Der neue Morgen begrüßt uns mit fantastischem Wetter.
Herrlich, hier könnte man eine schöne Wanderung zur Nosi machen, einem Felsknubbel mit toller Aussicht auf den Fjord und die Gletscher des Folgefonna NP. Aber ich fürchte, Jeremie lässt sich nicht drauf ein, die anstrengende Wanderung der letzten zwei Tage steckt noch in den Knochen.
Ist für uns auch absolut ok und nachvollziehbar.
Bereits gestern kamen zwei deutsche Wohnmobile an, in einem davon reist ein kleiner Junge mit. Er gesellt sich zu Robert und Jeremie, als die beiden nach dem Frühstück Indiaka spielen.
Was für ein glücklicher Zufall, dass der Junge mit seinem Vater heute eine Wanderung zur Nosi machen will! Vielleicht lässt sich Jeremie nun doch dafür begeistern!
Gemeinsam starten wir am späten Vormittag.
Jeremie geht zwar mit, aber er hat bereits nach wenigen Höhenmetern ein gaaaanz tiefes Motivationsloch und murrt. Er sei müde und wolle nicht mehr weiter. Können wir voll verstehen und bieten an, dass einer von uns mit ihm zurück geht. Das will er aber nicht. Wir würden ja beide die Wanderung machen wollen und er wolle auch nicht, dass wegen ihm einer von uns verzichtet.
Hmmm, echt schwierig. Es gibt noch ein paar kurze Diskussionen, dann rafft er sich auf und geht weiter.
So supereasy ist die Tour nicht, es sind etliche Höhenmeter und ich merke auch, dass ich die letzten beiden Tage nicht entspannt im Liegestuhl saß.
Vor allem die Mönchstreppen sind echt anstrengend. So versuche ich, uns beide immer wieder zu motivieren, uns Mut zu machen und schließlich erreichen wir den Aussichtspunkt. Aber wir haben beide echt gekämpft.
Aber richtig toll hier oben, wir sehen unten Lofthus und den wunderschönen Sørfjord und weiter oben an der Kante der Hardanger Vidda ein paar Schafe und Ziegen, die uns vorwurfsvoll anblöken. Der gegenüberliegende Folgefonna Gletscher ist teils von Wolken verhüllt.
Wir vespern etwas und machen uns auf den Rückweg. Nun springt Jeremie mit dem Jungen zusammen vor uns her, versteckt sich, taucht wieder auf und wir lassen den Jungs ihren Spaß.
Kurz vor dem Campingplatz verlaufen wir uns, finden aber schnell wieder den richtigen Weg.
Wer allerdings noch immer nicht da ist, sind Jeremie und sein neuer Freund. Etwas beunruhigend, denn sie waren weit vor uns, und Robert läuft Richtung Ortskern hinunter. Den Jungs wird klar sein, dass sie nach unten Richtung Fjord laufen müssen, falls sie sich verlaufen haben und sie sind vielleicht zu weit runter gegangen.
Ich gehe nochmal ein Stück bergauf in die Obsthänge und rufe nach Jeremie, weil ich ein paar Kinderstimmen höre. Aber das sind nur die Kinder, die hier wohnen.
Doch kommen mir nach fünf Minuten unsere beiden verlorenen Helden entgegen, Jeremie ganz entspannt, aber der kleinere Junge ziemlich aufgelöst. Er hat wohl heftig geweint, als sie – wie wir auch – kurzzeitig den Weg verloren haben. Gut, dass Jeremie ihn einigermaßen beruhigen konnte.
Der restliche Nachmittag verläuft ereignislos, die Jungs spielen auf dem Campingplatz, wir hängen nochmal das Zelt zum Trocknen auf und gehen nicht allzu spät, nach einem leckeren Abendessen schlafen.
RE: Fjorde, Berge, Gletscher satt: Mit Columbus nach Norwegen im
Moin,
ein sehr schön geschriebener und toll bebilderter Reisebericht.
Ja, schöne Gegend liegt manchmal nicht nur über dem grossen Teich.
Wie wir aus eigener Erfahrung sagen können ist Norwegen mehr als nur eine Reise wert... wir sind auch nicht zu letzten Mal dort gewesen.
Schöne Wanderungen habt ihr gemacht, ja die Trolltunga ist überlaufen, der Prestikolsen ist wohl noch voller.
Aber man kann es niemanden verübeln, wenn er dort hinfährt, a) ist es schön und b) ist man ja selber dort.
Interessant finde ich dann auch - da ging es euch ja ähnlich - mit welchem Schuhwerk die Leute dort herumlaufen
Mit dem Wetter ist es halt so eine Sache im hohen Norden.
