Womo-Abenteuer

Nordamerika im Wohnmobil erleben!

Rocky Mountains 2009

87 Beiträge / 0 neu
Letzter Beitrag
Kristina
Bild von Kristina
Offline
Beigetreten: 25.08.2009 - 19:32
Beiträge: 406
Grand Teton N.P.

Montag, 25.05.2009

Als wir morgens sehr früh aufstehen, stellen wir fest, wir sind nicht die ersten, die aufbrechen! Mindestens 50% der Feiernden vom Abend vorher sind schon auf den Beinen, packen, räumen auf oder holen ihre Boote aus dem Wasser. Wir ziehen nur den Stecker aus dem Stromanschluss und verlassen den Platz.

Die Fahrt gen Norden führt in eine einsame Gegend, kaum ein Wagen begegnet uns, lange Strecke führen über hohe, windexponierte Ebenen.

Das Wetter lässt zunächst zu wünschen über, die Wolken hängen tief.

 

 

Nach und nach können wir aber wieder ein wenig mehr von der vor uns liegenden Strasse erkennen. An der Flaming Gorge NRA vorbei geht’s es weiter nach:

und  in Richtung Grand Teton N.P. , die ursprünglich eingeplante Zwischenübernachtung fällt aus – wir wollen ein schönes Umfeld haben und heute Nacht auf dem Signal Moutain CG stehen!

Nur langsam wird die Landschaft abwechslungsreicher und in der Ferne lassen sich schon hohe Berge erkennen.

Für uns ist es ein weiterer Pluspunkt von Wohnmobilreisen: Wir können (meistens) spontan die Routen ändern, Aufenthalte verlängern oder abkürzen, sind unabhängig vom Wetter und unser eigener Herr.

Als wir im Nationalpark ankommen, scheint die Sonne und auf dem wunderschönen Signal Mountain CG sind auch einige Plätze frei. Wir entscheiden uns für Windschatten zwischen den Bäumen mit Blick auf das Wasser mit einer schönen freien Fläche zum Sitzen.

Da wir „einen Tag in unserer Planung voraus“ sind, können wir es heute ruhig angehen lassen. Wir erkunden das Umfeld und den See zu Fuss, der Blick auf die Bergspitzen der Tetons, die am anderen Seeufer aufragen ist atemberaubend. Schroff und schneebedeckt vor blauem Himmel – enfach wie im Bilderbuch.

Am Lagerfeuer sitzend kommt unser Nachbar mit seiner Frau aufgeregt zu uns und fragt nach seinen „Platzhaltern“. Leider spricht er nur schlecht englisch mit sehr hartem Akzent, die Sprachkenntnisse seiner Frau sind wohl auch nicht besser – sie überschüttet ihn aus der 2.Reihe mit Vorschlägen, was er uns wohl sagen oder fragen soll! Nach einer Weile kristallisiert sich sein Problem heraus: Er hatte die Site mit 2 gelben Kunststoffkeilen reserviert und die waren nun weg – der Platz an sich war allerdings nicht mit dem kleinen Zettel als besetzt gekennzeichnet. Da hat wohl irgendwer beim Verlassen des Platzes gedacht, die Keile hätte wirklich jemand vergessen! Immerhin können wir ihm das Prinzip der Umschläge an der Self-Registration und der kleinen Pfosten an den Stellplätzen erklären (Auf diesem Campground werden die Abschnitte an den Pfosten in kleine Kunststoffbeutelchen mit Zip-Loc-Verschluss gepackt – hier scheint es wohl häufig zu regnen!) Er kannte dieses Prinzip noch nicht und nahm es zur Kenntnis – bezahlen wollte er aber nicht!

Auf unserer Platzrunde konnten wir dann sehen, wo die beiden ihren Platz hatten – oder vielmehr nicht: Dichter stinkender Rauch hüllte die Umgebung ein, im Lagerfeuer lagen neben frisch abgerissenen Ästen auch Müll in Tüten. Beide waren gerade in eine heftige Diskussion mit den Rangern vertieft, die ihnen die Gepflogenheiten auf einem Campingplatz im Nationalpark erklären wollte. Wir verliessen die „Räucherecke“ und beendeten unsere Platzrunde – froh darüber, dass wir mit unserem WoMo doch weit genug weg standen.

Später kamen die Ranger auf ihrer Kontrollrunde auch noch bei uns vorbei und erzählten, sie hätten die beiden vom Platz verweisen müssen, da sie bereits seit Tagen nicht bezahlen wollten, ihr Lagerfeuer aus dem lebenden Baumbestand bestritten hatten und auch sonst fast jede Regel gebrochen hätten. Ausschlaggebend war dann allerdings, die beiden Ranger und ihre Kompetenzen nicht ernst nehmen zu wollen.

Fazit: Das war in vielen Jahren der erste Kontakt mit russischen Wohnmobilreisenden – puh! Zuvor haben wir nur  einige Vertreter ihrer Nation als all-inklusiv-Reisende in Ägypten und auf den Malediven kennen lernen dürfen.

 

Dienstag, 26.05.2009

Für den heutigen Tag ist ein grosses Ausflugsprogramm geplant. Der erste Anlaufpunkt ist Jenny Lake. Nach einigen Fotostopps am Ufer, bei dem wir auch eine Berufsfotografen kennen lernen, der bereits seit 2 Stunden an ein und derselben Stelle verharrt, um das perfekte Foto zu schiessen, erreichen wir die Bootsanlegestelle.

Anmerkung: Das Foto nach seiner Anleitung ziert heute die Rückseite meines Fotobuches – es ist richtig gut!

 

Die 1.Überfahrt ist um 9 Uhr und wir haben noch ein bisschen Zeit herumzugucken. Immer wieder fasziniert uns die Kulisse und im Visitorcenter gibt es den Film „In der Mitte entspringt ein Fluss“ in jeder Sprache, offensichtlich wurde der hier gedreht!

Nach einem entspannten Frühstück machen wir uns auf den Weg zu unserer Bootstour.

