14. Tag: Horseback Riding im Bryce Canyon National Park (15.09.2013)

Verdammt war die Nacht wieder kalt! So geht das nicht weiter! Müssen wir doch den Generator laufen lassen? Bringt das überhaupt was, wenn man das Wohni abends heizt und bleibt es dann überhaupt die Nacht über warm? Fragen über Fragen…

Ich putze mir bibbernd die Zähne und schaue links neben dem Wachbecken so einen kleinen weißen Kasten an… hmmm… „Simoooooooooooooooon!!!“ Ich frage, wofür das denn wohl sein kann?! Da steht ja immerhin was von Celsius und eine Art Regler ist auch dran… Wir vermuten, dass man hier wohl die Temperatur von dem Klimading an der Decke einstellen kann.  Wissen tun wir das natürlich nicht… die Führung von Apollo war nicht so toll und ein Handbuch haben die uns auch nicht mitgegeben. Wir haben zwar unzählige Male das Vorführvideo für dieses Wohni auf Youtube gesehen, aber an eine Erklärung der Heizung konnten wir uns nicht mehr erinnern. Mal davon ab, dass wir da eh nicht genau zugehört hätten, weil Heizung im Südwesten?! Pah! Brauch man doch never!

Ich schlage vor, dass wir zum Visitor Center gehen, dort gibt es WLAN. Ich will die Frage hier im Forum posten, denn bestimmt kann uns dann jemand weiterhelfen. Im Visitor Center wählt sich mein Iphone aber einfach nicht in das Netzwerk ein. Aaaaaaaaaaahhh! Naja wir müssen eh jetzt los zum Horseback Riding.

Wir genießen noch für eine halbe Stunde auf einer Bank am RimTrail die Aussicht. Die Sonne scheint und die Wanderwege sind heute auch wieder freigegeben. Anschließend begeben wir uns zu den Ställen, wo die „Cowboys“ bereits damit beschäftigt sind, die Touris auf die Pferde zu verteilen. Die Gruppe besteht aus ca. 15 Leuten und wir sind die Letzten in der Reihe. Der erste Cowboy fragt, ob wir bereits Reiterfahrung haben… Ich mach mich ganz groß und sag ihm „Reiten? Klar kann ich!“ 3 Mal auf einem Pferd gesessen, zählt doch als reiterfahren, oder nicht?!

Er schaut mich laaaange an, dann schweift der Blick zu den restlichen Tieren, dann schaut er mich wieder an und sagt nach langem Überlegen „Ringo“!

Alles klar! Ich geh zum nächsten Cowboy und sag ihm er solle mir den Ringo ran holen .

Der 2. Cowboy sieht mich an, sieht den ersten Cowboy an und sieht mich wieder an… da dämmert es mir langsam, dass irgendetwas mit diesem Ringo nicht stimmen kann…

Der Cowboy zieht los, geht an den Pferden vorbei und stoppt bei einem abseits angebundenen Pferd (yeah kein Muli!) Ringo ist ein hübsches Horst! So grau mit schwarzer Mähne… er ist auch mit Abstand der Größte!

Der Cowboy zieht Ringo an den anderen Pferden vorbei und er will gleich nach seinen Artgenossen schnappen und buckelt direkt…  Aiaiaiai.. das wird ja ein Spaß! Ich fange an zu schwitzen und Ringo hat bestimmt meine Angst schon gewittert... Immerhin hatten wir heute Morgen unterschrieben, dass wir die Betreiber nicht haftbar machen können für irgendetwas… suuuuper!

Ganz ohne Hilfe schaffe ich es auf Ringo und bin stolz wie Oskar! Dann höre ich Simons Stimme aus der Herde (ich stehe natürlich abseits mit Ringo und er wird auch noch brav durch einen Cowboy festgehalten) „I paid for a Horst, gimme a Horst!“ alle lachen und ich sehe Simon auf einem Muli mit dem Namen Kimber sitzen. Herrlich!!

Wir werden noch ernst darauf hingewiesen, dass vor ein paar Tagen ein Mountain Lion gesichtet worden ist und daher alle dicht beieinander bleiben sollen... stimmt, die Hinweisschilder haben wir auch am Campingplatz gesehen.