Wir hatten im September 2014 tolles Wetter, dafür aber wenig Wasser in den Flüssen und alles vertrocknet, Rentierflecht ist unter den Füssen zerbrösselt.
Ein Jahr später im September war es nass - Gott sei Dank nicht den ganzen Urlaub, aber man ist teilweise im Matsch versunken.
Und mit Mücken hatten wir im Herbst dort oben noch keine Probleme - ähnlich wie im September im Yukon.
@Frepa:
Irland im Februar - da bin ich mal, vor allem auch wettertechnisch gespannt. Giant Causeway auf der Liste?
RE: Fjorde, Berge, Gletscher satt: Mit Columbus nach Norwegen im
Liebe Elli,
eine schöne Wanderung zum Nosi. Und an die Mönchstreppen kann ich mich auch noch gut erinnern ?. Tapfer, euer Jeremie?. Wir waren etwas ausgeruhter und sind noch hoch aus Fjell gelaufen. Die Landschaft ist wunderschön. Wir waren sicher auch nicht das letzte mal in Norwegen. Uns hat es dort auch ebenso gut wie in Übersee gefallen.
Mittwoch, 29.08.2018: Fahrt nach Kinsarvik und jede Menge Zeit totschlagen (27km)
Gegenüber gestern sieht das Wetter heute nicht soooo vielversprechend aus.
Zum Frühstück ist es noch trocken, zwar mit Bewölkung, aber gegen später sollen wieder heftige Regenschauer niedergehen.
Gerade recht, dann erholen wir uns heute mal so richtig und machen keine Wanderung. Dass er heute nirgends hinlaufen werde, hat uns Jeremie schon gestern angekündigt und das ist auch vollkommen in Ordnung.
Wir fahren heute nicht sehr weit, nur ein paar wenige Kilometer bis Kinsarvik. Dort biegen wir nach einem kurzen Einkauf beim SPAR ins Husedalen ab, weil wir für morgen die Wanderung zu den vier Wasserfällen geplant haben. Wir haben vor, auf dem Wanderparkplatz die Nacht zu verbringen.
Als wir dort ankommen, ist es total voll und einen richtig guten Platz bekommen wir nicht. Überall stehen wir ziemlich schräg. Es regnet und Jeremie will gar nicht aussteigen, doch mit Robert mache ich einen kurzen Spaziergang und wir gucken ein wenig die Gegend an. Da unser Stellplatz hier aber ziemlich bescheiden ist und wir zwischen Bäumen ohne Aussicht stehen, wollen wir nicht den ganzen Nachmittag hier absitzen. Wir fahren nochmal zurück nach Kinsarvik und stellen uns auf einen Parkplatz mit Blick zum Fjord. Viel schöner hier, selbst bei Regen.
Wir kochen uns ein Süppchen, spielen ein Spiel und mit Robert gehe ich danach noch ein wenig am Hafen entlang. Eine uralte Kirche steht dort, erbaut in den Jahren 1150-1160.
Das uralte Gemäuer und der Friedhof mit den verwitterten Grabsteinen passt hervorragend zu den tiefen Wolken und der regnerischen Stimmung.
Wir werfen einen Blick auf den städtischen Campingplatz, aber der gefällt uns nicht und wir wollen ja eh am Trailhead übernachten. Noch kurz am Hafen vorbei, dann gehen wir zurück zum Camper.
Wir fahren wieder zurück zum Wanderparkplatz, wo es jetzt viel mehr Platz hat und wir einen passenden für unseren Camper finden.
Die Idee, hier direkt zu übernachten, haben wir nicht allein. Es sind einige Wohnmobile und Autos hier.
Wir machen es uns im Camper richtig gemütlich, kochen, trinken ein Gläschen Wein und gehen trotz Regentag und voller Vorfreude auf den morgigen Tag zufrieden schlafen.
RE: Fjorde, Berge, Gletscher satt: Mit Columbus nach Norwegen im
Liebe Elli,
auf diesem Wanderparkplatz standen wir auch. Allerdings hat es kräftig geregnet und sollte auch nicht besser werden, weshalb wir diese Wanderung gestrichen haben und weiter gefahren sind. Eure Wanderung war ja verhängnisvoll.
Tag 15: 30.08.2018: Durch das Tal der Wasserfälle bei Kinsarvik
Donnerstag, 30.08.2018: Wanderung zu den vier Wasserfällen im Husedalen und Fahrt nach Voss (46km)
Ruhig war's hier in der Nacht, wir konnten prima schlafen.
Das Wetter sieht super aus, die Bergspitzen der Hardangervidda werden zum Teil schon von der Sonne angestrahlt.
Direkt nach dem Frühstück packen wir die Rucksäcke und laufen los. Die Wanderstöcke nehme ich wieder mit, könnte sein, dass ich sie gut gebrauchen kann.
