Freitag, 9.9.
Auch ohne Wecker werden wir um 6 Uhr wach. Ein Blick aus dem Panoramafenster: die Sonne lugt gerade über die gegenüberliegenden Berge und taucht alles in ein roséfarbenes Licht, ist das schön!
Der Mount Whitney lacht uns heute früh in rosa an - von unserem Premium-Frühstücksplatz wunderhübsch anzusehen. Ein dunstiger Pastell-Schleier zaubert dieses besondere Licht hervor; erst denke ich sogar, es brennt vielleicht irgendwo, denn es riecht nach Rauch. Vielleicht hängt es aber auch mit dem Tiefdruckgebiet zusammen, welches sich über Kalifornien zusammenbraut…
Um kurz nach 8 Uhr fahren wir los, über die Whitney Portal Road bergauf. Hui, hier geht es wieder ganz schön eng und kurvig und steil ins Gebirge, was für eine spektakuläre Straße und was für ein Panorama!
Whitney Portal Road
Parkplatz am Whitney Portal und Trailhead
Richtig abenteuerlich ist dann das Parken am Whitney Portal Trailhead. Der Parkplatz ist eindeutig nicht für Womos gedacht; glücklicherweise sind wir „nur“ 24ft lang und können uns in eine reguläre Parklücke quetschen, mit großem Überhang nach hinten über den Bordstein. Es geht gerade so. Überall stehen Bärenboxen, mit Warnschildern. Diese Schilder kennen wir ja schon von anderen CGs; im Gegensatz dazu wird hier aber noch eindringlicher und in knalligen Warnfarben darauf hingewiesen, alles, aber auch wirklich ALLES, was duftet (auch z.B. Kaugummi-Packungen, offen oder geschlossen) in den Boxen sicher zu verstauen und diese korrekt zu schließen. Es gäbe Tag-und-Nacht-aktive Bären hier, die gelernt hätten, nicht richtig verschlossene Boxen zu öffnen, auch am hellichten Tage, auch in parkende Fahrzeuge werde „eingebrochen“. Wir sind unsicher. Wir können doch nicht alle Lebensmittel in eine Box umräumen, vor allem nicht die aus dem Kühlschrank?! Die verderben uns doch alle! Sollen wir die Tour lieber abbrechen? Einen Schaden durch einen Bär, der unser Womo zerstört, wollen wir nicht riskieren… Irgendwie können wir uns dieses Szenario dann aber doch nicht vorstellen, bei dem regen Treiben auf dem Parkplatz, wo ein ständiges Kommen und Gehen herrscht.
Deshalb entschließen wir uns, dann doch los zu starten; mit einem mulmigen Gefühl, sowohl was das Womo betrifft, als auch den Trail. Denn kaum losgelaufen sind wir trotz der Beliebtheit erstmal wieder alleine. Bärenspray haben wir vergessen zu kaufen... Vereinzelt kommen uns schwer bepackte Gipfelbesteiger in voller Montur auf dem Heimweg entgegen. Wir laufen auf dem gleichen Trail, und es gefällt uns richtig gut. Viel besser zu laufen als die Trails zuvor, wegen des festen Untergrunds.
Immer wieder halten wir Ausschau nach Bewegung im Unterholz, und geben uns Mühe, extra laut zu sein. Bären sehen wir aber keine. Nach knapp 2 Stunden erreichen wir den Lone Pine Lake – ist das traumhaft schön hier! Auf der Wasseroberfläche spiegelt sich die Umgebung, Pinien, weiße Felsen und die umliegenden Berge, einfach nur zauberhaft (ich nenne den See „Mirror Lake“, obwohl der richtige mit diesem Namen eigentlich noch weiter oben liegt). Der Dunst von heute Morgen hat sich nicht verzogen, so dass die gegenüberliegenden Berge Richtung Death Valley nicht oder nur in schemenhaften Umrissen zu sehen sind – das hat etwas Mystisches. Wieder mal sind wir fast alleine hier. Wir machen eine entspannte Pause und kraxeln auf den Felsen einmal um den See herum. Einfach nur herrlich!
Blick ins Tal, unten die Whitney Portal Road, die gegenüberliegenden Berge verschwunden im Dunst
Wir können uns gar nicht satt sehen, sooo schön!
