Die Wohnmobile konnten wir eine Nacht beim Hyatt Place in Aurora parken. Durch die unterschiedlichen (vermeintlich) Pick-Up-Days bei Road Bear hatten wir keinen Campingplatz gebucht. Das Hyatt ist eines der Hotels, dass von Road Bear angefahren wird, ist in der Nähe vom Flughafen und ganz okay. Frühstück ist im Preis inklusive. Kleines Buffet mit Bagels, Toast, Butter, Konfitüre, Cornflakes etc. Alles was man braucht.
Den Jetlag konnten wir in den ersten beiden Nächten mehr oder weniger auskurieren und so machen wir uns am dritten Tag auf in unser WoMo-Abenteuer.
Die erste Fahrt mit unseren Motorhomes führt uns in den Curt Gowdy State Park. Hintereinander verlassen wir Denver (den GMC haben wir dabei noch an der Vermietstation am Flughafen zurückgegeben) und tuckern durch schöne Gegenden Richtung Norden. Hie und da funken wir uns mit unseren kleinen Walkie-Talkies zu.
Der Zeltplatz ist wunderschön an einem Stausee gelegen. Als wir dort eintreffen, scheint der See durch den Sonnenuntergang purpurrot. Fast schon ein bisschen kitschig. Wir richten rasch unsere Mobile ein, fahren die Slideouts aus und die Herren zaubern das erste Grill- respektive Lagerfeuer. Bei einem Coors Light bzw. Budweiser läuten wir unsere Campingferien ein. Als es zu regnen beginnt, verziehen wir uns früh in unsere Kajüten, da morgen ein langer Fahrtag vor uns steht. Gefahren sind wir heute ca. 136 Meilen.
Während der Nacht zieht neben dem Regen auch ein Sturm auf und lässt unsere WoMos wie Hausboote hin und her „buttelen" und das Hervorkriechen am Morgen aus dem Bett fällt schwer (wir wären fast seekrank geworden ). Ich frage mich manchmal schon, wieviel Wind so ein 4 Meter hohes Gefährt aushält ohne zu kippen. Die Weiterfahrt am Morgen wird nicht viel besser: Sie gleicht einer Schifffahrt mit viel Seegang. Wind und Regen lassen grüssen. Wir verlassen den Campground nach einer kurzen Stärkung im Wohnmobil früh morgens. Wir müssen heute bis zum Sinks Canyon State Park und wollen über den Snowy Range Scenic Byway. Die Sicht über den Snowy Range Pass wäre phantastisch gewesen, hätte man nur etwas sehen können. Der Nebel schleicht in Schwaden um unser Wohnmobil und als wir den höchsten Punkt erreichen, kleben doch tatsächlich einige Schneeflocken an der Windschutzscheibe... aaaahhh...!!!
Fahrt über den Snowy Range Pass
Es heimelet uns nach unserem Schweizer „Sommer“ (2014 war in der Region Bern ein sehr nasser und kalter Sommer), nur sind die Temperaturen dieses Mal gerechtfertigt, da wir doch auf 3615 Meter über Meer gefahren sind. Durch die Pampa, weit und breit keine Menschenseele, nur ein paar vereinsamte Rehe, führt uns unser Weg zu unserem Endziel Nahe Lander, als uns plötzlich ein Funkspruch von Oli aufhorchen lässt: „Alain, bei mir hat soeben die Benzinwarnleuchte aufgeleuchtet“. Auweia!! Es sieht nicht so aus, als ob demnächst eine Tankstelle kommt und es sind noch 30 Meilen zu fahren. Das könnte knapp werden. Mit etwas „gschmuchem“ Gefühl im Bauch fahren wir weiter, die Zivilisation nähert sich und siehe da, Oli bringt sein Gefährt mit den letzten Tropfen Benzin nach Lander. Puh - das war knapp.
Kleine Anekdote am Rande: Oli hat in der Schweiz am Tag vor der Abreise geträumt, dass unsere WoMos 40 Liter auf 100 Kilometer schlucken... Hmmm, der Traum ist nicht weit von der Realität entfernt. Die Dinger saufen wie Kamele an einem Wasserloch in der Wüste: aber "nur" 40 Liter auf 100 Meilen..!
Durch die weite Reise hat sich auch das Wetter verbessert. Die Sonne scheint, es hat vereinzelt ein paar Wolken und wir können die kurzen Hosen satteln. Diese Nacht verbringen wir im Sinks Canyon State Park. Der Campingplatz ist First Come First Serve. Wir ergattern je ein Plätzli, nebeneinander, für schlappe 11 Dollars, direkt am Creek, der daneben dahinplätschert. Trotz fortgeschrittenem Nachmittag hat es noch genügend frei Plätze, auch für grössere Mobile. Den Tacho versehen wir heute mit 279 Meilen.
Popo Agie River hinter dem gleichnamigen Campground im Sinks Canyon State Park
Der Name Sinks Canyon kommt daher, weil das Wasser an einer Stelle in einer Höhle verschwindet und dann 2-3 Stunden später an einer circa 300 Meter entfernten Stelle wieder hervorkommt. Die zweite Nacht im Wohnmobil ist ruhiger. Entspannt stehen wir auf, frühstücken ausgiebig bei herrlichem Sonnenschein. Danach erkunden wir für ca. zwei Stunden den Park. Wir wandern zur Höhle, wo das Wasser versinkt und danach weiter zu der Stelle, wo der Fluss wieder hochkommt.
