Wir lassen den Tag heute ganz gemütlich angehen. Die Sonne scheint auf unsere Site, und durch unser Rückfenster können wir auf die Lagune schauen. Der Himmel ist wieder einmal strahlend blau. Wir frühstücken Eier mit Speck und Brot an unserem Picknicktisch, den wir dazu ein Stück in die Sonne gerückt haben. Es ist warm, angenehm im T-Shirt. Nach dem Frühstück spülen wir, räumen auf und sitzen noch ein bisschen in der Sonne und lesen. Leider stelle ich auch fest, dass es hier nicht nur Mücken gibt, sondern auch die fiesen No-Sees. Diese biestigen Mini-Fliegen beißen unbeeindruckt von unserem Mückenmittel zu und hinterlassen die fies juckenden Einstichstellen.
Ich bin ein bisschen traurig, dass wir diesen wunderbaren Platz verlassen müssen. Hier wäre ich wirklich gerne noch länger geblieben! Gegen zehn machen wir uns auf den Weg und halten noch kurz an der Rangerstation, um die offizielle Registrierung zu erledigen. Da wir gleich dazu sagen, dass wir auch schon wieder auf dem Weg sind, erledigt sich das dann aber ganz schnell, und los geht's, weiter die US 98 entlang. Die Straße führt uns durch kleine Orte hindurch und an der Küste entlang. Ein gutes Stück geht es auch durch Militärgelände (Tydell). Links der Straße liegt ein großer Militärflughafen, auf dem auch einige Maschinen stehen, die wir durch die Bäume erspähen können.
Kurz vor Apalachicola überqueren wir wieder die Grenze der Zeitzonen und "verlieren" eine Stunde. So ist es dann auch schon ungefähr ein Uhr, als wir in Apalachicola ankommen. Das ist jetzt wirklich mal ein winziges Städtchen. Nach unserer Erfahrung gestern haben wir die Adresse vom Visitor Center eingegeben - das wäre allerdings nicht wirklich nötig gewesen, denn bei den wenigen Sträßchen in diesem Ort hätten wir das kaum verfehlen können. Ich hole uns eine Karte für eine Selfguided Walking Tour durch Historic Downtown. Parken können wir einfach am Straßenrand.
Die Tour ist ein ganz schöner kurzer Bummel durch verschlafene kleine Straßen mit einigen schön hergerichteten alten Häusern und anderen, die noch dringend eine Renovierung vertragen könnten. Wir verzichten darauf, uns das John Gorrie Museum anzusehen und lassen auch die etwas außerhalb gelegenen Punkte weg. So dauert unser Bummel in etwa eine Stunde. Kaum zu glauben, dass dieses winzige Städtchen einmal der drittgrößte Hafen hinter New Orleans und Mobile gewesen ist und die sechstgrößte Stadt der USA überhaupt. Zurück am RV fahren wir noch ein kleines Stückchen weiter bis zum Parkplatz am Orman House.
Dort spazieren wir zuerst einmal durch den gegenüberliegenden botanischen Garten, der allerdings nicht sonderlich beindruckend ist. Inzwischen ist es richtig warm geworden und auch ein bisschen schwül. Ein paar Wolken sind auch aufgezogen - die verziehen sich aber zum Glück schnell wieder. Eine Rangerin macht uns darauf aufmerksam, dass es drei Uhr ist und gerade die letzte Haustour anfängt. Wir beschließen, die Tour mitzumachen und gehen rüber zum Haus. Die Tour hat gerade angefangen, aber wir können einfach dazustoßen. Der Ranger erzählt etwas zur Geschichte der Stadt und der Familie Orman und auch ein bisschen was zu John Gorrie, dem Erfinder der Eismaschine. Wie üblich ist das Ganze kurzweilig gestaltet und bringt einige interessante Informationen, die den ganzen Besuch lohnenswert machen. Die Tour kostet $ 2 pro Person und dauert eine halbe Stunde. Im Anschluss können wir uns noch frei durch das Haus bewegen. Im Garten befindet sich auch noch eine der früheren Sklavenhütten. Die windschiefe Bretterbude sieht tatsächlich so aus, wie ich mir solche Hütten vorgestellt habe.
