Heute klingelt der Wecker wieder früh – 6 Uhr morgens. Wir haben ein Permit für Angel's Landing mit Start vor 9 Uhr morgens. Das heisst wir müssen vor 9 Uhr bei der Shuttle-Haltestelle The Grotto sein. Seit diesem Jahr braucht man für den Hike auf Angel‘s Landing ein Permit. Um Angel‘s Landing ist in den vergangenen Jahren ein regelrechter Hype entstanden…(genauso wie um den Zion NP selbst, der wohl in der Hochsaison förmlich aus allen Nähten platzt) und das hat zu richtig gefährlichen Situationen auf dem schmalen mit Ketten gesicherten Pfad Richtung Angel‘s Landing geführt. Wenn man den vielen Youtube Videos und Berichten glaubt, so kam es dort wohl zu richtiggehenden Staus mit Wanderern. Die einen wollen hoch, die andern runter und jeder will sich an den eisernen Ketten festhalten um nicht in die Tiefe zu stürzen…dazu noch Wanderer die völlig unvorbereitet und überfordert sind und am besten noch mit Höhenangst kämpfen und das Chaos ist garantiert Und ja leider kam es hier wohl auch schon hin und wieder zu tödlichen Unfällen. Also der gefährlichste Hike in den USA?? Wohl kaum. Wir hatten uns Videos angesehen und rasch entschieden, dass wir es mit den Kids wagen wollten – zumal das neue Permitsystem den Besucherandrang hoffentlich auf ein vernünftiges Mass reduziert. Als Vorbereitung haben wir mit den Kids hier zu Hause eine besondere Wanderung rausgesucht. Ein schmaler in den Felsen geschlagener Pfad über einen ebenfalls mit Ketten gesicherten Grad – immer noch eine rot-weiss-rot Route aber ein bissel anspruchsvoller und sicher nicht zu empfehlen mit Höhenangst. Klettergurt und Seile waren dabei…hatten wir aber schlussendlich nicht gebraucht. Die Kinder waren sehr trittsicher und keine Spur von Angst – aber immer die nötige Vorsicht und Konzentration. Es hat wunderbar geklappt und da war klar, wir werden Angels Landing bezwingen…also sofern das mit dem Permit klappt. Wir hatten bei der aller ersten Lotterie überhaupt für Angel‘s Landing mitgemacht und hatten unsere 1. Wahl erhalten – 3. Mai vor 9 Uhr morgens. Zu dem Zeitpunkt war das mit dem Permit brandneu und sicherlich wussten Viele davon noch nichts. Das wir also sogar den „Wunschtermin“ bekommen haben, war vielleicht nicht einfach nur Glück. Es gibt auch Permits die am Tag vorher vergeben werden…auf diese Möglichkeit mussten wir uns aber zum Glück nicht verlassen.
Also auf geht’s zum Shuttle den wir um 7.15 Uhr erwischen. Wir müssen nicht anstehen und der Shuttle ist höchstens zur Hälfte gefüllt. Gegen 7.45 Uhr starten wir unsere Wanderung. Anfang ist der Weg „asphaltiert“ und sehr breit – problemlos zu gehen und morgens im Schatten auch sehr angenehm. Zuerst einige lang gezogene Switchbacks und später dann Walter’s Wiggles: 21 sehr kurze Switchbacks aber steil…aber nicht zu steil...alles im grünen Bereich. Es sind nicht viele Leute unterwegs. Tatsächlich hatten wir im Zion mit viel mehr Besuchern gerechnet. Wir hatten wohl grosses Glück und während unseres ganzen Aufenthaltens im Zion mussten wir weder für Shuttles anstehen noch hatten je das Gefühl es wäre überfüllt. Neben der Tatsache, dass wir eher früh im Jahr und ausserhalb der Schulferien unterwegs waren, hat sicher auch geholfen, dass ich den Besuch im Zion während der Woche und nicht am Wochenende eingeplant hatte.
Aber zurück zu Angel’s Landing. Nach ca. 1 Stunde Gehzeit erreichen wir Scouts Lookout. Bis hier her kann jeder wandern ohne Permit. Unsere Permits wurden übrigens weder untern bei der Busstation noch hier oben bei Scouts Lookout überprüft. Erst bei unserer Rückkehr standen dann Ranger an diesen beiden Orten – wollten unsere Permits aber nicht sehn.
