9.8.2024
Die heutige Planung:
Unser letzter WoMo Tag! Schnüff...😥
Heute geht es zurück nach Whitehorse.
Ursprünglich wollten wir heute Vormittag noch einen Gletscherflug im Kluane NP machen, haben uns aber dann dagegen entschieden, nachdem Sohnemann definitiv nicht mitfliegen wollte. Gut, dass wir nichts gebucht hatten...
Der Blick aus dem Fenster zeigt: gute Entscheidung! Das Traumwetter der letzten Tage scheint "verflogen" zu sein.
Nicht so schlimm, wir wollen uns heute das Yukon Wildlife Preserve anschauen und dann gemütlich unsere Koffer packen. Das geht auch ohne strahlenden Sonnenschein.
Wir verlassen den schönen Campground am Kathleen Lake und fahren Richtung Haines Junction. Nach nicht Mal 10 km blinkt und tutet es am Armaturenbrett 😱
Die Reifenanzeige leuchtet, wir verlieren auf der Fahrerseite hinten am inneren Zwillingsreifen im Sekundentakt Luft. Als der Drucksensor von 80 auf 22 runter ist, finden wir eine Haltebucht entlang des Highways und halten an. Beim Aussteigen hören wir den Reifen laut Pfeifen und Zischen, dann ist er platt 😱 Verdammt... Und jetzt???
Zwangsstopp am Straßenrand
Wir schauen uns um, hier ist nichts. Ich habe das Handbuch vom Fraserway C Medium auf meinem Tablet, wo steht: bei Reifenpanne Road Assistant anrufen und niemals selbst den Reifen wechseln. Die Nummer hängt neben dem Kühlschrank, aber keines unserer Handys hat hier Telefonnetz. Und was nun????
Ich versuche, ein Auto anzuhalten. Nach 20 Minuten kommt das erste Fahrzeug, ein Truck , der rauscht an mit vorbei, das folgende SUV Womogespann ebenfalls. Ich bin kurz vorm Weinen. Wieso halten die nicht??? Die Dame im folgenden Auto winkt mir zurück 😱😵💫🤷🏻♀️
Niemand da???
Menschenleere Haines Rd
Dann endlich kommt wieder ein Auto - und es hält sofort an! Eine kanadische Familie mit riesigem Hund auf dem Rücksitz.
Der Familienvater, ein Australier mit Verwandtschaft in Schweiz und Düsseldorf (🤪) hat Handynetz und ruft sofort die Nummer von Fraserway Road Assistance für uns an.
Die Dame am anderen Ende hat leider keine guten Nachrichten für uns. Wir seien "zu weit draußen", es könnte Stunden oder sogar den ganzen Tag dauern, bis sie jemanden finden würde , der uns helfen kann. What?????
Wir sind 180 km vor Whitehorse und 15 km vor Haines Junction und nicht in der tiefsten Wildnis!? Ich bin sprachlos. Auf die Frage, was wir nun machen sollen:
2 Stunden warten, erneut ein Auto anhalten und die Lage checken oder am besten selbst den Reifenwechsel vornehmen 😱😱😱
Ok, Sch.....!!!
Der Australier ist supernett, schaut mit uns nach dem Wagenheber und überlegt mit dem Gatten, wo man ihn am besten hinstellen kann.
Dann muss er aber weiter, sie fahren heute noch bis nach Tok.
Ein Aussi kommt zu Hilfe...
Wir bedanken uns und stehen wieder alleine vor dem Reifenwechselproblem.
Im Handbuch steht noch mal explizit, dass ein Reifenwechsel unter gar keinen Umständen selbst durchgeführt werden soll!
Nur im äußersten Notafall und dann muss man damit rechnen, den Schaden selbst zahlen zu müssen. Na toll... sehr beruhigend. Und nun???
Wir sitzen ratlos im Camper, entscheiden dann, es selbst zu versuchen.
Wechseln muss der Gatte den Reifen nun alleine.
Die ersten 3 Versuche, den Wagen anzuheben, scheitern.
Der Wagenheber ist nicht lang genug , der Reifen hebt nicht ab.
Was tun? Wir stehen auf Schotter - also Griff zum Kehrblech und vor den Zwillingsreifen eine Kuhle buddeln.
In der Zwischenzeit fahren alle möglichen Fahrzeuge vorbei - anhalten möchte wohl keiner, obwohl unsere verzwickte Lage offensichtlich ist.
(Edit: ich lerne später, dass man bei einer Panne die Motorhaube öffnen soll. Das ist wohl das Zeichen für die Kanadier, dass Hilfe benötigt wird)
Der Trick mit der Kuhle klappt. Der Gatte rollt mit den beiden Hinterreifen in die Kuhle, dann kann er den Wagen soweit anheben, dass die Hinterreifen einen Zentimeter in der Luft sind.
Da ist der notwendige Zentimeter
Der vordere Reifen ist schnell gelöst, dann den kaputten Reifen abnehmen und den Ersatzreifen auspacken (bei uns sehr verstaubt und ziemlich schwer). Wir schaffen es zu zweit, den Ersatzreifen an seine neue Position zu wuchten, dann den anderen Reifen wieder davor, alles festziehen, fertig.
War ja doch gar nicht so schwer...!?
Und nun wieder drauf!
Gerade als der Gatte die letzten Schrauben anzieht, parkt ein Pick-up neben uns.
Ein Schweizer namens Josef steigt aus und checkt die Lage. Er sagt, dass er wegen der Reifenpanne kommt, kann aber nur noch kontrollieren, dass der Gatte alles fachmännisch erledigt hat (und bestätigt uns das auch noch schriftlich per email). Danach bläst er den defekten Reifen mit dem Kompressor kurz auf und bestätigt ein Loch. Vermutlich war ein Stein der Übeltäter, wir wissen es aber nicht.