Die vom gestrigen Regen getränkten Wiesen dampfen vor sich hin, eine herrliche Stimmung.
Zunächst gehen wir einen geschotterten Weg, dann wird der Weg steil und steinig, und man muss schon gut aufpassen, wo man hintritt. Mit Stöcken aber eher nicht geeignet, weil viel zu viele große Brocken rumliegen.
Wir kommen am ersten Wasserfall vorbei, dem Tveitafossen, der so früh am Morgen noch im Schatten liegt. Der Weg geht weiter steil bergauf über große Steine an einem riesigen Wasserrohr entlang. Wir erreichen das Staubecken am oberen Ansatz des ersten Wasserfalls.
Durch Wald, über Bäche und Fels geht es weiter, mal auf matschigem Untergrund, mal sehr unwegsam über grobe Steine.
Bald ist der zweite Wasserfall, der Nyastølfossen zu sehen. Fotografieren ist schwierig, weil wir totales Gegenlicht haben.
Als wir den dritten Wasserfall, den Nykkjesøyfossen, erreichen, beschließen wir, eine Vesperpause zu machen. Dieser Wasserfall liegt besonders idyllisch inmitten einer zauberhaften Szenerie. Die Sonne scheint und wir genießen ein wenig abseits vom eigentlichen Trail unser mitgebrachtes Vesper.
Frisch gestärkt geht es weiter. Für mich jedoch keine 10 Schritte. Auf einem nassen Stein rutsche ich aus und stürze ganz unglücklich auf die komplette rechte Körperhälfte leicht bergabwärts. Bis hin zum Gesicht habe ich Bodenkontakt.
Ich bin erst mal ziemlich wackelig und berappele mich wieder einigermaßen mit Roberts Hilfe. Mein Kopf ist nicht verletzt, wohl aber meine Brillenfassung bös zerkratzt. Die hat mich sicher vor üblen Schrammen an der Nasenwurzel oder Stirn bewahrt.
Ich fange an, meine Gräten zu sortieren: Füße, Beine, Knie, alles soweit tipptopp und ohne Schmerzen beweglich.
Meine rechte Hand schmerzt, ich kann alle Finger bewegen, Rotationsbewegungen im Handgelenk sind aber nicht möglich. Richtig blöd geprellt.
Nach einigen Minuten hab ich mich wieder soweit gefasst, dass wir weiter gehen können. Ich würde zur Sicherheit jetzt lieber meine Stöcke nehmen, aber das geht gar nicht. Ich kann den Stock mit rechts nicht richtig fassen, geschweige denn mich auf ihm abstützen.
Ich laufe nun extrem vorsichtig und gehe jeden Schritt mit noch mehr Bedacht als zuvor. Aber ich möchte unbedingt weiter, hoch bis zum vierten Wasserfall. Wo es etwas rutschig oder problematisch wird, hilft mir Robert weiter und bald rückt der vierte Wasserfall in unser Blickfeld.
Toll, die Gegend hier oben ist ein Traum! Wir sehen weit hinunter, dorthin, wo der Sørfjord und der Hardangerfjord zusammenfließen. Noch etliche Höhenmeter über uns ist die höchste Erhebung der Hardangervidda zu sehen und ich würde so gerne noch weiter gehen. Aber meine Hand schmerzt, Jeremie ist ko für heute und der Rückweg steht ja auch noch an.
Wir machen eine weitere Pause in dieser grandiosen Umgebung und ich nehme eine Ibu 600 ein, denn der Schmerz lässt nicht nach. Meine schwere Kamera kann ich nicht mehr bedienen und das stinkt mir gewaltig!
Bevor wir uns auf den Rückweg machen, bindet mir Robert eine Schlaufe aus einem Dreiecktuch, das lindert etwas den Schmerz.
Doch der Weg hier hoch war jede Mühe (und den Schmerz) wert.
Wun-der-voll! Ein nur sehr wenig frequentierter Hike und landschaftlich den anderen Highlights, die wir bisher gesehen haben, in keiner Weise nachstehend.
Der Rückweg hat es in sich. Da es keinen richtigen Weg gibt, orientieren wir uns an den Steinmännchen, kommen aber immer mal wieder zu etwas anspruchsvolleren Passagen, wo wir ein bisschen klettern müssen. Das ist einhändig echt schwierig, und so muss Robert mich immer wieder stützen. Zum Glück haben wir keine Beobachter hier, sicherlich sah das hin und wieder ziemlich lächerlich aus.
Es klappt aber alles ganz gut und weiter unten finden wir einen Fahrweg, den wir statt des steinigen und steileren Weges vom Vormittag nehmen können. So komme ich völlig unproblematisch zurück zum Wohnmobil.
