Der Wind hatte noch die halbe Nacht angehalten. Als wir aufstanden war es fast Windstill. Es war bewölkt aber trocken. Als erstes machte ich mit einem Handfeger bewaffnet einen Rundgang um unser Wüstenschiff. An allen möglichen und unmöglichen Ecken und Enden hatten sich kleine Sanddünen angehäuft die es zu entfernen galt. Auch innen lohnte es sich überall mal drüber zu wischen. Jetzt im hellen sahen wir erst wie viele am gestrigen Abend noch das Weite gesucht hatten.
Nach der Arbeit und dem Frühstück ging es auch für uns darum das nächste Abenteuer zu bestehen, nämlich das rauskommen aus diesem Kessel.
Wir hatten die Hoffnung am Ende irgendwo raus zu kommen weil dort etwas erhöht eine feste Straße zu sehen war. Ich fuhr also paralel zum Strand entlang als eine große Tiefsandfläche kam der man nicht ausweichen konnte. Die tiefen Spuren zeugten nicht grad von viel Vertrauen. Heinrich meldete schon Bedenken an aber irgendwie mußten wir da durch. Mit soviel Sand unter den Rädern hatte ich noch keine Erfahrung. Also dachte ich mit Schwung wird’s schon gehen. Der Schwung reichte grad bis zur Mitte, dann war Feierabend. Die Räder drehten durch und wir versanken im Treibsand des Lone Rock. Beide waren wir am Fluchen. Der Auspuff hatte bereits Sandkontakt. Jetzt war guter Rat gefragt. Der erste Gedanke war etwas unter die Räder legen damit sie greifen. Wir versuchten die Stufenlevelblöcke, aber keine Chance, wir sanken dadurch nur noch tiefer ein. Heinrich wurde immer nervöser und glaubte schon nicht mehr das wir hier jemals rauskämen. Alleine würden wir es wahrscheinlich nicht schaffen aber da waren noch eine Menge Camper am Strand. Natürlich haben die unsere Missliche Lage mitbekommen aber da ich von anderen Usern wußte das die Leute hier sehr hilfsbereit sein sollen nahm ich an das sie nur gefragt werden wollten um zu helfen. Und so war es auch. Gleich sieben Personen setzten sich in Bewegung uns zu helfen, drei Männer und vier Jungs. Die Jungs verteilten sich automatisch jeder übernahm einen Reifen. Sie knieten sich förmlich rein den Sand vor den Rädern mit den Händen frei zu schaufeln, das sah nach Erfahrung aus . Im nu waren die Reifen ein Stück frei gelegt. Jetzt stellten sich alle Sieben plus Heinrich hinten an zum schieben und ich sollte langsam Gas geben und tatsächlich rollten wir langsam aus der Sandkuhle heraus. Wir waren heilfroh. Erst wollten unsere Retter nichts für ihre Hilfe haben aber als ich ihnen eine Flasche Whisky anbot war die Freude groß. Die Jungs bekamen von mir jeder einen Riegel Toblerone, die ich noch vom Hinflug aus dem Bordshop hatte.
