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Nordamerika im Wohnmobil erleben!

Nordwesten 2017: 08. Solar Eclipse, Madras

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MichaelAC
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Nordwesten 2017: 08. Solar Eclipse, Madras
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Reisedatum: 
Montag, 21. August 2017
Gefahrene Meilen: 
201 Meilen
Fazit: 
Unser Once-in-a-Lifetime Erlebnis - 2:08 min totale Sonnenfinsternis

20.8.: Fahrt nach Madras und Campground-Suche

Morgen ist der große Tag - aber vor den großen Tag haben die Götter die Anfahrt gesetzt ;)
Viele (Ranger, Kellner, Campnachbarn) haben eindringlich gewarnt: Kein Benzin, keine Lebensmittel, Riesenstau ... wir brechen mit gemischten Gefühlen auf, Wassertanks gefüllt, Abwassertanks leer, als erstes wird im kleinen Kaff Sunriver noch einmal getankt und eingekauft. Die 90 mls bis zum reservierten Camp (3 mls nördlich von Madras) sind dann in 2 1/4 std geschafft, nur ein kleiner Stau in Downtown Madras.

So weit alles super ... aber das reservierte 250$-Camp entpuppt sich als staubiges Feld, komische Leute, und dann auch noch 1,5 mls außerhalb der zentralen Überdeckungszone. Es ist 13:00 Uhr ... wir beschließen, es woanders zu versuchen.

Wir reihen uns in die Schlange (ca. 200 Fahrzeuge zähle ich) bei „SolarTown“ ein und wollen versuchen, dort noch ein Ticket zu bekommen. Auf dem riesigen Areal gibt es Wiesen als Stellplätze, Stände, Musik, Sportwiesen, es ist der Bär los mit mehreren tausend Sites ... riesig, aber grüne Wiese und alles sieht gut gemanaged aus. Später erfahren wir, dass dort 75.000 Leute sind. Karin und die Kids laufen die 2 km oder so zur Spitze der Autoschlange und fragen, ob noch was frei ist. Ich bleibe im Wagen und drücke die Daumen. Wir haben aber Pech: Alles ist ausgebucht und es hätte auch 1000$ (schluck) gekostet. Wir fahren erst mal zum Safeway, ein paar Süßigkeiten kaufen …

Anschließend sehen wir auf der Fahrt zu unserem reserviertem Camp (abgefüllt mit Süßigkeiten sind wir zwar traurig, aber ganz gelassen ;) eine schöne Wiese mit dem Schild „RV, Tents“, die Leute sind freundlich, es kostet 100$ und wir entscheiden spontan, die 250$ für das Staubfeld verfallen zu lassen.

Es ist sehr nett hier, eine ruhige Atmosphäre mit Blick auf Mt. Hood (Nordwesten, 90 km Luftlinie), Mt. Jefferson (Westen, 50 km Luftlinie), auf den Flughafen mit Fallschirmspringern und in der Ferne auf SolarTown. Michael baut Stativ und Kamera auf, testet das 100-400-Objektiv mit dem 1.4x-Konverter und der gestern gebastelten Filterkonstruktion. Alles klappt wunderbar und es gefällt uns allen hier sehr gut.

Der Nachmittag und Abend vergeht mit Workout, Fußball, Lesen, und tollem Sonnenuntergang, ein paar Flugzeuge fliegen Formationen. Wir lernen viele nette Leute kennen: Victor mit dem Tesla (Probefahrt für die Kids) und weitere Nachbarn aus USA, Polen, Kanada und Deutschland.

SolarTown  ...  Herman's Farm
 

Viele Grüße, Michael

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MichaelAC
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Beigetreten: 25.08.2009 - 19:11
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RE: Nordwesten 2017: 07. Solar Eclipse, Madras

21.8.: Der große Tag ?

Über ein Jahr vorher war dieser Floh „Totale Sonnenfinsternis“ in unser Ohr gekrochen und ich hatte angefangen zu recherchieren und zu planen.

Die Idealgegend war recht schnell ausgewählt: Oregon, östlich der Cascades, sehr sonnensicher im Sommer. Weiter westlich ist die Gefahr zu groß, dass es Wolken gibt, die sich auf der Luv-Seite des Gebirges bilden.

Alle Orte auf dem Pfad bieten Camping und Aktivitäten an, buchbar 10-12 Monate vorher. Unser Wunschziel ist John Day Fossil Beds National Monument. Dort gibt es mehrere Veranstaltungen des National Park Service.

Aber als die Buchungsfenster aufgehen, ist dort bereits alles ausgebucht. So entscheiden wir uns für Madras, wo es viele Camp-Möglichkeiten gibt und reservieren dort SolarCelebration. Man muss zwar vier Nächte für 250$ buchen, aber das ist noch recht günstig verglichen mit anderen Angeboten.