Dort pelle ich meinen Arm aus Jacke und Shirt und begutachte, was ich da heute angestellt habe: Eine ziemlich üble - leicht bläulich eingefärbte - Schwellung habe ich und bei weiteren Bewegungsversuchen wird mir klar, dass es sich nicht nur um eine Prellung handeln kann. Wir werden ein Krankenhaus aufsuchen müssen.
In Kinsarvik kaufen wir noch ein paar Kleinigkeiten im SPAR ein und fragen dort an der Kasse nach dem nächsten Krankenhaus. In Voss, etwa 50km entfernt, aber an unserer Strecke Richtung Bergen gelegen, gibt es eines. Dann machen wir uns mal auf den Weg.
Das Wetter ist noch richtig schön und die Strecke gefällt uns supergut. Sehr eindrucksvoll ist die riesige Hardangerbrücke, die wir überqueren.
Ein Wahnsinnsbauwerk!
Jeremie hingegen ist total geflasht von den blau ausgeleuchteten Kreisverkehren im Vallaviktunnel, und zugegeben, auch wir finden das äußerst bemerkenswert und spacig.
Den Tunnel- und Brückenbau haben sie echt drauf, die Norweger!
In schönstem warmen Abendlicht rollen wir nach Voss. Unser TomTom weist uns einen zweifelhaften Weg über ein enges Wohngebiet (?) zum Krankenhaus. Ja, und dann stehen wir dort auf dem Parkplatz und haben erst mal keine Ahnung, wohin.
Dass die Norweger fast alle englisch sprechen, ist richtig, aber die Beschriftungen an und in einem norwegischen Krankenhaus sind nun mal nur auf norwegisch. Wo wir jemanden finden - was nicht ganz einfach ist - fragen wir uns durch.
Nach Notfalluntersuchung, Röntgen und weiterer Untersuchung steht fest: Ich habe eine kleine unkomplizierte Fraktur am Radius und werde in den nächsten vier Wochen eine Kunststoffschiene tragen müssen. Die ist immerhin viel leichter und angenehmer, als die Gipsschienen, die man früher bekam. Und - sie ist lila!
Wir fahren wegen der fortgeschrittenen Zeit auf den städtischen Campingplatz von Voss, wo meine Männer Spaghetti mit Pesto als schnelles Abendessen zaubern. Allein, das zu essen, ist schon fast unmöglich mit einer Hand.
Das anschließende Duschen, Abtrocknen und Eincremen ist einhändig nicht minder kompliziert, aber es klappt - trotz zeitlich knapp bemessener Warmwasserbenutzung.
Ich bin echt mal gespannt, wie ich mich in der ersten Nacht mit Schiene so in meinem Bett arrangiere... Schmerzen habe ich glücklicherweise keine mehr.
RE: Fjorde, Berge, Gletscher satt: Mit Columbus nach Norwegen im
Hi Elli,
oje, da ist der Tag, wo du dir die blöde Verletzung zugezogen hast. Respekt, dass du mit der kaputten Hand und den Schmerzen noch zum vierten Wasserfall gewandert bist. Aber wirklich herrlich war es da oben. So weit haben wir es leider nicht geschafft. Wir haben das Husedalen ja teilweise bei Regen erwandert. Da war dann für uns am dritten Wasserfall Schluss und auch Eric hatte es ja an ähnlicher Stelle hingehauen. Die Steine sind da oben echt fies glatt... Wenn ich eure Bilder sehe, haben wir aber echt was verpasst, so eine tolle Aussicht vom vierten Wasserfall aus. Naja, sollte es uns nochmal in diese Ecke verschlagen und das Wetter besser als beim letzten Mal sein, wird diese Wanderung auf jeden Fall wiederholt. (jetzt wissen wir ja auch schon beim Aufstieg, dass es für den Abstieg den deutlich einfacheren Fahrweg gibt )
Dienstag, 28.08.2018: Wanderung zur Nosi
Der neue Morgen begrüßt uns mit fantastischem Wetter.
Herrlich, hier könnte man eine schöne Wanderung zur Nosi machen, einem Felsknubbel mit toller Aussicht auf den Fjord und die Gletscher des Folgefonna NP. Aber ich fürchte, Jeremie lässt sich nicht drauf ein, die anstrengende Wanderung der letzten zwei Tage steckt noch in den Knochen.
Ist für uns auch absolut ok und nachvollziehbar.
Bereits gestern kamen zwei deutsche Wohnmobile an, in einem davon reist ein kleiner Junge mit. Er gesellt sich zu Robert und Jeremie, als die beiden nach dem Frühstück Indiaka spielen.
