Interessiert hatte es mich schon seit Jahren und vergangenen August wurde es nun in die Tat umgesetzt: Die Subway
Zwei elementare Dinge sind hierfür erforderlich. Erstens ein Permit, was man angesichts der 50 slots per day im Online-Verfahren noch relativ einfach bekommen kann (im Vergleich zur Wave) und zweitens einen Shuttle und an letzterem wäre der Hike beinahe gescheitert. Aber nicht nur daran, sondern auch die Natur hatte an diesem 23.ten August 2012 ziemlich was dagegen und dass dann kurz vor dem Highlight auch noch der GAU passierte, macht diesen Hike für mich wahrscheinlich unvergesslich. Die Geschichte dieses Hikes klingt etwas unglaublich und dennoch ist sie passiert. Aber zuerst einmal ganz von vorne...
Es gibt zwei Wege zur Subway, den Top Down, der wie der Name schon sagt von oben in die Subway führt. Es handelt sich dabei nicht um einen Wanderweg, sondern fällt bereits in die Kategorie Canyoneering, bei dem Abseilen und Schwimmeinlagen nötig werden. Dies schied für mich schon deswegen aus, weil ich viel fotografieren wollte und ziemlich Equipment dabei hatte.
So entschied ich mich für den Bottom UP, der beim Wildcat Canyon Trailhead beginnt und in nördöstlicher Richtung zur Subway verläuft. Diese als "strenuous 9-mile round-trip hike" angegebene Wanderung sollte seine Tücken wahrlich zeigen.
Die allererste Hürde war es überhaupt zum Trailhead zu kommen. Da die Kolob Reservoir Rd. außerhalb des Parks in Virgin beginnt, wollte ich per Shuttle der Zion Adventure Company in Springdale dorthin mitfahren und ggf. den Rückweg per Anhalter bestreiten. Der Rest der Familie sollte im WoMo auf dem Watchman CG einen entspannten Tag genießen oder was in Eigenregie (ohne Planung des Papas) unternehmen.
Nur leider bekam ich kurzfristig keinen Platz mehr im Shuttle und das Wetter am Vortag war eine einzige Katastrophe. Es regnete in Strömen und es gab Flash-Flood-Warnung. Meine Stimmung war äußerst getrübt, gelinde gesagt. Wie ich zum Trailhead kommen sollte war mir noch schleierhaft. Und dennoch ging ich am 22.August abends ins Visitor Center, um mir mein Permit beim Backcountry Desk zu holen und die Chancen für den nächsten Tag beim Ranger zu erfahren.
Da stand ich nun am Backcountry-Desk und hörte dem Ranger zu, wie er zwei Amerikanern so Ende Zwanzig erkläre, dass die "Chances of rain" für morgen vormittag bei 70% lagen mit "High danger of thunderstorms in the afternoon". Na prima. Ich war hin und her gerissen, ob ich nicht doch einen schönen Tag mit der Familie verbringen sollte.
Nein, ich habe mich schon so sehr darauf gefreut und vielleicht wird es ja doch nicht soo schlimm.
Jetzt die Idee: Frag doch einfach die beiden, ob sie dich morgen nicht mitnehmen könnten. Und tatsächlich, sie stimmen zu. Ich habe irgendwie gemerkt, dass die beiden den Trip allein gehen wollten, aber möglicherweise hatten sie Mitleid mit mir. Bravo, einen Schritt weiter.
Ich bin an der Reihe, zahle die 10 $ für das Permit und hake die ganzen Warnhinweise auf der Checkliste des Rangers ab. Zurück im WoMo packe ich den Rücksack, in den ich dieses Mal die Fotoaausrüstung gebe, welche ich vorher noch in einen wasserdichten Seesack verstaue. Heiß soll es morgen nicht werden, es besteht also keine Notwendigkeit viel Trinken mitzunehmen, 3L sollten reichen, wenigstens was Gutes von dieser Seite. Nur für das Waten im Wasser des Baches, den man zur Subway folgt , hatte ich Neoprenboots gekauft. Man will ja schließlich keine nassen Wanderschuhe tragen und mit dem Grip auf dem nassen Felsen ist es auch besser so. Nun ja, im nachhinein würde ich sagen wären leichte Treckingschuhe mit Netz vollkommen ausreichend gewesen. Zumindest für die Wassertemperaturen im August. Und das Malheur, das noch kommen sollte, haben sie auch nicht verhindert.
