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Tag 28 - Dienstag, 1. August 2017: Rocky Mountain NP

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eagle eye
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Tag 28 - Dienstag, 1. August 2017: Rocky Mountain NP
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Gefahrene Meilen: 
70 Meilen
Fazit: 
Unvergesslicher Abschlusstag einer phantastischen Reise

Tag 28 - Dienstag, 1. August 2017: Rocky Mountain NP

Für den letzten Tag hat die Reiseleitung sage und schreibe 8 verschiedene Trails unterschiedlichster Länge auf dem Zettel. Letztendlich ist es eine Mischung aus ungünstigen Umständen (das Alpine Visitor Center hat heute geschlossen weil der Parkplatz neu geteert wird), Unvermögen (der Driver fährt an der einzigen Parkmöglichkeit vorbei) und schieres Glück gepaart mit der Empfehlung des Rangers vom Vortag (fahrt so früh wie möglich ohne Stopps Richtung Bear Lake, weil die Parkgelegenheiten früh ausgereizt sind), was uns auf unseren heutigen Hike im Bear Lake Corridor bringen wird, bevor wir ja auch noch packen und das WoMo abgabebereit machen müssen. Aber der Reihe nach:

 

Nach frühem Start frühstücken wir bei Kaiserwetter an einem Viewpoint kurz vor dem Alpine Visitor Center, so wie das Ulli und Eric aus dem Forum vor ein paar Jahren gemacht haben. Danke für die Anregung aus Eurem RB! Bei einer grandiosen Fernsicht können wir es kaum fassen, dass wir knapp zwei Jahre zuvor ebenfalls im Hochsommer an fast der gleichen Stelle in dichtem Schneetreiben gestanden haben.

Nach dem letzten Omelette des Urlaubs verpasse ich wenig später die einzige Parkmöglichkeit kurz vor dem Alpine Visitor Center. Als ich das Faux-Pass bemerke, stehen wir schon in der Schlange vor der Ampel eines One-Way-Traffics aufgrund der Baustelle. Wer die Trail Ridge Road kennt, weiß dass wenden hier ausgeschlossen ist, ein Umdrehen am nächsten Pull-Out würde zu viel wertvolle Zeit kosten.

Irgendwie bin ich auch ganz froh, als wir dann in tieferes Gelände kommen, da die enge Passstraße dem Driver gehörigen Respekt einflößt. Leider währt die Freude nur kurz, denn schon bald stehen wir für eine gute halbe Stunde im Stau. Wie sich herausstellen soll, sind tatsächlich schon jetzt die Parkgelegenheiten am Bear Lake erschöpft und alle Autos, die in diese Richtung wollen, müssen drehen, nicht ohne jedoch noch umfangreich von den „Verkehrs-Rangern“ beraten zu werden. Wir waren ja gewarnt, aber immerhin dürfen wir zu unserem CG abbiegen, wo wir aber auch nicht viel weiter kommen, weil wir „too early“ sind und unsere Site noch belegt sei.

Inzwischen ist die Stimmung leicht gereizt und wir stimmen nicht zum letzten Mal darin überein, dass der Park, so schön er auch sein mag, einfach zu überlaufen ist. Als wir dann wanderbereit sind, fährt uns erstmal das Shuttle vor der Nase davon, zum Glück kommt das nächste recht bald – die planmäßigen Zeiten sind aufgrund des Verkehrschaos längst Makulatur. Als wir am riesigen Park&Ride Parkplatz umsteigen müssen – wir sehen übrigens durchaus noch freie Parkplätze – schwant uns schon Übles und wie sich im nächsten Shuttle zeigt, nicht zu Unrecht. So ziemlich jeder hier will zum Bear Lake und die Busfahrerin schimpft während der gesamten Fahrt durchaus unterhaltsam aber wie ein Rohrspatz über die Menschenmassen, die derzeit den Nationalpark überrennen würden. Wir stimmen ihr da stillschweigend nur zu, auch wenn wir sozusagen ja selbst Teil der Massen sind.

Während wir also dicht gedrängt im Bus stehen, studiere ich die Wanderkarte der Umgebung. Als an der Glacier Gorge, eine Station vor dem Bear Lake, immer noch kaum jemand Anstalten macht auszusteigen, rufe ich meiner Family nur „Aussteigen!“ zu, da ich eine Möglichkeit sehe, wie wir auch von hier aus zum Bear Lake laufen könnten, ohne im Pulk der Busladungen zu versinken.