10 Minuten später sind wir zusammen mit 2 anderen Pärchen über den spiegelglatten See gebrettert und stehen an der kleinen Anlegestelle. Der Bootsführer gibt noch einige Tipps für den Weg zu den Hidden Falls und entlässt uns, um die nächste Gruppe abzuholen.

Bereits nach den ersten Schritten begegnet uns ein ganz entspanntes – offensichtlich an Menschen gewöhntes- Murmeltier und bleibt an unserer Seite. Irgendwann gibt es auf, denn von uns gibt es nichts zu schnorren.

Der Weg gestaltet sich als steil, schneebedeckt und glitschig. Der „Hidden Fall“ ist aber schön anzusehen und wir sind ganz alleine und geniessen die Ruhe.

Auf dem Rückweg kommt uns eine bunt gemischte Gruppe entgegen, die ebenfalls zum Wasserfall wollen. Zum Teil sind es Familien mit kleinen Kindern oder etwas ältere Leute. Erstaunlich ist hier die Bekleidung: An der Anlegestelle hat uns ein Ranger auf die Notwendigkeit von festen Schuhen hingewiesen – diese Gruppe scheint ihm entgangen zu sein. Flip Flops und Leinenturnschuhe sind auf diesen Wegen mit Schnee und Eisglätte nicht empfehlenswert.


Leider können wir den Rückweg um den See nicht zu Fuss antreten, die Strecke ist einfach zu vereist und für uns zu riskant (Jörgs Rücken!)

Nach der kurzen Rücktour per Boot kommen uns ganze Busladungen entgegen, die zur Anlagestelle strömen – puh, wir sind mal wieder froh, so früh gestartet zu sein.

Unsere Fahrt geht weiter in Richtung Jackson Hole, einem Ski- und Touristenort im Süden des Grand-Teton-N.P. Wir wollen ein bisschen shoppen, tanken und unsere Vorräte auffüllen. Auf dem Hinweg fällt uns eine einzelne riesengroße, dicke Regenwolke auf, die direkt über der kleinen Stadt hängt.

Bis wir dort ankommen, ist der Regen vorbei, die Sonne scheint und die Strassen dampfen. Am südlichen Ortsausgang finden wir einen Smith´s Supermarkt mit extra Liquorstore für mein Bier (It´s law in Wyoming!)

Wir parken anschließend vor der örtlichen Feuerwehr und erkunden das Städchen. Es gibt das obligatorische Foto am Geweih-Bogen und durch Zufall finden wir auch noch einen Fotoladen, in dem wir einen Objektiv-Deckel erstehen können – unserer hatte irgendwie und irgendwo den Halt verloren!


Am Nachmittag trödeln wir dann entspannt zurück, beobachten noch einen Elch bei Äsen und machen es uns wieder auf dem Campground gemütlich.

Den Abend beschließen wir – wie immer, wenn es möglich ist, mit ein, zwei Bier am Lagerfeuer und dies dient auch nicht nur der Romantik – es ist lausekalt, wenn die Sonne weg ist!

 

Mit lieben Grüßen aus Braunschweig

Kristina und Jörg

 

Kochi
Bild von Kochi
Offline
Beigetreten: 21.08.2009 - 11:52
Beiträge: 7292
Signal Mountain CG

Hi Kristina!

...ahh, da werden Erinnerungen wach, bei diesem herrlichen CG! Auch wir haben dort im Jahre 2005 gestanden. Im Juni war es dort ebenfalls am Abend "Lausigkalt", aber mit Lagerfeuer und Rotwein hielten wir es dort gut aus!

Die war in vielen Jahren der erste Kontakt mit russischen Wohnmobilreisenden – puh!

...haben wir bis dato noch nicht erlebtSealed, aber da lege ich auch keinen gesteigerten Wert drauf! In der Turkei, Tunesien, Ischgl und St. Anton sind uns diese "Spezies" auch schon begegnet, nie positiv...Surprised

BTW: Evtl. hast Du ja Lust ein paar Bilder vom Signal Mountain CG hier einzufügen?!:

http://womo-abenteuer.de/node/280

Ansonsten freue ich mich aber schon sehr auf die Fortsetzung Wink!

Munter bleiben
Gruss
Kochi
Scout WoMo-Abenteuer.de

 

 

 

Kristina
Bild von Kristina
Offline
Beigetreten: 25.08.2009 - 19:32
Beiträge: 406
Campground-Verzeichnis

Hi Kochi,

mache ich gerne, sobald ich diesen Bericht fertig habe - mein Gott, es ist gerade mal Halbzeit!

Liebe Grüße von Kristina

Mit lieben Grüßen aus Braunschweig

Kristina und Jörg

 

Bernhard
Bild von Bernhard
Offline
Beigetreten: 21.08.2009 - 15:31
Beiträge: 16166
andere Länder - andere Sitten ?

Hallo Kristina,

eure "Räucherer" dachten wohl, sie sind in der Taiga Laughing -- hatten sie es noch nicht gelernt, dass alles Schöne etwas kostet ? sie sind ja wohl dort nicht vom Himmel gefallen, sondern hatten wohl schon andere CG´s "beglückt" -- hoffentlich bewirkt die Konsequenz der Ranger keine Abkühlung in den internationalen Beziehungen Cool

Grüße

Bernhard

Scout Womo-Abenteuer.de


Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)

Kristina
Bild von Kristina
Offline
Beigetreten: 25.08.2009 - 19:32
Beiträge: 406
Yellowstone N.P.

Mittwoch, 27.05.2009

Nach lausekalter Nacht (und berechtigten Bedenken über die Frosttauglichkeit unseres WoMos) starten wir heute in Richtung Norden um Yellowstone N.P. Da wir auch die kommenden 3 Nächte (ebenso wie die letzten 3 Nächte) keinen Stromanschluss haben werden, müssen wir uns zum Aufladen der Akkus von Netbook, Camcorder und Fotoapparaten etwas einfallen lassen: Der Generator läuft während der Fahrt und nach 90 Minuten ist alles wieder im grünen Bereich und voll aufgeladen.

Über den Südeingang fahren wir in den Park hinein – es liegt noch mehr Schnee als im Grand Teton N.P., Selbst die Seen sind zum Teil noch zugefroren. Damit hatten wir nicht gerechnet!