Auf dem Rückweg begegnen uns nun mehr Menschen, einige vollbepackt, bereit für Übernachtung und Gipfelbesteigung, andere ohne jegliches Gepäck und Wasser, aber wiederum keine Bären! So gerne ich Wildlife beobachte, diesmal bin ich froh. Und noch erleichterter bin ich, als wir den Parkplatz erreichen und das Womo völlig unbeschadet genau da steht, wo wir es zurückgelassen haben. Und das Wetter hat auch gehalten! War das eine tolle Tour, neben der Convict-Lake Tour die schönste bislang! Wir waren ca. 4,5 Stunden unterwegs, Distanz 10,2km, 500 Höhenmeter bis zum See.
Alles unversehrt, und kein Bär zu sehen!
Mein Mann setzt sich durch, und wir entscheiden uns für den Tuttle Creek als Übernachtungsplatz; ich lasse mich vor allem wegen des Bachs überzeugen. Der Gedanke, dort jetzt die Füße oder mehr einzutauchen, ist sehr verlockend! Der Himmel zieht immer mehr zu, es ist knall-heiß und noch drückender als gestern. Wir haben hier oben kein Telefonnetz, deshalb können wir die Wettervorhersage nicht checken. Aber der Ranger gestern hatte ja eine Regenfront angekündigt. Wie gut, dass wir schon in den Alabama Hills waren, heute wäre das Licht nicht halb so schön!! Alles richtig gemacht.
Auf dem fcfs-TuttleCreek sind nur vereinzelte Sites belegt. In aller Ruhe suchen wir uns eine mit direktem Bachzugang aus (Site 8) und verbringen den Rest des Nachmittags am und im Bach. Mein Mann legt sich sogar komplett der Länge nach rein, dabei ist das Wasser wirklich kalt! Ist das erfrischend!
unsere Site 8, vom Bach aus
Einmal wird unsere Ruhe gestört: ein ohrenbetäubender Fluglärm schreckt uns auf, es knallt regelrecht am Himmel. Auch bei der Wanderung hatten wir schon mal was gehört, jetzt ist es aber viel explosiver. Auch unsere CG-Nachbarn schauen nach oben. Und da sind sie zu sehen: 3 Starfighter-Jets, die alle möglichen Flugmanöver üben, Loopings und auch Sturzflüge, wirklich senkrecht nach unten, beeindruckend, auch der Lärm. Mir fällt ein, dass das sehr nahe Panamint Valley als Übungsgebiet für das Militär genutzt wird.
Am Abend grillen wir vegane und echt leckere Impossible Burger. Für ein Campfire reicht aber das Holz nicht mehr. Erschöpft verschwinden wir früh im Bett, geregnet hat es bis jetzt nicht. Man hört den Bach leise plätschern, die Temperatur ist abgekühlt.
Die Tagesplanung morgen ist noch offen. Ursprünglich war der Plan, ins Death Valley zum Wildrose CG zu fahren. Nach der kürzlichen schweren Flash Flood mit Vollsperrung und nur schrittweise und zögerlicher Wiedereröffnung des DV hatten wir das im Vorfeld gedanklich schon gestrichen und nun einen Puffertag zur Verfügung.
3 Optionen stehen zur Auswahl:
- noch ein Tag Alabama Hills
- Lone Pine, privater CG mit Pool und Wäsche
- Death Valley, Stovepipe Wells (eigentlich für übermorgen reserviert)
Wir werden das wetterabhängig morgen früh entscheiden.
LG, eure Inga
Liebe Inga
wieder so eine tolle Wanderung. Und der Lone Pine Lake ist echt wunderschön. Ich hab ja eigentlich keine Liste mit Wunschzielen, weil wir so bald sicher nicht wieder in die USA reisen, aber vielleicht sollte ich doch eine anlegen. Oder deinen Reisebericht speichern. So viele tolle Orte und so schöne Wanderungen. Das würde uns auch gefallen!!
Danke fürs Teilen
Claudia
Liebe Claudia,
Ja, das hatten wir uns von der Sierra Nevada erhofft, und unsere Erwartungen wurden sogar noch übertroffen! Es braucht tatsächlich nicht immer die ganz großen Nationalparks, die in der Regel ja auch viel voller sind.
Sehr gerne
LG Inga
HI Inga,
da fiel mir doch erst durch deinen Bericht mit der schönen Wanderung auf, dass es auf unserer Map noch keinen Highlight-Eintrag für die Whitney Portal Road gibt , obwohl sie in mehreren Berichten schon erwähnt wurde, aber es fehlten noch die Bilder dieser schönen Wanderung. Das habe ich dann mal nachgeholt.
