Der letzte Tag zieht sich immer besonders, man schläft zwar etwas länger, frühstückt in aller Ruhe, aber Mittags muss man aus dem Hotel raus und versucht dann die Zeit bis zum Abflug rumzukriegen. Dass die Zeit diesmal besonders lang werden sollte wußten wir morgens zum Glück noch nicht.
Nachdem wir das Zimmer geräumt hatten, deponierten wir die Koffer an der Rezeption und spazierten zum Yukon, saßen in der Sonne, schlenderten zu Tim Hortons und irgendwann wieder zurück und fuhren mit dem Shuttle zum Flughafen. Die Condor war gerade gelandet, wie üblich ein ziemliches Gewusel im kleinen Terminal. Also eingecheckt und dann warteten wir am Gate. Die Boardingzeit war mittlerweile vorüber und es tat sich nichts, die Crew war auch noch nicht da.
Um 18:00 bringen die Leute von Air North Getränke und Snacks. Gegen 19:20 dann endlich eine Durchsage, die Maschine hat ein technisches Problem, in Vancouver wurde ein Ersatzteil bestellt, das gegen 21:30 mit Air North ankommen soll. Jetzt werden Voucher fürs Restaurant verteilt, wir können aus dem Sicherheitsbereich raus und uns frei bewegen. Kurz vor 20 Uhr wird mit der Beladung begonnen.
Mittlerweile ist es 21 Uhr, der Kapitän erscheint. Nach seiner Aussage ist ein Computerteil defekt. Neue Abflugzeit Montagmorgen 5 Uhr, denn die Crew hätte jetzt gar nicht mehr fliegen dürfen ohne gegen die Arbeitszeitbesstimmungen zu verstoßen. Bei einigen Passagieren macht sich Unmut breit, sie bestehen drauf sofort los zu fliegen, schließlich hätten sie Business gebucht...., Vollidioten sag ich da nur.
Im Netz wird immer viel über Condor geschimpft, vielleicht hatten wir einfach nur Glück, aber alle, sowohl die Crew wie auch die Groundstaff von Air North, machten einen tollen Job! Der Kapitän und die beiden Copiloten beantworteten jede noch so blöde Frage, man konnte im Backoffice so oft und soviel telefonieren wie man wollte und für Verpflegung war auch gesorgt.
Irgendwie schlugen wir uns die Nacht um die Ohren, der Ankunftsbereich war offen, überall lagen schlafende Menschen. Ich konnte nicht schlafen und wanderte rund um den Flughafen, war ja hell
Als sich gegen 2:30 alle wieder einfanden, stand der Kapitän da, allerdings in zivil. Da war klar, wir fliegen nicht. Das Ersatzteil war das falsche, der Versuch ein passendes direkt bei Boeing in Everett zu beschaffen scheiterte am amerikanischen Zoll. Als einzige Lösung blieb nun eine Ersatzmaschine aus Frankfurt einzufliegen, die das Teil mitbringt. Das hieß aber auch, dass wir noch ein paar lange Stunden vor uns hatten.
Lt. EU Verordnung 261 müssen Fluggesellschaften in solchen Fällen die Passagiere in Hotels unterbringen. Doch das war leichter gesagt als getan. Ein kleiner Ort wie Whitehorse ist da nunmal limitiert, es war Hochsaison und zudem fand an diesem Wochenende auch das Musicfestival in Atlin statt. Es standen nur sieben Zimmer zur Verfügung, die wurden an Familien mit kleinen Kindern und an ein altes Ehepaar vergeben.
Es wurden weitere Voucher ausgegeben, man konnte jederzeit sogar Nachschub holen. Das kleine Restaurant machte wahrscheinlich den besten Umsatz aller Zeiten. Später wurde in der internationalen Ankunft sogar noch ein Buffett von Tim Hortons aufgebaut.
Gegen 16 Uhr landete unter großem Applaus die Ersatz 767 aus Frankfurt, Catering war bereits an Bord und gegen 17:30 waren wir in der Luft. An Bord gab es auch in der Holzklasse alles kostenfrei, die Landung in Frankfurt erfolgte mit 27 Stunden Verspätung. Leute mit Anschlußflügen wurden zügig umgebucht. Auch die EUR 600 Kompensation wurden nach Aufforderung zügig ausgezahlt.
Hallo Jonni,
ein Tag wie ihn sich niemand wünscht! Aber dafür habt ihr ihn doch richtig gut gemeistert.
Viele Grüße, Jörg
Impressionen aus Nordamerika