5. Teil Half Dome Hike, 1472 Höhenmeter rauf

# Der HDH- Day: 4.30 Uhr. Was ist das für ein nerviges Geräusch? Wecker? Welcher Wecker? Wir haben doch Urlaub! Aufstehen, etwas Wasser ins Gesicht, Anziehen (ist echt frisch draussen). 5.10 Uhr. Die Lichter gehen aus! Im Ernst, Stockfinster im Womo! shit, die Batterien sind empty. Nach den Stirnlampen gekramt und damit das Müsli gelöffelt. Worscht egal was mit dem Womo heute ist, wir gehen auf den HalfDome, Punkt.

 Punkt  5.43 Uhr. Wir verriegeln unser Stockfinsteres Womo und laufen im Stirnlampenschein los. Über den UpperPines hinten raus zu HappyIsles. 15min. später sind wir am Trailhead. Mit uns noch 2 Stirnbelampte Jungs. Hoch zur Vernal Fall Footbridge, der erste zarte Anstieg. Hier sind noch 5 „bekloppte“. Es ist 6.35Uhr. Es wird heller, Stirnlampen aus und auch die Softshelljacke. Schnell nochmal Pipi, im Womo lief ja kein Wasser mehr. Da die Wasserfälle eh relativ spärlich sind und der Weg auch für den Aufstieg empfohlen wird, laufen wir die Steinstufen an den Vernal Falls hoch. Was für ein unterschied zu den Wassermassen im Mai, kein Sprühnebel, kein Wasserdunst, nix, das einzige feuchte ist der geschwitzte Rücken unterm Rucksack.  7.15 Uhr sind wir Top of Vernal Falls. Wir holen ein Pärchen ein das wohl noch früher los gelaufen ist. Zwischen den Bäumen kommen die ersten Sonnenstrahlen durch, aber es ist immer noch frisch und zeitweilig geht ein kühles Lüftchen. Auf dem Abschnitt bis zur Nevada Fall Junction geht´s ganz schön aufwärts, hinter mir wird´s auf einmal relativ ruhig, bin ich nicht gewohnt, ich muss mich ab und zu rumdrehen und nachschauen ob mein Schatz noch da ist, so 1-2 Serpentinen hinter mir…. Man läuft im Schatten und es weht immer noch ein kühles Lüftchen unterwegs. Wir staunen über die 2 Mädels die sich in Leggins und mit nem dünnen Windjäckchen zeitgleich die Steigung hoch arbeiten. Aber gut, die sind ja max. halb so alt wie wir. Mit 20 war ich auch noch kein so Weichei. Da hab ich auch an Pfingsten bei 3 Tage Dauerregen in der Rhön gezeltet und hatte immer noch Spass dabei… Um 8.10 sind wir dann an der Nevada Fall Junction.

Hier gibt´s nochmal ein Pipihäusschen. Jetzt geht´s erstmal etwas eben Richtung Little Yosemite Valley. Um 8.35 Uhr sind wir auf höhe des Campgrounds. Hier brechen auch gerade ein paar Hiker auf. Sie haben doch glatt verschlafen, wollten eigentlich ne std früher los. Sind nur wach geworden weil andere Camper schreiend und Töpfe klappernd einen Bären vertrieben haben. Da wir bisher noch nicht viel getrunken haben entscheiden wir die Trinkblasen jetzt nicht weiter aufzufüllen, sondern irgendwie bis zum Rückweg durch zuhalten.

Am Ende vom Little Yosemite Valley geht´s dann langsam wieder Bergauf, erst sanft, dann in Serpentinen durch den Wald. Um 9.45Uhr sind wir am JMT Split (abzweig links rum zum Half Dome, rechts ab Richtung Clouds Rest etc.) Es geht ständig bergauf, aber im Wald läuft man zum Glück nicht in der prallen Sonne, ausserdem ist es geschätzt nur so ca. 16-18°C. Bei 25°C oder mehr würde ich diesen Hike nicht machen wollen. Die Verschnauf- und Trinkpausen werden mehr, auch ne kurze Rast für einen ersten biss in die Stullen tut Not. Der Wald lichtet sich langsam und man hat ne „amazing“ Sicht in den Tenaya Canyon, auf North- und Basket Dome, Clouds Rest und zum Subdome…DA müssen wir noch hoch ???? Scotti beam me up! PLEASE!

Um 11.00 Uhr erreichen wir dann den Anfang des SubDome, hier steht auch ein Ranger und Kontrolliert die Permits, schnuckeliges Bürchschen, wenn ich weiblich wäre würd ich mich gut mit ihm stellen. Wir legen noch ne kurze Rast ein, für nen weiteren Biss in die Stullen und etwas Obst und dann geht’s los. Irgendwie hatten wir immer nur von den „Cabels“ gelesen als schwierigsten Part, aber die teilweise recht hohen schmalen Stufen, bzw. auch stufenlos über den Granit den Subdome rauf fanden wir beide im nachhinein den anstrengenderen Part. Meine Knie schreien inzwischen deutlich um Hilfe und ich überlege das ich ja auch irgendwie wieder die ganze Strecke runter muss?!?

Um 11.50 haben wir den Subdome bezwungen und stehen vor den „Cabels“.

Auch hier ist die Aussicht nach links und rechts schon umwerfend. Es gibt Leute die drehen an diesem Punkt um da ihnen der Aufstieg an den Cabels zu „scary“ ist. Wir machen noch mal Rast, Trinkpause und ne Kleinigkeit futtern. Wir beachten die Ermahnung des Rangers die Bachpacks auf dem Subdome nicht unbeaufsichtigt zu lassen, …andere nicht. Die Squirrels nagen sich gnadenlos den Weg frei.

Also auf zum Finale.

Zum Glück ist an den Cabels nicht so viel los, nur 2-3 mal muss man jemanden passieren lassen. Mit den Fahrradhandschuhen kann man die Cabels gut greifen und sich aus ner Kombination von „Arme ziehen, schwung holen, Füsse nicht vergessen“ von Querbrett zu Querbrett arbeiten. Das ganze dauert so rund 25 min. uns dann ist es geschafft… TOP of Half Dome!!!! Klar das mein Sonnenblümchen gleich Position auf dem „Sprungbrett“  bezieht. Ich mach mir lieber in die Hosen beim zusehen….

Es hat schon irgendwie was sehr besonders hier oben zu sein, obwohl die Aussicht vom GlacierPoint genauso gut, event. sogar besser ist. Aber da fahren die Rentner mit dem Gehfrei, Familien mit Kinderwagen und Busladungen Asiaten hin. Es ist eher das Gefühl es geschafft zu haben, auf diesem exponierten Gipfel zu stehen, in gewisser Weise die eigenen Grenzen auszutesten (obwohl man das ja erst weiss wenn man wieder unten ist). Es sind zeitgleich vielleicht 25-30 Menschen hier oben, aber das ganze ist ja mehr als Fussballfeld groß, ganz anders als z.B. Angels Landing im Zion. Insgesamt haben wir im nachhinein geschätzt das an diesem Tag wohl so etwa  150 Leute auf dem Hike gewesen sein dürften.