Der Wecker geht früh, und ich habe eigentlich gar keine Lust, aufzustehen. Wir brauchen auch eine ganze Weile, um in Gang zu kommen, und schaffen es nicht mehr, noch zum Frühstück zu gehen und danach unsere Koffer zu holen und auszuchecken. Also checken wir zuerst aus und nehmen die Koffer mit zum Frühstück. Es reicht noch für Kaffee, Orangensaft und einen Bagel mit Frischkäse. So haben wir zumindest was im Magen, als um halb acht unser Shuttle kommt. Das ist übrigens ein Taxi - wenn auch ein sehr großes, eigentlich eher ein kleiner Bus - und wir sind die einzigen, die heute zu Campingworld gebracht werden. Noch vor der Öffnung um acht sind wir da und dementsprechend auch direkt dran. Der Papierkram geht problemlos über die Bühne. Etwas entsetzt sind wir, als auf die Antwort auf die Frage, in welche Richtung wir wollen, eine Erläuterung dazu folgt, dass wir den Wetterbericht verfolgen und bei vorhergesagten Temperaturen ab 35 Grad Fahrenheit abwärts das Wohnmobil winterfest machen lassen müssen. Das soll auch dann gelten, wenn nur die angekündigte Tiefsttemperatur nachts diesen Wert erreicht. Von unserer letzten Tour hatten wir das nicht so streng im Kopf. Die Leute bei Road Bear hatten uns damals erklärt, dass wir das nur machen müssen, wenn wir über einen längeren Zeitraum Frost erwarten. Ich unterschreibe brav die Bestätigung, dass ich die Belehrung verstanden habe und befolgen werde, dann geht‘s endlich raus zum Wohnmobil (wir haben übrigens Glück und bleiben immer knapp über der magischen Temperaturgrenze). Das Modell ist ganz ähnlich zu dem, das wir schon kennen. Nicht in ganz so gutem Zustand wie von Road Bear, knappe 50.000 Meilen auf dem Buckel, mit etlichen Kratzern und einem etwas größeren Schaden an einer der Außenklappen. Von der Ausstattung her bekommt es aber auch ein paar Pluspunkte: die Dusche hat eine Schiebetür, keinen Vorhang. Die Tür zum Bad lässt sich feststellen, so dass sie während der Fahrt nicht auf- und zugeht. Es gibt weniger Schränke, dafür aber mehr Schubladen für Geschirr und Küchenutensilien, und es gibt einen Backofen (den wir allerdings gar nicht brauchen werden). Besonders oft benutzen werden wir dafür den Grill, den es dazu gibt. Am Herd fehlt noch ein Bedienknopf und das Schloss der Eingangstür ist kaputt. Da wird noch nachgebessert, während wir unsere Sachen einräumen. Die persönliche Ausstattung ist sehr spärlich. Hätten wir die Kits gesondert bezahlen müssen, hätte ich mich sicher geärgert, denn für den Mietpreis hätten wir die Sachen locker kaufen können. Weil die Kits aber ohnehin mit drin waren (ja klar, bezahlt haben wir die so irgendwie auch), erübrigt sich das Rechenspiel. Ach ja, extra mieten müssen wir den Toaster, was dem netten Mitarbeiter aus irgendeinem Grund großen Spaß bereitet; er betont ungefähr fünfmal, was wir für einen tollen Toaster bekommen für die sechs Dollar .
Um halb zehn sind wir „on the Road“. Die Fahrt verläuft ohne Aufregungen. Wir nehmen den Interstate und sind gegen zwölf in St. Augustine. Dank WoMo-Forum wissen wir, wo wir parken können – auf einem Parkplatz für Wohnmobile und Busse an der Ecke Riberia Street / West Castillo Drive. Der Parkplatz ist kostenlos und nur einige Minuten Fußweg vom Visitor Center und vom Zentrum entfernt. Es ist wieder herrlich sonnig, aber kühl – so kühl, dass in einer der Kneipen in der Fußgängerzone sogar Glühwein angeboten wird . Wir stoppen kurz im Visitor Center und spazieren dann vorbei am alten Friedhof zum Castillo de San Marcos.
Das schauen wir uns allerdings nur von außen an und bummeln dann erst mal durch die Fußgängerzone, die St. George Street. Es ist voll, eine Menge Touristen sind unterwegs und auch mehrere Gruppen Schüler. Es ist aber nicht so überlaufen, dass es unangenehm wäre – und in den etwas abseits gelegenen Straßen, durch die wir nachmittags noch laufen werden, ist es sogar ziemlich leer.
