Womo-Abenteuer

Nordamerika im Wohnmobil erleben!

Tag 09: 10.03.2013 - Beaufort und Fort Clinch SP

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Evi
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Beigetreten: 17.02.2013 - 21:35
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Tag 09: 10.03.2013 - Beaufort und Fort Clinch SP
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Gefahrene Meilen: 
249 Meilen

Diese Nacht haben wir die Heizung laufen lassen, die ihre Arbeit auch gut gemacht hat. Morgens läuft das Wasser die Scheiben runter. Draußen ist es kalt und die Waschhäuschen sind ein Stück weit weg, also findet die Morgentoilette wieder im Wohnmobil statt. Auch gefrühstückt wird heute drinnen. Wir sind ganz froh, dass es jetzt wieder in Richtung Süden geht. Die Wettervorhersage verspricht uns für die nächste Nacht Tiefsttemperaturen von 15 Grad. Wir müssen heute ein bisschen was an Strecke schaffen, wollen aber außerdem auch noch etwas vom Tag haben, also haben wir geplant, früh loszufahren. So ganz halten wir unseren Zeitplan nicht ein und starten etwa eine halbe Stunde später als geplant gegen neun. Wir hatten allerdings auch nicht bedacht, dass in dieser Nacht die Zeit auf Sommerzeit umgestellt worden ist, so dass die Sonne jetzt eine Stunde später aufgeht und es deshalb noch dunkel ist, als wir aufstehen wollen.

Heute nutzen wir unseren Full Hook Up und leeren zum ersten Mal unser Black Water. Außerdem steht das erste Tanken an. Danach fahren wir zuerst nach Beaufort. Dieser Zwischenstopp bedeutet heute nur einen Umweg von etwa 10 Meilen und gibt uns die Möglichkeit, nach zwei Stunden Fahrzeit ein bisschen die Beine zu vertreten. Der Weg führt über Landstraßen durch Marschland und ländliche Gegend. Teilweise sehen die Gebäude auf den Grundstücken entlang des Highways schon ziemlich heruntergekommen aus. Ich bin jedes Mal wieder neu erstaunt über den Kontrast zwischen Arm und Reich, zwischen Gepflegt und Heruntergekommen, der hier oft auf so kleinem Raum zu sehen ist. Auch an die obligatorischen Autowracks kann ich mich genauso wenig gewöhnen wie daran, dass ein Gebäude auf einem Grundstück nicht abgerissen wird, sondern es verfällt, während daneben neu gebaut worden ist.

An der Straße in den Ort liegt ein Nationalfriedhof mit den in Reih und Glied aufgestellten weißen Grabsteinen. Außerdem führt die Straße scheinbar durch den allgemeinen Friedhof hindurch. Jedenfalls sind rechts und links der Straße immer wieder Gräber. Gegen viertel nach elf sind wir da. Wir halten am Visitor Center in einer Anliegerstraße. Das Visitor Center öffnet sonntags erst um zwölf, also können wir dort nicht nach einem RV-geeigneten Parkplatz fragen. Wir fahren zur Marina in der Überlegung, dass da ja oft übergroße Fahrzeuge oder Anhänger parken müssen, und haben Recht. Wir stellen unser RV ab, gehen zum Parkscheinautomaten und stellen fest, dass sonntags das Parken kostenlos ist. Perfekt.

 

Wir holen uns einen Kaffee auf die Hand und bummeln eine gute Stunde durch das kleine Städtchen. Wunderschöne Häuser in kleinen schattigen Straßen mit teilweise parkähnlichen Gärten. Auffällig ist, dass an extrem vielen Häusern Schildern von Maklern angebracht sind. Etwa jedes dritte Haus scheint zu verkaufen zu sein. Der kleine Ort gefällt uns beiden sehr gut. Vielleicht liegt das auch einfach an der sonntäglichen Ruhe. Es sind kaum Touristen unterwegs. Der Ort strahlt Frieden und Ruhe, fast eine gewisse Schläfrigkeit, aus. Vor einer kleinen weißen Holzkirche versammelt sich gerade die schwarze Gemeinde zum Gottesdienst. Die Sonne scheint, es ist windstill und schon deutlich wärmer als noch am Vortag. Gegen halb eins sind wir zurück am Wohnmobil und machen uns wieder auf den Weg nach Süden.