Was wir nicht wussten: Es werden ca. 500.000 Menschen dort sein, die dieses 6000-Einwohner-Städtchen für 1 ½ Tage überrennen werden. Der kleine Flughafen – immerhin mit geteerter Landebahn – wird an die hundert Privatflugzeuge aufnehmen (vom 2-Sitzer bis zu einigen Privat-Boing-737), es wird kein Benzin mehr geben, wir werden ein paar Stunden im Stau stehen.

Aber wir werden nette Leute kennenlernen und uns immer an diesen Tag erinnern.

Fazit:

  • Manche Leute haben uns gefragt, ob es bedrohlich war. 
    Nein, überhaupt nicht. Es war interessant, spannend, die 2 Minuten der Totalfinsternis waren … ja, fast so was wie ergreifend. Erlebt man nur einmal im Leben und die Atmosphäre kommt mit Bildern nur teilweise rüber.
  • Die Sonnenfinsternis geht um 9:08 Uhr los – der Mond knabbert ein kleinen Teil von der Sonne ab. Bis 10:19 Uhr dauert dies, erst die letzen ca. 10 min wird es etwas dunkler, aber eher so wie dichte Wolken.
  • Dann geht schlagartig „das Licht aus“, für 2:08 Minuten ist Totalüberdeckung. Es ist überwältigend, Staunen, irgendwie fast ehrfürchtig. Nicht richtig dunkel, weil der dunkle Himmel ja nur ein Streifen von ca. 10 km Breite ist, man also am Rand den hellen Himmel sieht.
  • Danach dann wieder eine gute Stunde, in der der Mond die Sonnenscheibe wieder verlässt.

Viele Grüße, Michael

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Esthi71
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RE: Nordwesten 2017: 07. Solar Eclipse, Madras

Lieber Michael

Das tönt schon sehr ergreifend - wir waren ja ein paar Monate vor der Eclipse in der Gegend und haben schon da mitbekommen, was alles laufen wird...

Einerseits bereute ich, dass wir zu früh dort sein mussten, andererseits war ich auch froh, musste ich mich nicht mit diesen Menschenmassen herumschlagen..

 

Liebe Grüsse

Esther

Das eine oder andere Bild gibt es aber schon noch????

*** Edit by MichaelAC ---> selbstverständlich ???

MichaelAC
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RE: Nordwesten 2017: 07. Solar Eclipse, Madras

Hier unser "Basislager":

   

Ich habe von 9:10 (also gleich bei Beginn der partiellen Überdeckung) bis 10:45 (also gut 20 min nach der totalen Überdeckung) ein Zeitraffer-Video aufgenommen: 1:35 std in 17 sec:

Man sieht sehr deutlich, dass die Leuchtkraft der Sonne so gewaltig ist, dass selbst bei 98% Überdeckung (also nur noch eine kleine Sonnensichel ist sichtbar) es noch taghell ist - heller als bei uns im Rheinland bei bedecktem Himmel. Dann, bei 100% ist schlagartig "Licht aus", für 2:08 min bei dieser Finsternis.
Im Zeitraffer sind diese 2 min nur ein kleiner Moment.


 

Viele Grüße, Michael

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suru
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RE: Nordwesten 2017: 07. Solar Eclipse, Madras

Hallo Michael,

dein Bericht kommt ja passend zum Foto im Wochenkalender, da habe ich die Sonnenfinsternis schon die ganze Woche bewundert. Ich musste in dieser Woche ausnahmsweise mal voll arbeiten, mit dem tollen Foto gut zu ertragenangel.

Klasse Bericht, ich kann mir sehr gut vorstellen was für ein einmaliges Erlebnis es war, dabei zu sein. Die Bekanntschaften, die man dort macht, werden euch bestimmt in bleibender Erinnerung sein.

 

Liebe Grüße

Susanne
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MichaelAC
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RE: Nordwesten 2017: 07. Solar Eclipse, Madras

Ich bereite ab 8:30 Uhr Stativ, Kamera und die Belichtungscheckliste vor, frage kurz nach 9 Uhr den Nachbarn, wann es wohl losgeht. „Just now“ war die Antwort … und die nächsten 2 ½ Stunden erleben wir das ersehnte Spektakel: von 9:08 Uhr mit der ersten Mondberührung bis 11:40 Uhr, als der Mond den letzten Zipfel der Sonne wieder frei gibt.

