Es steht ein reiner Fahrtag an. Erst einmal nutze ich ausgiebig die Waschräume, die sehr neu wirken und in einem prima Zustand und sauber sind. Auch Waschmaschine und Trockner sind da. Danach gibt es noch ein ordentliches Frühstück mit Eiern und Speck, damit wir nicht zu schnell wieder hungrig werden. Gegen halb zehn machen wir uns auf den Weg in Richtung Westen. Die Strecke heute werden wir komplett über den Interstate fahren, denn es geht uns nur darum, möglichst viele Meilen hinter uns zu bringen. Kurz überlegen wir noch, die Planung doch umzuschmeißen und nicht bis New Orleans zu fahren, aber es siegt die Neugier auf diese Stadt.
Als wir losfahren, ist es noch sonnig und warm. Über die I-295 geht es zuerst um Jacksonville herum, dann auf die I-10, auf der wir für den Rest des Tages bleiben werden. Wir haben uns zwei mögliche Zwischenstopps ausgeguckt, die nah am Interstate liegen und keine großen Umwege erfordern. Unsere erste Wahl ist der Florida Caverns State Park. Ich hatte allerdings schon einige Tage vorher im Internet gesehen, dass die Tour durch die Höhlen wegen Überflutung nur eingeschränkt möglich war. Später war sogar angegeben, dass die Höhlen ganz gesperrt sind. Eine Ausfahrt vor den Caverns liegt ein Mc Donalds, und wir legen dort einen Stopp ein, um einen Mittagssnack zu nehmen und das Internet zu nutzen. Tatsächlich sind die Höhlen immer noch komplett gesperrt, so dass wir auf die Besichtigung verzichten müssen. Weiter geht es also zu unserer zweiten Wahl, dem Falling Waters State Park. Auch dieser Park liegt nah am Interstate; hin und zurück sind es gerade einmal sechs Meilen. Gegen halb zwei sind wir da. Inzwischen hat es sich zugezogen. Im Park sind wir fast alleine. Als wir auf dem Parkplatz ankommen, steht dort nur noch ein anderes Auto. Das Pärchen, das damit unterwegs ist, kommt uns nach ein paar Metern entgegen. Sonst treffen wir niemanden. Es gibt einen Trail, der um einige Sinkholes führt, und die Hauptattraktion, den höchsten Wasserfall Floridas. Der ist allerdings nicht mehr als ein kleiner Bach, der nur deshalb hoch ist, weil er tief in die Erde in ein Sinkhole fällt. Also kein wirkliches Wasserfall-Erlebnis. Für unseren Fahrtag ist es aber ein angenehmer Zwischenstopp und ein netter Spaziergang durch den Wald, bei dem wir uns ein bisschen die Füße vertreten und frische Luft schnappen können. Nach etwa einer Stunde brechen wir wieder auf.
Als wir am Parkplatz ankommen, steht unser Wohnmobil alleine da. Es fallen ein paar Regentropfen und das Wetter ist ziemlich ungemütlich. Ich fahre die nächste Etappe. Wir sind noch nicht lange wieder auf dem Interstate, da fängt es an zu regnen. Mein Mann macht ein Nickerchen, und ich kämpfe mich durch den Regen, der teilweise richtig heftig ist, vorwärts. Einen ordentlichen Schrecken bekomme ich, als meine gemütliche Musik von CD plötzlich durch laute Alarmtöne unterbrochen wird. Im ersten Moment vermute ich ein Leck im Gastank oder sonst eine Panne, dann bemerke ich aber, dass es das Radio ist. Es gibt eine „Special Marine Warning“ wegen des Wetters. Alle kleineren Boote sollen sofort den nächsten Hafen anfahren. Das Ganze wird wieder und wieder wiederholt, aber ich kann auf CD zurückschalten. Zwar fühle ich mich auf dem Interstate auch schon ein bisschen wie ein Schiffchen, aber es geht, wenn auch mit deutlich reduzierter Geschwindigkeit, doch ganz gut vorwärts.