Jetzt geht’s also los. Ab hier ist nix mehr mit „asphaltiert“. Ein schmaler Pfad führt über den Sandstein und schon bald ist leichte Kletterei und festhalten an den Ketten angesagt. Der Sandstein ist super griffig und es macht richtig Spass hier hoch zu klettern. Wir alle finden die Wanderung toll und keiner hat Angst. Noch sind nur wenige Wanderer unterwegs und so geniessen wir den Aufstieg. Irgendwann kommen wir auf eine Art Plateau (vermutlich hat das ja irgend einen Namen, aber kenne ihn nicht)…egal. Hier machen einige Wanderer Rast und erlauben sich einen Scherz mit den ankommenden Wanderern. Diese schauen sich nämlich meist fragend um und wollen wissen, ob es das schon war. NEIN grinsen die Wanderer, die schon oben waren und zeige auf den schmalen Grad dort drüben….jetzt geht’s erst richtig los.
Wir überlegen, ob wir unsere Rucksäcke hier lassen sollen– entscheiden uns aber dann dagegen u.a. auch wegen der kleinen Nager die sich hier rumtreiben…die würden keine Sekunde zögern und sich über unsere Rucksäcke her machen ausserdem haben wir die Klettergurte und Seile zur Sicherheit dabei…im Rucksack hier unten nützen die nix (das wir sie nicht brauchen werden, wussten wir jetzt ja noch nicht).
Weiter geht’s. Das schaut schon richtig schmal aus jetzt. Kurz nach dem Plateau gibt es eine etwas heiklere Stelle. Man muss so 2-3 Meter über eine Art „Brücke“ laufen – vielleicht 50 cm breit – links und rechts geht’s einfach senkrecht runter. An der einen Seite ist eine Kette gespannt. Das ist der einzige Moment, indem ich einen Anflug von Angst verspüre (abgesehen von einem kleinen Schreckensmoment auf dem Rückweg) als der Kleine drüber geht – aber er hält sich an der Kette und alles ist gut. Trotzdem mit Höhenangst kann man Angel’s Landing eher vergessen. Wir überholen dann auch irgendwann ein Paar und die Frau hat die Hosen gestrichen voll…die hat richtig Angst…aber sie schafft es….wir treffen sie später oben wieder....Respekt Obwohl...ich weiss nicht so recht, ob das hier der richtige Ort ist um seine Höhenangst zu überwinden...
Um kurz vor 10 haben wir es geschafft! WOW was für ein Ausblick…und WOW was für eine tolle Wanderung! Wir sind begeistert.
Hier oben sind wir zwar nicht allein – aber von Gedränge kann keine Rede sein. Kaum legen wir unsere Rucksäcke ab, kommen auch schon die Herscher über Angel’s Landing angehüpft…Chipmunks. Eine Sekunde nicht hingeschaut und die frechen Nager machen sich an meinem Trinkschlauch zu schaffen. Aber nix passiert. Rucksack rumliegen lassen ist hier aber nicht…die kleinen Tierchen kennen keine Scheu und versuchen mit allen Mitteln an Futter ranzukommen. Von uns bekommen si nix aber krümeln lässt sich nicht ganz vermeiden und so kommen die Chipmunks natürlich trotzdem auf ihre Kosten. Wir bleiben etwa eine Stunde hier oben und essen etwas Kleines und machen uns dann auf den Rückweg. Auch das geht problemlos…obwohl bergab immer eine etwas grössere Herausforderung ist als bergauf…finde ich zumindest. Ein kurzer Schock noch als mein Mann den Kleinen an der Hand nimmt und ihn dann aber zu früh loslässt…kleiner Stolperer… ähhh ja also sowas sollte besser nicht passieren auf dieser Wanderung, aber ging noch mal gut. Es kommen uns zwar immer mal wieder Wanderer entgegen aber von den berüchtigten Staus keine Spur…das Permitsystem scheint zu funktionieren.
