Liebe Mit-Foristen,
ich würde euch gerne ein paar Eindrücke unserer Reise per Wohnmobil von New York nach San Francisco schildern.
Wir, d h meine Frau, unsere 2 Kinder und ich, waren davor schon ein paar mal in Nordamerika unterwegs, immer im Camper, Florida, Südwesten, 2 x Kalifornien, Kanada West, Südstaaten. Immer 2 - 4 Wochen. Und diesmal wollten wir uns mal off-the-beaten-path bewegen. Und was soll ich sagen: es war traumhaft, die USA einmal von Ost nach West zu durchqueren, ohne Eile und ohne Vorbuchung, lediglich mit grober Route.
Wobei wir schon bei der Route sind:
Start war New York, von dort aus ging es über Washington DC die Ostküste runter, North Carolina, Outer Banks, dann hoch zu den großen Seen, von dort quer nach Westen über South Dakota, Wyoming, Montana, Idaho nach Oregon und runter die Küste bis San Francisco. Ganz grob gesagt.
Ich schreibe jetzt keinen richtigen Reisebericht, sondern mache mehr oder weniger ein Fazit unserer Reise.
Wir wollten uns diesmal, nach früher immer Cruise America, El Monte gönnen. Auch in Anbetracht, dass das für 9 Wochen unser zu Hause sein sollte. Fazit: den Aufpreis kann man sich sparen. Die gleiche Rumpelkiste wie bei dem oben erwähnten preiswerteren Anbieter. Das Fahrzeug, ein C27, war OK und wir hatten weder einen Plattfuß noch irgendeinen technischen Schaden, aber die Ausstattung war eben, die meisten werden es kennen, wie immer das billigste vom billigen. Dazu fehlten immer wieder Kleinigkeiten wie der Adapter für den Frischwasseranschluß oder irgendeine Art von Gebrauchsanweisungen usw. Und bei der Übernahme auch kein Unterschied zu CA, kein Transfer vom Hotel und auch die Einweisung eher so lala... Also kein Unterschied zum oben erwähnten preiswerteren Anbieter. Ist natürlich nur meine subjektive Momentaufnahme. Aber das Geld hätte man sich sparen können
Die Bundesstaaten abseits der Hotspots Kalifornien, Florida, Utah&Nevada usw. locken mit wunderschöner Natur, nicht minder attraktiven phantastischen National und State Parks bzw National Monuments und dazu entspannten, super netten, hilfsbereiten und freundlichen Menschen.
Ganz besonders angetan haben uns:
Die Großen Seen
South Dakota: die Weite, die wenigen Menschen, der bizarre Badlands Nationalpark und der hübsche Custer State Park
Wyoming, Cody, beim Rodeo, ohne Security und Einlasskontrollen wie bei uns, die bodenständigen Leute dort.
Yellowstone war ein absoluter Traum, zwar voll, aber wunderschön, mit Bären, Wapitis und sogar Wölfen
Die wunderschöne wilde Küste Oregons
Obwohl das eine traumhafte Reise war wird das erstmal unsere letzte USA-Camper-Reise gewesen sein. Und zwar aus folgendem einfachem Grund: die Überfüllung.
Mit wem man in den USA auch spricht, jeder nimmt seit Corona eine massive Zunahme an Campern wahr. Vor Corona war es noch möglich, ungebucht herrliche Campingplätze zu ergattern (Kodachrome, Grand Canyon, Capital Reef, Valley of fire, ...). Jetzt größtenteils keine Chance, wir mussten oft (viel zu oft) auf wirklich unschöne (KOA, gruselig, oder andere) private Campingplätze ausweichen, die wahrlich nichts mehr mit Natur zu tun haben. Dazu der immense Preisanstieg der Campingplatzgebühren. Oft 50$ für staatliche und 80$ für private, und dann nicht mal schön, dann ist auch irgendwann gut (meiner Meinung nach).
Jetzt könnte man einwenden: dann buch doch vor! Will ich aber nicht, da dadurch jede Flexibilität fehlt und bei mehr als 2 Wochen auch schwierig. Dazu ist das bei einigen NPs selbst dann ein Glücksspiel, bei Öffnung des Buchungsfensters ist binnen Sekunden alles voll (Yellowstone, Yosemite, viele kennen das).