Wir hatten uns am Abend vorher eine Liste mit Campingplätzen gemacht, die für die Übernachtung in Frage kommen, je nachdem, wie weit wir fahren wollen. Ein Favorit war dabei der Blackwater River State Park. Als wir an der Abfahrt ankommen, regnet es aber noch immer in Strömen. Mein Mann schläft noch, und so entscheide ich, dass es keinen Sinn macht, uns im Regen auf einen schönen Campground zu stellen. Lieber will ich noch ein bisschen Strecke schaffen in der Hoffnung, dass wir dann unter dem Regenband durch sind und am nächsten Tag früher in New Orleans sind. Es geht also weiter bis Mobile, wo wir gegen fünf am Meaher State Park ankommen. Tatsächlich hat es inzwischen auch aufgehört zu regnen.
Der Platz liegt zwar an der Mobile Bay, auf der anderen Seite geht aber ein Highway vorbei. Mit den State Parks in Florida, die wir bislang gesehen haben, nicht zu vergleichen. Noch weiter wollen wir aber nicht, und so machen wir uns auf die Suche nach dem Camp Host und fragen nach einer Site für diese Nacht. Es gibt noch einen Platz mit Wasser und Strom, den wir auch nehmen. Unsere Site ist auf einer Wiese und steht ziemlich unter Wasser. Leveln ist da nicht drin, wir bleiben so stehen, wie wir eben stehen. Geht auch einigermaßen. Wir machen einen kurzen Spaziergang über den Platz und den Boardwalk, der auf die Bucht führt. Das einzige Tier, das wir sehen, ist ein Kaninchen.
Danach nutzen wir das Wifi für die Suche nach dem nächsten Publix und machen uns noch einmal auf den Weg. Nachdem wir morgens noch getankt hatten, ist der Tank inzwischen wieder leer, so dass wir zum zweiten Mal an einem Tag tanken müssen. Wir bummeln ausführlich und gemütlich durch den Publix und decken uns mit Vorräten für die nächsten Tage ein.
Zurück auf dem Campingplatz machen wir Abendessen – Salat (es gibt bei Publix ganz großartige „Deluxe“ Salatkits, in denen alles drin ist – für mich gibt es einen gemischten Salat mit getrockneter Ananas, Sprossen, gerösteten Nüssen und Ingwer-Dressing) mit Lachs aus der Pfanne und dazu leckeren Weißwein.
Tagesetappe (7 Std. Fahrzeit):
Liebe Evi,
darf ich fragen, ob die 7h reine Fahrtzeit waren oder inkl. Essenspause? Bei uns steht bald die Strecke Jacksonville-Pensacola an und ich war schon recht verunsichert, ob das (bei uns mit Kind) machbar ist. Du machst mir aber Mut. :)
Lg kat
"Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben." Kurt Tucholsky (angeblich)
Südwesten (Juni 1999) --- Miami - NYC (Juni 2013) --- Nordflorida (April 2018) ---
Südwesten (Mai 2020)Liebe Kat,
sorry für die späte Antwort - ich war hier ewig nicht mehr online
Die 7 Stunden waren reine Fahrzeit. Ich persönlich finde einen längeren Fahrtag ok, wenn der durch genügend ruhige Tage ohne Fahren oder mit kurzen Etappen ausgeglichen wird. Ich habe mir eure Planung aber nicht angesehen. So eine fahrlastige Tour wie unsere aus 2013 würde ich heute jedenfalls nicht mehr planen.
Ob euer Kind das mitmacht, könnt ihr am besten beurteilen. Wir haben eine prima Mitfahrerin, die auch bei 12 Stunden aus Südfrankreich friedlich geblieben ist.
Ich wünsche euch auf jeden Fall eine tolle Reise!!
Viele Grüße
Evi