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Tag 18 – Snow Canyon – Yant Flats - Zion

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eagle eye
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Tag 18 – Snow Canyon – Yant Flats - Zion
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Gefahrene Meilen: 
90 Meilen

Tag 18 – Snow Canyon – Yant Flats - Zion

Um der schlimmsten Hitze zu entgehen verlassen wir noch vor 8.00 Uhr und ohne Frühstück den Snow Canyon, ohne hier trotz Doppelübernachtung mehr als den Campground gesehen zu haben - Wir müssen unbedingt noch mal herkommen!

Ein paar Minuten später tauschen wir das WoMo nochmals gegen den SUV und entschei wir uns für ein spontanes schnelles Frühstück bei Dennys. Das Frühstück ist zwar lecker, es dauert aber ewig, weil hier echt der Bär steppt. So viel zu einem frühen Hike…

Nun fahren wir einer Beschreibung aus dem Netzt folgend zu den Yant Flats. Die Beschreibung ist aber eigentlich gut, bloß wir sind zu doof, um genau zu Lesen. Die Straße wird bald zur guten Dirtroad, und links geht es steil bergab. Die Landschaft ist hier ist jetzt schon und die Vorfreude steigt, genau wie die Temperaturen.

Nach ca. einer halben Stunde kommen wir an zwei parkenden Autos vorbei, und irgendwie beschleicht mich das Gefühl, hier könnte der Trailhead sein. Das Wander-GPS hätte uns dies problemlos bestätigen können, wären wir mal auf die Idee gekommen, es einzuschalten. Laut unserer eigenwilligen Interpretation der Wegbeschreibung sind es aber noch knapp drei Meilen, also weiter. Irgendwann wird die Straße schmaler, es ist richtig steil, links der Abhang, rechts der Berg. Plötzlich steht ein Pferd quer auf der Fahrbahn und rührt sich nicht – und jetzt? Ratlosigkeit macht sich breit. Irgendwann bewegt sich das Tier dann doch langsam in die Richtung, in die wir auch müssen und bald können wir es passieren.

Als die drei Meilen längst um sind, kommt uns ein Geistesblitz. Der geneigte Leser weiß schon längst was uns jetzt auch einfällt: werfen wir doch mal einen Blick auf das GPS! Der bestätigt die Befürchtungen - wir sind zu weit gefahren. Am Trailhead, genau dem Ort, den ich im Verdacht hatte, parkt mittlerweile kein Auto mehr. Haben wir die Yant Flats wenigstens für uns alleine, allerdings Dank Frühstück und Navigationsunfähigkeit genau zur Mittagshitze. Dafür sind wir also so früh aufgestanden…

    

Das erste Stück auf einer verfallenen Dirtroad ist eine Plackerei. In der Sonne geht es oft sandig meistens bergan. Aber irgendwann stehen wir am Rim vor einem traumhaften Gebiet, das uns an eine Mischung aus CBS und White Pocket erinnert. Es gibt Brainrocks und herrlich gezeichnete Felsformationen in allen erdenklichen Farben. Entlang einer Kante steigen wir hinab in das Fels-Wunderland. Lea ist aus dem Häuschen und klettert einmal unten angekommen auf jeden erdenklichen Hügel. Moritz kommt da natürlich noch nicht hoch, und so rufe ich Anja zu, dass ich mit Moritz den den riesigen Brainrock, den sie gerade mit Lea erklimmt, umrunde und wir uns auf der anderen Seite treffen.

   

Auf der anderen Seite angekommen treffen wir aber niemanden an und auch Anja sucht uns verzweifelt und laut rufend. Gut, dass ich beide Navis einstecken habe, denke ich noch, aber da tauchen die Kletterer zum Glück schon wieder auf. Ab jetzt bleiben wir aber zusammen und erkunden immer wieder neue, faszinierende Felsformationen.