Noch eine Frage: ab welcher Stelle beginnt die Permit-Pflicht für den Mt. Whitney Trail ? Ihr seid diesen ja doch zum Lone Pine Lake hochgelaufen und du erwähnst auch den Mirror Lake. Kann man bis dorthin ohne Permit wandern - oder noch weiter ?
Danke für den Bericht !
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Hallo Bernhard,
ich habe deinen Eintrag der Whitney Portal Road mit unseren Erfahrungen und der Wanderung ergänzt; die "Permit-Zone" beginnt etwas oberhalb des Lone Pine Lake. Meines Wissens ist der Mirror Lake bereits jenseits der Grenze.
Sehr gerne! Und danke für deine unermüdlichen Bemühungen, all die Informationen auf der Website zusammenzuführen und für andere benutzbar zu machen!
LG Inga
Hi Inga,
dass ihr euch bis zum sehr schönen Lone Pine Lake noch nicht auf verbotenen Permit-Wegen bewegt habt, habe ich in der Zwischenzeit auch auf dem Folder des Forest Service über den Mount Whitney Trail gefunden: Mount Whitney Trail Brochure --- wenn auch der nächste See nicht benannt ist. Habt also alles richtig gemacht
Viele Grüße und --- danke für die Anerkennung !
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Hi Inga,
…die Wanderung habe ich notiert 😉👍👍! Ein toller Tag… und eine Frage: kann man vom Whitney Portal CG direkt zum Anfang des Wanderweges kommen ohne das Womo zu bewegen 🤔?
Munter bleiben
Gruss
Kochi
Scout WoMo-Abenteuer.de
Kochi,
das ist 1mi, wenn ich mich recht erinnere bergauf.
Gruss Volker
Hallo Inga,
Das war ja mal eine richtig tolle Wanderung in herrlicher Gegend. Für uns noch eine ganz unbekannte Region.
Dieses mulmige Gefühl in einer Bärenregion kennen wir auch sehr gut aus Kanada und Alaska. Da ist man dann tatsächlich über jeden anderen Mitwanderer froh 😉
Liebe Grüße,
Ulli
Scout Womo-Abenteuer.de
www.dezembercamper.de
Hi Kochi und Volker,
Ja, es es ist noch ein Stück den Berg rauf. Ich denke, es ist etwas weniger als eine Meile, hängt aber natürlich auch davon ab, wo auf dem CG man ist. Es führt ein Weg durch den Wald, wenn ich das richtig gesehen habe (kann man bei Google Maps auch ansatzweise erkennen). Wir standen auf dem unteren "Overflow"-Parkplatz, von Lone Pine kommend der erste links, wenn du auf der Karte schaust. Dort war mehr Platz, auch zum rangieren. Auch von dort muss man noch ein paar Meter bergauf laufen, bis man am TH ist, war aber wirklich nicht weit.
LG Inga
Hallo Ulli,
schön, dass du auch mitliest
Da bin ich ja froh; ich dachte schon, ich wäre ein besonders großer Angsthase... Naja, ich denke schon, dass mein Mann und ich eher zu den insgesamt vorsichtigen Menschen gehören. Aber wir sind lieber vorausschauend, als durch gefährliche Aktionen etwas zu riskieren.
LG Inga
Hallo Inga,
wieder eine sehr schöne Wanderung. Ich wünschte von der hätte ich schon gewusst als wir vor ein paar Jahren dort oben waren. Doch auch ohne sie fanden wir es am Whitney Portal toll, kleine Erfrischung nach der Hitze in den Alabama Hills.
Wenn sehr viele Bärenwarnungen aufgestellt sind, haben wir es gern auch ein wenig belebter auf dem Trail. Wir singen dann, wenn es zu einsam wird. Das treibt jeden in die Flucht!
Liebe Grüße Susan
Hallo Susan,
Was, so schlechte Sänger!? Das glaub ich nicht
LG Inga
Hi Inga,
eine tolle Wanderung ganz nach unserem Geschmack. Die kommt auf meine Wunschliste, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob die Wanderung für "Sommerferien-Urlauber" wie uns empfehlenswert ist....
Liebe Grüße, Mike
Experience!
Scout Womo-Abenteuer.de