Was für ein glücklicher Zufall, dass der Junge mit seinem Vater heute eine Wanderung zur Nosi machen will! Vielleicht lässt sich Jeremie nun doch dafür begeistern!
Gemeinsam starten wir am späten Vormittag.
Jeremie geht zwar mit, aber er hat bereits nach wenigen Höhenmetern ein gaaaanz tiefes Motivationsloch und murrt. Er sei müde und wolle nicht mehr weiter. Können wir voll verstehen und bieten an, dass einer von uns mit ihm zurück geht. Das will er aber nicht. Wir würden ja beide die Wanderung machen wollen und er wolle auch nicht, dass wegen ihm einer von uns verzichtet.
Hmmm, echt schwierig. Es gibt noch ein paar kurze Diskussionen, dann rafft er sich auf und geht weiter.
So supereasy ist die Tour nicht, es sind etliche Höhenmeter und ich merke auch, dass ich die letzten beiden Tage nicht entspannt im Liegestuhl saß.
Vor allem die Mönchstreppen sind echt anstrengend. So versuche ich, uns beide immer wieder zu motivieren, uns Mut zu machen und schließlich erreichen wir den Aussichtspunkt. Aber wir haben beide echt gekämpft.
Aber richtig toll hier oben, wir sehen unten Lofthus und den wunderschönen Sørfjord und weiter oben an der Kante der Hardanger Vidda ein paar Schafe und Ziegen, die uns vorwurfsvoll anblöken. Der gegenüberliegende Folgefonna Gletscher ist teils von Wolken verhüllt.
Wir vespern etwas und machen uns auf den Rückweg. Nun springt Jeremie mit dem Jungen zusammen vor uns her, versteckt sich, taucht wieder auf und wir lassen den Jungs ihren Spaß.
Kurz vor dem Campingplatz verlaufen wir uns, finden aber schnell wieder den richtigen Weg.
Wer allerdings noch immer nicht da ist, sind Jeremie und sein neuer Freund. Etwas beunruhigend, denn sie waren weit vor uns, und Robert läuft Richtung Ortskern hinunter. Den Jungs wird klar sein, dass sie nach unten Richtung Fjord laufen müssen, falls sie sich verlaufen haben und sie sind vielleicht zu weit runter gegangen.
Ich gehe nochmal ein Stück bergauf in die Obsthänge und rufe nach Jeremie, weil ich ein paar Kinderstimmen höre. Aber das sind nur die Kinder, die hier wohnen.
Doch kommen mir nach fünf Minuten unsere beiden verlorenen Helden entgegen, Jeremie ganz entspannt, aber der kleinere Junge ziemlich aufgelöst. Er hat wohl heftig geweint, als sie – wie wir auch – kurzzeitig den Weg verloren haben. Gut, dass Jeremie ihn einigermaßen beruhigen konnte.
Der restliche Nachmittag verläuft ereignislos, die Jungs spielen auf dem Campingplatz, wir hängen nochmal das Zelt zum Trocknen auf und gehen nicht allzu spät, nach einem leckeren Abendessen schlafen.
==> zurück zum vorherigen Reiseabschnitt
==> weiter zum nächsten Reiseabschnitt
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de
Moin,
ein sehr schön geschriebener und toll bebilderter Reisebericht.
Ja, schöne Gegend liegt manchmal nicht nur über dem grossen Teich.
Wie wir aus eigener Erfahrung sagen können ist Norwegen mehr als nur eine Reise wert... wir sind auch nicht zu letzten Mal dort gewesen.
Schöne Wanderungen habt ihr gemacht, ja die Trolltunga ist überlaufen, der Prestikolsen ist wohl noch voller.
Aber man kann es niemanden verübeln, wenn er dort hinfährt, a) ist es schön und b) ist man ja selber dort.
Interessant finde ich dann auch - da ging es euch ja ähnlich - mit welchem Schuhwerk die Leute dort herumlaufen
Mit dem Wetter ist es halt so eine Sache im hohen Norden.
Wir hatten im September 2014 tolles Wetter, dafür aber wenig Wasser in den Flüssen und alles vertrocknet, Rentierflecht ist unter den Füssen zerbrösselt.
Ein Jahr später im September war es nass - Gott sei Dank nicht den ganzen Urlaub, aber man ist teilweise im Matsch versunken.
Und mit Mücken hatten wir im Herbst dort oben noch keine Probleme - ähnlich wie im September im Yukon.
@Frepa:
Irland im Februar - da bin ich mal, vor allem auch wettertechnisch gespannt.
Giant Causeway auf der Liste?