Am Scouts Lookout hat's jetzt deutlich mehr Leute als heute Morgen und hier gibt’s sogar Handyempfang. Wir rufen kurz Oma und Opa an und informieren sie, dass wir die tödlichste Wanderung der USA überlebt haben (die waren ja nicht ganz soooo begeistert, von dem was wir da alles soooo Gefährliches mit ihren Enkelkindern anstellen wollten dort drüben auf der anderen Seite des Teichs). Dann geht’s zurück zum Shuttlestop. Jetzt sind die Switchbacks in der prallen Sonne und die Wanderer, die uns entgegen kommen leiden sichtlich…was für ein Glück konnten wir hier heute Morgen im kühlen Schatten hoch. Um ca. 13 Uhr sind wir wieder unten bei The Grotto und nehmen den Shuttle zurück zum Visitor Center….auch jetzt ohne Warteschlange. Direkt ausserhalb vom Park hat es ein Restaurant/Pub und hier gehen wir jetzt was leckeres Essen. Heute Nachmittag steht «Relaxen» auf dem Programm. Kinder spielen am Fluss und mein Mann und ich gönnen uns einen kleinen Aperitif.
Zwischenzeitlich hat sich auch Jessica von Graner gemeldet. Tobias war vor Ort, leider hat es aber nicht geholfen die Steuerung zu ersetzen. Er hat nun einen Mechaniker aufgeboten, der sich den Slide morgen anschaut. Tobias hat dem Mechaniker direkt den Ersatzschlüssel gegeben...so können wir das Womo einfach wieder auf der Campsite stehen lassen, und brauchen uns um nix weiter zu kümmern. Tobias uns auf unsere Bitte hin grad noch eine vollständige Garnitur mit neuen Handtüchern mitgebracht (und die dreckigen mitgenommen) und ein zusätzliches Fixleintuch fürs Bett...toller Service.
Später am Nachmittag müssen wir dann doch noch mal los…wir brauchen die Ausrüstung für die Narrows morgen. Als wir bei Zion Outfitter sind, herrscht dort ein riesen Gewusel. Leute bringen ihre Ausrüstung zurück und andere wollen Ausrüstung abholen. Schon bevor wir los sind, hatte ich mit Zion Guru als Ausrüster geliebäugelt anstatt mit Zion Outfitter. Die hatten die etwas besseren Bewertungen im Netz und nachdem wir jetzt das Gedränge hier gesehen haben, war die Entscheidung klar. Also rein in den Bus nach Springdale. Der Bus fährt direkt vor dem Parkeingang los und bringt fährt kostenlos in den Ort. Wir fahren bis zum Busstopp Nr. 4 und von da sind’s noch 3 Minuten zu Fuss bis Zion Guru (zuerst kommt noch der Bike Rental von Zion Guru – daran muss man vorbei laufen – erst danach kommt der Laden mit der Narrows Ausrüstung). Hier ist alles sehr entspannt und ruhig und ausser uns sind nur 2 andere Gruppen da, die Ausrüstung abholen wollen. Wir werden sofort bedient. Der Virgin River ist noch ziemlich kalt zu dieser Jahreszeit und auch die Aussentemperatur besonders morgens ist noch kühl und so ist klar, dass wir für die Kids komplette Drysuits nehmen. Mein Mann und ich nehmen die «Bibs»=Latzhosen. Wir probieren die Anzüge an und der nette Mitarbeiter vom Zion Guru erklärt uns genau wie wir alles Morgen anziehen müssen, damit wir auch trocken und warm bleiben. Die Ausrüstung macht einen hochwertigen und einwandfreien Eindruck. Dazu die extra Schuhe und die Holzstöcke fürs Gleichgewicht. Kostet alles zusammen rund 300 Doller….nicht grad günstig der Spass…aber es lohnt sich richtig…die Narrows sollten eines unserer absoluten Highlights werden. Wir nehmen die Sachen heute schon mit – das kostet nicht extra und so müssen wir morgen nicht erst hier in den Laden kommen, sondern können direkt morgens mit der Wanderung starten. Wetteraussichten sind nach wie vor 1A – keine Gewitter und der Virgin River führt nicht zu viel Wasser. Noch kurz einkaufen hier im Ort und dann nehmen wir den Bus zurück. Tja und damit neigt sich auch schon ein weiterer Tag dem Ende entgegen. Abendessen und schlafen…auch morgen wollen wir früh los, um die befürchteten Besucher-Massen in den Narrows zu vermeiden…
Hej AnnSchi
Das Permitsystem scheint sich wirklich auszuzahlen - ich kam mir vor drei Jahren vor wie am Hillary Step des Mt. Everests. Zum Glück waren wir als erfahrene Bergsteiger solch ausgesetzte Partien von zu Hause aus gewohnt, aber das permanente Ausweichen und Anhalten war schon nervig und vor allem eine zusätzliche Gefahrenquelle.
