Tag 2 - Mit dem Wasserflugzeug zu den Bären in den Katmai Nationalpark und den Brooks Falls

Es dämmerte bereits früh und das Wetter war heute auf unserer Seite, die Temperaturen verlangten nur nach einem Pullover und, was am allerwichtigsten war, es war absolut trocken! Dem Jetlag sei Dank waren wir ebenfalls sehr früh wach und unsere Aufregung war groß, sollte es an diesem Morgen doch für uns mit zwei kleinen Propeller Flugzeugen zum Katmai-Nationalpark zu den Bären gehen.

Da wir so früh wach waren und die Airbase des Lake Hood nur einen Katzensprung vom Campground entfernt war, hatten wir noch ausreichend Zeit, um dem Alaska Railroad Depot in Anchorage einen Besuch abzustatten. Dort kamen wir mehr als rechtzeitig an, um die Bereitstellung des Coastal Classic Train zu erleben, der von Anchorage über Girdwood nach Seward fährt. Die Einfahrt des Zuges erfolgte unter lautem Getute der Lok-Führerin. Da wir schon so früh am Bahnhof waren, sogar noch vor Ankunft des Bahnpersonals, standen wir zuerst in bester Fotoposition direkt am Gleis, was sich allerdings als strengstens verboten herausstellte, was uns das eintreffende Personal dann mitteilte. Bei unserer Ankunft war aufgrund der frühen Uhrzeit noch nichts abgesperrt, so dass uns nicht klar war, dass wir uns auf verbotenem Gebiet befanden. Aber auch von weiter weg konnten wir den Zug später gebührend bewundern.

Nachdem wir den Zug ausreichend fotografiert hatten und aufgrund des vielfachen lauten Tutens fast taub waren, fuhren wir weiter zum Lake Hood. Auf dem Gelände der Airbase sind regelmäßig fast 1.000 Wasserflugzeuge auf und am Wasser geparkt und es gibt täglich ungefähr 200 Starts und Landungen auf dem See. Direkt vor dem Gebäude von Regal Air und den stehenden Flugzeugen konnten wir mit dem Camper parken. Hier stärkten wir uns mit Kaffee & Frühstück und schmierten uns für unterwegs noch ein paar Sandwiches. Beim Kaffeetrinken hatten wir immer die Berge und die Wasserflugzeuge im Blick, herrlich!

Nachdem wir bei Tony für unseren Flug eingecheckt hatten, konnten wir noch die Flugzeugflotte bestaunen und fotografieren. Unser Pilot, ein alter Army-Veteran, flog bereits seit 1977 und war ein charismatischer Typ. Seine Piper, die Platz für insgesamt 9 Passagiere bot, war kaum jünger als seine Fluglizenz. Mit uns an Bord waren zwei junge Chinesen, ein eigenartiger Belgier, ein mexikanischer Playboy (so sah er in meiner Vorstellung zumindest aus…) samt junger Freundin, zwei rothaarige College-Studenten mit typischer kurzer Sportbekleidung und halt wir zwei Norddeutschen. (Das wäre ein kurzweiliger Hollywood-Blockbuster vom Absturz einer Piper in der Wildnis mit so unterschiedlichen Passagieren geworden…)

Der Himmel war stark bewölkt, was der Landschaft etwas absolut Mystisches während des Fluges gab. Mal waren wir unter, mal über und auch mal in den Wolken. Das kleine Flugzeug schlingerte aufgrund des Windes relativ viel, aber es war ein total beeindruckendes Flugerlebnis.

Nach nur 2 Stunden erreichten wir den kleinen Flugplatz von King Salmon, von wo uns eine kurze Busfahrt zum nächsten Abschnitt unserer Reise führte - ein 30-Minütiger Weiterflug mit einem Wasserflugzeug der Katmai Air stand an. Auch dieser Flug war nachhaltig beeindruckend. Schon bei der Landung auf dem Naknek Lake sahen wir drei Bären am Strand, die gemächlich an den stehenden Flugzeugen vorbeitrotteten. Beim Ausstieg aus dem Flugzeug trat Marco versehentlich vom Steg ins Wasser und seine GoPro fiel gleich mit hinein. Das nasse Hosenbein trocknete am Tage zum Glück relativ zügig und der Kamera war auch nichts passiert.

Ein Bären-Briefing folgte: "Do not run, don't be that person..."

Wir konnten einen faszinierenden Tag mit vielen Bärensichtungen erleben. Der Himmel zeigte sich etwas bedeckt und sonnig, was für uns perfektes Fotowetter bedeutete.

Mittags holten wir unsere Sandwiches aus dem Food Shelter und aßen in einer von einem Elektrozaun umzäunten Picknick-Area.

Auf den Wegen trafen wir zwar keine Bären (zumindest keine, die wir gesehen hätten), aber ein großer Hase hoppelte einmal vor uns aus dem Gebüsch auf den Pfad. Das hat mich so erschrocken, dass ich relativ laut aufschrie. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie ich reagiert hätte, wenn es tatsächlich ein Bär gewesen wäre.

Der Aufenthalt im Brooks Camp und an den Brooks Falls dauerte ungefähr 5,5 Stunden und die Zeit verging wie im Fluge.

Unser Rückflug mit dem Wasserflugzeug von Katmai Air erfolgte aufgrund zu starker Winde von einem anderen See. Sowohl dieser als auch der Flug mit der Piper waren von turbulenten Momenten geprägt, dennoch war die Aussicht wieder atemberaubend.

Um 19:20 Uhr waren wir beeindruckt und mit vollen Herzen und Speicherkarten zurück am Lake Hood.

Wir waren todmüde und mussten heute zum Glück nur noch ungefähr 40 Meilen bis zum Big Bear RV Park in Palmer fahren. Unterwegs aßen wir noch lecker beim Panda Express in Eagle River und auf dem Campground angekommen fielen wir sofort ins Bett nach diesem erlebnisreichen Tag.