Ein kalter, wunderschöner Morgen, an dem wir uns schweren Herzens dafür entschieden, keinen weiteren Tag an der Nabesna Road zu verbringen, sondern wegen der durch den Fairbanks-Schlenker etwas verkürzten Zeit und dem bevorstehenden Labour Day-Wochenende schon Richtung McCarthy Road aufzubrechen. Mit guten Tipps unserer Camper-Nachbarn bestückt, fuhren wir über die Nabesna Road zurück, nun bei wolkenlosem Himmel und strahlender Sonne vor grossartiger Kulisse,
auf den Glenn Hwy, dann weiter Richtung Glennallen. Nach der Einmündung auf den Richardson Hwy änderte sich die gemütliche Verkehrslage - es wurde plötzlich voller auf dem Hwy, viele Camper und RV's waren unterwegs. Nach und nach zeigten sich weitere mächtige Eisriesen der Wrangell Mountains, so dass wir immer wieder Viewpoints und hinter Copperville das Wrangell-St.-Elias NP Visitor Center ansteuerten.
Wrangell Mountains Viewpoint
Dort erkundigten wir uns bei einem freundlichen Ranger über die Strassensituation auf der MCarthy Road und äusserten unsere Bedenken wegen der berühmt-berüchtigten, als Reifenkiller bekannten Eisenbahnnägel. Der Ranger schüttelte mit dem Kopf, es wäre früher so gewesen, aber nun bestünden gute Strassenbedingungen, er sähe keine Probleme für das Befahren mit einem Truckcamper. Vorher mussten wir noch dumpen, Sprit und Wasser tanken, was wir auf Tipp des Rangers an einer etwas betagten Tanke beim Copper Center Roadhouse und ziemlich teuer am Kenny Lake RV Park erledigten (Dumpen 15 $, Wasser 5$!).
Am Willow Lake Viewpoint Unterwegs auf dem Edgerton Cut Off
Dann begann unsere lange (ca. 3,5 Stunden für ca. 60 ml), sehr staubige (Mix aus wellblechartigem, grobem und feinem gravel und teilweise tiefen Schlaglöchern) aber sehr interessante Fahrt über Chitina nach McCarthy. Wir machten Unterbrechungen bei der eindrucksvollen Kuskulana-Brücke und der Gilahina-Brücke, einer alten Eisenbahnbrücke.
Kuskulana-Brücke
Blick in die Tiefe auf den Kuskulana River
Gilahina Brücke
Auffällig waren insgesamt die vielen Autos, die mit Fahrrädern und Booten bestückten Vans, Camper und RV's, die teilweise mit ziemlichen Tempo an uns vorbei bretterten, uns einnebelten und immer wieder zum Anhalten in Haltebuchten veranlassten.
Am Abend erreichten wir geschafft und hungrig das Ende der Fahrstrasse - die Brücke über den Kennicott River. Unmittelbar davor gab es rechts und links Park- und Campingplätze auf dem Geröll- und Kiesbett des Flusses, wo wir einen zwar mühsam zu levelnden, aber traumhaften Platz oberhalb des Flusses, vor der Endmoräne des Kennicott Glacier und tollen Gletscherkulisse, fanden.
31.08.2019
Morgens waren wir erst mal sprachlos über das Panorama vor unserer Campertür.
Dann wunderten wir uns über die Autos, Camper und weit verstreut auf den Ausläufern der Moräne stehenden Zelte - das waren also die, die es gestern so eilig hatten. Leider begann es bald bis zum Mittag heftig zu regnen, so dass wir uns erst am frühen Nachmittag auf den ca. 1 km Fussweg nach McCarthy machten.