Als wir die Rucksäcke schultern ist auf dem Trail immer noch recht viel los und wir entschließen uns an der ersten Gabelung einen anderen Rundweg einzuschlagen.

 

Hier ist es sofort angenehmer und plötzlich erspäht Mo im Wald ein Reh welches uns neugierig anblickt.

 

Ein paar Minuten weiter zieht mich mein Sohn plötzlich am Arm und sagt: „Papa, da ist ein Bär!“ Anja und ich schauen angestrengt in den Wald und meinen, dass da nichts sei. „Doch…da“, und dann sieht Anja, was da in vielleicht 20 Metern Entfernung unbeeindruckt durchs Unterholz schlendert. Was hat uns der Ranger im Yellowstone beigebracht? Eindeutig ein Grizzly! Die Körpersprache? Ja – entspannt, das ist gut! Ok, wie sollen wir reagieren? Bärenspray, nein, keines dabei. Ok dann also langsam entfernen!

Der geneigte Leser wird ahnen, was jetzt folgt: Welches waren noch die berühmten letzten Worte des Fotografen?

In diesem Moment schließen die nächsten Hiker zu uns auf. Wir machen sie auf den jungen Grizzly aufmerksam, und sofort wird das Bärenspray gezückt. Das beruhigt uns schon mal und wir beobachten den Bären, wie er unbeeindruckt weiter durchs Unterholz schlendert, allerdings genau in die Richtung, in die wir auch müssen.

Als wir uns dann aufmachen kommt er der inzwischen ordentlich angewachsenen Gruppe – wir sprechen ab jetzt vom ersten von Moritz ausgelösten „Bear-Jam“ - diesmal auf der anderen Seite des Weges wieder entgegen und blickt mit gespitzten Ohren zu uns herüber. Das Signal ist eindeutig und da der Weg nach vorne jetzt frei ist gehen wir noch lange ziemlich beindruckt von dem eben Erlebten weiter.

Im weiteren Verlauf des Trails kommen wir an den Alberta Falls vorbei und an rasten an einer Stelle mit wundervollem Ausblick auf die Rockies.

 

 

Dann geht es auf einem kurzen Stichweg mit einer kleinen Kletterei zum blauen und wunderschön von Gipfeln eingerahmten Lake Haiyaha vorbei.

 

 

    

 

Zum Abschluss unseres abwechslungsreichen Roundtrips verdichten sich dann die Wolken, nichts desto trotz sind auch die noch folgenden Seen (Dream Lake, Nymphe Lake und Bear Lake) absolut sehenswert.  Hier noch ein paar Eindrücke vom Hike:

 

 

 

 

Letzterer liegt allerdings direkt am Parkplatz bzw. der Shuttle-Haltestelle und ist wie erwartet wirklich überlaufen.

Als wir erschöpft im Bus sitzen, sind wir dennoch überglücklich, dass uns eine Verkettung unglücklicher Umstände und der Zufall ausgerechnet zu dieser Zeit auf diesen herrlichen und in weiten Teilen eben nicht überlaufenen Trail geführt hat.

Nachdem wir am späten Nachmittag auf dem Moraine CG einchecken, beginnt es zu regnen und wir fürchten, dass uns das Glück nun nicht mehr Hold ist. Doch schon bald strahlt die Abendsonne und beschert uns eine wundervolle Mountain-View samt Regenbogen! 

Während Anja packt, kümmere ich mich zum letzten Mal erst ums Abendessen vom Lagerfeuer und später um den Kofferraum des RVs. Dabei entdecke ich in einer Ecke auch den Grund für den unangenehmen Geruch, der mir in den letzten Tagen immer öfter in die Nase gestiegen ist: Eine moderige Seegurke und die exhumierte Qualle vom Shi-Shi-Beach, letztere zum Glück fest in einer Tupperbox versiegelt! Damit ist auch geklärt, wer den Kofferraum putzen darf, bevor es ins Bett geht: „Kinder!!!“

Hike: Roundtrip Glacier Gorge - Lake Haiyaha - Dream Lake - Nymphe Lake - Bear Lake, 11 abwechslungsreiche Kilometer mit unvergesslicher Wildlife-Sichtung und 420 Höhenmetern.