Viele Grüße
Richard
Unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Von dem was wir für unmöglich halten.
Donnerstag, 23.08.2012. Es hatte die Nacht über wieder geregnet, allerdings nicht mehr ganz so fest. Nach einem schnellen Frühstück, die Kinder schlafen noch, mache ich mich um viertel nach 7 auf dem Weg zum Visitor Center, wo ich mich mit den beiden Amis für halb 8 verabredet hatte. Es regnete jetzt nicht mehr und die Zuversicht stieg wieder, irgendwie hatte ich allerdings so ein komisches Gefühl und als sie um 10 vor 8 noch nicht da waren, war es für mich klar, dass sie mich versetzt hatten. Damned...
Ich lasse mich aber nicht aufhalten und gehe über die Brücke zur Strasse um dort den Daumen in die Luft zu strecken. Ein paar Fahrzeuge passieren vorbei und dann hält doch ein 3er BMW und wer schaut raus: die beiden Jungs, sie hätten eine Reifenpanne gehabt und jetzt müssen sie in die Werkstatt. Also auf diesem Wege komme ich heute nicht zur Subway.
Nach weiteren 10 oder 15 Minuten halten zwei Studentinnen aus New York, die nach Las Vegas wollen. Super nett die beiden, wir unterhalten uns gut und so vergeht die Fahrt bis Virgin in Windeseile. Hätte gar nicht gedacht, dass Virgin so weit außerhalb liegt. Klasse, jetzt läufts. An der Einmündung zur Kolob Reservoir Road lassen mich die beiden raus und es dauert auch nicht lange, bis ich die nächste Bekanntschaft mache. Eine Radfahrerin, die die USA quer durchfährt. Echt der Hammer, was der Tag heute alles bereit hält.
Wieder eine kurze Wartezeit und ein ziemlich verhaut aussehender Pick-up mit Hund und strubbeligem Fahrer hält, um mir einen Ride ein paar Meilen den Berg hinauf anzubieten. Klar, dass ich annehme, bringt er mich doch dem Ziel wieder ein Stück näher. Dieser Tag ist echt einmalig. Hier an dieser Stelle steige ich noch ein letztes Mal um in den PKW, dessen Fahrer mich genau am Trailhead absetzt. Puuh...
Auf dem Parkplatz hätten sogar größere WoMos Platz gehabt und die Anfahrt hierher war asphaltiert, alles also kein Problem, wenn ich denn ein Fahrzeug gehabt hätte. OK, jetzt kann´s endlich los gehen. Schnell das obligatorische Bild...Unglaublich, die Sonne kommt raus.
Viele Grüße
Richard
Unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Von dem was wir für unmöglich halten.
da bin ich doch mal seeehr gespannt, wie es weiter geht. Wie spät war als Du am Trailhead angekommen bist ?
Lg Mobbel
Hi Mobbel,
es war schon nach 10 Uhr.
Viele Grüße
Richard
Unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Von dem was wir für unmöglich halten.
Gleich nach dem Trailhead geht es leicht bergab und in nordöstlicher Richtung durch eine mit Sträuchern bewaldete Gegend auf teilweise felsigem Untergrund. Auf dem nächsten Bild sieht man den Canyon des Left Fork North Creek von oben in der Richtung in der die Wanderung zur Subway erfolgen sollte. Von hier aus sind es noch runde 8 Kilometer oder 4 Stunden bis zum Ziel meiner fotografischen Wünsche.
Nach etwa einem Kilometer gelangte ich an einen steilen Abhang, der 150m nach unten zum Bachbett führt und von dem immer gewarnt wurde weil er auf dem Rückweg von unten schwer erkenbar sei und nur ein unscheinbarer Wegweiser unten im Canyonbett stände, den man leicht übersehen könne. Da ich mir die Route schon zuhause auf mein Etrex gezogen hatte und mich auf Google Earth eingenordet hatte, war ich bestens vorbereitet. Vielmehr war der schlechte Zustand des Trails etwas, was meine Geschwindigkeit empfindlich bremste. Ich wollte doch den Zeitrückstand vom Morgen wieder aufholen.
Leider war der Abhang infolge des Regens ziemlich aufgeweicht und rutschig, auch viele lose Gesteinsbrocken lagen im Weg. Ich war froh meine Wanderstöcke mit dabei zu haben, sie haben mich das eine oder andere Mal vor einem Ausrutschen bewahrt. Ab jetzt war eigentlich fast kein Weg mehr zu erkennen, nun galt es durch geeignetes Umrunden von Felsen und Sträuchern eine geeignete Route zu finden. Verlaufen konnte man sich jetzt nicht mehr.