Unser 1.Stopp ist Old Faithfull – hier liegt zum Glück auch kaum noch Schnee. Es ist früh am Morgen und der Parkplatz total leer – wir können den pünktlich angesagten Ausbruch bei strahlendem Sonnenschein und ohne Wind geniessen. Um diese Uhrzeit finden sich auch nur wenige Hotelgäste an Old Faithful ein – meist mit einem Kaffee-Becher in der Hand.


Ab 11 Uhr morgens sind alle Sitzplätze belegt und es ähnelt einem Rummelplatz mit der entsprechenden Lautstärke!

Anschließend schlendern wir noch durch das Hotel Old Faithfull Inn

und frühstücken dann in Ruhe auf dem Parkplatz – für den Trail zum Morning Glory Pool haben wir einen anderen Tag vorgesehen. Während wir genüsslich bei offener Tür unseren Kaffee trinken, klopft es und einige deutsche Touristen fragen uns nach unserem Leben im Wohnmobil aus – sie sind mit dem PKW unterwegs und übernachten in Motels. Wir plaudern eine Weile und sie erzählen, dass sie schon mehrere Male versucht haben, in Kontakt mit Wohnmobilreisenden in Mietfahrzeugen zu kommen, nur hätten sie leider nie herausfinden können, wer aus Deutschland kommt. Unser Reise-know-how-Führer von Herrn Grundmann auf dem Armaturenbrett hätte sie mutig gemacht!

Während sie sich in das Getümmel an Old Faithfull stürzen, mach wir uns auf die Weiterfahrt in Richtung Norris. Gerne würden wir dort einen Platz für die nächsten 3 Tage beziehen, bereits vor 6 Jahren haben wir auf dem Campground gestanden und fanden ihn überschaubarer und mit besserer Aussicht als Madison CG.

Auf der Strecke geraten wir in einen „Stau“ – Ranger-Cowboys geleiten eine große Gruppe Büffel mit vielen Jungen an der Strasse entlang und wir müssen warten!

Auf dem Norris CG finden wir wirklich noch einen Platz im favorisierten A-Loop direkt mit Blick auf den mäandernden Fluss – er liegt direkt neben dem vom letzten Mal.


 Wir machen den Platz für die nächsten 3 Tage fest. Unsere Nachbarn sind ebenfalls Deutsche mit 2 kleinen Kindern im Alter von 1 und 6 Jahren, die die Elternzeit für die kleine Tochter und die letzte Vor-Schul-Vor-Schulferien-Vor-Hauptsaison-Zeit ihres Grossen für eine lange Reise nutzen. In den nächsten Tagen stellt sich heraus, dass sie Newbies sind und doch noch viele Fragen haben. Ihr Wohnmobil hat die gleiche Länge wie unseres, kommt aber von Cruise-America. Es ist bei Übernahme absolut neu gewesen und in gutem Zustand. Lediglich die Ausstattung ist schlecht: Eine Familie im Frühling mit extrem dünnen, nicht verschliessbaren Schlafsäcken losfahren zu lassen – ich weiss nicht! Im allgemeinen haben sie sich aber gut arrangiert, das von CA angebotene Langmiete-Paket über 60 Tage wurde jedoch vor Ort mit extremen Aufschlägen und Sonderzahlungen gewürzt!

Apropos Sonderzahlungen: Hier treffen wir auch auf ein niederländisches Ehepaar, die ein 25ft WoMo gebucht hatten, es bei der Übergabe jedoch in extrem schlechten Zustand und stark verschmutzt vorfanden. Auf ihre Reklamation hin konnte man ihnen nur ein größeres Modell gegen Aufzahlung von 800 € anbieten, eine Reinigung und Reparatur des gebuchten Modells sei nicht möglich! Wie bitte?  Geht´s noch?

 

Am Abend kommen, wie gehofft, wieder Büffel über den Campground – entspannt und ruhig trampeln sie fressend ihres Weges.

Ein paar Plätze weiter steht eine „Familie Flodder“ mit 3 Hunden- den Namen verdienen sie durch das Aussehen ihres Platzes. Sie „Modell kurz und knackig“  fühlt sich und ihr Abendessen durch die Büffel bedroht und greift zunächst zu Topfdeckeln, um sie durch Lärm zu vertreiben. Ein Büffel-beobachtender Camper ruft ihr dann gleich zu, sie möge das lassen, da es die Büffel unter Umständen aggressiv machen könnte. Dies beantwortet sie mit einer Schimpftirade, während ihr Mann sich in den Airstreamer verzieht (Es scheint klar zu sein, wer da das Sagen hat!) und holt das Bären-Pfefferspray aus dem Auto. Jetzt gibt es einen kleinen Aufstand unter den Nachbarn und der Camp-Hoss wird zu Hilfe gerufen. Dieser wird sofort lautstark beschimpft und von „ihrer“ Campsite verwiesen. Keine 5 Minuten später ist der zuständige Ranger vor Ort und plötzlich backt sie kleine Brötchen: Nein, sie haben keinen Lärm gemacht, um die Büffel zu vertreiben, sie habe nur gekocht (ohne Töpfe, nur mit Deckeln!) und das angebliche Bärenspray sei etwas anderes gewesen! Die beiden Ranger beeindruckt dies nicht, sie kontrollieren Papiere und verweisen sie des Platzes, in Anbetracht der Uhrzeit dürfen sie aber bis morgen früh bleiben. Ihr Protest, sie habe noch für mehrere Tage bezahlt, bleibt unberücksichtigt. Die Büffel sind mittlerweile weitergezogen und wir können uns zur Abendunterhaltung.ansehen, wie sie das gesamte Equipment vom Platz in ihr Auto und Anhänger packen – und das dauert!


_____________________________________________________________________________________

Donnerstag, 28.05.2009

Familie Flodder ist am nächsten Morgen mit Tagesanbruch verschwunden.

Im WoMo ist es kalt – bei 5°C mag ich überhaupt nicht aufstehen. Wir wollen heute die „Nordschleife“ der Parkstrassen-Acht abfahren.

