Vreni + Fredy auf der Route 66 und in der Wüste

Hallo zusammen

Es freut mich, dass Euch unsere Reise bis jetzt gefällt auch wenn wir nicht die ganz grossen Highlights besuchen. Für uns sind aber, genau wie Karin gesagt hat, die kleinen Sehenswürdigkeiten am Wegesrand mindestens so wichtig. Eintauchen in eine ganz andere Atmosphäre, interessiert aber nicht aufdringlich beobachten, feststellen wie andere Leute denken und fühlen, das ist es was für uns Reisen bedeutet.

@ Bernhard

danke für das Video. Es übermittelt ganz gut, was die Route 66 für die Leute in Oklahoma bedeutete. Nicht vergebens ist "das Streben nach Glück und Zufriedenheit" sogar in der US-amerikanischen Verfassung garantiert! In Tulsa sind wir eigentlich mehr durchgefahren und erst kurz hinter dieser Stadt auf die "historic route 66" abgebogen.

@Janina

danke für das Fotolob Es gebührt allerdings wirklich eher Panasonic als mir. Ich besitze nur so eine Hosentaschen-Knipse und der Apparat macht alles automatisch.

Weiter gehts ..

Wir erwachen an einem Traumort an einem Traumtag. Es ist noch ziemlich früh am Morgen und das Morgenrot spiegelt sich im Foss Lake

Heute haben wir keine grosse Strecke zu fahren. Knapp 150 Meilen sind es nach Amarillo im Panhandle von Texas und dem zweitgrössten Canyon der USA dem Palo Duro Canyon. Da wir dort wandern wollen, machen wir uns beizeiten auf den Weg. Wir verlassen also den wunderbaren Foss Lake State Park und fahren auf der I-40 (seit Oklahoma City sind wir auf der I-40) westwärts.

Bereits nach kurzer Zeit sind wir in Texas. Kurz nach der Staatsgrenze fällt uns zum ersten Mal ein riesiges Kreuz auf. Einige Meilen später sind an der Interstate Werbetafeln, die uns auf das "grösste Kreuz der westlichen Hemisphäre" hinweisen. Dieses liegt an der Ausfahrt 109 und das wollen wir uns doch anschauen.

Diese spezielle Religioisität fasziniert in  den USA. Hier sind wir im tiefsten "bible belt", hier wird die christliche Schöpfungsgeschichte gleichberechtigt neben der Darwinschen Evolutionstheorie an den Schulen gelernt (für mich als naturwissenschaftlich ausgebildeter Mensch unvorstellbar - ich möchte aber auf keinen Fall irgend jemandes religösen Gefühle verletzen) Wir sind im Land der "Jungfräulichkeits-Bälle" und hier ist das Ideal der freien Liebe definitiv vorbei. Immer mehr junge Frauen wollen das hohe Gut ihrer Jungfäulichkeit bis in die Ehe bewahren und versprechen dies an aufwendig gestalteten Bällen. Hunderte und Tausende von jungen Frauen pilgern mit ihren Vätern an diese Veranstaltungen und legen dort feierlich ihr Keuschheitsgelübde ab. Die konservative Bush-Area wirkt hier offensichtlich nach. Im letzten Jahr gab es über 7000 solche Bälle. Ob die jungen Frauen ihr Versprechen wohl halten

Wir verlassen auf jeden Fall am Exit 109 die Autobahn - und da steht das Kreuz

Es steht in einem aufwendig gestalteten Areal mit modernen Skulpturen aus dem Leben Jesu.Es ist 190 Fuss hoch (58m.) Näheres kann man hier lesen

www.crossministries.net/

Selbstverständlich werden "donations" gerne entgegengenommen und wie ich in der Zwischenzeit gelesen habe, wurde bereits ein um wenige Fuss höheres Kreuz errichtet. Aber das war wohl zu erwarten. Ein Ort "irgendwo" im "nirgendwo" muss  irgend etwas schaffen was "das Grösste", "Längste" , "Schwerste" etc. ist um sich abzuheben.

In Amarillo gibt es ein anderes Beispiel dieser verrückten Welt - wobei dies nicht nur in den USA so ist. In Amarillo steht das "Big Texan"-Steakhouse. Viele Meilen rund um Amarillo wirbt dieses Restaurant damit, dass jeder der ein 72oz. Steak (das ist ein Fleischklumpen von gut 2 Kg.) innerhalb einer Stunde isst, dieses nicht bezahlen muss.

www.bigtexan.com/

In einer Welt in der 20`000 Kinder jeden Tag an Hunger sterben und 850 Millionen Menschen täglich mit Hunger zu Bett gehen müssen, finden wir es pervers, wenn jemand mit "fressen bis zum ko.... wirbt " Wir fahren deshalb vorbei.

Eine andere, etwas seltsame Sehenwürdigkeit von Amarillo ist die "Cadilac-Ranch". Aber das ist wohl Kunst

www.roadsideamerica.com/story/2220

Bei Exit 75 liegt das Texas Wellcome-Center wo wir natürlich halten. Wir erhalten von den anwesenden Volunteers sehr freundlich Auskunft und Informationsmaterial über den von uns zu besuchenden Palo Duro Canyon.  Es ist uns schon bewusst, dass es sich hier um eine herausragende Sehenwürdigkeit handelt und wir sicher zu wenig Zeit eingeplant haben. Trotzdem wollen wir das Beste aus der Situation machen und deshalb fahren wir auf direktem Weg in diesen State Park.

