Komisches Fazit (oder Wort zum Dienstag...), gell? Ja, ich habe einen Moment lang gebraucht, als die sportliche Amerikanerin (etwa mein Alter) das zu mir sagte. Aber dazu noch später.
Aufgewacht sind wir mit Vogelzwitschern und ----- bayerischem (äh, Verzeihung! weiss-blauem) Himmel!!!!
Die Ameisen sind alle weggespült worden oder noch im regennassen Sandboden gefangen....Wir können draussen in Ruhe ameisenfrei herumlaufen und sogar am Essplatz frühstücken.
Anschliessend rüsten wir uns für den Aufstieg zum Angel´s Landing. Zum Glück ist es inzwischen wieder leicht bedeckt und nicht zu warm. Für diese Tour sicher angenehmer als pralle Sonne und Hitze.
Wir fahren mit dem Bus vom Visitor Center durch den Park bis zur entsprechenden Haltestelle. Unterwegs hält der Bus ein paar mal außerplanmäßig, weil Rehe und Hirsche an der Strasse grasen. Außerdem sind Räumfahrzeuge unterwegs, die die vom Sand überspülten Strassen sowie Seitengräben wieder freilegen. Muss also ziemlich viel geregnet haben. Und der feine Sand lässt sich gut vom Regenwasser mitreißen.
Flott beginnen wir den Serpentinenweg emporzusteigen. Es ist viel los heute, und manchmal wird mir schon ganz schön mulmig, wenn ich zurück ins Tal schaue...
Der Weg ist gut ausgebaut, breit genug, aber trotzdem freue ich mich, als wir durch den Sattel auf die Rückseite des Berges kommen, danach siehts erstmal nicht so hoch aus.
Wir kommen auf dem Plateau vor dem Grat an.
Mutig kraxeln wir weiter, obwohl es mittlerweile wieder nieselt, die Sicherungsketten rutschig sind und der Fels auch.
Und dann ist für mich Schluss: hinter mir viele Leute, die nach oben drängeln. Ich hab weiche Knie, mein großer Sohn Pablo auch. Mein Mann und David, der kleinere, wollen noch weiter. Pablo und ich hangeln uns langsam zurück. Immer wieder müssen wir warten, um aufsteigende Leute vorbeizulassen. Hinter uns kommt eine Amerikanerin (die vom Tagesfazit) den Grat herunter-"gegemst" und macht mir Mut "Remember, it has to be FUN!" - will heissen, Binchen, mach Dir nix draus, dass Du nicht vorne gestanden hast am Aussichtspunkt, wenn Du Angst hast, is es nicht gut, dann passiert am Ende was. Die Dame begleitete uns bis zum Plateau zurück. Dann haben Pablo und ich uns erstmal hingehockt und Brotzeit gemacht. Wir mussten ja auch noch warten, bis Mann und anderer Sohn zurückkommen. Sie sind auch umgekehrt, allerdings erst in der Senke vor dem letzten Anstieg.
Glücklich, heile geblieben zu sein, machen wir uns an den Abstieg. So ein tolles Erlebnis!!!! Welch Aussicht!!!
Auf dem Rückweg muss Bernd auf dem Serpentinenweg einen Wanderer, der einen Herzinfarkt erlitten hat, reanimieren. Wir sind zufällig die Ersten, die vor Ort sind. Es dauert 40 min, bis die Mediziner aus Springdale im Laufschritt die Serpentinen hinaufkommen. Helikopter gibt es wohl nur für Touristenflüge im Park. Obwohl noch ein Defibrillator gebracht wird, stirbt der Mann. Der Trail bleibt eineinhalb Stunden gesperrt für den Abstieg. Von unten darf kein Besucher mehr hoch, verständlicherweise. Erst als die Ehefrau mit Sohn ins Tal geleitet wird, passieren wir bestürzt und stumm die Unglücksstelle, wo der Verstorbene noch abgedeckt liegt.
Ich schreibe dies nur deshalb auf, weil sicher irgendwann mal ein "Marterl" an der Felswand hängen wird. Eben auch als Mahnung, dass man doch immer wieder bescheiden sein soll, seine Kräfte nicht überschätzen...
(Bitte, liebe Womo-Scouts, seid ganz ehrlich, gebt mir kurz Nachricht, wenn ich den letzten Absatz lieber aus dem Reisebericht herausnehmen soll. Für uns war es jedoch ein sehr einschneidendes Erlebnis, haben wir aufgrund der Enge des Weges und durch den Einsatz von Bernd alles hautnah mitbekommen).