Der Fachmann checkt den kaputten Reifen
Josef hilft dem Gatten noch, den kaputten Reifen als Ersatzrad hinten am Womo hochzuwuchten, macht uns den Freundschaftspreis von 40 $ für die Anfahrt und fährt wieder davon.
Uff... das war aufregend.
Wir packen alles zusammen und der Gatte muss sich erst mal waschen und umziehen. Es ist sehr windig draußen, wir sind beide jetzt leicht durchgefroren.
Weiter gehts Richtung Haines Junction. Wie gut, dass wir keinen Gletscherflug gebucht haben!! Den hätten wir nämlich nicht rechtzeitig erreicht und absagen hätten wir ihn mangels Internet auch nicht gekonnt.
Die Strecke ist recht eintönig. das Wetter nicht so toll.
Richtung Whitehorse
An der Canyon Creek Bridge machen wir einen Mittagsstopp und kochen Nudeln.
Als wir uns die Brücke anschauen, zeigt sich sogar kurz die Sonne.
Canyon Creek Bridge
Kurz vor Cracker Creek flitzt plötzlich ein Wolf (?) / Kojote (?) vor uns über die Straße und verschwindet im Wald. Krass!!!!
Mit sowas habe ich ja gar nicht gerechnet! (Daher gibts auch kein Foto).
Bei der Weiterfahrt sehen wir Wildpferde am Straßenrand. Wie cool!
Wildpferde am Straßenrand
Seltenes Wetterphänomen.....Regen...!?
Nach ein paar Regenphasen erreichen wir gegen 16 Uhr das Yukon Wildlife Preserve. Wir erkundigen uns, was man hier machen kann, sind aber leider sehr spät dran.
In knapp 1,5h kann man nicht mehr viel sehen, das Preserve schließt um 18 Uhr. Da es wieder zu regnen beginnt, fahren wir zurück nach Whitehorse - Ersatzprogramm: Dollarama 😄
Vor dem Dollarama finden wir eine Geldbörse, die wir bei der Kassiererin abgeben.
Das ist mit Abstand der größte Dollarama, den wir bisher gesehen haben. Im Nachhinein auch wirklich als Kombi für einen Ersteinkauf vor der Reise zu empfehlen, da es neben vielen günstigen Grill-Gadgets auch günstiges Müsli, Kracker etc. gibt 😅
Als wir weiterfahren wollen, sehen wir einen Regebogen in der Ferne.
Bevor wir zum Campground fahren, stoppen wir noch beim Wahrzeichen von Whitehorse: dem "Whitehorse Horse".
The Whitehorse Horse
Es steht direkt vor der Feuerwehr, wo noch weitere "Skulpturen" zu finden sind.
Kunst vor der Feuerwehr
Auf dem Hi Country RV Park beziehen wir unser letzte Campsite für diesen Urlaub (Site 54). Sie Site ist nicht so toll, da sie direkt an der Campgroundstraße liegt, aber für 1 Nacht ok. Und das Beste: es gibt kostenloses Feuerholz und ein Firepit!!! Juhu, noch mal Lagerfeuer zum Abschluss!
Neben uns campen 2 kanadische Rentnerpärchen und kommen mit uns ins Gespräch. Wir schenken ihnen unser (nicht benutztes) Bärenspray, nachdem es weder die Feuerwehr, noch die Polizei haben wollte (waren Tipps aus anderen Gruppen). Sie bedanken sich und erzählen uns, dass sie noch nie einen Bären aus der Nähe gesehen hätten 🤣
Außerdem erfreuen sie sich noch unserer Citronellakerzen, Toilettenpapier, Nudeln etc.
Alles andere, was wir übrig haben, packen wir in die Hütte von CanaDream, die sich hier auf dem Campground befindet.
Der Campground ist nicht voll, da Duschhaus ist sauber und insgesamt finden wir den Campground für einen privaten CG echt okay. WLAN funktioniert ebenfalls einwandfrei, obwohl wir recht weit von der Rezeption weg stehen.
Nachdem alle Koffer gepackt sind, genießen wir unser letztes Lagerfeuer. Der Regen hat sich verzogen, aber es ist frisch geworden. Gut, dass wir dicke Fraserway Wolldecken haben.
Das war am Ende doch wieder ein echt aufregender Tag - auch wenn er nicht so wie geplant verlaufen ist...
Hi Country RV Park, Site 54
Für die Statistik:
Campground: Hi Country RV Park
(60 CAD ~40 €); Site 54 (Full Hookup)
Gefahren: 215 km
Gelaufen: 2,7 km
Fotos: 160
Wetter: Bewölkt mit Regenschauern, +23 Grad
Wie schön, dass Euch ein Australier geholfen hat. Unsere Erfahrung in Australien mit platten Reifen war immer positiv, was die Hilfsbereitschaft anging. Einmal hatten wir zeitgleich 2 platte Reifen, einen auf der Strecke nach William Creek, weiter mit Reserverad nach Coober Pedy und dort war am nächsten morgen nach dem Aufstehen bemerkt, dass wir noch einen Platten hatten. Somit konnten wir nicht einmal mehr in die Werkstatt fahren. Der nette Nachbar hatte sich schon vor unserem Aufstehen nach einer Werkstatt erkundigt, da Sonntag war, und brachte später die beiden Reifen zur Werkstatt und brachte sie uns wieder, da die Werkstatt nicht genug Personal hatte.
Viele Grüsse
Kerstin