Bis zum Morgen hat sich das Wetter nicht wirklich gebessert, es regnet immer noch leicht. Dennoch entscheiden wir, noch einen Spaziergang zu unternehmen. So kommen unsere Regenjacken tatsächlich noch zum Einsatz. Gegen zehn laufen wir los und nehmen als erstes den Sink Trail Loop, auf dem wir allein unterwegs sind.
Danach gehen wir noch einmal bei der Quelle vorbei, sehen aber keine Manatees. Viele Leute sind bei dem trüben Wetter auch nicht da. Dafür aber jede Menge der schwarzen Aasvögel. An den Restrooms an der Quelle arbeiten State Prisoners. Wir laufen noch ein bisschen um die Quelle herum und über einen Trail auf der anderen Seite der Quelle. Es regnet nicht mehr, die Sonne blinzelt aber nur für wenige Minuten durch die Wolken. Gegen zwölf machen wir uns auf den Weg zu unserem letzten Campground für diese Reise.
Über die US 27 fahren wir durch landwirtschaftlich geprägtes Gebiet, vorbei an teilweise rieseigen Farmgrundstücken bis Ocala, wo nach etwas mehr als einer Stunde Fahrzeit einen Tankstopp einlegen wollen. Wir halten an einer Tankstelle. Ich versuche zuerst mal, an der Tanksäule zu bezahlen, aber die fragt nach der Postleitzahl. Da wir da nun mal keine amerikanische als Rechnungsadresse der Kreditkarte haben, breche ich den Vorgang ab und gehe rein, um zu zahlen. Wir wollen „nur“ für $ 100 tanken – am nächsten Tag müssen wir ja ohnehin vor der Abgabe noch einmal volltanken. Das Angebot des Kassierers, mir einfach die Säule freizuschalten, lehne ich deshalb ab und will für $ 100 vorbezahlen. Er zieht meine Karte durch – und ich bekomme den berühmten Satz zu hören: Meine Karte ist gesperrt. Ich sage ihm, dass das nicht sein kann (ja klar, Klischee…), und er versucht es noch einmal. Nichts geht. Er fragt, ob wir durch mehrere Staaten gereist sind, und erklärt mir, dass die Kreditkartenfirmen in solchen Fällen häufiger die „rote Flagge“ zeigen. Ich solle einfach dort anrufen und sagen, dass ich es wirklich bin, dann würde die wieder freigeschaltet. Ich will das alles erst mal nicht glauben. Gleich in der Nähe ist noch eine weitere Tankstelle. Dort versuchen wir unser Glück noch einmal. Mit dem gleichen Ergebnis. Ich probiere es dann noch am Geldautomaten, denn eine PIN hab ich ja. Die kann ich auch eingeben und einen Betrag wählen, aber dann bricht auch der Automat den Vorgang ab. Ich hole mein Handy aus dem Flugmodus, in dem es fast während des gesamten Urlaubs geblieben ist, und rufe bei der Nummer meiner Bank an, die auf der Kreditkarte angegeben ist. Dort erreiche ich aber nur einen Computer. Nachdem ich noch erfolgreich meine Kontonummer eingetippt habe, folgt die Frage nach der Telebanking-PIN. Die weiß ich nun wirklich nicht. Ohne komme ich aber nicht weiter. Also fahren wir ein Stück zurück zu einem McDonalds, das wir da gesehen hatten, stellen uns auf den Parkplatz und suchen im Internet nach einer anderen Telefonnummer der Bank. Ich habe Glück und erreiche dort tatsächlich einen Menschen. Der fragt auch erst mal nach meiner Telebanking-PIN. Ich erkläre ihm die Lage, und weil ich alle meine persönlichen Daten angeben kann, ist er schließlich bereit, mir die Auskunft zu geben, dass die Karte tatsächlich gesperrt ist. Allerdings kann er mir nur sagen, dass die Sperrung von VISA vorgenommen worden ist. Weder weiß er, warum das geschehen ist, noch ob und wann die Sperrung wieder aufgehoben wird. Er kann mir auch nicht sagen, ob es auf meinem Konto irgendwelche Unregelmäßigkeiten gibt (wegen der fehlenden PIN). Und vor allem kann er nichts tun, damit die Karte wieder freigegeben wird, denn auch das kann nur VISA. Ich bin ziemlich verzweifelt inzwischen, denn wir haben nur diese eine Karte dabei. Selbst die ec-Karten haben wir bei den Schwiegereltern zuhause gelassen. Der gute Mann ist schon bemüht, mir zu helfen. Der Vorschlag, den er mir macht, ist allerdings nicht ganz so realistisch. Er meint nämlich, ich solle zu einer Bank gehen, ein Konto eröffnen, von meinem deutschen Konto Geld transferieren und das dann abheben. Hmm… in diesem Dorf? Und dann transferieren? Ohne TAN-Liste? Und das Ganze innerhalb der paar Stunden, die uns noch bleiben? Das ist wohl kaum zu schaffen. Ich versuche, stattdessen bei VISA jemanden zu erreichen. Ohne Erfolg. Die einzige Nummer, die ich im Internet finde, ist die zum Karte sperren. Ich versuche es da zwar, aber die deutsche Nummer funktioniert nicht. Mit keiner Vorwahlkombination, die ich ausprobiere, geht der Ruf durch. Bei der amerikanischen Hotline mag ich nicht anrufen – wie soll ich bei der Hotline zum Karte sperren erklären, dass ich tatsächlich eine deutsche Karte habe, die ich auch nicht sperren, sondern entsperren will?! Also schreibe ich nur eine E-Mail an den Kundenservice mit der Bitte um Rückruf. Der kommt natürlich nie, sondern Tage später eine nichtssagende Baustein-E-Mail, in der mir erklärt wird, dass ich mit der deutschen Karte in der Tankstelle innen bezahlen muss. Danke, das hatte ich versucht… Wir zählen also unser Bargeld und stellen fest, dass wir noch für $ 50 tanken und damit auf jeden Fall bis Kissimmee fahren können. Für das Tanken am nächsten Tag brauchen wir einen Plan B. Wir hatten mit meinen Schwiegereltern verabredet, dass sie uns nach der Wohnmobilrückgabe beim Vermieter abholen. Also versuchen wir anzurufen. Von beiden Handys geht der Ruf nicht durch – Netzüberlastung. Ich stehe kurz vor einem hysterischen Anfall, als uns die Idee kommt, es über Skype zu versuchen (wir stehen ja noch immer bei McDonalds auf dem Parkplatz). Damit haben wir Erfolg. Wir einigen uns auf die Tankstelle gegenüber von Camping World und auf ein Treffen um halb zehn. Danach fahren wir wieder zu der zweiten Tankstelle und tanken für unsere $ 50. Die Kassiererin erinnert sich noch an mich. Ich erzähle ihr, dass die Karte tatsächlich gesperrt ist, ich aber nicht weiß, warum, und sie rät mir, in Zukunft nicht mehr an der Säule, sondern immer nur drinnen zu bezahlen.