Wir entdecken eine Pommesbude („French Fry Heaven“) und gönnen uns jeder eine Portion wirklich leckerer Pommes. Damit bummeln wir weiter zum Flagler College, wo wir pünktlich vor viertel vor zwei ankommen, um Tickets für die Führung zu kaufen (kleiner Tipp: in der Eingangshalle steht ein Ständer mit Couponheften, in denen natürlich auch Coupons für die Führung drin sind – das hab ich allerdings erst später entdeckt…).
Das College ist schon von außen enorm beeindruckend. Erst recht gilt das für die imposante Eingangshalle mit Galerie, Mosaikfußboden und Deckengemälden. Die Gruppe für die Führung ist sehr groß und wird erst einmal aufgeteilt. Durchgeführt wird die Führung von Studenten des Colleges. Unsere Gruppe beginnt mit dem Speisesaal. Die Führung ist gut, angereichert mit kleinen Anekdoten, und der Speisesaal wirklich wahnsinnig eindrucksvoll. Kaum vorstellbar, dass in diesem Raum tatsächlich die Studenten Tag für Tag ihren Lunch einnehmen, aber auch davon können wir uns mit eigenen Augen überzeugen.
Wieder draußen im Sonnenschein lernen wir ein bisschen was über die Geschichte Henry Flaglers und des ehemaligen Hotels und über die Architektur. Nach einem Stopp in der Eingangshalle geht es dann noch in die Räume, in denen sich zu Zeiten des Hotelbetriebs die Damen aufgehalten haben. Alles in allem dauert die Führung etwa eine Stunde.
Nach der Führung haben wir Kaffeedurst und freuen uns über ein Starbucks gleich auf der Ecke. Mit Cafe Latte ausgestattet, spazieren wir weiter durch die Stadt. Jetzt ist der Teil südlich der King Street dran. Hier gibt es einige kleine Gassen mit kleinen Geschäften und Galerien in alten Häuschen, richtig schön! Allerdings ist es immer noch kühl und windig und deshalb ein bisschen ungemütlich. Wir verzichten darauf, uns weitere Häuser von innen anzusehen, bummeln zurück zum Parkplatz und machen uns gegen fünf auf den Weg zum Campingplatz.
Auf dem Weg liegt direkt hinter der Brücke nach St. Augstine Beach ein Publix. Da erledigen wir noch unseren ausstehenden Ersteinkauf. Das geht zügig über die Bühne. Kurz nach sechs sind wir auf unserem ersten Campground, dem North Beach Camp Resort in St. Augustine Beach. Unseren Platz hatten wir einige Wochen vorher telefonisch reserviert. Der Campground liegt auf der Atlantikseite nur durch die Straße vom Strand getrennt, auf der anderen Seite reicht er bis an den Tolomato River. Das Einchecken klappt problemlos. Der Hauptweg ist eine Allee, die nicht den Eindruck macht, als würde man sich auf einem Campingplatz befinden. Von diesem Weg zweigen kleinere Wege ab, an denen dann die Stellplätze liegen. Wir haben Site 60, am Rand, schön abgetrennt, mit Wasser und Strom. Vorne raus schauen wir auf das Waschhaus, aber das stört nicht weiter.
Leveln und Anschlüsse erstellen ist zügig erledigt. Wir beziehen noch das Bett, richten uns fertig ein und ruhen ein bisschen aus. Für acht Uhr haben wir einen Tisch im „The Reef“ reserviert, einem Restaurant direkt am Strand gegenüber dem Campground. Bis dahin ist es nur ein kurzer Spaziergang. Wir genießen köstliches Seafood mit Wein und Blick auf den Atlantik. Es gibt ein Tischtuch, Wein und Wasser aus Gläsern, Stoffservietten und eine entspannte Atmosphäre. Vorweg gibt es noch warmes, frisch gebackenes Brot mit Butter. Gut gesättigt und in bester Stimmung spazieren wir gegen halb zehn zurück zum Wohnmobil. Im Bett können wir das Meer rauschen hören. So endet unser perfekter erster Wohnobiltag.
Unsere Tagesetappe:
Fahrzeit 2,5 Stunden