Wir erreichen den Palo Duro Canyon kurz vor Mittag. Ich kann diesen State Park gar nicht genug empfehlen. Vom Ort "Canyon" aus errecht man den Palo Duro und fährt auf einer ziemlich steilen aber problemlosen Strasse in den Canyon hinein. Oben ist das Eingangs-Gate. Hier muss die Entrance Fee und zusätzlich die Camping-Fee bezahlt werden. Eine Ausgabe die sich definitiv lohnt. Es ist auch zu sagen, dass es die Texas State Park Card gibt. Für 60$ kann man mit einem ganzen Auto voll Personen alle 90 Texas State Parks während eines ganzen Jahres besuchen. Für die Bewohner dieses Staates eine tolle Sache. Kurz nach Beginn des Abstiegs kommt man zum Visitor-Center wo auch ein toller View-Point ergerichtet wurde.

Im Palo Duro Canyon hat es 2 RV-geeignete Campgrounds und 3 reine Zeltplätze. Dazu eine grosse Day-use Area und grosse Pferdestallungen wo Ausritte angeboten werden. Zusätzlich ist eine Trading-Post mit den wichtigsten Artikeln des täglichen Bedarfs und das "Lone Star Interpretive Theater" und das "Pioneer Theater wo, im Sommer, das Drama "Texas" spielt. Dazu gibt es unzählige Rangerprogramme und Trails.

Wir bekommen im Hackberry-Campground die Site 13 und haben wieder einmal Glück

Wir belegen die Site nur kurz und machen uns dann auf den Weg zum "Lighthouse". Das ist der bekannteste Trail im Palo Duro Canyon und führt zu einer absolut spektakulären Felsformation die 310 ft. in den Himmel ragt und zu den National Natural Landmarks gehört. Der Trail ist gut 6 Meilen lang und am Schluss sehr steil.

@Janina

Ganz in der Nähe liegt der Geocache mit gleichem Namen, wobei es im Palo Duro noch viele andere hat.

Wir packen unser Mittagessen ein und machen uns in einer wahren Traumlandschaft auf den Weg

Nach halber Strecke machen wir Rast und geniessen unseren Imbiss

Nach 1 1/2 Stunden stehen wir unten an der bekannten Felsformation wobei der letzte halbe Kilometer doch sehr steil ist.

Aber jetzt wollen wir auch noch ganz aufs Plateau und mit etwas kraxeln schaffen wir das auch.

Dort oben treffen wir Chris und Carla aus Pennsylvania. Die sind seit dem Mai vergangenen Jahres mit dem Trailer unterwegs. Sie haben aber noch ihr Haus an der Ostküste. Nach der Pensionierung haben sie beschlossen auch einmal ihr Land westlich des Mississippi zu besuchen. Zum ersten Mal in ihrem Leben sind sie über Chicago herausgekommen. Sie haben mehr oder weniger alle die Naturwunder besucht, die wir alle hier, bereits schon kennen. Sie machen sich jetzt langsam auf den Heimweg durch Oklahoma nach Chicago wo ihre Tochter wohnt. Sie fahren also genau die Strecke von der wir kommen. Die beiden benützen diese grosse Reise auch um zu schauen ob es einen tollen Ort gäbe wo sie ihr Alter verbringen könnten. Einfach unglaublich, diese beiden waren noch nie im Westen und überlegen dorthin zu ziehen, während die ganze Verwandschaft und die Kinder im Osten sind. Und das Beste, sie fragen uns ob wir ihnen einen Ort empfehlen könnten weil wir doch viel mehr gesehen hätten als sie. Wir laden die beiden heute Abend zu uns ans Lagerfeuer ein.

Beim Abstieg treffen wir einen andern Amerkaner vor dem ich nur den Hut ziehen kann. Er ist unglaublich dick. Mindestens 200Kg. , ja er ist so dick, dass er unmöglich seine Schuihe binden kann. Daher trägt er nur so "Schlüfpschuhe" fast mehr Pantoffeln. Und trotzdem hat er diese Wanderung gemacht, welche wirklich nicht ganz ohne ist. Sogar den letzten steilen Aufstieg hat er geschafft. Wirklich fast nicht zu glauben!

Der Rückweg geht leichter und nach total 5 Stunden sind wir wieder auf dem Campground. Und da haben wir nochmals so eine Begegnung wie sie wohl nur in den USA möglich ist. Unser Nachbar von Site 15 besucht uns um uns zu begrüssen. Der Clou ist, dass er so ein kleines Wägelchen mitzieht worauf die Sauerstoff-Flasche befestigt ist. Mittels Plasticröhrchen in der Nase wird ihm dauernd Sauerstoff zugeführt. Dazu raucht er Kette. Während des kurzen Gesprächs raucht er 3 Zigaretten und hustet - unglaublich!

Wir stellen schnell den Waterheater ein um eine kurze Dusche nach der Wanderung zu nehmen. Das ist eben das schöne am Wohnmobil. Dann die Pause im Campingstuhl, das Lagerfeuer wird angefacht, der Grill angeworfen, der Lachs aufgelegt und der Aperitiv eingeschenkt. Wilde Turkeys laufen über den Campground und nach kurzer Zeit ist das Abendessen (Lachs vom Grill, Broccoli, Maiskolben on the cob und Reis) fertig. Mit Rotwein gespült und sich dann mit Kaffee und Ben & Jerry ans Lagerfeuer verschoben. Etwas später kamen Chris und Carla mit einem Arm voll Feuerholz und es wurde ein ausgesprochen gemütlicher Abend.