Es geht ein Stückchen über Land und dann auf den Interstate zum Strecke machen. Mit einem kurzen Stopp zum Fahrertausch und einem kleinen Snack kommen wir um vier am Fort Clinch State Park an. Der Campground ist voll – wir hatten bei der Reservierung vor drei Wochen die letzte freie Site erwischt. Am Eingang werden wir nach unserer Reservierung gefragt und registrieren uns beim Ranger. Der Campground an sich ist nicht besonders schön. Die Plätze sind im Kreis um das Waschhaus angeordnet und bestehen nur aus Sand mit Picknicktisch und Feuerring. Keine Pflanzen, kein Schatten, keine Privatsphäre. Die Lage ist dafür großartig, nur ein paar Meter durch die Dünen und wir sind am Strand. Und Schatten brauchen wir heute auch nicht, wir sind froh über Sonne und Wärme. Der Stellplatz ist sehr eben. Kein Leveln nötig heute. Wir schließen nur schnell den Strom an, dann geht‘s mit der Kamera bewaffnet zum Strand.

Es ist warm und die Sonne scheint. Ein paar Wolken hängen am Himmel, werden jedoch ins Landesinnere geweht. Wir laufen am Strand entlang bis zum Fort Clinch. Das dauert eine gute halbe Stunde, und wir sind um fünf da - pünktlich zum Schließen des Forts. So bleibt uns nur ein Spaziergang um das Fort herum.

 

Den Rückweg wollen wir nicht am Strand entlang machen sondern durch den Wald laufen. Eine genaue Karte haben wir nicht, meinen aber, dass das schon klappen müsste mit der Orientierung. Prompt laufen wir in die falsche Richtung los. Wir hätten schon darauf kommen können, dass die Sonne im Westen stehen muss, egal was der iPhone-Kompass zeigt, an den man den Übersichtsplan falsch herum halten kann. Ganz so tragisch ist das ja nicht, wird unser Spaziergang halt was länger. Weil wir nicht an der Straße lang laufen wollen, nutzen wir einen Mountainbikepfad und schlagen uns darauf anhand Sonne, Meeresrauschen und sonstiger Orientierung durch den Wald. Dort sehen wir noch einmal Gürteltiere.

Im Wald raschelt es dann plötzlich sehr laut und wir sehen noch irgendwas Großes durch die Bäume huschen. Es ist ein großes Reh, das von links nach rechts in hohen Sprüngen den Weg kreuzt. Rechts am Waldrand bleibt es noch kurz stehen, sieht uns an und gibt mir die Möglichkeit, ein paar Bilder zu machen, bevor es verschwindet.

 

Der Weg führt direkt zu unserem Campingplatz, wo wir nach gut zwei Stunden wieder ankommen. Wir setzen uns in unseren Campingstühlen in die Abendsonne und genießen einen Kaffee.

 

Als die Sonne weg ist, wird es dann doch ein bisschen kühler. Heute haben wir kein Grillgut und auch nicht eingekauft, also muss es Nudeln geben. Während ich die koche, kommen unsere Nachbarn rüber. Bob und Denise campen mit einem großen Wohnanhänger und wollen mit ihrem Pickup in die Stadt. Sie fragen, ob sie uns etwas mitbringen sollen und wir machen ein bisschen Smalltalk.

Auf diesem Platz gibt es kein Wifi (sehr angenehm, der Zwang, dauernd Mails zu checken ist schon abartig). Wir fahren also abends unseren Fernseher kurz aus, um den Wetterbericht zu sehen, und planen dann den nächsten Tag mit Straßenkarte, Navi und Reiseführer. Es soll ein Regenband von Westen nach Osten ziehen. Unter dem wollen wir durch und so weit in Richtung New Orleans, bis wir keine Lust mehr haben.

 

Die Tagesetappe: 5 Std. Fahrzeit

 

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