Also weiter gings, wir waren schließlich noch nicht raus aus dem Kessel. Als wir am ende des Strandes dann erkannten das es hier keine Ausfahrmöglichkeit gab ging es wieder Richtung Sandbahnzufahrten. Wir fuhren auf eine breite sehr sandige Auffahrt zu und sondierten die Möglichkeiten. Die tiefen Reifenspuren machten uns wenig Hoffnung. Links ging im Bogen eine schmalere Auffahrt ab. Schmal und länger oder kurz und Breit und etwas steiler. Wir entschieden uns für die schmale Furt. Als wir dorthin abbogen kam von links ein PKW und fuhr vor uns in die Auffahrt. Und zack, nach wenigen Metern steckte er bis zum Bodenblech fest. Ich dachte nur, ok, diese Auffahrt hat sich für uns erledigt. Wir stiegen aus um mit noch anderen herbeieilenden Leuten zu versuchen den Wagen heraus zu schieben, aber keine Chance. Jemand bot sich an mit seinem Fahrzeug zu kommen und ihn raus zu ziehen. Für uns hieß das zurück zum breiten Aufstieg. Irgendwie mußten wir hier ja raus. Also mit viel Schwung und Spurhalten und viel Gottvertrauen rein in die Sandgrube und bis zum Bodenblech eingraben. Da waren sie wieder unsere Probleme. Unser Fluchen war nicht Jugendfrei und Heinrich war mit den Nerven am Ende. Das selbe Spielchen noch mal, nur diesmal waren wir zu weit vom Strand entfernt um von dort Hilfe zu erwarten. Von oben kam uns ein PKW entgegen. Zwanzig Meter vor uns grub er sich tief in den Sand ein. Warum überraschte mich das jetzt nicht ? Dann kam von oben ein Allradpickup mit einem jungen Pärchen. Der junge Mann hatte ein Abschleppseil dabei und zog den PKW wieder nach oben. Ich fragte den Helfer ob er uns auch aus dem Dilemma befreien könnte. Klar konnte er, allerdings war das nur zurück nach unten möglich. Als sein Seil bei uns befestigt war kam ein Ranger mit einem Wassertankwagen vorbei und sagte uns wenn wir wieder unten wären sollten wir ihm folgen, er würde uns herausführen. Das klang nach Hoffnung. Wir waren dem jungen Mann für seine Hilfe uns raus zu ziehen sehr Dankbar und schenkten ihm einen Karton Bier mit 16 Flaschen. Er freute sich riesig. Ich sagte zu Heinrich: Oft dürfen wir nicht mehr stecken bleiben, langsam gehen uns die Geschenke aus .
Wir folgten also dem Tankwagen bis zum Ende des Strandes und dann wieder paralel dem Strand entlang. Wir mußten wieder durch den Sandbunker vom ersten Drama. Ok, Butter bei die Fische und durch. Ich versuchte in der Spur des Trucks zu bleiben was nicht einfach war weil das Fahrzeug immer ausbrechen wollte aber welch Wunder , diesmal kamen wir durch. Weiter gings zur linken Ausfahrt wo wir am Vortag herunter gekommen waren. Und da waren wieder die tiefen Spuren im Treibsandfeld. Der Truck fuhr über den Seitenstreifen links hinaus und umrundete so den Tiefsand. Wir folgten ihm und kamen ordentlich durch. Dann kam noch ein Tiefsandfeld, diesmal fuhr der Truck mitten durch und zog tiefe Furchen im Sand. Oje, dachten wir beide, das schaffen wir niemals. Wir hatten keine andere Wahl, also legte ich den ersten Gang ein und mit etwas Schwung genau in den Spuren bleiben. Bis zur Hälfte gings ganz gut, dann wurde unser Fahrzeug immer langsamer und langsamer, die Reifen tasteten sich gaaaaaanz langsam durch die Spur. Wir dachten nur wenn wir jetzt stehen bleiben oder die Reifen drehen durch dann wars das wieder. Die Nerven lagen blank. Und dann waren wir durch und oben.
Der Lone Rock hat gezittert als der Stein der von uns abfiel auf dem Boden aufschlug. Was für ein Drama, unglaublich. Wir fragten uns wie das die anderen schaffen würden die mit normalen WoMo´s wie unserem noch unten standen und keinen Allradantrieb wie die Amis hatten. Kann man denn nicht auf einer Abfahrt ein paar LKW Ladungen Schotter verteilen und einmal mit ner Walze drüber gehen?
Endlich wieder auf geteertem Untergrund und dem Versprechen gegenüber Heinrich nie wieder auf sandigem Untergrund zu fahren nahmen wir unser nächstes Ziel in Angriff, den Horseshoe Bend.
Ein Stück den Hwy 89 South entlang und schon war man am legendären Horseshoe Bend. Vom Parkplatz aus führte ein sehr sandiger Weg erst einen Berg hoch und dann einen längeren wieder runter, festes Schuhwerk ist hier unbedingt empfehlenswert. Nur gut das wir hier nicht mit dem WoMo durch mußten .
Am Ende steht man an einem Abgrund der grandiosen Ausblicke. Es war sehr voll an diesem Ort und da es hier nirgends Absicherungen in Form von Zäunen oder so gab mußte man sehr Mutig oder Wahnsinnig sein wenn man sich näher an den Abgrund wagte um bessere Fotopositionen zu erlangen. Besonders für Selfies gingen einige volles Risiko ein.