Der Fluss verschwindet...
Kurz darauf verlassen wir die Gegend und bewegen wir uns weiter in Richtung Yellowstone National Park. Da wir aber keine Reservation für die erste Nacht im Park haben, machen wir noch einen Stop-Over in Cody. Da füllen wir nochmals alle Vorräte und Reserven auf und wollen am Abend das Rodeo anschauen gehen. Wir parken unsere Fahrzeuge im Ponderosa Campground und fragen im Shop nach Tickets und Beginn der Show. Aber die Lady schüttelt mitleidig den Kopf. Wir sind einen Tag zu spät. Gestern war das letzte Rodeo der Saison. Pech gehabt! Dann waschen wir halt unsere Wäsche und geniessen den Abend im Campground. Auch heute haben wir wieder über hundert Meilen draufgepackt. 174 um genau zusagen. Fast 600 Meilen in 3 Tagen. Nicht schlecht Herr Specht. Aber schon bald werden es weniger.
Alle vier sind schon früh wach. Wir sind aufgeregt. Heute sind wir endlich im Yellowstone National Park. Schon die Fahrt dorthin ist eine Reise wert. Wir nehmen den etwas längeren Weg über den Beartooth Highway (obwohl es über den Chief Joseph Highway viel kürzer wäre), werden so belohnt mit wunderschönern Aussichten auf Bergseen und ins ganze Tal. Einziger Nachteil: Die Steigungen verschlingen unser Benzin. Aber egal. Auf dem höchsten Punkt, dem Beartooth Pass (3650 M.ü.M.) weht ein gemeiner eisiger Wind. Ganz der Touri, stolpert Jenny mit den FlipFlops umher. Brrrrrrr...
Bearthooth Highway
Bearthooth Pass
Am Eingang zum Yellowstone kaufen wir beim Rangerhäuschen den Annual Pass. Dieser ermöglicht uns den Eintritt in alle Nationalparks und anderen Einrichtungen des National Park Service. Gleich am Eingang erblicken Oli und Murielle den ersten Bison. Wow... Wie mächtig diese Tiere sind. Die Strasse führt uns weiter ins Innere des Parks. Ganze Bisonherden stehen am Strassenrand und verursachen ein regelrechtes Verkehrschaos, da die Touris fast aus den fahrenden Autos springen um den Tieren so nahe wie möglich zu sein.
„Full“ steht auf dem Schild des Pebble Creek Campgrounds, welchen wir für diese Nacht geplant hatten. Durch den Umweg über den Beartooth Highway sind wir erst kurz nach dem Mittag im Lamar Valley angekommen. Gestern war noch Labour Day. Dadurch hat es doch mehr Besucher und Verkehr als wir dachten. Okay, fahren wir zum Nächsten: „Full“... Eeeehhhmmmm... wir hätten nicht gedacht, dass die Plätze so gut besetzt sind. Da wir so zu sagen im ganzen Park kein Netz haben, können wir nicht telefonieren und nach freien Plätzen fragen. Wir müssen wohl oder übel die übrigen Plätze abklappern. Nach kurzem "Familienrat" entscheiden wir uns unser Glück im Norden des Parks zu versuchen. Also fahren wir zu den Mammoth Hot Springs. Im nahe gelegenen Campground ergattern wir dann die zwei letzten Plätze nebeneinander. Ufff Schwein gehabt Auf unseren Campsites werden wir von fünf Hirschkühen und einem Hirsch empfangen. In einer Seelenruhe halten sie auf dem Platz ihr Nickerchen und schlagen sich ihre Bäuche voll.
Am Nachmittag besichtigen wir bei herrlichem Sommerwetter die Mammoth Hot Springs. Heisse Quellen, bei denen das Wasser über Terrassen abfliesst. Durch die enthaltenen Mineralien sind über die Jahrhunderte spektakuläre Farben entstanden. Auf dem Weg vom Parkplatz zu den Hot Springs schleicht uns eine 1.5 Meter lange Schlange vor den Füssen durch.
Was für ein Empfang im Yellowstone. Wir melden uns bald wieder...
Ps. das war der vierte Tag mit dreistelliger Meilenzahl. Und durch die Campingplatz-Suche kamen noch mehr dazu. Stolze 178 Meilen. Ab morgen werden es aber kürzere Strecken. Darüber sind wir nicht unglücklich.
Hi Alain
Ich staune immer wieder wovon Männer träumen
Benzinverbruch von Autos...
Ich freue mich auf die Fortsetzung..
Liebe Grüsse
Esther
Ach ja, der Sommer 2014 - wir waren damals in den roten Steinen und wagten kaum mehr sonnige Bildli nach Hause zu schicken
Hallo Alain,
toller Ausblick vom Beartooth Pass.
Schön dass es mit der Fahrt oben rum geklappt hat. Da hattet ihr echt Glück mit dem Wetter. Wir wollten eine Woche später ebenfalls über den Pass aber da war schon alles in dichtem Schneetreiben.
Viele Grüße, Jörg
Impressionen aus Nordamerika