Unser erster Anlaufpunkt ist Mammoth Hot Springs. Kommt es uns bei unserem Rundweg nur so vor, oder war vor 6 Jahren hier noch mehr los? Viele Quellen scheinen versiegt oder weniger Wasser zu führen?

Es ist kaum 9 Uhr und bei strahlendem Sonnenschein können wir schon die langärmligen Jacken ausziehen – habe ich nicht eben noch ganz erbärmlich gefroren? Nach einem Frühstück mit Aussicht drehen wir eine Runde durch den Ort und wundern uns mal wieder über die zutraulichen Weißwedelhirsche, die an den Wohnhäusern des ehemaligen Fort Robinson ganz entspannt in den Vorgärten herumliegen.

Unsere Fahrt geht weiter über den Dunraven Pass, der mit 10990 ft. tief verschneit ist. Trotzdem kann man erkennen, dass es hier vor einiger Zeit heftig gebrannt haben muss.

Uns bremst ein Kojote aus, der es natürlich nicht einsieht, warum er wohl im tiefen und weichen Schnee herumstaksen muss, wenn die Strasse doch trocken ist. Also schleichen wir langsam hinter ihm her – wir haben ja Zeit!

Unser nächstes Ziel ist der Yellowstone River, den wir diesmal vor der Südseite aus ansehen wollen – leider ist dieser steile Weg über die Stufen noch gesperrt (Icy-Conditions!) Alternativ nehmen wir die Serpentinen in Kauf und wundern uns über die hohe Anzahl deutlich älterer, gehbehinderter oder übergewichtiger Leute, die sich diesen Weg schon herunterquälen – immerhin muss man hier auch wieder hochsteigen!

Uns beeindruckt der Wasserfall mit seinen hohen Wassermassen (es ist Frühling und das Schmelzwasser lässt den Yellowstone-River unglaublich anschwellen!)

Zurück im WoMo belohnen wir uns mit einer Portion Ben & Jerry´s Icecream, Sorte Fishfood. Unglaublich, wie viele Kalorien die in so einen kleinen Becher reinkriegen!

Zurück auf dem Campground erwartet uns die nächste Überraschung: Neben unserem Stellplatz steht ein grünes Zelt an unserem Lagerfeuerplatz. Es ist niemand zu Hause und auch der Camp-Hoss wundert sich. Da wir auf seiner Liste stehen (die er gerade kontrolliert) und unser Schnippel auch noch am kleinen Pfosten hängt, rät er zum Abwarten.

Dies tun wir, sammeln unsere Steine zum Beschweren der Tischdecke (Siehe oben- orange-gelbe mit Streifen) wieder ein (ja, ich oute mich hier ganz offiziell als fauler Spiesser, der keine Lust hat, die Sitzgruppen-Tische sauberzumachen und statt dessen eine Plastiktischdecke oben drauf legt!) und trinken einen Kaffee.

Einige Zeit später hält an unserem Platz ein PKW an, eine Frau springt heraus und schimpft sofort: Dies sei ihr Zelt und ihr Platz, wir sollten sofort verschwinden und sie würde hier auch nicht weggehen! Sie kriegt sich überhaupt nicht mehr ein! In diesem Moment kommt der Hoss wieder vorbei – er hatte sie wohl bereits von seinem Platz aus gehört und klärt das Problem schnell: „No registration, no fee, no site!“.

Der Ehemann (Niederländer und sehr gut deutsch sprechend) unterhält sich abseits mit Jörg und erzählt, sie seien die lange Strecke von San Francisco ohne große Pause direkt nach der Übernahme des Mietwages vorgestern bis hierher gefahren und nun total erschöpft. Wir schlagen daraufhin vor, sie können ja für eine Nacht hier stehen bleiben und sich morgen früh einen freien Platz suchen (es ist ein first-come-first-served Platz und morgens um 10 Uhr bekommt man in dieser Zeit immer noch einen freien Platz) Es ist sicherlich zu riskant, so übermüdet noch weiter zu fahren! Der Hoss ist dagegen,  erbarmt sich aber und erlaubt ihnen, eine Nacht auf dem Schwerbehinderten-Platz zu stehen. Beim Zeltumbau (zum Glück ist es ein Iglu) fassen schnell alle mit an und bald ist alles nach oben verbracht.

Ich hasse so ein Theater und verstehe jetzt, warum es bei der Hütte für den Brennholz-Verkauf auch ein Schild gibt „Campsite occupied“. Mit 1$ bin ich dabei – vielleicht können wir ab jetzt solche Situationen wie heute vermeiden.

Der Abend gestaltet sich mit Büffel-Durchmarsch, Grillen, Lagerfeuer, Biertrinken (mir ist bald mehr nach Glühwein) und heisser Dusche entspannt!

Mit lieben Grüßen aus Braunschweig

Kristina und Jörg

 

Bernhard
Bild von Bernhard
Offline
Beigetreten: 21.08.2009 - 15:31
Beiträge: 16166
Mit-Camper

Hallo Kristina,

ihr habt aber tolle Begegnungen der 3. Art mit Mit-Campern ! Soviel Impertinenz wie euch in 2 Tagen ist mir bei meinen beiden letzten 3-Wochen-Runden nicht über den Weg gelaufen ! Ändern da sich vielleicht auch die Sitten ? Oder nur an den CG´s der Highlights, wo "alle" hinfahren ??

Ja, die Mammoth Hot Springs haben wohl deutlich an Attraktivität eingebüßt -- ich kenne sie noch von 1976 : da glänzten sie noch in allen Farben !

Grüße

Bernhard

Scout Womo-Abenteuer.de


Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)

Kristina
Bild von Kristina
Offline
Beigetreten: 25.08.2009 - 19:32
Beiträge: 406
Yellowstone N.P. / Cody

Freitag, 29.05.2009

Diese Nacht war noch etwas kälter – bei uns im WoMo waren es heute morgen 4°C – da ist es ja in unserem Kühlschrank wärmer! Die Zelter tun mit ein bisschen leid!

Heute morgen wollen wir am Old Faithfull den Trail bis zum Morning Glory Pool ablaufen und in Ruhe noch aller anderen Quellen und Geysire auf dem Weg ansehen.