Liebe Grüße, Mike

 

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Esthi71
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Beigetreten: 31.12.2013 - 11:44
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RE: Tag 28 - Dienstag, 1. August 2017: Rocky Mountain NP

Hallo eagle eye family

WOW der Bär - OMG -ich wäre wohl beinahe gestorben vor Angst - ein Grizzly so nah und dann seht ihr ich  noch 2x!!! Toll, dass ihr ihn auchso gut fotografieren konntet..
BRAVO dem Junior Ranger Mo - er hat wirklich scharfe Augen... schon mehrfach bewiesen!

Wenn ich die Bilder so sehe, verstehe ich schon, weshalb der Park so überlaufen ist. Er ist schon traumhaft und es lohnt sich halt immer, gutes Kartenmaterial zu haben wink, das erlaubt das gehen abseits des Pulks....

Liebe Grüsse an alles
Esthi

 

Gurki und Qually LOL!!!!!!!! Zm Glück haben's die nicht nach D geschafft......

 

eagle eye
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RE: Tag 28 - Dienstag, 1. August 2017: Rocky Mountain NP

Hi Esther,

oh ja, der Bär war schon beeindruckend. Hab immer noch Gänsehaut, wenn ich dran denke. Leider habe ich sonst fast nur unscharfe Bilder, weil ich bei der Aufregung nur mit Autofokus fotografiert habe und dem haben die ganzen Bäume nicht gefallen. Gut, dass wir Mo dabei hatten, wären sonst wohl einfach so an dem Grizzly vorbei marschiert...

LG Mike

Liebe Grüße, Mike

 

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RioBine
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RE: Tag 28 - Dienstag, 1. August 2017: Rocky Mountain NP

Hallo Mike,

sehr schoene Bilder vom RMNP! Wir , als nicht Alplaendler, finden es in dem Park wunderschoen und man kann ihn auch ohne Touristenstroeme erleben, bzw. es kommt darauf an, inwiefern man sich davon beeinflussen laesst.  

Die Wanderungen sind jedenfalls klasse und so ein eine nahe Baerensichtungist schon sehr beeindruckend.  Das sind schon ganz besondere Momente. 

Euer Baer, sicher dass das ein Grizzly ist? Ich wuerde ihn eher als einen braunen Schwarzbaer , bzw ein Cinnamon Black Bear einstufen.

Baer bleibt Baer, und ich beneide euch fuer diese Begegnung!

Bis jetzt war es wieder super interessant euch auf dieser Reise zu begleiten. Solche Erlebnisse, wie die eurer Kids, kann man sich nur jedem Kind wuenschen!

 

 

Liebe Gruesse aus dem suedlichen Amerika,

Bine + Dieter

Cla
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RE: Tag 28 - Dienstag, 1. August 2017: Rocky Mountain NP

Hallo Mike

Danke für das Teilen dieses trotz schlechtem Anfang tollen Tages. Im Juli werden auch wir im Rocky Mountain NP sein und wollen gern genau diesen Trail laufen.

Jetzt hab ich 2 Fragen: Ihr seid ja durch den Verkehr usw. doch etwas später losgekommen, und dann dem Gedränge entflohen, indem ihr den Trail "andersrum" als die anderen gelaufen seid. Meinst du, das lohnt sich auch, wenn man früh loskommt (erster shuttle zum Bear Lake)? Denn bei deiner Route kommen einem die Massen ja entgegen, während wir ihnen sonst "davonlaufen", weil wir -hoffentlich- vor ihnen sind. 

Und die zweite Frage: ist der Weg Glacier Gorge - Lake Haiyaha - Dream Lake - Nymphe Lake - Bear Lake (oder andersrum) gut beschildert, oder soll ich mir .gpx Daten für das Garmin suchen? Du hast ja eine Wegweiser fotografiert, wenn es davon genug gibt, dürfte es ja kein Problem sein, den Weg zu finden.