Kurz vor vier machen wir uns auf den Weg zur St. George Island, der im Wesentlichen nur aus zwei langen Brücken besteht. Es geht dann noch ein ganzes Stück die Insel entlang. Kurz hinter der Brücke gibt es noch eine Tankstelle, ein Lebensmittelgeschäft, Fahrradverleih und ein paar Restaurants, dann kommen nur noch Wohnhäuser. Gegen halb fünf sind wir am State Park angelangt, registrieren uns und fahren zu unserer Site. Von der Rangerstation bis zum Campground sind es noch gut vier Meilen. Hier sind wir wirklich fernab der Zivilisation. Auch dieser Campground ist komplett voll. Unsere Site liegt sehr schön zwischen Büschen abgeschirmt. Uns gegenüber ist kein Stellplatz, nur Büsche und Bäume. Der Boden ist sandig, was das Leveln ein bisschen schwierig macht, denn die Keile sinken etwas ein. Es passt aber ganz ok. Als wir unsere Anschlüsse erstellen, entdecken wir ganz unerwartete Tiere: drei winzig kleine grellgrüne Frösche in unserem Stromkasten.
In kurzen Sachen und Flipflops machen wir uns auf den kurzen Weg an den Strand. Endlich Sommer!! Zum Strand ist es wirklich nicht weit, und der ist dann endlos lang. Wir hatten überlegt, ob wir von dem Zugang, der etwa gegenüber der Straße zum Campground liegt, bis zum Ende der Insel laufen sollen, aber das wäre sicherlich zu weit gewesen. Obwohl wir eine ganze Weile am Strand entlang laufen, scheint der nämlich kein Ende zu nehmen. Wir hatten auch darüber nachgedacht, an diesem Nachmittag Fahrräder zu mieten, aber der Fahrradverleih ist vom Campground aus tatsächlich sehr weit weg, und wir haben keine Lust, die ganze Strecke (bestimmt 8 bis 9 Meilen) zurück zu fahren. Fahrräder haben wir auf unserer Tour schon häufiger vermisst. Es wäre sicher eine gute Sache gewesen, wenn wir Fahrräder hätten mitmieten können.
Zurück am Wohnmobil setzen wir uns mit Kaffee und Keksen in unseren Campingstühlen in die Sonne und lesen, bis die Sonne langsam verschwindet und die No Sees uns nach drinnen treiben. Es ist herrlich ruhig hier. Zu hören sind nur Vögel, Zikaden und ab und zu ein Rascheln im Wald. Leider sind uns auch einige No Sees ins Wohnmobil gefolgt. Diese Biester sind wirklich lästig!!! Zum Abendessen gibt es heute noch mal Nudeln mit Tomatensoße - unser "Notfallessen", weil wir nicht eingekauft haben und auch keine Lust haben, zum Essen zurück in das Dorf zu fahren. Nach dem Essen lesen wir noch ein bisschen, dann machen wir uns gegen zehn noch einmal auf den kurzen Weg zum Strand. Es ist stockdunkel, Straßenbeleuchtung gibt es keine, und der Mond ist nur eine schmale Sichel. Es sind unglaublich viele Sterne zu sehen. Die Sternbilder stehen dabei im Vergleich dazu, wie wir sie von zuhause aus sehen können, etwas auf dem Kopf. Am Strand angelangt, machen wir die Taschenlampe aus, und nachdem sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, ist es auch gar nicht mehr so dunkel. Der Mond wirft sogar Schatten. Wir sind ganz alleine am Strand.
Wir haben kein Internet - wie auch am Vortag nicht, wir sind so richtig schön weg und nicht erreichbar (die Handys sind im Flugmodus). Da es morgen ins Landesinnere zurückgeht, wo das Wetter schon anders sein könnte, wäre ein Wetterbericht für die Planung des nächsten Tages aber ganz interessant. Also versuchen wir es heute noch mal mit dem Fernseher. An diesem Versuch merken wir dann aber ganz deutlich, wie fern ab wir von der Zivilisation sind. Wir bekommen nämlich genau zwei Sender - und die sind auf Spanisch und zeigen gerade irgendwelche Talkshows. Die Vögel haben schon vor einer Weile aufgehört zu singen, und neben dem Zirpen der Grillen hören wir das Meer rauschen.
Unsere Tagesetappe (Fahrzeit 2,5 Std.):
Hallo Evi,
bin gerade am "Nachlesen".
Finde Deinen Bericht sehr abwechslungsreich.
Die ekligen "no sees" haben uns in Florida auch ziemlich belästigt. Die gibt es wohl zu jeder Jahreszeit?
Herrlicher Strand!!!
Herzliche Grüsse Gisela