Nur einer der Cowboys begleitet die Gruppe und reitet vorne weg. Simon und ich sollen noch warten und dann wird Ringo hinter ein bestimmtes Pferd eingereiht und Simon ist mit Kimber direkt hinter mir. Auf die Reihenfolge sollen wir auch nach der Pause (der Trip soll 4 Stunden dauern) achten, da Ringo nicht hinter und vor jedem Pferd laufen darf…  Ja verständlich, das Vieh kann ja auch keinen ab…   

Mich kann er genauso wenig leiden, das merke ich schon nach ein paar Metern… Simon schimpft hinter mir, ich solle zusehen, dass Ringo nicht so nah am Abgrund balanciert. Ja witzig, ich zieh etwas an den Zügeln, um ihn vom Abgrund weg zu lotsen, aber er schnauft direkt und wirft den Kopf hin und her. Also lass ich die Zügel ganz los, er macht ja eh was er will…

So bleibt er auch nicht an seinem Vorgänger dran, sondern lässt sich immer weiter zurückfallen... Mountain Lion hin oder her, dann kann ich wenigstens Fotos machen ohne den Pferdearsch vom Vordermann später auf dem Bild zu haben. Der Cowboy vorne findet das allerdings nicht so spaßig und ruft ständig Ringo solle mal Gas geben und ich dafür die Gerte benutzen… Ihhh wo, die Gerte war ganz schnell zwischen Bein und Sattel verschwunden, die benutze ich bestimmt nicht!! Der schmeißt mich dann direkt runter! Ringo hätte mich ja fast schon abgeworfen, als einer der Cowboys vor dem Start überhaupt mit der Gerte angekommen ist, um sie mir zu geben... pfffffffffff… vergiss es mein Freund!

Simon sitzt derweil völlig entspannt hinter mir auf seiner Kimber. Achjaaaa... die Landschaft ist natürlich herrlich und wir sehen mit der 4-stündigen Tour fast den ganzen Canyon!

Nach der Hälfte gibt es die angekündigte Pause. Ich war wohl so verkrampft, ich komm kaum aus dem Sattel… Oh weh und der Popo tut schon ganz schön aua… In der Ferne fängt es mal wieder an zu Grollen. Der Cowboy unterbricht die Pause vorzeitig und meint es geht jetzt etwas schneller voran… ein Gewitter zieht auf und wir sollen vorher oben sein.

Also wieder rein in den Sattel, diesmal aber mit Hilfe, denn meine Beinmuskeln habe ich nicht mehr so ganz unter Kontrolle.

Nach 2 weiteren Stunden geht es wieder bergauf zum RimTrail. Der Cowboy ruft uns zu, dass wir alle schön lächeln und ein Gesicht aufsetzen sollen, als würde der Popo jetzt nicht weh tun, denn oben am RimTrail stehen und laufen ja die vielen Leute (potenzielle neue Opfer für Ringo und Co).

Ringo checkt jetzt wohl auch, dass es nach Hause geht und gibt Gas... Voll-Gas! Er gallopiert den schmalen Weg zum RimTrail hinauf und ich schreie wie am Spieß...  na wenn das mal keine tolle Werbung für den Reitstall ist!

Am Stall wieder angekommen, kippen mich die Cowboys aus dem Sattel... Meine Beine sind jetzt kaum noch zu benutzen und von meinem Po fang ich erst gar nicht an!

(Kimber & the one and only Ringo)

Wir verabschieden uns von der Gruppe und ich ernte nochmal eine Runde Mitleid wegen dem Gaul. Naja, ich hätte ja bei der Einteilung der Pferde auch einfach mal meine Klappe halten können, vielleicht wäre der Tag etwas entspannter verlaufen…

Am Visitor Center versuchen wir nochmal ins WLAN zu kommen, leider vergebens. So beschließen wir, das kleine weiße Kästchen neben dem Waschbecken einfach mal auszuprobieren.

Der Regler lässt sich nur mit roher Gewalt verschieben und nach 2 Sekunden hören wir, wie die Gasflamme im Wohni anspringt... Was ist denn das jetzt? Kurz darauf merke ich warme Luft an den Füßen und wir gehen dem nach… Unter den Schränken sind überall so Lüftungschlitze aus dem warme Luft strömt. Diese Schlitze sind uns vorher gar nicht aufgefallen! Die Heizung läuft also über Gas und hat mit dem Klimateil an der Decke so gar nichts zu tun!! Achsooooo!!

Wir tanzen durch das warme Wohni und freuen uns auf eine warme Nacht!