=======================
Ne schöne Jrooß ahn all
Uwe
"Yukon" und mehr Kanada auf Flickr
Liebe Elli,
eine schöne Wanderung zum Nosi. Und an die Mönchstreppen kann ich mich auch noch gut erinnern ?. Tapfer, euer Jeremie?. Wir waren etwas ausgeruhter und sind noch hoch aus Fjell gelaufen. Die Landschaft ist wunderschön. Wir waren sicher auch nicht das letzte mal in Norwegen. Uns hat es dort auch ebenso gut wie in Übersee gefallen.
Herzliche Grüße
Sonja
Trakki.Reisen
Liebe Elli
Nach ein paar Tagen Absenz komme ich nun endlich auch dazu diese drei tollen, unvergesslichen Tage nachzulesen!
Chapeau sage ich da nur!
Herzliche Grüsse Esther
Mittwoch, 29.08.2018: Fahrt nach Kinsarvik und jede Menge Zeit totschlagen (27km)
Gegenüber gestern sieht das Wetter heute nicht soooo vielversprechend aus.
Zum Frühstück ist es noch trocken, zwar mit Bewölkung, aber gegen später sollen wieder heftige Regenschauer niedergehen.
Gerade recht, dann erholen wir uns heute mal so richtig und machen keine Wanderung. Dass er heute nirgends hinlaufen werde, hat uns Jeremie schon gestern angekündigt und das ist auch vollkommen in Ordnung.
Wir fahren heute nicht sehr weit, nur ein paar wenige Kilometer bis Kinsarvik. Dort biegen wir nach einem kurzen Einkauf beim SPAR ins Husedalen ab, weil wir für morgen die Wanderung zu den vier Wasserfällen geplant haben. Wir haben vor, auf dem Wanderparkplatz die Nacht zu verbringen.
Als wir dort ankommen, ist es total voll und einen richtig guten Platz bekommen wir nicht. Überall stehen wir ziemlich schräg. Es regnet und Jeremie will gar nicht aussteigen, doch mit Robert mache ich einen kurzen Spaziergang und wir gucken ein wenig die Gegend an. Da unser Stellplatz hier aber ziemlich bescheiden ist und wir zwischen Bäumen ohne Aussicht stehen, wollen wir nicht den ganzen Nachmittag hier absitzen. Wir fahren nochmal zurück nach Kinsarvik und stellen uns auf einen Parkplatz mit Blick zum Fjord. Viel schöner hier, selbst bei Regen.
Wir kochen uns ein Süppchen, spielen ein Spiel und mit Robert gehe ich danach noch ein wenig am Hafen entlang. Eine uralte Kirche steht dort, erbaut in den Jahren 1150-1160.
Das uralte Gemäuer und der Friedhof mit den verwitterten Grabsteinen passt hervorragend zu den tiefen Wolken und der regnerischen Stimmung.
Wir werfen einen Blick auf den städtischen Campingplatz, aber der gefällt uns nicht und wir wollen ja eh am Trailhead übernachten. Noch kurz am Hafen vorbei, dann gehen wir zurück zum Camper.
Wir fahren wieder zurück zum Wanderparkplatz, wo es jetzt viel mehr Platz hat und wir einen passenden für unseren Camper finden.
Die Idee, hier direkt zu übernachten, haben wir nicht allein. Es sind einige Wohnmobile und Autos hier.
Wir machen es uns im Camper richtig gemütlich, kochen, trinken ein Gläschen Wein und gehen trotz Regentag und voller Vorfreude auf den morgigen Tag zufrieden schlafen.
==> zurück zum vorherigen Reiseabschnitt
==> weiter zum nächsten Reiseabschnitt
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de
Liebe Elli,
auf diesem Wanderparkplatz standen wir auch. Allerdings hat es kräftig geregnet und sollte auch nicht besser werden, weshalb wir diese Wanderung gestrichen haben und weiter gefahren sind. Eure Wanderung war ja verhängnisvoll.
Herzliche Grüße
Sonja
Trakki.Reisen
Ich grüße Dich Elli,
fahre schon geraume Zeit heimlich mit. Deine bisherigen Tagesstrecken entsprechen auch unserem diesjährigen "Einstieg" Richtung Fjordland.
Zu deiner Zeile:
........ kann ich nur sagen: aber erst recht bei Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen bis zum Sonnenuntergang um 23 Uhr.
Wir haben auf diesem Fährparkplatz alleine vom 2. auf den 3. Juni 2018 übernachtet. Obwohl Wochenende, absolut ruhig. Ein toller Übernachtungsplatz.
Beste Grüße vom HANS
JEDE REISE BEGINNT MIT DEM ERSTEN SCHRITT
Donnerstag, 30.08.2018: Wanderung zu den vier Wasserfällen im Husedalen und Fahrt nach Voss (46km)
Ruhig war's hier in der Nacht, wir konnten prima schlafen.