   

Wir folgen einem Bachlauf und den Wegpunkten von Fritz Zehrer. Je tiefer sich der Bach in den Fels gräbt, desto mehr müssen wir klettern. Mal versperren uns Tümpel mit Kaulquappen, mal dichtes Gestrüpp den Weg, aber immer finden wir einen Weg. Irgendwann verlieren wir auch das GPS Signal aber anhand der Karte können wir ganz gut einschätzen, wo wir sind. Die Kräfte schwinden zwar, aber das kleine Stück zum letzten Wegpunkt möchte ich schon noch gehen. Am „Herz des Wunderlands“ werden wir mit einem atemberaubenden Blick auf bunte Felsformationen belohnt und im Hintergrund leuchten in weiter Ferne die weißen Bergspitzen des Zion NPs.

 

Nur schweren Herzens kehren wir um, aber wir müssen ja das ganze Stück auch wieder zurück und das heißt bergauf. Wir genießen den Rückweg dennoch, sind aber froh, als wir erschöpft endlich einen Aufstieg zum Rim gefunden haben.

    

Anja bekommt plötzlich Kopfschmerzen, und ich erkenne die Vorboten eines Hitzschlages. Schnell wird im Schatten gegen Anjas Willen eine ausgiebige Rast gemacht. Zum Glück haben wir noch reichlich eiskaltes Wasser dabei, welches sich Anja mit murren unter die Kappe schütten lässt. Mit Nüssen, Chips und Sandwiches stärken wir uns und als sich alle schnell erholt haben, wenden wir den unvergesslichen Yant Flats den Rücken zu.

 

Von hier sind es vielleicht noch gut zwei Meilen, aber es gibt eigentlich nur noch einen Wegpunkt, dem wir folgen und der führt uns bergauf, teils durch tiefe Sandpassagen und später durch dichtes, teils verdorrtes Gestrüpp, harmlos aussehende aber umso fiesere Kakteen und solchen, die zig feine aber recht harmlose Stacheln in meinen Beinen hinterlassen werden. Immer wieder müssen wir uns einen anderen Weg suchen, denn es gibt oft einfach kein Durchkommen durch die undurchsichtige Vegetation. Wir hatten zwar auf dem Hinweg einen kleinen Trampelpfad abzweigen sehen, auf dem wir uns jetzt vielleicht befinden sollten, aber der ist nicht zu finden.

Lea und ich sind gerade etwa 20 Meter voraus, als ich von hinten ein aggressives Rasseln höre, genau von der Stelle, die wir kurz zuvor passiert haben. Anja und Moritz stehen vielleicht einen Meter voneinander getrennt. Moritz war gerade an einem der verdorrten Büsche vorbeigelaufen und Anja wollte ihm gerade folgen, als ein zweites Rasseln direkt aus eben jenem Busch zwischen den beiden kommt. Anja ist sofort hellwach und schickt Moritz bestimmt weiter in unsere Richtung. Moritz folgt sofort und Anja tritt vorsichtig den Rückzug antritt. Völlig fertig kommt sie dann auf einem anderen Weg bei Moritz an und ich begreife erst jetzt, dass Moritz weniger als einen Meter an dem Tier vorbei gelaufen sein muss, das unter den Blättern nicht zu sehen gewesen ist.

Anja schafft es eine ganze Weile nicht auch nur einen Schritt weiter zu gehen, bis wir so vorsichtig wie möglich die vielleicht längsten 900 m unseres Lebens laufen, bis wir endlich wieder auf die Dirtroad treffen. Die letzte gute Meile schaffen wir dann gut und sind erleichtert, als wir wieder am SUV ankommen.

Zurück in St. George waschen wir den SUV, werfen die Autoschlüssel bei Hertz ein und stocken dann Vorräte auf. Wir essen warme Hähnchenteile und frisches Baguette aus dem Supermarkt. Schmeckt das gut nach all der Aufregung und dem anstrengenden aber traumhaften und beeindruckenden Tag.