Durch das ganze Theater hat unser Tankstopp etwa anderthalb Stunden gedauert, und ich bin ziemlich entnervt. Natürlich mache ich mir auch Sorgen, ob der Grund für die Sperrung vielleicht wirklich ein Missbrauch meiner Kartendaten ist. Wir fahren also nicht ganz so vergnügt den Rest der Strecke zum Lake Louisa State Park. Gegen halb fünf sind wir da.
Wir sind überrascht davon, wie schön dieser State Park ist. Unsere Wahl war nur wegen der Nähe zu Kissimmee auf diesen Platz gefallen, und wir hatten uns eigentlich nicht viel von unserem Aufenthalt versprochen. Der Park ist sehr groß, mit vielen Seen unterschiedlicher Größe und hügelig. Es gibt jede Menge Wanderwege, die wir in der knappen Zeit, die uns noch bleibt, gar nicht mehr „abarbeiten“ können. Unsere Site liegt am Rand des Platzes, wenn auch nicht mit Blick auf den See, und ist schön eben und mit Wasser- und Stromanschluss ausgestattet. Es gibt auch einige Sites mit Full Hook Up auf diesem Platz, was für die Vorbereitung zur Rückgabe schon praktisch gewesen wäre, aber davon haben wir bei unserer Reservierung im Januar keine mehr erwischt.
Es ist bedeckt und ziemlich schwül, aber die Wettervorhersage hat versprochen, dass es trocken bleiben soll. Wir haben am Eingang eine Karte bekommen, auf der die Trails eingezeichnet sind. An den meisten Abzweigungen der Trails sind Schilder mit Nummern aufgestellt, die auf der Karte eingezeichnet sind, so dass man sich seinen eigenen Rundweg zusammenstellen und sich an den Schildern orientieren kann. Wir suchen uns eine Runde aus, die uns allerdings nicht am Lake Louisa vorbei führen wird – das ist für den späten Nachmittag einfach zu weit. Der Weg, den wir uns ausgesucht haben, führt zuerst durch einen Bereich, in dem offenbar früher Zitrusfrüchte angebaut worden sind. Es sind noch viele der in Reihen gepflanzten Bäume vorhanden. Nach einer Weile ändert sich die Landschaft und wir kommen durch einen Nadelwald, der sich irgendwann auf der rechten Seite des Weges zum Smokehouse Lake wieder öffnet. Der Weg, den wir uns ausgesucht haben, ist auch ein Pferdewanderweg und dementsprechend sandig.
Für das nächste Stück, das an einem kleineren Teich vorbei hügelaufwärts führt, ist das in dem schwülen Wetter ganz schön anstrengend. Dummerweise haben wir nichts zu trinken mitgenommen. Der Himmel ist teilweise ganz dunkel, aber ab und an stiehlt sich auch die Sonne durch die Wolken, und vor allem bleibt es trocken. Der Weg führt uns weiter zum Hammond Lake, auf dem auch noch Angler unterwegs sind, und an diesem vorbei zurück zu unserem Ausgangspunkt.
Am Campground gehen wir noch auf den Steg des Dixie Lake und sehen dort auch einen Alligator, der neben dem Steg im Wasser dümpelt. Unser Spaziergang dauert etwa anderthalb Stunden.
Zurück am Wohnmobil schmeißen wir ein letztes Mal den Grill an und beschließen, den Abend mit einem Campfire zu genießen und dafür am nächsten Morgen früh aufzustehen und das Wohnmobil auf die Rückgabe vorzubereiten.
Unsere Tagesetappe (Fahrzeit 2,5 Std. ohne den Stopp in Ocala):
Hi Evi!
...opps, ist schon doof, wenn die Karte gesperrt wird und sich daraus eine solche Situation entwickelt. Da sieht man wieder, wie abhängig man doch vom "Plastikgeld" ist. Wir haben immer noch unsere EC-Karten dabei und auch eine zweite CC (Visa & MC). Aber ich bin mir sicher, das passiert Euch kein zweites Mal...
Munter bleiben
Gruss
Kochi
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