Tag 10 – Sequoia NP

Tag 10 – Sequoia NP

Heute ist Premiere; es steht die erste Doppelübernachtung an und so können wir das RV endlich einmal stehen lassen. Viele mögliche Aktivitäten hatte ich im Vorfeld recherchiert, aber es sollte alles ganz anders kommen. Die Chrystal Cave ist leider weder mit dem Shuttle noch mit dem RV zu erreichen und so sitzen wir nach einem schnellen Frühstück aber umso volleren Rucksäcken im Shuttle zum größten Baum der Welt, dem General Sherman Tree. Leider ist es aufgrund der Waldbrände recht diesig. Da kommt dem Foto-Analphabeten in mir die leider nur vermeintlich grandiose Idee, man könne ja einen Polfilter benutzen, um dem strahlend grauen Himmel wenigstens ein wenig blau abzutrotzen. Etwa drei Stunden später stelle ich entsetzt fest, dass alle mit der neuen Kamera gemachten Bilder einen Violettstich haben.

 Mit uns sind Massen von Touristen unterwegs. die alle den asphaltierten Weg durch den Giant Grove durch unzählige Baumriesen nehmen. Die Sequoias sind zwar beeindruckend, große Menschenansammlungen aber nicht unser Ding. Also entscheiden wir uns spontan, den geplanten und gleichfalls asphaltierten Weg zu den bekanntesten Bäumen in der Gegend zu verlassen. Wie wir später erfahren, hätten sich gerade hier zu dieser Zeit viele Bären getummelt.

 Unsere Wanderung führt uns dann über die herrlichen weil nicht-asphaltierten und absolut einsamen Alta Trail, Wolverton Cutoff und High Sierra Trail. Bei einer Rast entferne ich den Polfilter und Moritz einen Milchzahn, den er seit ein paar Tagen bearbeitet. Die unberührte Natur mit Ihren Riesenbäumen und tollen Ausblicken auf die High Sierra nimmt uns sofort in ihren Bann, auch – oder gerade weil? - es hier genauso wenige Menschen wie Bären gibt.

Beide begegnen uns dann aber rund acht Meilen später unweit des Shuttelstops an der Crescent Meadow. Wir treten grade aus dem Wald an den Rand der großen Wiese, da sehen wir ein paar Japaner, die angestrengt auf das satte Grün starren und von einer Bärenfamilie berichten. Es ist aber nichts auszumachen und Moritz Beine sind nun doch schon ziemlich müde, so dass wir etwas enttäuscht zur Haltestelle weiter laufen. Auf einmal sehen wir einen Ranger, der sich hier offensichtlich als „Bärenschutz“ postiert hat, um Touristen auf der Jagd nach guten Fotos davon abzuhalten, zu nah an die Tiere heranzutreten.

Das Ziel der Begierde sitzt im Schatten, halb verdeckt von Baumzweigen und dann noch vor dem hellen Hintergrund der Wiese. Diese ungünstige Positionierung gepaart mit aufgeregten Kindern sowie die neue und noch unvertraute Kamera verhindern leider bessere Bilder, aber wir sind froh, den Bären gesehen zu haben. Der Ranger scheucht uns dann auch ganz schnell fort, da vom Shuttle eine größere Gruppe in unsere Richtung läuft, und er einen „Bärenauflauf“ verhindern möchte.

Kaum sind wir dann mit dem Shuttle auf dem Rückweg zum Campground, sehen wir noch einen weiteren Bären durch den Wald rennen, aber hier gab es wirklich keine Chance auf einen Schnappschuss.

Egal, wir hatten einen tollen Tag mit einer ausgedehnten und letztlich einsamen Wanderung, die beide Kids ganz toll gemeistert haben. Bevor wir vom Shuttle zum Campground laufen, gehen wir noch am Visitor Center vorbei. Der Tag geht wunderbar entspannt am Fluss und später mit Steaks und Chillidogs vom und am Lagerfeuer sowie dem „Hobbit“ zu Ende. Heute bekommen die Kids sogar ein Extrakapitel und ich lese bis spät abends noch lange in der Anleitung der Kamera!