Dazu kommt teilweise eine Klientel auf den Campingplätzen, für die das Naturnähe nicht so im Vordergrund steht.
Generatoren werden bis Punkt 22.00 Uhr (Ruhezeit) und wieder ab Punkt 8.00 Uhr angestellt, Hauptsache man selbst hat schön die Klimaanlage im RV an oder man kann fernsehen. Klar, ist erlaubt, aber wenn das mehrere machen ist die Camping-Idylle perdü.
Indische Großfamilien, die abends um 22.00 Uhr mit 3 Campern auf einem (ausgebuchten vollen, wohlgemerkt) Statepark einfallen und sich einfach irgendwo hinstellen, scheißegal, ist ja kein Ranger mehr da, und lärmend kochen.
Grand Teton und Yosemite NP, die mehr einem Freilicht-Abenteuerspielplatz gleichen als einem NP. Staus, dazu keine Chance, einen Parkplatz für Hikes zu ergattern, geschweige denn eine Campsite.
Nicht falsch verstehen, soll natürlich jeder die NPs besuchen, wir tun es ja auch, und ich will natürlich auch niemandqem vorschreiben, wie er urlauben soll, wer bin ich denn, aber wir sind damit raus.
Ist nur mein subjektiver Eindruck, wie gesagt. Aber um es ehrlich zu sagen: die guten alten Zeiten scheinen uns beiden zumindest vorbei.
Wir sind froh, noch vor 10 bis 5 Jahren unsere Touren durch die Südstaaten und den Südwesten, durch Kanada-West und Kalifornien erlebt zu haben.
Euch allen so oder so, weiterhin tolle Camping-Reisen
Ciao
Paul
PS: wir waren die letzten 10 Jahre 4 mal in Namibia und Botswana, kann ich nur empfehlen (obwohl, sollte ich eigentlich nicht tun, sonst wird es da auch so voll und eigentlich jetzt schon auch hier dasselbe Problem: es wird immer voller - ist wohl ein weltweites Phänomen)
Hallo Paul,
es ist schade, das ihr die "Überfüllung" so empfunden habt.
Wir sind jedes Jahr unterwegs (2022 und 2023 in Washington und Oregon), 2024 in New York und Pennsylvania.
Meistens haben wir immer alleine gestanden. Ich glaube wir haben in den drei Jahren (12 Wochen) keinen Europäer getroffen.
Es gibt immer die Möglichkeit außerhalb der Touristenströme zu Reisen.
Z.B. waren wir dieses Jahr am 30. April an den Niagara Fällen auch fast die einzigen Besucher.
Liebe Grüße Gerd
< Wir stehen an der Seite der Ukraine >
Hallo Gerd,
da gebe ich Dir Recht, Europäer haben wir bis auf ein französisches Paar und eine holländische Familie während der 9 Wochen auch nicht getroffen. Amerikaner eben, die ihr eigenes Land zunehmend seit Corona entdecken. Ist ja auch richtig so.
Und klar, im April ist natürlich viel viel weniger los als im Juni/Juli. Aber eben auch grenzwertiges Wetter. Im April kann man auch in Rimini oder Jesolo in der ersten Reihe liegen...
In der Hauptsaison wird es eben richtig eng, zu eng, naturbedingt.
Paul
Hallo Paul,
ich finde es auch schade, dass ihr es so empfunden habt.
Zum Thema El Monte:
Genau darum haben wir unsere Ausstattung lieber gleich selbst gekauft, einen Teil davon in Deutschland, den Rest vor Ort im Walmart. Solange wir nicht beim einzig verbliebenen Premium-Anbieter der USA mieten werden (und das werden wir bei den Preisen in der Hauptreisezeit garantiert nicht, First Class Service mit Abholung vom Flughafen, garantiertem Fahrzeug und gewaschener Bettwäsche hin oder her, auch wenn die Preise für einen solchen First Class Service sicherlich mehr als gerechtfertigt sind), würden wir, wenn wir die Wahl hätten, auch in Zukunft immer wieder unsere Ausstattung selbst zusammenstellen.