Das Wetter sieht super aus, die Bergspitzen der Hardangervidda werden zum Teil schon von der Sonne angestrahlt.
Direkt nach dem Frühstück packen wir die Rucksäcke und laufen los. Die Wanderstöcke nehme ich wieder mit, könnte sein, dass ich sie gut gebrauchen kann.
Die vom gestrigen Regen getränkten Wiesen dampfen vor sich hin, eine herrliche Stimmung.
Zunächst gehen wir einen geschotterten Weg, dann wird der Weg steil und steinig, und man muss schon gut aufpassen, wo man hintritt. Mit Stöcken aber eher nicht geeignet, weil viel zu viele große Brocken rumliegen.
Wir kommen am ersten Wasserfall vorbei, dem Tveitafossen, der so früh am Morgen noch im Schatten liegt. Der Weg geht weiter steil bergauf über große Steine an einem riesigen Wasserrohr entlang. Wir erreichen das Staubecken am oberen Ansatz des ersten Wasserfalls.
Durch Wald, über Bäche und Fels geht es weiter, mal auf matschigem Untergrund, mal sehr unwegsam über grobe Steine.
Bald ist der zweite Wasserfall, der Nyastølfossen zu sehen. Fotografieren ist schwierig, weil wir totales Gegenlicht haben.
Als wir den dritten Wasserfall, den Nykkjesøyfossen, erreichen, beschließen wir, eine Vesperpause zu machen. Dieser Wasserfall liegt besonders idyllisch inmitten einer zauberhaften Szenerie. Die Sonne scheint und wir genießen ein wenig abseits vom eigentlichen Trail unser mitgebrachtes Vesper.
Frisch gestärkt geht es weiter. Für mich jedoch keine 10 Schritte. Auf einem nassen Stein rutsche ich aus und stürze ganz unglücklich auf die komplette rechte Körperhälfte leicht bergabwärts. Bis hin zum Gesicht habe ich Bodenkontakt.
Ich bin erst mal ziemlich wackelig und berappele mich wieder einigermaßen mit Roberts Hilfe. Mein Kopf ist nicht verletzt, wohl aber meine Brillenfassung bös zerkratzt. Die hat mich sicher vor üblen Schrammen an der Nasenwurzel oder Stirn bewahrt.
Ich fange an, meine Gräten zu sortieren: Füße, Beine, Knie, alles soweit tipptopp und ohne Schmerzen beweglich.
Meine rechte Hand schmerzt, ich kann alle Finger bewegen, Rotationsbewegungen im Handgelenk sind aber nicht möglich. Richtig blöd geprellt.
Nach einigen Minuten hab ich mich wieder soweit gefasst, dass wir weiter gehen können. Ich würde zur Sicherheit jetzt lieber meine Stöcke nehmen, aber das geht gar nicht. Ich kann den Stock mit rechts nicht richtig fassen, geschweige denn mich auf ihm abstützen.
Ich laufe nun extrem vorsichtig und gehe jeden Schritt mit noch mehr Bedacht als zuvor. Aber ich möchte unbedingt weiter, hoch bis zum vierten Wasserfall. Wo es etwas rutschig oder problematisch wird, hilft mir Robert weiter und bald rückt der vierte Wasserfall in unser Blickfeld.
Toll, die Gegend hier oben ist ein Traum! Wir sehen weit hinunter, dorthin, wo der Sørfjord und der Hardangerfjord zusammenfließen. Noch etliche Höhenmeter über uns ist die höchste Erhebung der Hardangervidda zu sehen und ich würde so gerne noch weiter gehen. Aber meine Hand schmerzt, Jeremie ist ko für heute und der Rückweg steht ja auch noch an.
Wir machen eine weitere Pause in dieser grandiosen Umgebung und ich nehme eine Ibu 600 ein, denn der Schmerz lässt nicht nach. Meine schwere Kamera kann ich nicht mehr bedienen und das stinkt mir gewaltig!
Bevor wir uns auf den Rückweg machen, bindet mir Robert eine Schlaufe aus einem Dreiecktuch, das lindert etwas den Schmerz.
) wert.
Doch der Weg hier hoch war jede Mühe (und den Schmerz
Wun-der-voll! Ein nur sehr wenig frequentierter Hike und landschaftlich den anderen Highlights, die wir bisher gesehen haben, in keiner Weise nachstehend.
Der Rückweg hat es in sich. Da es keinen richtigen Weg gibt, orientieren wir uns an den Steinmännchen, kommen aber immer mal wieder zu etwas anspruchsvolleren Passagen, wo wir ein bisschen klettern müssen. Das ist einhändig echt schwierig, und so muss Robert mich immer wieder stützen. Zum Glück haben wir keine Beobachter hier, sicherlich sah das hin und wieder ziemlich lächerlich aus.