Die Sonne scheint und das ist wichtig zum Fotografieren – der farbenfreudigste Pool wirkt traurig, wenn der Himmel grau ist.

Wir erarbeiten uns unser Frühstück und treffen auf der gesamten Strecke nur noch 2 weiteren Leuten und einer Gruppe von Rangern, die an verschiedenen Pools Temperaturen misst und Wasserproben entnimmt.

Auf dem Rückweg stoppen wir an jedem Feld und registrieren die steigenden Besucherzahlen auf jedem Parkplatz.


 

Bevor wir zurückfahren, machen wir noch einen kurzen Abstecher nach West-Yellowstone. Hier sind wir bereits in:

und können deutlich günstiger tanken als im Nationalpark. Es gibt einen Kaffee mit einem netten Small-talk mit dem Herrn im Souveniershop, den wir bereits beim letzten Besuch als sehr angenehmen Zeitgenossen kennen gelernt haben. Er erzählt von seinem Leben hier und seiner Dienstzeit in Deutschland (natürlich) und zeigt sich erstaunlich interessiert und informiert über die deutsche und europäische Politik – wir sind überrascht und bleiben gerne noch ein wenig länger als geplant. Ein wenig gucken wir noch herum, es gibt eine Ausstellung mit bemalten Büffel-Modellen direkt vor der alten Bahnstation:

 

Am späten Nachmittag kommen wir wieder auf dem Campground an und können uns auf dem Platz ohne weitere Zwischenfälle erholen. Mit Freude beobachten wir das Treiben um uns herum: Der kleine Nachbarjunge hat von seinen Eltern wohl erfahren, dass man den getrockneten Dung von Büffeln auch als Brennmaterial benutzen kann und sammelt schon mal für das Lagerfeuer. Ein bisschen weiter ist ein junges Paar mit kleinem Kind aus Deutschland dabei, auf dem Feuerring sein Abendessen vorzubereiten. Während er Mühe hat, das Feuer zu starten, schaufelt der kleine Nachbarsjunge fröhlich trockene Büffel-Chips auf das Feuer. Es raucht kräftig und die Flammen drohen zu ersticken. Als die getrockneten aufgebraucht sind, sorgt er mit frischen Haufen für Nachschub. Der Vater kann ihn nur mühsam zurückhalten.

Endlich brennt das Feuer und nach einer ganzen Weile kann er den Grill herunterklappen und legt das Fleisch auf. Als er die Grillstelle verlässt, starten aus den Bäumen über ihm 2 Krähen, stürzen sich auf den Grill und holen die Steaks von dem Rost. Wir können gar nicht schnell genug durchstarten, um sie daran zu hindern. Ich erzähle den beiden Beraubten von dem „Angriff“ – sie können sich dies aber kaum vorstellen. Kaum liegt aber das Ersatz-Abendessen in Form von Würstchen auf dem Grill, sind die nächsten Krähen da.

Ab jetzt hält einer von ihnen Wache, damit sie nicht unfreiwillig zu Vegetariern werden müssen!

Auch wir haben schon unser Abendessen mit den gefiederten Freunden teilen müssen – in Kanada saß einmal ein Rabe direkt neben Jörg auf der Bank und wartete auf seinen Anteil. Ich fühlte mich durch diesen ziemlich großen Vogel mit dem scharfen Schnabel aber irgendwie bedroht - wir haben dann im WoMo gegessen.

Den Abend geniessen wir in Ruhe mit dem wunderschönen Blick auf das offene Tal und die vielen Tiere, die in der Dämmerung hier durchziehen.


___________________________________________________________________________

 

Samstag, 30.05.2009

Heute Morgen verlassen wir den Nationalpark durch das Hayden Valley. Es sind dichte Nebelbänke und je höher wir kommen, desto kälter wird es. Es liegt wieder mehr Schnee und zum Teil sind die Seen auch hier noch gefroren..

Unterwegs treffen wir noch einmal auf Büffel, Rehe, Kojoten und Elche, ein junger Bulle überquert die Strasse und steigt mit seinen stakeligen Beinen ganz gemächlich über die Leitplanke!

Unser heutiges Ziel ist nicht weit entfernt – es geht nach Cody. Nach einem kurzen Zwischenstopp am Stausee sind wir schon da. Unser Übernachtungsplatz ist der Ponderosa Campground mitten in der Stadt. Wir müssen dringend die vielen Akkus wieder laden, die Emails abfragen, mit unseren Kindern skypen und unsere Wäsche waschen! Die großen Attraktionen, Museen,  Night-Rodeo und die Schiesserei an Irmas Bar lassen wir aussen vor – das haben wir 2003 bereits angesehen! Nach dem Frühstück geht es als erstes an die Waschmaschinen. Bereits 37 Minuten später ist unsere Wäsche vielleicht nicht ganz sauber, aber sie sieht besser aus und riecht frisch. Erstaunlicherweise finden wir mehr und mehr „normale“ Waschmaschinen, die von vorne zu befüllen sind und bei denen sich die Trommel dreht (nicht mehr das Quirl-Modell)

Der Campground ist ein schöner Stadt-Platz mit nicht ganz so engen Stellplätzen und viel Grün und Schatten spendenden Bäumen.

Am Nachmittag gehen wir dann in die „Innenstadt“ und erreichen bereits nach 5 Minuten unseren 1.Zwischenstopp: Das Outlet-Center eines Outdoor-Ausstatters. In einem Blockhaus gibt es auf mindestens 5 Etagen vom Keller bis zum Spitzboden jede Menge günstiger Angebote, bei denen wir auch nicht nein sagen können. Downtown findet ein Carnival statt, eine Art Dorf-Rummel – nichts für uns. Wir suchen noch ein Restaurant, wir wollen heute auf das Grillen verzichten und finden einen Mexikaner. In den Räumen sind es dank Klimaanlage gefühlte 14°C, wir bevorzugen den Sitzplatz auf der Terrasse unter der Markise und dies ist auch eine gute Wahl.

Kaum eine Viertelstunde später fängt es an zu gewittern und regnen. Was hatten wir für ein Glück – die Tage im Yellowstone N.P. hatten wir nur strahlenden Sonnenschein!