Du schreibst auch:
Aber genau wegen dieses von dir beschriebenen Risikos, nämlich des Risikos, mit unseren Kindern am Ende auf irgendwelche engen privaten Stellplätze à la KOA oder vielleicht noch krasser ausweichen zu müssen, wo man nicht wirklich in der Natur stehen würde und es meistens nicht einmal ausreichend Privatsphäre gäbe, buchen wir, die wir auf die Schulferien angewiesen sind, tatsächlich konsequent alles, was reservierbar ist, vor. Natürlich auf staatlichen Campgrounds. Und zwar trotz unserer Reisedauer von deutlich mehr als 2 Wochen (Reisedauer bei uns immer 30 Tage). Der sicherlich unbestreitbare Stress beim Buchungsmarathon in den Monaten vor der Reise ist ja während der eigentlichen Reise längst verflogen.
Auf den von uns gebuchten Natur-Campsites standen wir auch im Sommer fast immer so ruhig und gefühlt allein, wie wir es uns gewünscht hatten. Der eine oder andere RV-Neuling (ob jetzt indischer Herkunft oder nicht, sollte eigentlich keine Rolle spielen), der unbedingt seinen Strom fürs Frühstück gebraucht hatte, war dabei verschmerzbar. Und er wurde auch aus allen Richtungen von den Bewohnern der umliegenden Campsites deutlich hörbar beklatscht, wenn er seinen Generator dann endlich wieder ausgemacht hatte.
Irgendwelche fehlende Flexibilität haben wir durch unsere gebuchten Campsites bisher übrigens noch zu keiner Zeit gespürt gehabt. Ganz im Gegenteil: Unsere sichere Campsite für die kommende Nacht hat uns mehrmals eine Flexibilität während unseres Reiseablaufs erlaubt, die ohne Vorbuchung absolut undenkbar gewesen wäre, zumindest in den Sommerferien. Und der Enge an den Hotspots kann man immer noch durch einen rechtzeitigen Start in den Tag ausweichen. Auf den Trails verliert sich das Gedränge dann auch immer schnell wieder.
Was mich persönlich an der Entwicklung seit der Corona-Pandemie so nervt, sind eher die übertriebenen Einschränkungen der Parkverwaltungen an einigen der schönsten Orte vor allem des Südwestens, nur weil einige unbedarfte Leute, die zum allerersten Mal in ihrem Leben in den "Outdoors" unterwegs waren, sich danebenbenommen haben oder einfach nur ihr eigenes Leben in Gefahr gebracht haben. Grrrr.
Viele Grüße
Alex
I love not man the less, but nature more
Reisebericht "The Big Circle" (LAX-LAX)
Hallo Paul, hallo Alex,
zum Thema "Vorbuchen": Wir stehen kurz vor unserer Tour Indian Summer. Ich habe vor etwa 2 Monaten verzweifelt versucht, einen CG an einem bestimmten Tag in der Nähe von Boston zu finden. Dabei habe ich 35 (!) CGs angemailt bzw. ein Kontaktformular ausgefüllt. Insgesamt habe ich eine (!) positive Antwort bekommen und auch sofort gebucht. Wir haben in der Zwischenzeit alle CGs vorgebucht, viele davon auf dem letzten Drücker. Klar, man verliert an Flexibilität. Auf der anderen Seite können wir uns die Tage wesentlich entspannter einteilen. Das muss schlußendlich jeder für sich selbst entscheiden. Ich bin jetzt froh, dass alles geplant ist und freue mich auf unsere Tour.
Viele Grüße
Klaus-Dieter
Hallo Klaus-Dieter,
auch wir sehen es immer als gewonnene Flexibilität in unserer Tagesgestaltung während der Reise, wenn wir so viel wie möglich durchgebucht haben, zumindest beim Reisen in der Hauptreisezeit. Und wir ärgern uns schon bei der Routenplanung über jeden Campground entlang unserer Reiseroute, auf dem es nicht wenigstens ein paar reservierbare Sites gibt. Das Vorbuchen spart während der Reise einfach so viel wertvolle Reisezeit. Wobei wir als Familie mit Kindern am liebsten auf staatlichen Campgrounds übernachten und private Campgrounds nach Möglichkeit meiden.
Viele Grüße
Alex
I love not man the less, but nature more
Reisebericht "The Big Circle" (LAX-LAX)