Es klappt aber alles ganz gut und weiter unten finden wir einen Fahrweg, den wir statt des steinigen und steileren Weges vom Vormittag nehmen können. So komme ich völlig unproblematisch zurück zum Wohnmobil.
Dort pelle ich meinen Arm aus Jacke und Shirt und begutachte, was ich da heute angestellt habe: Eine ziemlich üble - leicht bläulich eingefärbte - Schwellung habe ich und bei weiteren Bewegungsversuchen wird mir klar, dass es sich nicht nur um eine Prellung handeln kann. Wir werden ein Krankenhaus aufsuchen müssen.
In Kinsarvik kaufen wir noch ein paar Kleinigkeiten im SPAR ein und fragen dort an der Kasse nach dem nächsten Krankenhaus. In Voss, etwa 50km entfernt, aber an unserer Strecke Richtung Bergen gelegen, gibt es eines. Dann machen wir uns mal auf den Weg.
Das Wetter ist noch richtig schön und die Strecke gefällt uns supergut. Sehr eindrucksvoll ist die riesige Hardangerbrücke, die wir überqueren.
Ein Wahnsinnsbauwerk!
Jeremie hingegen ist total geflasht von den blau ausgeleuchteten Kreisverkehren im Vallaviktunnel, und zugegeben, auch wir finden das äußerst bemerkenswert und spacig.
Den Tunnel- und Brückenbau haben sie echt drauf, die Norweger!
In schönstem warmen Abendlicht rollen wir nach Voss. Unser TomTom weist uns einen zweifelhaften Weg über ein enges Wohngebiet (?) zum Krankenhaus. Ja, und dann stehen wir dort auf dem Parkplatz und haben erst mal keine Ahnung, wohin.
!
Dass die Norweger fast alle englisch sprechen, ist richtig, aber die Beschriftungen an und in einem norwegischen Krankenhaus sind nun mal nur auf norwegisch. Wo wir jemanden finden - was nicht ganz einfach ist - fragen wir uns durch.
Nach Notfalluntersuchung, Röntgen und weiterer Untersuchung steht fest: Ich habe eine kleine unkomplizierte Fraktur am Radius und werde in den nächsten vier Wochen eine Kunststoffschiene tragen müssen. Die ist immerhin viel leichter und angenehmer, als die Gipsschienen, die man früher bekam. Und - sie ist lila
Wir fahren wegen der fortgeschrittenen Zeit auf den städtischen Campingplatz von Voss, wo meine Männer Spaghetti mit Pesto als schnelles Abendessen zaubern. Allein, das zu essen, ist schon fast unmöglich mit einer Hand.
Das anschließende Duschen, Abtrocknen und Eincremen ist einhändig nicht minder kompliziert, aber es klappt - trotz zeitlich knapp bemessener Warmwasserbenutzung.
Ich bin echt mal gespannt, wie ich mich in der ersten Nacht mit Schiene so in meinem Bett arrangiere... Schmerzen habe ich glücklicherweise keine mehr.
==> zurück zum vorherigen Reiseabschnitt
==> weiter zum nächsten Reiseabschnitt
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de
Hi Elli,
oje, da ist der Tag, wo du dir die blöde Verletzung zugezogen hast.
Respekt, dass du mit der kaputten Hand und den Schmerzen noch zum vierten Wasserfall gewandert bist. Aber wirklich herrlich war es da oben.
So weit haben wir es leider nicht geschafft. Wir haben das Husedalen ja teilweise bei Regen erwandert. Da war dann für uns am dritten Wasserfall Schluss und auch Eric hatte es ja an ähnlicher Stelle hingehauen. Die Steine sind da oben echt fies glatt... Wenn ich eure Bilder sehe, haben wir aber echt was verpasst, so eine tolle Aussicht vom vierten Wasserfall aus. Naja, sollte es uns nochmal in diese Ecke verschlagen und das Wetter besser als beim letzten Mal sein, wird diese Wanderung auf jeden Fall wiederholt. (jetzt wissen wir ja auch schon beim Aufstieg, dass es für den Abstieg den deutlich einfacheren Fahrweg gibt
)
Liebe Grüße,
Ulli
Scout Womo-Abenteuer.de
www.dezembercamper.de
Hallo Elli,
so ein Mist, Verletzungen im Urlaub, ätzend. Kann ich gut nachfühlen (Bänderriß im VOF 2016).
Aber eine traumhafte Ecke, die nicht kenne. Wie lange ward ihr unterwegs, oder habe ich das überlesen?
Liebe Grüße
Micha
Scout Womo-Abenteuer.de
Meine Reiseberichte
YouTube