Wir geniessen für 25$ eine Fajita Grande por dos, Frozen Margherita und Bier.


Satt und entspannt machen wir uns auf den Weg nach Hause und legen nur noch einen kurzen Stopp bei Dairy Queen ein – heute ist nicht der richtige Tag für´s Kalorienzählen. Die letzten Schritte bis zum WoMo schaffen wir dann auch noch!

Mit lieben Grüßen aus Braunschweig

Kristina und Jörg

 

Kochi
Bild von Kochi
Offline
Beigetreten: 21.08.2009 - 11:52
Beiträge: 7292
Tolle Tage!

Hi Kristina!

Das waren tolle Tage, WOW!!

Auf Eurem CG war ja was los, die Flodders waren am Besten, aber auch unsere "holländischen Nachbarn" waren nicht schlecht Laughing...

Wir hatten leider bei unserem Besuch im Yellowstone nicht so ein Glück mit dem Wetter wie Ihr...

Zurück im WoMo belohnen wir uns mit einer Portion Ben & Jerry´s Icecream, Sorte Fishfood.

Auch einer unserer Favoriten, super lecker!!!!!

...nur weiter so, schön, das wir "erst" die Hälfte haben...

Munter bleiben
Gruss
Kochi
Scout WoMo-Abenteuer.de

 

 

 

Kristina
Bild von Kristina
Offline
Beigetreten: 25.08.2009 - 19:32
Beiträge: 406
Devils Tower N.M., Deadwood / South Dakota

Sonntag, 31.05.2009 

Heute starten wir in Richtung Osten und wollen eine Zwischenübernachtung in Sheridan machen. Kurz vor Sheridan fahren wir auf die Interstate 90 und das Fahren verläuft so entspannt, dass wir einfach weiterfahren. Für den nächsten Tag haben den Devil´s Tower eingeplant, als Campground sollte es der Belle Fourche CG sein. Das lockt uns mehr als eine weitere Nacht in Sheridan. Es fährt sich leicht und entspannt und wir geniessen den Blick auf das Neuland – hier waren wir noch nicht. Bei unserem letzten Besuch in Yellowstone sind wir von Cody aus nach Thermopolis in den Süden gefahren!

Wir fahren durch Weideland und Wiesen, alles ist noch schön grün und total einsam! Wohnen möchte ich hier nicht!

In Moorcroft fahren wir von der Interstate ab und suchen eine Tankstelle für unser Propan. An der ortsansässigen Tankstelle gibt es leider nichts und heute am Sonntag sowieso schon mal nicht! Nun gut, müssen wir noch ein bisschen haushalten – Hauptsache, der Kühlschrank läuft und das Fleisch im Tiefkühler taut nicht auf!

Den Devils Tower sehen wir schon von weitem – er ist bereits über Meilen deutlich erkennbar.

In einer großen Schleife umfahren wir den Tower und suchen erst einmal den Campground auf. Hier finden wir einen schönen Platz auf dem Aussenloop mit perfekten Blick über die Wiesen bis zum Tower.

Wir registrieren uns und starten noch einmal bis zum VisitorCenter. Auf dem Parkplatz angekommen fängt sich Jörg einen Rüffel von einem Police-Officer ein – er hatte bei der Parkplatzsuche ein Stoppschild übersehen und darf sich jetzt die Belehrung, gewürzt mit einem harschen „Sir!“ am Ende eines jeden Satzes anhören! Ich halte mich da geflissentlich raus und gehe schon mal ein paar Schritt zur Seite. Jörg erträgt die ganze Angelegenheit aber wie ein Mann!

Anschließend gucken wir uns im VisitorCenter um und gehen den kurzen Weg zum Tower. Uns kommt eine Gruppe Extremkletterer entgegen, die für heute eine Genehmigung erhalten hatten, die steilen Klippen zu erklimmen. Dies muss wirklich eine Herausforderung sein – wir bleiben lieber hier unten und umrunden den Steinklops am Fuss zu Fuss ganz entspannt.

Auf der Rückfahrt zum Campground halten wir noch an der Prairie-Dog-Town an. Die putzigen Tierchen flitzen über die Wiese – ich könnte stundenlang zusehen!

Unsere Campsite ist wirklich perfekt am Belle Fourche River gelegen- wir machen noch einen Spaziergang und baden die Fuesse im erstaunlich warmen Wasser.

Barbeque, Bier und Sonnenuntergang im T-Shirt ganz entspannt geniessen – dass hatten wir schon ein paar Tage nicht mehr!



_______________________________________________________________________________________________

 

Montag, 01.06.2009

Nach Aussage des Rangers gibt es am Keyhole Lake S.P. Propan und dieser liegt auf unserer Strecke – also ist er der erste Anlaufpunkt dieses Tages.

Kurze Zeit später müssen wir feststellen: Ja, es gibt eine Propantankstelle und es gibt Propan – aber leider keinen Adapter für unseren Tank! Tja, die Anzeige rutscht langsam in den kritischen Bereich!

Wir fahren wieder auf die I 90 East und fragen an der nächsten Tankstelle in der Gegend von Sundance nach Propan – unser Kühlschrank  blinkt schon Alarm! Die nette Dame erklärt uns den Weg zur einzigen Versorgungsstelle für Propan – eigentlich speziell für Haus-Propanetanks und tragbare Flaschen! Hoffentlich klappt es hier! Wir finden das beschriebene Gebäude, nur leider ist niemand vor Ort – aber es hängt ein Zettel mit einer Rufnummer an der Tür!  Erstaunlicherweise haben wir hier Cellion-Empfang und ich versuche meine Glück! (Eigentlich fällt es mir schwer, in Englisch irgendwelche Probleme am Telefon zu klären – im Angesicht meines Gesprächspartners kann ich erkennen, ob er mich versteht!) Ich beschreibe dem Mann am Telefon mein Problem und erkläre, wo wir jetzt im Augenblick stehen. Er antwortet so etwas wie „Jep, o.K., 5 mins“ und legt den Hörer auf! Minuten später rauscht ein Monster-Truck auf den Hof und der kurz angebundene Gesprächspartner entpuppt sich als  Muster-Cowboy aus dem Katalog. Marlboro-Man  von ausgelatschten Westernboots über Jeans, Karohemd, bis zum vielgetragenen Stetson ist alles da – und unseren Tank kann er auch noch auffüllen! Da wir hier bei einer zentralen Gasversorgungsstelle sind, die normalerweise wohl mit größeren Mengen umgeht, gibt es keine Rechnung und wir bezahlen auch nichts – er winkt ab und brummelt irgendetwas in den 2 Tage-Bart. Ich muss nachfragen und bekomme einen ganzen Satz in Form einer Frage zu hören: Wo wir denn herkämen? Ich antworte kurz und knackig und er erzählt: „Er sei noch nie weit weg von hier oder Wyo gewesen und habe auch noch nie Deutsche hier im Ort getroffen - das bisschen Propane sei eben Service!“  Spricht`s und schwingt sich wieder in seinen Truck – als letzten emotionalen Ausbruch drückt er noch zum Abschied auf die Hupe und lässt damit unsere Trommelfelle an ihre Grenzwerte kommen! Wir sind verdattert – was für eine Type!

