Nun befinden wir uns schon im Endspurt und fahren die Küste entlang hoch nach San Francisco. Wir halten in Santa Monica und schlendern ein wenig herum.
Die erste Nacht verbringen wir wieder im Pismo Beach. Diesmal gefällt uns der Campingplatz aber überhaupt nicht gut. Die Sanitäranlagen sind verdreckt und stinken nach Urin. In die Dusche traue ich mich nicht zu hüpfen und ans Feuerholz kommt man gar nicht erst heran. Wir haben hier FCFS eine Site ausgesucht und uns Site 2 geschnappt, da hier keine Womos in der Umgebung standen und wir somit auch keine Generatoren an der Backe hatten. Dafür war eine Familie neben uns, die bis in den späten Abend hinein und direkt am frühen Morgen laute Musik laufen ließ. Auch im Grand Canyon ist uns das schon negativ ins Auge gestochen, aber wir wollen uns ja nicht beklagen und das Beste aus unserem Urlaub machen.
Am Pismo Beach sind diesmal ganz viele Pelikane, die sich im "See" vor dem Meer aufhalten und immer wieder majestätisch in die Luft fliegen. Ich genieße den Anblick unheimlich und fühle mich direkt wieder in die Natur versetzt. Städteleben mag ich zwar auch sehr, aber die Naturphänomene toppen es einfach immer wieder um ein Vielfaches. Nachdem es dunkel geworden ist und wir gesättigt sind, fahren wir einem Laundry im Ort und waschen dort mal unsere Wäsche - es wird wieder dringend Zeit und im Best Western war das Waschmittel leider leer, so dass wir keinen mehr ausgehändigt bekommen haben.
Am nächsten Morgen geht es weiter durch den Big Sur. Wir halten für einen leckeren Imbiss und sehen in der Ferne Delphine im Meer.
Wir halten wieder relativ häufig und machen sogar den Trail zum McWay-Waterfall mit, den wir beim letzten Mal übersehen hatten. Wir stellen fest, dass wir ziemlich viel beim ersten Besuch nicht gemacht haben, sodass das zweite Mal entlang der Küste gespickt ist von vielen neuen Erlebnissen.
Spontan fahren wir den Big Sur CG an und ergattern einen der letzten freien Sites. Ein wunderschöner Campground - da können wir uns wirklich nicht beklagen. Leider steht neben uns ein Wohnmobil, das die ganze Nacht über den Generator laufen lässt, obwohl dies verboten ist. Mein Mann ging sogar irgendwann rüber und hat sie gebeten den Generator auszustellen. Das ging laut dem Herr aber nicht, weil die werte Dame eine Schlafmaske trage und darauf angewiesen sei... Bei aller Liebe, dann fährt man halt nicht mit dem Wohnmobil auf einen CG, so nachts Generatoren ausgeschaltet sein müssen? Das andere Zelt-Pärchen war dann auch schon sehr sehr früh weg. Mich persönlich hat es ja nicht gestört - ich bin nach wie vor eine taube Nuss und hab von dem ganzen Trubel überhaupt nichts mit bekommen. Ich war sogar so tief in meinem wohlverdienten Schlaf, dass ich nicht mal merkte, dass Peter zu den Nachbarn lief und dort anklopfte. Ich wunderte mich am nächsten Morgen nur über die ziemlich schlechte Laune und den unausgeschlafenen Blick, während ich selbst lächelnd aufwachte und erholt war. Ja, so haben zwei taube Ohren nachts dann nun mal ganz vollumfänglich ihren Vorteil ausgespielt.
Nach einer Weile wird die Laune von Peter wieder besser und wir können den angebrochenen Tag mit einem ausgiebigen Frühstück genießen und wandern im Park einen Trail mit Aussicht über den Wald bis hin zur Küste.
Nun peilen wir Monterey an. Den Julia Pfeiffer Beach lassen wir aus und nehmen uns dafür den Garrapata Nationalpark vor. Hier laufen wir die verschiedenen Trails an und eins ist schöner als das andere.
Den Point Lobos lassen wir wiederum wieder aus, weil alles vollgeparkt ist und wir gar nicht erst mit dem Auto reinkommen und draußen auf der Straße parken müssen. Wir fahren lieber direkt weiter nach Monterey, buchen in einem Café über das Handy einen Platz auf dem Saddle Ranch und fahren dann noch ins Aquarium rein. Ein sehr schönes Aquarium - hier bleiben wir, bis wir hier rausgeschmissen werden und betrachten bis dahin die vielen Fische, Quallen (die mir besonders zugetan haben) und Seeotter (welche ja meine Lieblingstiere sind).