Unten angekommen, fahren wir mit dem Bus noch bis ganz ans Ende des Tals. Von unten sieht man immer wieder, wie spektakulär Angel´s Landing in der Landschaft prangt!
Wir laufen noch ein wenig Richtung Narrows. Unterwegs überrascht uns ein kleiner Flatterer im Gebüsch (Suchbild):
Angetan, einen Kolibri mal aus nächster Nähe gesehen zu haben, machen wir uns per Bus wieder auf den Heimweg.
Der Abend zeigt sich von seiner schönsten Seite:
Wolkenloser Himmel, glühende Berge, die Aussicht auf ein Campfeuer...herrlich!!!
Und auch hier schon wieder: schade, dass wir uns morgen schon wieder verabschieden müssen!
Hallo Binchen,
ich würde das alles so lassen. Dass ein solches Ereigniss einem im Urlaub passiert ist sicher sehr selten aber so ist halt das Leben. Wir hatten dass auch schon mal auf dem Flughafen in Kuala Lumpur bei einem Zwischenstop auf dem Weg nach Australien. Obwohl damals sehr schnell Rettungkräfte da waren ist der Fluggast verstorben. Irgendwie war dann unsere Stimmung für den Rest des Tages sehr verhalten und nachdänklich. Aber unser aller Leben ist endlich und diese Erlebnisse führen einem dass sehr deutlich vor Augen.
Liebe Grüße
Gabi
Scout Womo-Abenteuer.de
Genieße jeden Tag, denn es könnte auch dein letzter sein
Unglücke passieren und sie geschehen meist unerwartet. So ist das leider im Leben. Umso löblicher ist euer Handeln, nicht jeder traut sich eine Reanimation zu, obwohl man eigentlich kaum Fehler machen kann. Außer nichts zu tun.
Ob jemand überlebt, hängt von vielen Faktoren ab, vor allem aber davon, ob in den ersten Minuten versucht wird, etwas für ihn zu tun. Dies ist jedoch nur als Chance zu verstehen, manchmal soll es auch einfach nicht so sein.
In Deutschland sind etwa 15-20% der präklinischen Reanimationen erfolgreich, was die Bemühungen des Rettungsdienstes einschließt. Bei den wenigsten Reanimationen wurde da jedoch vor Eintreffen des Rettungsdienstes schon reanimiert. Also macht Euch da keinen Kopf, es soll manchmal einfach nicht sein und Ihr habt, da bin ich mir sicher, vorbildlich gehandelt.
Liebe Grüße
Simon
Hi, binchen
ich kann mich den vor mir Schreibenden nur anschließen, besonders auch Simon spricht aus seiner Erfahrung. Solch ein Ereignis kann überall vorkommen und nur dann hat jemand eine Chance, wenn ein Helfer da ist und sich auch traut oder es auch sonst beruflich macht. Dass das bei diesem langen Anmarschweg fatal ausging, ist eigentlich nicht verwunderlich.
Ein Gedenken an den Verstorbenen, fast noch mehr an seine Familie, die mit ihm sicher wohlgemut auf die Wanderung aufgebrochen ist wie sicher viele, ist hier richtig am Platz.
Grüße
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Liebe Foris,
wir danken Euch herzlich für die bestärkende Unterstützung. Eins noch zur Erklärung: Bernd ist Chirurg mit Notarztausbildung. Er hat überhaupt nicht einen Moment gezögert zu helfen. Es war vielleicht glücklicher Zufall, dass wir (weil ich am Angels Landing schlapp gemacht habe) als erste dort waren. Aber ich denke, gerade ein Mediziner verdaut es schlechter, einen Menschen zu verlieren. Dabei sind wir alle nur Menschen, keine Götter...
Jetzt mach ich mich an den 14.Tag des Reiseberichts...
Schön, bei Euch dabei zu sein.
LG, Binchen
warte nicht, bis du Zeit hast...
Hallo Binchen,
vielen Dank für Deine offenen Worte, die - wie ich finde - sehr gut gewählt sind und auch ruhig an dieser Stelle bleiben dürfen.
Dass ein solcher Vorfall - leider ohne Happy End - überall passieren kann, sollte jedem bewusst sein und ihr hattet es an diesem Tag ja noch nicht einmal mit extremer Hitze zu tun. Umso mehr wundert es mich (bin aber froh darum), dass es nicht mehr Berichte dazu gibt.
Ich hoffe, dass ihr trotzdem weiterhin eine so tolle Reise habt erleben dürfen. Bin schon gespannt auf Tag 14.
Liebe Grüße
Didi
Präsident des Vereins Abenteuer Wohnmobil
Man muss Träume auch mal in die Tat umsetzen, ansonsten bleiben es Träume