Jetzt kann sich der Kühlschrank wieder beruhigen (und ich mich auch!)

Unsere Fahrt geht wieder auf die Interstate und damit nach:

Im Welcome-Center direkt an der Grenze machen wir einen Stopp und informieren uns. Ich gehe gerne in diese Pavillons – man bekommt nicht nur die besten Strassenkarten, Informationen über Attraktionen und Sehenswürdigkeiten, Coupons für Ermäßigungen und Anregungen aller Art, sondern oft arbeiten hier Volunteers mit hohem Alter und noch höherem Engagement. Die Beiden vor Ort sind zusammen sicherlich über 160 Jahre alt und erzählen viel über die Geschichte von South Dakota. Es ist interessant und wir verbringen viel Zeit mit Plauschen. Die Tipps können wir gut gebrauchen und wir werden sie auch alle anfahren (einigen standen eh schon auf unserer Route!)

Mit lieben Grüßen aus Braunschweig

Kristina und Jörg

 

Kristina
Bild von Kristina
Offline
Beigetreten: 25.08.2009 - 19:32
Beiträge: 406
Deadwood, Walldrug und Badlands N.P., South Dakota

Immer noch Montag, 01.06.2009

Unser 1.Anlaufpunkt ist Deadwood – die alte Minenstadt, die man vor dem Verfall retten konnte, in dem man Casinos zuliess. Der einzig vernünftige Campground scheint uns der KOA in der Stadt zu sein. Der Platz liegt am Stadtrand, hat aber einen Shuttle-Service zu jeder vollen Stunde in die „Innenstadt“.

Alle Stellplätze sind KOA-mässig mit Full-Hook-Up, der gesamte Platz liegt in einem engen Tal terrassenförmig angeordnet zwischen hohen Bergen, die malerisch in den Wolken verschwinden. Weniger romantisch ist das Gewitter, das nur Minuten nach unserem Andocken loslegt. Wahre Sturzbäche kommen vom Himmel und von den oberen Etagen heruntergeströmt. Es blitzt und donnert für fast 2 Stunden – das Gewitter hängt zwischen den Bergen fest. Wir frühstücken im Trockenen und Warmen und geniessen wortlos den Ausblick auf dieses Naturschauspiel, eine Unterhaltung ist bei diesem Regengeprassel nicht möglich! Zum Glück sind (und bleiben) wir auf unserer Etage alleine, insgesamt ist dieser Platz nur mit 5 Wohnmobilen besetzt, die maximale Belegung wäre mit ca. 120 WoMos möglich – ein Albtraum für uns!

Gegen Mittag hört der Regen auf und wir nutzen den Shuttlebus. Im Silverado-Casino fühlen wir uns nach Klein-Vegas versetzt: Das Gepingele der Automaten, die Beleuchtung, die Spiegel und selbst das florale Muster des Teppichbodens – eben nur alles etwas kleiner. Im Untergeschoss gibt es ein Restaurant mit Buffet. Wir wollen es heute abend ausprobieren.

Der Ort selbst ist überschaubar und besteht eigentlich auch nur aus einer Hauptstrasse, diese Mainstreet ist vielleicht 200 m lang, hier reiht sich ein Casino an eine Kneipe oder einen Andenkenladen. Wir wandern durch alle Geschäfte und finden in einem Laden noch den gewünschten Silberdollar von 1898. Er kostet uns stramme 40$, vor 7 Jahren haben wir nur 20$ bezahlen müssen – und das in Las Vegas! Am unteren Ende angekommen setzt das nächste Gewitter ein und wir verbringen die Zeit auf einer Bank unter dem Vordach mit dem Studium der US-Today.

Letztendlich entscheiden wir uns für eine Auszeit auf dem Campground – wir werden am Abend noch einmal wiederkommen.

Die Wartezeit auf den Shuttlebus vertreiben wir uns mit einem einarmigen Banditen im Casino und gewinnen bei einem 1$-Einsatz 1.60$ - was für eine Rendite in 2Minuten!

Wir nutzen die Pause auf dem Campground, checken dank WiFi (kostenlos) unsere Emails, skypen ein wenig mit der Familie und  geniessen eine heisse Dusche, um uns stadtfein zumachen.

Der Shuttle bringt uns pünktlich zum Abendessen in das Casino. Das Buffet kostet uns für 2 Personen incl. Getränken  20$ - allerdings ist die Auswahl nicht besonders riesig, aber ausreichend und sehr handfest!

Der Nachtisch in Form einer riesig schweren Schokoladentorte mit der amerikanisch-üblichen Schlagsahne bringt uns dann fast um – aber lecker!

Das Einschlafen fällt uns ein wenig schwer – wir sind einfach zu satt!

