Unsere zurückgelegte Strecke am heutigen Tag:
Am heutigen Morgen werden wir schon kurz nach 5 Uhr wach. Die Sonne scheint schon für uns und der Himmel leuchtet in wunderbarem klaren Blau. Nachdem wir nun einige Tage zuvor ohne Strom übernachtet haben und wahrscheinlich auch die nächsten 3 Nächte kein Strom am Platz sein wird, entschließen wir uns erstmal die Akkus aufzuladen. Wir entschließen uns schnell vor allen anderen duschen zu gehen. Niemand ist um diese Zeit schon unterwegs, ist ja auch Sonntag. Im Duschhaus gibt es nämlich Steckdosen und so werden die Akkus zuerst im Männerduschhaus und anschließend im Frauenduschhaus geladen. Bei bereits angenehmen Temperaturen wird dann gemütlich gefrühstückt. der Toast kommt diesmal vom Gasgrill, da es in der Bratpfanne nicht so optimal klappt.
Heute morgen geht es zum Myra Canyon, denn wir wollen die alte Bahnstrecke der Kettle Valley Train sehen. Dazu müssen wir eine abenteuerliche Strecke fahren. Zuerst fahren wir ganz harmlos durch die Obstplantagen, doch dann endet die Straße 8 km vor dem Ziel der Myra Station in einer Gravelroad. Nun gut, das war uns bereits bekannt und wir wollten das Risiko mit Steinschlag und Co auf uns nehmen. Nach einigen hundert Metern entpuppt sich die Schotterpiste als steile, kurvige, nicht enden wollende, enge und sehr staubige Straße. Unterwegs bereue ich den Abschnitt mit in die Tour genommen zu haben und bete, dass sich die Stapaze auch lohnt. Mein Mann meint, dass wir uns verfahren haben, hier gibt es bestimmt nichts zu sehen und seine Laune ist nicht die tollste. Er droht mir an, dass ich die Rückfahrt übernehmen soll...
Nach einer gefühlten Ewigkeit sind wir dann endlich an der Myra Station angekommen. Oben am Parkplatz steht bereits ein genauso verrückter Wohnmobilfahrer und es gibt einen Verleih für Fahrräder. Wir sind uns nicht ganz einig, ob wir welche leihen wollen. Ich möchte lieber laufen, da ich dann besser fotografieren kann. Nachdem wir uns nach dem Preis erkundet haben, 39 $ + Tax pro Person, war auch mein Mann für Laufen
Kaum haben wir den Parkplatz verlassen, merken wir wie lohnenswert unser beschwerlicher Weg ist. Am Anfang des Weges kann man wunderbar auf Kelowna und das Okanangan Tal sehen, an anderer Stelle gibt es neugierige, fotogene Chipmunks, die vor lauter Neugier glatt Männchen auf meinem Schuh machen. Sie haben durch die vielen Besucher die Scheu vor Menschen verloren, betteln nach Essen und ich bezweifel, ob das alles so gut ist. Wir füttern aus Prinzip nie Tiere, die uns nicht gehören bzw. in der Natur. Da sind wir echt konsequent. Aber hier reicht schon eine leere Hand ausstrecken.
Es sind zum Glück noch nicht viele Menschen hier unterwegs, wir genießen die Stille, den Ausblick und durch die alten Eisenbahnbrücken haben wir das Gefühl wir leben gerade in einem alten Westernfilm.
Wir sind von der Myra Station bis zum zweiten Tunnel gelaufen. Danach sind wir umgedreht, denn es wurde uns zu heiß und auch zu voll. Die meisten fahren die Strecke doch lieber mit dem Fahrrad. Dem Grinsen im Gesicht meines Mannes konnte ich entnehmen, dass sich der Weg hierher auch gelohnt hat und so musste ich zum Glück nicht den Rückweg antreten. Mittlerweile stehen noch zwei weitere Wohnmobile auf dem Parkplatz. Es geht also wieder abwärts und wir hoffen, dass uns kein weiteres Wohnmobil entgegen kommt. Das würde nämlich ganz schon eng werden. Der Rückweg fühlt sich nur noch halb so schlimm an, wie angenommen. Trotzdem sind wir froh wieder heil unten angekommen zu sein. Alles ist zum Glück heil geblieben, aber eine dicke Staubschicht ziert nun unser Womo.
In Kelowna stocken wir nochmal unsere Vorräte auf und weiter geht es zum Okanangan Lake North Campground. Auch hier haben wir ein schönes Plätzchen für uns reserviert. Der Host meinte zu uns, wir hätten die schönste Site am Platz ergattert. Ob er Recht hat?
Wir besiedeln am Nachmittag unseren Platz, der von der Lage her wirklich schön ist. Er ist großzügig, hat Blick auf den See und Nähe zum Waschhaus mit sauberen Duschen und Toiletten.
Doch leider kann man sich nicht immer auch die Nachbarn vorher aussuchen, denn unser lieber Nachbar lässt den ganzen Nachmittag schon den Generator laufen, obwohl das wie fast überall nur zu bestimmten Zeiten erlaubt ist. Mir steigt der Puls mit jeder Minute, denn ich will mich auch nicht gleich beschweren und hoffe noch auf die Vernunft des Nachbarn. Nach dem Nachmittagskaffee gehen wir eine Runde spazieren.
Unterwegs treffen wir auf eine Entenmama mit sage und schreibe 9 Küken.
Die Gute hat ganz schön was zu tun mit den Kleinen, hoffentlich werden sie alle überleben. Kaum ist der Gedanke laut ausgesprochen, bemerken wir auf unserem Rückweg wie etwas mit hoher Geschwindigkeit im Sturzflug über uns hinwegfegt. Es ist ein Weißkopfseeadler, der versucht Nahrung zu erlegen. er hat es doch hoffentlich nicht auf die Entchen abgesehen? Nein, zum Glück war es ein Fehlstart und den Entchen geht es gut. Der Adler sitzt im Baum und beobachtet weiter, während wir versuchen ihn zu fotografieren.
Nie hätten wir mit einer so spontanen majästetischen Begegnung gerechnet. Wir waren mal wieder begeistert, was es alles auf einem kleinen Spaziergang zu sehen gibt.
Zurück am Platz ließ die Begeisterung schnell nach, denn es lief immer noch der Generator des Nachbarn. Ich meckere laut vor mich hin und koche fast mehr als die Burger auf dem Grill. Naja, die offizielle Zeit für die Nutzung ist ja auch bald, da schiebe ich meine Beschwerde erstmal beiseite. Bis 20 Uhr muss ich noch durchhalten, aber dann hab ich kein Verständnis mehr. Wir lassen uns unsere Burger schmecken und tatsächlich kurz nach 20 Uhr.... Enjoy the silence!! Was eine Wohltat ihr könnt es kaum glauben. Ich hätte schon früher etwas sagen sollen, hätte meine Nerven geschont