Chapeau an eure Jungs für ihre Leistung, Training und eine gute Vorbereitung macht sich auf jeden Fall bezahlt!
Lieber Gruss und eine gute Nacht
Flo
Flo's Berichte: Westkanada mit VI (2016), Indian Summer in Ontario (2018), Colorado Plateau (2019), Rockies im Herbst (2021)
Hi Flo
Ja ich denke auch das Permitsystem ist gut. Ich weiss ja nichts wie's vorher war...aber bei uns war's wirklich kein Problem...natürlich findet man keine Einsamkeit auf Angel's Landing....aber von Staus ist man wirklich meilenweit entfernt. Denke ist auch besser, dass jetzt nicht mehr jeder einfach so da hoch geht. Man muss sich jetzt im Vorfeld mit dem Hike befassen und der ein oder andere entscheidet sich dann vielleicht dagegen, wenn er sich im Netz informiert über die Art des Hikes.
Liebe Grüsse
AnnSchi
Liebe Grüsse
AnnSchi
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Hi,
meine Bewunderung gilt all denen, die es da hoch schaffen. Allein von den Bildern her kriege ich schon eine Gänsehaut. Ein extra Bravo für die zwei Juniorranger.
Ich habe schon einige Beschreibungen dieser Wanderung gelesen, doch eins ist mir nie so klar geworden. Wo ist Scouts Outlook? In dieser Einkerbung, die man auf dem ersten Bild sieht oder geht es noch den Bergrücken eine Ecke hoch?
Liebe Grüße Susan
Scout Lookout
https://maps.app.goo.gl/kUVv452W4rtYxfan9?g_st=ic
Der Marker sitzt exakt
„Stop Putin, Stop War“
Hi zusammen,
von dem Zustand im März 2018 habe ich noch zwei Bilder auf meiner Festplatte, die es ganz gut demonstrieren. . Zwar nicht so scharf, da mit insgesamt (elektronischen) 900 mm vom Observation Point aus über den Canyon aufgenommen.
im Gänsemarsch:
Rast an Scout Lookout:
Viele Grüße
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Hi Susan,
Raven hat dir ja schon den Marker gesetzt. Ich kann Dir ehrlich gesagt gar nicht sagen, ob man es auf dem Bild sieht. Was ich Dir sagen kann ist, dass man Scouts Lookout problemlos erreicht. Das zweite kleine Bild sind die Walters Wiggles...das ist kurz vor Scouts Lookout. Das grössere Bild unten dran ist der Weg weiter unten. Der Weg ist also überall breit und "geteert" und nicht ausgesetzt. Allerdings habe ich grade dort auf dem dritten Bild auch eine Person gesehen, die offenbar Höhenangast hatte und ganz am Rand gelaufen ist. Aber dort ist es so breit, da kann man gefahrenlos sehr gut aneinander vorbei laufen und eben wenn man tatsächlich so schlimme Höhenangst hat geht man einfach am Fels entlang und sieht nicht runter. Ab Scouts Lookout kann man dann eben weiter auf Angels Landing oder den Westrim Trail laufen...der auch ganz schön sein soll.
Liebe Grüsse
AnnSchi
Liebe Grüsse
AnnSchi
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Ihr Lieben, danke für die Erläuterungen.
Jetzt kann ich einschätzen, wo es da hin geht. Das dürfte zu schaffen sein, denn meine Höhenmulmigkeit beschränkt sich auf sehr spezielle Fälle. Vielleicht kommen wir auch noch ein Stückchen weiter auf dem Westrim Trail.
Liebe Grüße Susan
hi Susan
Schön, dass wir dir weiterhelfen konnten. Scouts Lookout selbst ist übrigens eine Art Plattform flach und breit und es hat dort auch ne Toilette. Also null Problem auch bei Höhenangst. Und den restlichen Weg schaffst Du bestimmt. Ich denke das kann wirklich nur für Personen mit extremster Höhenangst problematisch sein .
Wie der Westrim Trail ist weiss ich leider gar nicht...aber umkehren geht ja immer
Liebe Grüsse
AnnSchi
Liebe Grüsse
AnnSchi
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