 

Dienstag, 02.06.2009

Wir fahren früh los, auch morgens um 7 Uhr sind in Deadwood die Casinos geöffnet und vereinzelt marschieren Touristen durch den Ort. Unser 1.Ziel des Tages ist Sturgis – Insidern wohl bekannt als ein Ort in South Dakota, der einmal im Jahr für ein paar Tage zum Leben erwacht. In diesen Tagen stürmen wahnsinnig viele Harley Fahrer (und vermutlich auch andere Marken) die kleine Stadt und feiern ein Festival. Wir kennen nur einen Bericht aus dem Fernsehen und sind nicht böse darüber, dass wir zur falschen Zeit hier sind – für uns ist es die Richtige (nach Wacken fahren wir schließlich auch nicht!).  Bereits Monate, wenn nicht viel länger im Voraus sind alle Unterkünfte im Umkreis von 100 Meilen ausgebucht, so stand auf der Website des KOA Deadwood folgendes zu lesen: “Nein, wir haben keine freien Plätze während Sturgis! Nein, es werden auch keine Reservierungen mehr angenommen! Nein, es gibt hier keine Wartelisten für Absagen, denn es gibt hier auch keine Absagen!“ Offensichtlich sind auch die Motels und Hotels in Sturgis auf Jahre hinaus für die entsprechende Zeit ausgebucht!

Der Ort selbst ist klein, überschaubar, eine Main Street mit vielen, vielen Bars, Kneipen und Souvenirshops – und alle haben zu! Uns reicht es, die Hauptstrasse einmal auf und ab zu fahren und mit den Bildern aus dem Fernsehen zu vergleichen – ja, hier findet es statt! Mag sein, dass dieses Treffen auch extrem vermarktet wird, aber es hat eindeutig eine ganz besondere Atmosphäre. Der Ort scheint für diese eine Woche im Jahr auszuwachen und den Rest des Jahres im Koma zu verbringen.

Auf der I90 geht es weiter nach Rapid City und von dort aus zur Ellsworth Airbase.

Wir besuchen die Ausstellung der Base und der Cruise Missile Abschussrampe (und Jörg findet noch ein Base-Cap!). Ich freue mich über das Angebot eines echten Kaffees durch die Dame an der Kasse – handgefiltert und nicht amerikanisch dünn – sehr lecker!

Auf der Interstate fallen uns bei der Weiterfahrt schon die großen Reklametafeln von Wall Drugs auf: „Free Ice-Water“, „Free Coffee & Doghnuts for Honeymooner & Veterans“ usw.

Alle beschwören uns, Exit 109 zu nehmen und das tun wir auch. Ein riesiger Komplex von Souvenbiershops wird von gestürmt. Es gibt Kitsch, Ramsch, Trödel, Tinnef, Souvenirs und echte Andenken in vielen kleinen Einzelshops unter einem Dach. Es wäre in dieser Konzentration kaum zu ertragen, wenn sich in den Räumen nicht auch noch so viele kleine Dinge wie Fotos, ausgestopfte Tiere, Original-Ausstattungen von 1850 und eine ausgesprochen ursprüngliche Bauweise befinden würde. 

 Nebenbei gibt es einen Outdoor-Ausstatter (gefährlich für Jörg) und einen Minnetonka-Shop (hier gibt es für mich ein Paar robuste Glattleder Mokassins, die man original in Deutschland per Katalog für 179€ bestellen kann – hier zahle ich 40$ dafür!)

Nach diesem (für Auge, Ohr und Kreditkarte) erschöpfenden Erlebnis fahren wir weiter in Richtung Osten zum Badlands N.P.

Direkt am 1.Overlook machen wir eine kleine Kaffeepause und sehen uns dann ein wenig um. Das Wetter spielt leider nicht mit und mit trübem Himmel bei ca. windigen 12°C ist es zwar nett, aber nicht wirklich umwerfend.

Nach einem kurzen Rundgang beschliessen wir, den Scenic Loop in Ruhe anzufahren und uns dann auf dem Campground zu erholen. Direkt neben der Strasse finden wir ein paar schöne Ausblicke und ein größeres Rudel Bergziegen mit vielen Kleinen. Die ausgewachsenen Tiere tragen zum Teil Markierungshalsbänder.

Unser Campgroundwahl war einfach : Wir hatten uns den schön gelegenen Cedar Pass Campground ausgesucht, ohne irgendwelche Anschlussmöglichkeiten. Der Platz ist auf allen Loops fast leer und uns trifft die Qual der Wahl besonders. Wir kreisen um die Loops herum und können uns nicht entscheiden! Alle Plätze sind groß mit entsprechendem Abstand zu den Nachbarn, auf Sonne und Schatten brauchen wir heute bestimmt nicht zu achten (der Himmel ist einheitlich grau!) und wir kreisen umher! Irgendwann fällt dann doch eine Entscheidung (die falsche, wie sich hinterher herausstellt!) und wir gehen zu Fuss die 400m bis zum Ranger-Häuschen an der Einfahrt.

Die junge Frau in Uniform mit Regenüberzieher über ihrem Hut beobachtet uns schon den ganzen Weg und als wir ankommen, fragt sie als erstes, ob unser WoMo eine Panne hätte und wir Hilfe bräuchten! Na klar – wir sind zu Fuss unterwegs und dass macht man normalerweise nicht! Die Erklärung : „Wir kommen aus Deutschland“ reicht ihr! Unsere Standgebühr bezahlen wir mit Kreditkarte am Automaten  - das kennen wir nur aus Washington und Oregon! Wir machen noch einen kurzen Ausflug zum VisitorCenter und dem Hotel, begucken uns die winzigkleinen Ferienhäuschen

 und wandern auch einmal zu Fuss über den Campground, den wir eigentlich schon ausführlich „erfahren“ haben. Beim anschliessenden Grillen stellen wir fest, das die Wahl der Site wirklich nicht optimal war, auch wenn sie so lange gedauert hat: Wir haben keinen Windschatten durch das WoMo und es wird wirklich immer ungemütlicher. Also wird drin gegessen! Wie gut dass wir die Wahl haben, quer über den Platz hat sich eine Gruppe Zelter eingefunden, sie sitzen dicht gedrängt  auf der Bank und frieren!

Wir dagegen sitzen im Trocknen, geniessen Heizung, heisse Dusche, ein kaltes Bier und lassen uns durch den immer stärker werdenden Wind in den Schlaf schaukeln!

 

Mit lieben Grüßen aus Braunschweig

Kristina und Jörg