Wie das Stativ dort stehen konnte ist mir ein Rätsel (linkes Standbein).
Da hofft man nur das niemand ins stolpern kommt.
Hauptsache man ist gut im Bild und hat die Haare schön.
Nachdem wir uns sattgesehen hatten ging es weiter.
An dieser Stelle hatten wir uns entschlossen von der geplanten Route abzuweichen. Eigentlich sollte unser Tagesziel Lees Ferry heißen, direkt am Colorado River. Luftlinie eigentlich gar nicht so weit entfernt. Aber der Hwy 89 war im weiteren Verlauf aufgrund eines Erdrutsches schon seit längerem gesperrt. (Das war im September 2014, inzwischen ist der Hwy 89 wohl wieder repariert und frei gegeben).
(Foto Quelle: Internet Zeitungsartikel über das Unglück)
Es gab eine Ausweichroute die aber ein erheblichen Umweg bedeutet hätte, außerdem machten tiefe dunkle Wolken in der Richtung auch nicht gerade mehr Lust auf einen großen Umweg. Also entschlossen wir uns einen Tag zu überspringen und fuhren über die Ausweichroute direkt Richtung Grand Canyon.
Am Nachmittag kamen wir am Desert View Campground am Osteingang an. Es ist ein recht enger aber sehr schöner CG. Sein Übernachtungsticket mußte man sich an einem Automaten ziehen und dann am augewählten Platz anbringen. Nachdem wir unser Plätzchen gesichert hatten fuhren wir noch ein paar Aussichtspunkte im Ostteil ab und gingen nach der Rückkehr noch zu Fuß zum Watchtower.
Als wir dann so schön am Platz saßen fürchteten wir um unsere Abend und Nachtruhe. Am Nebenplatz hatte sich eine Großfamilie, Latinos, breit gemacht. Mehrere Erwachsene und mindestens acht Kinder die mehr als lebhaft waren, jede menge Unsinn und Lärm machten und sich dabei nicht nur auf ihren Platz beschränkten. Für das Lagerfeuer verwendeten sie alles was sich auftreiben und verbrennen ließ.
Irgendwann kam dann Horst mit seinem Golfcaddy an und scheuchte den Clan lautstark weg, die wohl nicht vorhatten dort zu Übernachten. Als dann alle weg waren und (Gott sei Dank) wieder Ruhe einkehrte mußte Horst erst mal den Platz aufräumen und das hinterlassene Chaos beseitigen. So wurde es doch noch ein ruhiger Abend nach einem Tag der mit einem Sanddrama begann.
Hi Uwe,
was für ein Drama!
Kann man schon, aber dann wäre dein Bericht ja auch nur halb so spannend
.
So Verrückte, die für ein spektakuläres Selfie alles geben, haben wir in diesem Jahr am Observation Point erlebt....unglaublich...
Aber absolut irre, das tiefe türkisgrün des Colorado! Schöne Bilder!
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de
Wow,
was für ein Tag!
Ich möchte eigentlich im nächsten Jahr mit meinen Mitreisenden auch eine Nacht am Lone Rock verbringen.
Zum einen ist es ja ganz gut, daß sie alles abnicken, was ich so vorplane und hier nicht mitlesen.
Ich frag`mich aber langsam schon, ob ich sie nicht doch vorinformieren sollte...
Oder doch besser Klappe halten und Augen zu?
Liebe Grüße, Tanni
Hallo Elli,
ich glaube auch die wollen nur die Spannung hoch halten und dafür sorgen das die Touris zuhause was zu erzählen haben.
Hallo Tanni,
ich würde die Klappe halten und den Tag als einen Abenteuertag mit prägendem Servivalfeeling anpreisen
(Servival Wikipedia: "Überleben einer Katastrophe")
Liebe Grüße
Uwe
Träume nicht dein Leben sondern Lebe deinen Traum !
...
!!!
Gute Idee!
...obwohl, ich wollte meinen Mann und meine Freunde schon noch ne Weile behalten...
Liebe Grüße, Tanni