Nun begeben wir uns zur Saddle Ranch. Es geht steil bergauf, nehmen die vielfach betonte Abzweigung richtig und checken ohne Probleme in. Wir bekommen eine Site etwas oberhalb der Campgrounds und haben niemanden um uns herum. Es ist merkbar Nebensaison und der CG ist nicht voll belegt. So können wir in aller Ruhe unsere Sachen sortieren und für den Rückflug zusammen packen. Irgendwann gesellen sich aber nervige Mücken zu uns, sodass wir uns zum Pool begeben und den Abend bei Sonnenuntergang ausklingen lassen. Die sanitären Anlagen sind hier auch sehr schön angelegt - der komplette Gegensatz zum Pismo Beach. Jedoch ist der CG nicht unbedingt etwas für Wohnmobile, hier steht man wirklich dicht an dicht nebeneinander und hat kaum Platz dazwischen, auch wenn zwischen den WoMos Trennwände stehen. Dafür ist es hier wirklich liebevoll gestaltet, so dass das das Ganze wieder wett macht. Wenn ich da jetzt an den CG in Los Angeles denke, ist das hier um ein Vielfaches besser und gemütlicher.
Nachdem wir unser Gepäck am nächsten Morgen in Ruhe verstaut hatten und ca. mittags weg fahren und uns nach Santa Cruz begeben, finden wir uns dort auf einem ausgestorbenen Rummelplatz wieder. Ist ja auch klar - es ist tags und nachts ist hier wahrscheinlich die Hölle los. Die Einkaufsmeile spricht uns auch nicht so an, sodass wir weiter nach San Francisco fahren und dort einen Zwischenstop an der Stanford University einlegen und feststellen, dass heute die neuen Studenten begrüßt werden.
Wir schauen uns die Zeremonie eine Weile an ehe wir weiter fahren und zu den TwinPeaks fahren und dort den Sonnenuntergang genießen.
Dann fahren wir in die Innenstadt und stellen das Auto an einer viel befahrenen Straße in der City ab. Der Flug geht erst um 6 Uhr nachts, sodass wir den Abend im Kino verbringen wollen und uns Tickets für "Es" kaufen. Ich habe etwas Bammel, denn normalerweise schaue ich mir keine Horrorfilme an, schon gar nicht, wenn diese 3 Stunden gehen. Auf der anderen Seite ist es ein schöner Zeitvertreib, ehe wir uns zum Flughafen begeben - Perfekt.
Wir schlendern noch zum Pier und schauen uns die ganzen riesigen Gebäude im Finanzviertel an. Faszinierend. Irgendwie. Denn der Kontrast zwischen Wohlstandgesellschaft und Obdachlosigkeit ist hier mal wieder mehr als deutlich zu spüren. An jedem Hauseingang liegen Obdachlose und schlafen. Direkt daneben sind Restaurants mit Menschen, die sich ausgiebig unterhalten, gut gekleidet sind und ihr Essen genießen. Es ist einfach zum Verrückt werden. Es wird mehr als deutlich wie groß die Kluft zwischen Armut und Wohlstand ist und stimmt wieder einmal nachdenklich. Nirgendwo sonst als in San Francisco habe ich diese Kluft so deutlich zu spüren bekommen.
Es wird langsam Zeit für unseren Film und wir wandern vom Pier zurück zum Kino. Kurz vorher checke ich mein Handy und sehe eine Email auf Englisch. Von einem Security-Man aus San Francisco. Die Mail fängt an mit: "Hi Peter...". Ich klicke die Mail weg, stufe es als Spam ein und wollte es schon löschen. Dann rattert mein Kopf. Security - San Francisco - Peter... Ich öffne die Mail wieder. Der Mann beschreibt, dass er den Pass von Peter hätte, zwei große Trekking-Rucksäcke und zwei Mülltüten voller Klamotten. Dass die Sachen sicher bei ihnen aufbewahrt wären und er hoffe, dass er uns helfen könne. Die Sachen seien aus einem fahrenden Auto geschmissen worden. Ich werde unsicher? Spam? Kein Spam? Ich lese die Mail noch einmal durch. Dann geht so langsam ein Lichtlein auf. Peter sage ich - bleib stehen! Wir müssen sofort zu unserem Auto! Ich lese es noch einmal durch. Peter - wir müssen zum Auto - es ist aufgebrochen worden!
Erst gehen wir zum Auto, dann wandelt sich der Schritt zum Schnellschritt und zum Schluss rennen wir zum Auto. Ich kriege Panik, stachele Peter an. Und endlich sind wir am Auto. Tatsache - das hintere Fenster auf der Beifahrerseite ist eingeschlagen worden. Die Rucksäcke sind weg. Alles war weg. Außer die Sachen im Kofferraum. Dann fällt mir siedend heiß ein, dass meine Wertsachen im Handschuhfach sind, dort hatte ich sie ausnahmsweise mal reingeräumt. Doch dort waren sie nicht. Alles ist da.