Liebe Grüße

Claudia

eagle eye
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RE: Tag 28 - Dienstag, 1. August 2017: Rocky Mountain NP

Hi Claudia,

ich denke, die "Massen" (ist ja auch immer relativ) laufen eine Runde um den Bear Lake und dann viielleicht zum Teil zum Nymph Lake. Dann wird es schon weniger. Somit fahren die Massen auch zum Bear lake und von dort auch wieder los.

Zum Lake Haiyaha werden es aber egal in welche Richtung ihr lauft deutlich weniger Menschen sein.  Wenn ihr wirklich so früh loskommt ist es vermutlich egal und ihr könnt auch am Bear Lake starten. Wenn ihr aber später unterwegs seid - und die Rückkehr ist vermutlich aufgrund der Länge des Trails, Pausen und Fotostopps gegen Mittag - sehe ich ggf folgendes Problem: Die Massen werden am Baer Lake einsteigen, um zurück zu den Parkplätzen zu kommen. Vielleicht habt ihr daher später ein Problem, an der Glacier Gorge in den Bus zu kommen, falls dieser voll ist. Ich habe es in einigen Parks bereits erlebt, dass die Shuttlebusse dann einfach Achselzuckend weiterfahren (also die Fahrer, nicht die Busse zucken mit den Schulztern)... Da würde ich dann ggf am Morgen den Busfahrer fragen und dann entscheiden. Der Baer Lake ist ja die Endstation, da kommt ihr bestimmt mit rein, zumindest wenn ihr an der Reihe seid...

Die Beschilderung ist eigentlich ok und es gibt ja kaum Abzweigungen. Dafür braucht man dann zumindest eine halbwegs brauchbare Karte und dann klappt das schon. Wenn ihr ein WanderGPS oder eine entsprechende App habt mit einer Wanderkarte könnt ihr euch selbst ohne den Track gut orientieren insb. wenn ihr dann mit der (Papier-) Karte vergleicht wo ihr seid. Das gibt vielleicht mehr Sicherheit - ihr findet euch dort aber sicher auch ohne GPS zurecht. 

Dann wünsche ich euch einen tollen Urlaub und noch viel Spaß beim Planen und Glück bei den Resrvierungen. 

 

Liebe Grüße, Mike

 

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Cla
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RE: Tag 28 - Dienstag, 1. August 2017: Rocky Mountain NP

Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort, lieber Mike. Als ich Deine Antwort gelesen habe, ist mir spontan noch eine Frage gekommen: Wie machst Du das denn mit den Papier Wanderkarten? Kaufst Du die schon vor der Reise in Deutschland oder erst vor Ort?

Als wir früher oft in den Dolomiten unterwegs waren, hatten wir immer Karten, die wir schon vor der Bergwanderung gekauft hatten, die konnten wir aber ohne Weiteres hier kaufen. Kannst Du mir Karten empfehlen, die sind ja auch nicht alle gleich?

Unsere Reservierungen haben zum Glück alle geklappt, auch wenn es ungleich schwieriger war als für unsere geplante Reise 2020. Wünsche aber Dir viel Glück, Du bist ja mitten drin, wenn ich mich nicht täusche.

Liebe Grüße

Claudia

 

eagle eye
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RE: Tag 28 - Dienstag, 1. August 2017: Rocky Mountain NP

Hi Claudia,

in den allermeisten Fällen reichen die kostenlosen Karten aus den Visitor Centern völlig aus. Es gibt selten viele Abzweigungen und die sind dann immer gut ausgeschildert. Ich suche mir fast immer Beschreibungen im Internet zu den Hikes und habe dann einen Ausdruck der Wegbeschreibung und Karte dabei, wenn ich nicht im Visitor Center war. Da wir aber fast immer mit Garmin GPS unterwegs sind weil es da auch auf längeren Wanderungen kaum Probleme mit dem Akku gibt, orientieren wir uns ansonsten immer damit, aber wie gesagt, die Karten aus dem VC reichen, es sei denn du bist in Gegenden ohne klare Wege unterwegs.

Bis jetzt laufen die Buchungen auch bei uns ganz gut. Viel hängt aber vom Erfolg im Yosemite ab und ob wir zumindest ein oder zwei der angestrebten Permits bekommen, aber bis dahin dauert es noch ein wenig. Kannst also gerne weiter die Daumen drücken - Danke!wink

Liebe Grüße, Mike

 

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