Und auch in dieser Phase des Hikes hatte ich wieder ein kleines aber typisches Erbenis:
Während des Abstieges lief ich auf zwei asiatische Pärchen auf, ich glaube es waren Koreaner. Sie tasteten sich ohne entsprechende Wanderausrüstung und nur einem winzigen Rucksack auf dem Rücken nach unten und keuchten was das Zeug hielt. Sie waren doch tatsächlich auf dem Weg zur Subway. Wie die auf die Idee kamen, dass das ein Sonntagsspaziergang sei, war mir schleierhaft. Ich habe sie im Laufe des Tages weder an der Subway noch auf dem Rückweg getroffen.
Viele Grüße
Richard
Unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Von dem was wir für unmöglich halten.
Ohje, Richard, bist du wohl selbst eines dieser "Ereignisse", die sich überschlagen???? Sag nicht, dass du abgestürzt bist!!!
Gottseidank geht es dir gut, sonst würdest du uns jetzt nicht einen so spannenden Bericht abliefern.
Wann geht es denn weiter? Bitte lass uns nicht so lange warten!
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de
Servus Richard,
ich tippe mal auf nasse Füße oder ein Vollbad weil Du bei einer Querung ausgerutscht bist?
Liebe Grüße
Gabi
Scout Womo-Abenteuer.de
Genieße jeden Tag, denn es könnte auch dein letzter sein
Hallo Richard,
ich bin natürlich auch dabei und schließe mich der Elli (!) und Gabi in meinen Befürchtungen an .. meist hat der Fotograf ja noch so manches an sich hängen -- aber es gibt doch Bilder !!?
Grüße
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Wie halte ich es am besten? Auf direktem Wege im Bach oder trockenen Fusses im Zick-Zack den Felsen ausweichen und auf den Felsbrocken im Bachbett balancieren? Ich entscheide mich für die trockene Variante, sie sollte mich fast eine Stunde mehr kosten. Auch hier sind die Wanderstöcke Gold Wert, denn die Felsen sind mitunter sehr glatt.
Eigentlich bekommt von von der Landschaft nicht allzu viel mit, man ist viel zu sehr beschäftigt damit, den bestmöglichen und ungefährlichsten Weg zu finden, sich zu bücken, zu springen, zu tippeln. Erst wenn man den Rucksack abstellt um ein Foto zu schießen, nimmt man alles um sich herum auf.
Etwa 2,5 Kilkometer vor der Subway sollte es Dinosaurierspuren bei N37° 17' 58", W113° 04' 12" geben. Ich lasse diese aber links, respektive von mir aus gesehen rechts liegen, weil es ein paar Meter den schlüpfrigen Hang hinaufginge und ich zuerst Mal zu meinem ersten Zwischenziel möchte, den ersten etwas flacheren Kaskaden.
Hier lasse ich mir richtig Zeit um das Stativ auszupacken und die Minifälle aus allen Winkeln zu fotografieren. Für die glatt geschliffenen, extrem glatten Felsen wechsle ich auf die Neoprenboots.
Es passt gerade für einen kleinen Snack, denn die Szenerie lädt förmlich zu einem Picknick ein, in aller Einsamkeit.
Dachte es und schon höre ich Stimmen von hinten. Unglaublich, es waren die beiden Amis. Sie hatten das Problem mit dem Reifen gelöst und wateten durch den Bach. So mache ich es auch auf dem Rückweg, dachte ich, spart viel Zeit. Super, auf jeden Fall ist das Problem mit der Heimfahrt gelöst. Gleich eingepackt und hinterher. Ein paar hundert Meter weiter kommen die zweiten Kaskasden, auch Archangel Falls genannt. Sie sind höher als die ersten und man kann im Hintergrund schon die ersten für die Subway so charakteristischen Felsstrukturen erkennen.
Viele Grüße
Richard
Unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Von dem was wir für unmöglich halten.
Hallo Elli, Gabi und Bernhard,
eigentlich ist es keine richtige Wanderbeschreibung, sondern eine Art Erlebnisbericht. Ich muss das Ganze so ausführlich erzählen weil es im Nachhinein so viele Dinge gab, die einfach unglaublich waren und teilweise leider immer noch nachwirken.
Viele Grüße
Richard
Unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Von dem was wir für unmöglich halten.