht überall gesehen!

Unser Blog

Bernhard
Bild von Bernhard
Offline
Beigetreten: 21.08.2009 - 15:31
Beiträge: 16088
Tolle Leistung und (!) toller Bericht !

Hallo Michael,

als erstes meinen Respekt zu eurer Leistung , alle 4 !!

Ganz herzlichen Dank für deine ausführliche Schilderung von Vorbereitung und Ablauf der gesamten Wanderung ! Dass das ein Lieblingsbild ist, kann ich verstehen !

Eure Schilderung ist für mich und Regina eine schöne Erinnerung an 1976 - genauso wie Angelika und Ulli South Kaibab runter und Bright angel Trail wieder hoch - 2 Tage. An eine solche exakte Planung wie ihr, besonders bzgl. Wasser und Kalorien kann ich mich aber nicht mehr erinnern -- aber die Phantom Ranch sahen wir nicht von innen. Den Entschluss haben wir am Abmarschtag gefasst, mit einem Reste-Permit.

Grüße

Bernhard

 

Scout Womo-Abenteuer.de


Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)