Dann fahren wir das überschaubare Stück zum Zion. Als auf den letzten Meilen Zions weiße Bergspitzen immer höher um uns herum aufragen, steigt bei uns die Vorfreude auf weiter tolle, wenn auch nicht ganz so extreme, Erlebnisse, die hier in den nächsten Tagen auf uns warten.

Am Abend treffen wir auf dem Watchman CG erst einmal meinen Schulfreund Daniel mit seiner Familie und später auch meine Verwandtschaft, die mit ihrem dreijährigen Sohn einen tollen Tag im und am Kanarra Creek verbracht hat. Viel zu erzählen gibt es ja und die Kinder berichten mindestens genauso begeistert von den jeweiligen Erlebnissen, wie die Erwachsenen.

Liebe Grüße, Mike

 

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eagle eye
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Beigetreten: 05.02.2013 - 15:06
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RE: Reisebericht: Tag 18 – Snow Canyon – Yant Flats - Zion

Hallo, 

hier noch ein Kommentar zu diesem wirklich sagenhaften Tag, vielleicht kann der ein ander andere auch etwas aus unseren Erlebnissen "mitnehmen". 

Die Yant Flats waren trotz der Begegnung mit der Schlange eines unserer zahlreichen großen Highlights. Um jedoch das Risiko zu reduzieren, würden wir, falls wir nochmal in diese atemberaubende Gegend kommen, eher den Umweg in Kauf nehmen, und den gleichen Weg zurück laufen, da hier die Vegetation überschaubar ist. 

Lea hat auf dem kurzen Fire Wave Trail und Anja an den Yant Flats schwer mit der Hitze zu kämpfen gehabt (Kopfschmerzen als Warnung eines sich anbahnenden Hitzeschlages), was auch damit zu tun gehabt haben kann, dass beide trotz Aufforderung recht wenig getrunken haben. Moritz hingegen hat gefüht alle 30 Minuten "eine Stange Wasser in die Ecke gestellt" und ihm ging es entsprechend gut.

Wir benutzen in der Hitze Wasser in den Kappen, um unsere Köpfe zu kühlen Bei den beiden angesprochen Hikes, wollten dies beide zunächst nicht. Die Wasserflaschen haben wir nachts teils im Tiefkühler und so haben wir lange kaltes Wasser. Ausreichend und auch salzhaltige Verpflegung für den Elektrolyt-Ausgleich haben wir auch immer dabei.  

Sicher sollte man es auch generell vermeiden, in der Mittagshitze zu hiken und früh aufbrechen.

Auch ein GPS (und Karten) sollte man neben Ersatzakkus auch dabei haben, und verwenden, zumindest wenn man abseits der Touristenströme unterwegs ist.

Hike safe!

Mike

 

Liebe Grüße, Mike

 

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Gisela
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Beigetreten: 26.08.2009 - 14:49
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RE: Reisebericht: Tag 18 – Snow Canyon – Yant Flats - Zion

Hallo Mike,

Ihr hattet die Hitze, aber seid wenigstens "unten" gewesen. Wir hatten ja den Regen im Nacken und waren deshalb wegen der dann nassen Dirtroad etwas in Eile und konnten das Gebiet garnicht voll genießen.

Ja, bezüglich der Schlangen war ich schon von Gabi gewarnt und wir sind entsprechend vorgewarnt gelaufen!

Hinterher hat man natürlich etwas zu erzählen, aber garnicht auszudenken, wenn sie Euch verletzt hätte!

 

Jedenfalls könnte ich gerade nochmal loswandernwink

Herzliche Grüsse Gisela

 

eagle eye
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Beigetreten: 05.02.2013 - 15:06
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RE: Reisebericht: Tag 18 – Snow Canyon – Yant Flats - Zion

Hi Gisela,

ehrlich gesagt, könnte ich auch gut auf die Story verzichten. Das es in der Gegend Schlangen gibt ist uns ja klar, aber wenn man dann einer so nahe kommt ist das leider was anderes. Immerhin hatten wir Glück und sind von dem Tier gewarnt worden, dass wir ihm zu nahe gekommen sind.