Fussgängerbrücke über den Kennicott River River-Rafting Kurs
Dort fand ein Halbmarathon statt, viele junge, "alternativ" aussehende Leute waren zum Teil mit Kindern, Kinderwagen und Hunden "auf der Strecke". Wir besuchten das kleine, aber sehenswerte Museum zur Geschichte der Kennecott Kupfermine, bummelten durch das winzige Örtchen
und assen eine köstliche Suppe im "Potato", einem quirligen Restaurant mit interessanter Speisekarte. Im "Golden Saloon", einem Treffpunkt im Ort, wurde alles für einen Livemusik-Abend vorbereitet. Darauf verzichteten wir, marschierten zu unserem Camper zurück und machten es uns dort bei einer leckeren Gemüsepfanne gemütlich. Gegen 22 Uhr kam noch ein Fahrzeug, das sich hinter uns stellte, in der Dunkelheit hörten wir leises Rascheln und verhaltene Stimmen.
01.09.2019
Und wieder eine morgendliche Überraschung beim Öffnen der Campertür: Direkt um unseren Camper herum und zwischen den Büschen standen mehrere Zelte, ca. 10 Männer und Frauen waren am Sortieren und Packen. Es war eine geführte süddeutsche Zelt-Reisegruppe, mit der wir nett ins Gespräch kamen. Wir packten ebenfalls unsere Rucksäcke für unseren heutigen Trip nach Kennicott und zum Root Glacier. Für die Fahrt in das ca. 6 km entfernte Kennicott benötigt man tickets für einen shuttle-Bus (15 $ p.P./hin und zurück), der in McCarthy halbstündlich abfährt.
Wegen der vielen Fahrgäste kamen wir erst nach 11 Uhr in Kennicott an, das im Wesentlichen aus einem Visitor Center, einer grossen Lodge, outdoor-Ausrüstern und den Minengebäuden besteht. Wir nahmen uns Zeit für diese eindrucksvollen Anlagen, die grösstenteils gut erhalten bzw. restauriert sind.
Kraftwerk der Mine
Danach wanderten wir aus dem Minengelände hinaus auf dem Root Glacier Trail bergauf zum Gletscher (ca. 4 ml hin und zurück)). Entlang der Seitenmoräne des Root Glacier gelangt man auf gut zu gehendem Weg zur Gletscherzunge und zum Einstieg auf den Gletscher.
Wir hatten kleine leichte Grödeln eingepackt und somit keine Schwierigkeiten, den imposanten Gletscher in Angriff zu nehmen. Je weiter wir auf dem Eisfeld voran kamen, um so weniger Menschen waren unterwegs.
Wir beobachteten eine Gruppe junger Eiskletterer beim Training und arbeiteten uns weit den Gletscher hinauf bis zu einer Kante, von der man einen tollen Blick auf den Stairway Icefall und den Zusammenfluss von Kennicott- und Root-Glacier hatte. Dort waren wir nahezu allein - bis auf ein Pärchen aus Denver, das sich über einen kleinen Plausch und ein Foto von sich mit uns freute.
Blick über den Root Glacier auf den Stairway Icefall
Überwältigt von der grossartigen Gletscherlandschaft mussten wir uns richtig losreissen und den Rückweg antreten, denn das Wetter trübte sich langsam ein und wir wollten nicht bei Regen auf dem Gletscher sein. Wir "kraxelten" die ca. 2,5 km auf dem körnigen, teilweise bereits abschmelzenden Gletschereis zurück, der Abstieg am späteren Nachmittag stand unter den starken Eindrücken der Eismassen. Ein Stück weiter unten begegnete uns die vollbepackte deutsche Zeltler-Gruppe, die im Anstieg zum "wilderness"-Camping unterhalb der Gletscherzunge waren und dort die Nacht verbringen wollten. Brrr...., da freuten wir uns doch auf unseren warmen, gemütlichen Camper. Mit dem vorletzten shuttle gings am frühen Abend zurück nach McCarthy und dann über die Brücke zum Base Camp, wo "Gerda" auf uns wartete.
Irma
Was für ein spannender Tag, liebe Irma!
Klasse, dass ihr gut vorbereitet auch noch den Gletscher besteigen konntet. Keine Spalten?
Habt ihr die Tickets für den Shuttle bereits am VC gekauft?
Tolle Tour am ‚Ende der Welt‘!
Liebe Grüße,
Beate
Unser Reiseblog 5Jahreszeiten
Wow, Irma,
was für eine tolle Tour
!
