Ich wache gegen 7 Uhr auf, muss dringend auf die Box. Es ist ziemlich frisch draußen, wenig später mittels Taschenmesser-Thermometer ermittelt gut 8°C. Hatte ich erst geplant, den Yellowstone Park ausführlich zu besuchen, bin ich nach Studium der Klimadaten von der Idee wieder abgekommen. Anfang Juni schien mir für ein Mini-WoMo ohne Heizung doch zu kalt. Ganz so schlimm wie befürchtet war es heute Nacht aber nicht, die Daunendecke wärmte uns genug.
Kerlies Gasteltern sind auch schon munter, sie haben im Penthaus ganz gut geschlafen. Die Mom fragt mich, ob ich auch die Coyoten heulen gehört habe. Muss ich verneinen. Wir kochen Wasser für ein erstes Heißgetränk.
Langsam krabbeln auch die anderen aus ihren Federn. Den Jungs war es im Zelt zu kalt, obwohl sie noch unsere Wolldecken bekommen haben. Es gibt Frühstück: etwas handfester bei uns (Brot mit Belag), Cornflakes und Joghurt bei den Amis. Danach werden die Lunch-Pakete geschnürt. Sandwiches, Obst, Kartoffelchips (gesalzen) und Trail-Mix-Tüten (Nussmischung, getrocknete Früchte + sowas wie Smarties).
Es ist uns ewtas peinlich, zugeben zu müssen, dass wir schon im Yellowstone gewesen sind. Gern wären wir zum Aussichtspunkt auf die Grand Prismatic Spring gegangen, doch der war leider noch nicht wieder offen. Also starten wir unser Besuchsprogramm mit dem Norris Geyser Basin. Da grad eine größere geführte Gruppe ins Porcelain Basin startet, wählen wir den Rundweg im Back Basin. Wir sehen heiße Pools, viel Dampf, blubbernde Matschtöpfe und den weltweit größten aktiven Geysir, dessen spektakuläre Ausbrüche unvorhersehbar sind. Die letzte große Eruption mit 91 m hohen Fontainen war im September 2014. Das ändert sich auch heute nicht . Doch zumindest der Vixen Geysir spukt munter herum.
Wir fahren weiter nach Norden, unterwegs sichten wir schon mal eine Herde Bisons.
Grad so eben bekommen wir Parkplätze an den Mammoth Hot Springs. Ach, sieht das das traurig aus. Okay, die alten Terrassen waren auch vor 8 Jahren schon grau und vertrocknet, doch auch der Rest wirkt sehr viel trockner. New Blue Spring oder Canary Spring sind nicht wieder zu erkennen. Ein paar bunter Sinterbecken gibts schon noch.
Wir nutzen die Picknickplätze vor Ort gleich für eine Lunchpause. Kerlies Gastfamilie ist relativ häufig im Yellowstone Park, daher war die Besichtigung der Quellen und Geysire nicht besonders aufregend für sie. Anders sieht es mit Wildlife aus, so haben sie beispielsweise noch nie einen Bären dort gesehen. Die Gastmom legt auch nicht unbedingt wert drauf. Sie ist froh, dass wir so viele sind und zusätzlich ist sie mit Bärenspray bewaffnet. Wölfe möchte sie aber unbedingt gern mal sehen, daher steht für den Nachmittag das Lamar Valley auf dem Programm.
Nach dem Lunch vertreten wir uns die Füße auf dem Trail zu den Wraith Falls. Es geht über Wiesen und durch Wald. Der Lupine Creek kommt in Sicht und schließlich auch der 24 m hohe Wasserfall nebst Murmeltier.
Bei der Weiterfahrt plötzlich viele, viele stehende Autos am Straßenrand. Das kann nur eines bedeuten: Bären. Die Gastfamilie findet eine Lücke und kann noch zwei, drei Blicke erhaschen. Wir müssen ein Stückchen weiter fahren und haben dann kein Glück mehr. Sind im Wald verschwunden und kommen auch nicht mehr heraus.
Dafür begegnen wir wenig später einem Kojoten.
An der Tower-Roosevelt-Kreuzung biegen wir falsch ab, wir wenden an einem Aussichtspunkt auf den Yellowstone River und Basaltklippen. Weiß nicht genau, wo wir das nächste Mal stoppen, ein Aussichtspunkt halt. Jedenfalls sehen wir ein grünes Tal, Berge und gelbe Wildblumen. Außer uns halten dort noch niederländische Touristen, mit denen sich die Gasteltern in fließendem Holländisch unterhalten. Sie waren nämlich beide in den Niederlanden auf Mission. Kurz danach wieder viele Autos neben der Straße. Wir fahren langsam dran vorbei. Eine Schwarzbärin mit zwei Jungen, die auf den Bäumen herumtollen. Und das knapp 30m neben der Straße. Ranger winken zur Weiterfahrt, daher gelingt mir nur ein halbwegs gutes Bild.
Die Gastmutter hat in einem Prospekt ein Wolfinstitut entdeckt, dort möchte sie nachfragen, wo wir wohl welche sehen können. Allerdings ist das nicht öffentlich, wie wir bald merken. Wölfe treiben sich da nicht herum, nur etliche Bisons. Einen kurzen Trail zum Lamar River nehmen wir noch unter die Füße, aber auch dort wenig Wildlife.
Wir machen uns auf den Rückweg über Dunraven Pass und Canyon Junction, damit ist die Runde der oberen Acht komplett. Irgendwann fängt es an zu regnen und das hört leider den ganzen Abend nicht auf. Die Jungs gehen trotzdem noch laufen; drei Meilen – man(n) muss ja im Training bleiben. Unterwegs treffen sie dann Ranger, die fragen, ob es einen Notfall gibt. Wer läuft schon freiwillig bei dem Wetter?
Derweil macht Kersten unter dem Schutz der Heckklappe den vorbereiteten Cowboy-Eintopf der US-Mom warm, während ich im Camper die Sitzecke aufbaue.
Wir bewundern die Nachbarn, die trotz Nässe ein Campingfeuer in Gang gebracht haben, und dort auch in Regenjacke ausharren.Gegessen wird in zwei Schichten, beim Abwasch stellen wir fest, dass wir kein Geschirrtuch dabei haben. Muss dann mein Mikrofaser-Badetuch einspringen. Danach machen wir es uns hinten im Camper gemütlich. Etwas eng zu sechst, dafür wird uns nicht kalt. Wir spielen Maumau/Uno mit einigen neu dazu erfundenen Regeln. So endet der Tag mit viel Gelächter.
Wir kochen nochmal Wasser auf, für den Schlummertrunk – heiße Schokolade. Außerdem, weil es noch kälter geworden ist, für improvisierte Wärmflaschen.
Moin Susan
da habt ihr aber viel (wieder-) gesehen. Auch wenn es nur ein kurzer Blick auf die Bären war, so in freier Natur ist es eben ganz anders als im Zoo. Ja die Mammoth Hot Springs habe ich auch in besserer Erinnerung. Die Natur ist im Wandel ....
Das würde ich gerne auf einem Foto sehen ?.
Liebe Grüße
Matthias
Scout Womo-Abenteuer.de
Südwesten USA in 5 Wochen Herbst 2014
Hallo Matthias,
zum Fotografieren war es viel zu eng
Ganz so arg war es gar nicht, die Teenager sind schlank. Und offiziell hat ja die Sitzbank hinten auch drei Plätze.
Liebe Grüße Susan