LG Mike

Liebe Grüße, Mike

 

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Matze
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Beigetreten: 13.05.2014 - 18:58
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RE: Reisebericht: Tag 18 – Snow Canyon – Yant Flats - Zion

Hi Mike,

was für ein aufregender und gefährlicher Tag. Erst habt ihr euch fast verloren, dann der drohende Hitzschlag und auch noch die Situation bei der euer Herzschlag garantiert blitzschnell in die Höhe ging.  Ganz ehrlich: das wäre mir mit zwei kleinen Kindern zu gefährlich.  GsD ist alles gut gegangen  und  die Fotos von der Gegend sind wunderschön.

 

Liebe Grüße
Matthias
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Südwesten USA in 5 Wochen Herbst 2014

robbelli
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Beigetreten: 07.09.2012 - 07:53
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RE: Reisebericht: Tag 18 – Snow Canyon – Yant Flats - Zion

Hallo Mike,

obwohl ich die Geschichte schon kannte, schnellte beim Lesen doch noch mal mein Puls hoch.... Puhhh.... wir waren auch quer durchs Gestrüpp dort unterwegs...

Liebe Grüße

Elli
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suru
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Beigetreten: 05.03.2011 - 20:13
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RE: Reisebericht: Tag 18 – Snow Canyon – Yant Flats - Zion

Hallo Mike,

was für ein Tag! Da bekomme ich ja alleine beim Lesen schon Panik. In einigen Passagen erkenne ich uns wieder - uns passiert es auch immer wieder, dass wir Wegbeschreibungen nicht genau lesen, mit den Folgen die du beschrieben hast blush.

Auch Volker und ich trinken häufig zu wenig, obwohl wir es besser wissen. Bei den Kindern achtet man darauf, aber bei sich selber ist man zu nachlässig. Ich muss mich regelrecht dazu zwingen genügend zu trinken, da ich nicht unbedingt ein Durstgefühl habe.

Dann noch die Schlangend, die hätten mir auch den Rest gegeben.

Trotzdem beneide ich euch um diese tolle Wanderung, wirklich klasse!

Liebe Grüße

Susanne
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Reiseberichte

Bernhard
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Beigetreten: 21.08.2009 - 15:31
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RE: Reisebericht: Tag 18 – Snow Canyon – Yant Flats - Zion

Hallo Mike,

Ich habe mit Respekt und Freude über Eure Leistung und deine Bilder die letzten Tage deines Berichtes gerade am Stück gelesen: sehr schön !!

So eine Schlange in nächster Nähe ist schon angsteinflößend - Glück gehabt !

Grüße

Bernhard

Scout Womo-Abenteuer.de


Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)

eagle eye
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Beigetreten: 05.02.2013 - 15:06
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RE: Reisebericht: Tag 18 – Snow Canyon – Yant Flats - Zion

Hi zusammen,

wir möchten den Hike und den Besuch in der tollen Gegen nicht missen, aber ich denke kaum, dass wir nochmal durch so undurchsichtiges Gestrüpp laufen werden. Trotz aufmerksamen Laufens war das Tier nicht zu sehen.

Schlangen gibts ja im Südwesten öfters. Ein paar Tage später wäre ich auf dem Petrified Forest CG fast auf eine kleine getreten...zum Glück war es eine ungiftige....

LG Mike

Liebe Grüße, Mike

 

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zehrer
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Beigetreten: 30.09.2009 - 05:20
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RE: Reisebericht: Tag 18 – Snow Canyon – Yant Flats - Zion

Alles gut gegangen - Gott sei Dank!

Viele Grüße
Fritz

USA Base Camp
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