Das gibt´s doch nicht. Das Auto steht mitten in der Stadt - dort wo ganz viele Passanten vorbei laufen, wo viele Geschäfte sind und es wird eingeschlagen. Uns ist jetzt ganz schlecht. Prompt bekomme ich einen Anruf von dem Security-Mann auf meinem Handy. Ich reiche das Telefon an meinen Mann weiter - und dieser telefoniert mit dem Mann, wir erfahren, wo wir anrufen sollen, wo sie sich befinden. Nach einigen Telefonaten mit dem Vermieter, der Versicherung, der Polizei geht es dann nun zu dem Herrn. Und es fehlt NICHTS. Alle unsere Sachen sind da. In den Rucksäcken waren eben nur unsere Klamotten. Nur das Diensthandy von meinem Mann war fort, das wurde direkt gesperrt und das war es dann auch an Verluste. Der Einbruch wird von der Versicherung übernommen. Die Kaution haben wir komplett wieder bekommen. Bei Alamo packe ich in der Parkgarage unsere Sachen neu ein und bin total erstaunt, dass NICHTS weggekommen ist. Selbst der Reisepass von meinem Mann, welches in einem der beiden Trekking-Rucksäcke war - war noch da. Ich bin so dankbar, dass unsere Sachen ausgerechnet dort rausgeschmissen wurde, dass diese beiden Herren das mit bekommen haben, dass sie sich die Mühe gemacht haben unsere Reiseunterlagen durchzublättern in der Hoffnung eine Email oder Telefonnummer zu finden, dass sie uns Bescheid gesagt haben und alles zusammengeklaubt haben. Das ich an dem Tag das erste mal die Reiseunterlagen in den Rucksack getan habe, da ich diese nicht mehr benötigte, statt wie sonst in die Handtasche, die immer bei mir ist. Dass die Diebe nicht ans Handschuhfach gegangen sind - dort hätten sie einen guten Fund gehabt. Es ist einfach unfassbar wie viel Glück wir hatten!
Und natürlich haben wir aus unserem riesigen Fehler deutlich was gelernt: Niemals Gepäck, egal welcher Art, auf die Rückbank legen! Niemals! Dazu sah das Auto auch noch neuwertig aus - wie das halt bei Mietwagen oft so ist. Das Auto IMMER in einer bewachten Tiefgarage in SFO parken - auch wenn es richtig teuer ist. Aber es ist gar nicht so selten, dass dort Autos aufgebrochen werden, wie wir von den beiden Männern erfahren.
Wir treten dann also unseren Rückflug an, ich muss den ganzen Schock erst einmal verarbeiten und verdauen und gönne mir eine ordentliche Portion Süßkram. Wir kommen gut und wohlbehalten per Direktflug in Deutschland an.
Puh, da habt ihr aber echt Mega Glück gehabt!! Und wie toll von den Security Männern!
und wunderschöne Bilder übrigens!
LG, Jani
Servus Dani,
wieder so tolle Bilder, speziell das vom Frogeye. Dem Bild habe ich, glaube ich, im Kalenderwettbewerb ziemlich viele Punkte gegeben. Es hat es unverständlicherweise nicht in den Kalender geschafft. Die gelben Streifen der Straße und im Hintergrund die Bixbie Bridge, finde ich einfach klasse.
Glück im Unglück, trotzdem ein mieser Abschluß einer so tollen Reise.
Liebe Grüße
Micha
Scout Womo-Abenteuer.de
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Hallo Dani,
das war ja heute ein richtiger Krimi, den wir zu lesen bekommen haben! Was für eine Aufregung so kurz vor dem Abflug, das habt ihr echt souverän gemeistert und richtig Glück gehabt. Ich hätte keinen klaren Gedanken mehr fassen können. Euer Erlebnis werde ich mir merken - keine Sachen auf dem Rücksitz. Was haben wir doch vor 8 Jahren bei der Mietwagenrundreise für ein Glück gehabt - wir hatten immer einen Koffer in der Mitte des Autos, der passte nicht mehr in den Kofferraum.
Bis zum Abflugtag habe ich euch beneidet und die schönen Fotos genossen. Generatoren können so furchtbar nerven, das haben wir auch schon mehrfach erlebt.
Liebe Grüße
Susanne
Scout Womo-Abenteuer.de
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Hallo ihr Lieben,
vielen Dank für eure Rückmeldung! Ja, das Bild hat es leider nur auf den 13.ten Platz geschafft, also gerade so am Jahreskalender vorbei geschrammt. Also fanden es wohl einige mehr Leute noch das Bild gut. :-D
Susanne, auf jeden Fall nichts auf den Rücksitz legen. Die Erfahrung hat mich jetzt wirklich geprägt. Ich habe zwar keine Panik bekommen und konnte mich auch sehr gut erden, aber das ist eine generelle Eigenschaft von mir. Dennoch muss ich das Ganze nicht noch einmal haben und ich fand den Moment am prägendsten, als ich realisiert habe, dass die Email eine echte Email ist... Und dass es tatsächlich Menschen gibt, die sich die Mühe machen, einen zu informieren. Wahnsinn! Wirklich!
Liebe Grüße
Dana (mit a, nicht i am Ende! :-P)
Es ist nicht genug zu wissen, man muss es auch anwenden;
es ist nicht genug zu wollen, man muss es auch tun. (Goethe)
Mein Blog: www.diereisendeorange.de
Hallo Dana
Eine unglaubliche Geschichte, die euch passiert ist. Welch ein Glück, dass sie noch ein so relativ gutes Ende gefunden hat!!
Möge sie allen Reisenden eine Lehre sein!!
Liebe Grüße
Werner
Eine Reise gleicht einem Spiel. Es ist immer etwas Gewinn und Verlust dabei - meist von der unerwarteten Seite.“ (Goethe)