Darf man mit dem T-Camper die Straße befahren?
Diese war einscheinend toll im Schuß.
Letztes Jahr standen wir vor dem Anfang und haben dann hinter dem engen Durchbruch wieder gewendet, da CanaDream das befahren nicht erlaubt.
Da haben wir uns nicht einmal zu dem ersten CG gewagt, der nicht weit war.
Es war bestimmt ein Erlebnis für euch!
Ob wir es nochmals schaffen, dorthin zu kommen...? Wo die Welt so groß und wunderschön ist!
Bis zum nächsten Tag
!
Es gibt für uns noch viele Fragen, wir haben die Welt nicht überall gesehen!
Unser Blog
Ich grüße Dich Irma !
Gratulation!!!
Toller Bericht über eine Örtlichkeit welche Du als Highlight in die WoMo-Map einstellen solltest.
Wir Weicheier, mit unserem 25er, haben nach Passieren der ersten Brücke und Ende der Teerstrecke umgedreht.
Beste Grüße vom HANS
JEDE REISE BEGINNT MIT DEM ERSTEN SCHRITT
Hallo Beate,
das war wirklich ein aussergewöhnlicher Tag auf dem Eis. Der Gletscher ist ziemlich lang und steigt allmählich immer mehr an. Gletscherspalten im engeren Sinne gab es nicht, aber Wellen und tiefere Mulden, die zu umgehen waren. So zog sich die Tour ganz schön hin, wir waren insgesamt ca. 5 km auf dem Gletscher unterwegs.
Die Tickets für das shuttle muss man in McCarthy kaufen. Dort gibt es am Ortseingang einen shop der privaten shuttle-Firma. Da kann man auch die Abfahrtszeiten finden (sind manchmal auch unterschiedlich, je nach Nachfrage). Man kann auch schon direkt auf der anderen Seite der Fussgängerbrücke zusteigen, dann spart man sich den Fußweg hoch ins Dorf. Wir sind aber hin gelaufen.
Viele Grüsse, Irma
2012 Südwesten 2015 Yellowstone/Badlands/RMNP Herbstfahrer's Reiseberichte
Hallo Jindra,
wir hatten wirklich eine tolle Tour. Ob ich die mit einem Womo/RV machen würde... ich glaube eher nicht. Es standen dennoch viele Womos und sogar einige Trailer auf dem Base Camp. Ich vermute, dass das überwiegend Einheimische mit eigenen RV's und Womos von alaskanischen Verleihern waren. Möglicherweise sehen die das nicht so eng..?! Wir hatten ja einen robusten TC von GoNorth, damit waren alle gravel-Strassen erlaubt. Also haben wir das auch genutzt.
Herzliche Grüsse, Irma
2012 Südwesten 2015 Yellowstone/Badlands/RMNP Herbstfahrer's Reiseberichte
Hallo Hans,
ich freue mich über deine anerkennenden Worte, ganz herzlichen Dank!.
Wenn der Bericht mal fertig ist, will ich gerne das Kennicott Valley und die Mine als highlight einstellen. Auch die CG's werde ich noch bewerten.
Was das Befahren der McCarthy Road mit einem Womo betrifft, habe ich schon vorher bei Jindra was dazu geschrieben. Ich meine, man sollte einen TC haben.
Viele Grüsse, Irma
2012 Südwesten 2015 Yellowstone/Badlands/RMNP Herbstfahrer's Reiseberichte
Hallo Irma,
das ist ja ganz was anderes, da kriegt man beim Bilder schauen schon Frostbeulen
. Na ja, vielleicht besser als 39°C im Anza Borrego bei mir im April.
Liebe Grüße
Micha
Scout Womo-Abenteuer.de
Meine Reiseberichte
YouTube
Hi Micha,
ich habe es gar nicht als so kalt empfunden, vielleicht durch die ständige Bewegung. Ehrlich gesagt sind mir eigentlich die warmen Regionen auch lieber, nur da kanns halt auch extrem werden...
LG Irma
2012 Südwesten 2015 Yellowstone/Badlands/RMNP Herbstfahrer's Reiseberichte