Mein Fotoprogramm ist:

  • Jede Minute ein Bild von der zunehmenden/abnehmenden Verdeckung der Sonne:
    Die Sonnenschutzfolie dunkelt um den Faktor 50.000 ab (das sind 15 ⅔ Blenden), ich stelle f/8 (Offenblende des Fuji 100-400 Objektiv bei 400 mm Brennweite mit dem 1,4x Konverter) und ISO 200 (die Base-ISO der X-T2) ein und Zeitautomatik. Die Sonne ist allerdings auch fast verdeckt so hell, dass die Zeit nur von 1/500 sec auf 1/250 sec steigt. Der Autofokus der X-T2 ist gut genug (bzw. die Sonne so hell), dass ich ihn benutzen kann.
  • Eine Serie mit verschiedenen Belichtungszeiten (1/500 sec bis 0,5 sec) in den 2:08 min der totalen Finsternis, alle ebenfalls mit f/8 und ISO 200.
    Hier muss allerdings manuell scharf gestellt werden. Geplant ist, den Fokus der Sonnenbilder durch Umstellen auf „M“ beizubehalten … aber …
  • Große Panik bei Beginn der Totalität: Beim Abnehmen des Filters verstellt sich der Fokus und ich verliere wertvolle Sekunden, bevor der Fokus wieder sitzt. Aber alle Belichtungen gelingen … das Erlebnis der totalen Überdeckung ist wahnsinnig schön und es sind viele gute Bilder entstanden. Photoshop wartet … es soll eine schöne Fotomontage der Abdeckungsphasen werden.

Es ist unwirklich – zum einen wegen der Sonne und dem Mond davor, der roten/weißen Korona. Dann der Himmel, der dunkel ist, aber in allen vier Himmelsrichtungen sehen wir hellen Himmel mit Morgenröte: vor uns siehst man den helleren Himmel, wo die Sonne noch scheint, hinter uns, wo sie schon wieder scheint. Und rechts und links ist es hell, weil dort keine Totalüberdeckung ist.

Hier ein Ausschnitt der Serie:
- 8:40 die volle Sonne
- Die zunehmende Überdeckung um 9:10, 9:55 und 10:15
- Mein "best-of" der Korona
- Die abnehmende Überdeckung um 10:32, 10:51, 11:14 und den letzen Mondschnipsel um 11:39

        

Karla gelingt als einzige der Diamond Ring :-)

(Mit dem iPhone - man muss exakt den Moment abpassen, wo "das Licht wieder angeht")

Viele Grüße, Michael

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MichaelAC
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RE: Nordwesten 2017: 07. Solar Eclipse, Madras

... und hier die Belichtungsreihe während der Totalüberdeckung.

- Ohne Filteraufsatz
- Kamera Fuji X-T2 mit dem 100-400-Objektiv und 1.4-Telekonverter
- ISO 200, f/8, 560mm (x1,5)
- Belichtungszeiten 1/500, 1/250, 1/125, 1/30, 1/4 und 1/2 sec

     

Man sieht sehr schön, wie durch längere Belichtung immer mehr Korona sichtbar wird ... aber gleichzeitig die Überstrahlung zunimmt und die Sonneneruptionen (rot) gar nicht mehr sichtbar sind.

Am besten gefällt mir das 4. ... bei 1/30 sec.
Wenn ich nicht die erste Minute der totalen Finsternis durch mein Fokus-Malheur verloren hätte, dann hätte ich die 1/60 und 1/15 sec nicht streichen müssen. aber ich beschwere mich nicht, man stelle sich vor, die zweite Minute wäre auch verloren gegangen oder ich hätte den Fehlfokus gar nicht gemerkt. ?

... noch mal Glück gehabt ... ???

Viele Grüße, Michael

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MichaelAC
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RE: Nordwesten 2017: 07. Solar Eclipse, Madras

Hier noch ein paar schöne Bilder rund um das Highlight. 

Wir hatten eine super Fernsicht (gottseidank, der Wind stand gut und hat die Waldbrandwolken nach Südosten getrieben) und in der Abendsonne sah man Mt.Jefferson in 50km Luftlinie und Mt.Hood in 90km Luftlinie. Mich packt immer die Ehrfucht, wenn man diese Giganten aus solch großer Entfernung noch so präsent sieht.

   

Rechts der Megastau, als sich in den Stunden nach der Sonnenfinsternis die 500.000 Leute wieder auf dem Heimweg machten. 

Wir fuhren Richtung Nordosten (Horsethief Lake), da war deutlich weniger los als nach Süden (--> Kalifornien) und Nordwesten (--> Portland, Seattle). Wir brauchten "nur" 2.5 std für die ersten 18 mls, dann floss der Verkehr. Richtung Portland war fast 100 mls Stau ...

Viele Grüße, Michael

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