Bei der Planung im Vorfeld stellten wir fest, dass man, um die coolen Stellen im Anza Borrego anfahren zu können, das Womo nicht wirklich gebrauchen kann.
Da ich der Ansicht bin, dass, je weniger im platten Sinne man zu "sehen" bekommt (was nicht viel ist in der Wüste), man um so mehr Infos darüber bekommen muss, um es interessant zu gestalten. Daher kam für uns die Anmietung eines 4-Wheel-Drives zu keiner Zeit infrage, sondern ich recherchierte, was man für geführte Touren buchen kann, die noch dazu auch aus Kindersicht interessant sind. Gedanke war also, dass man über das "Nichts" einfach etwas von Experten hören muss, damit es spannend wird.
Die Wahl fiel hier auf California Overland, über die nur gute Rezensionen zu finden war, und die wir an dieser Stelle allen wärmstens empfehlen möchten!
Diese bieten verschiedene Touren mit verschiedener Länge an. Wir entschieden uns für die 5stündige Three-Terrains-Tour. Meine Bedenken, ob auch unsere beiden Kleinen mit 4 und 6,5 Jahren geeignete Teilnehmerqualitäten aufweisen würden, beantwortete man schnell und freundlich mit einem klar "yes".
Da wir übrigens schon recht weit im Voraus die Tour angefragt hatten, gab es noch keine buchbare Tour auf der Homepage. Nach unserer Emailanfrage machten sie aber umgehend das Buchungsfenster hierfür auf, so dass wir online alles fix machen konnten. Auch das fanden wir unkompliziert und super nett.
So viel zur Planung der Tour im Voraus.
Heute verließen wir den Campground jedenfalls gegen kurz nach halb elf und fuhren die knapp 5 Meilen zum Büro von California Overland. Dort standen inmitten dieser coolen location mitten im nichts bereits eine ganze Reihe Tourfahrzeuge, die bei den Kindern bereits als "voll geil" eingeordnet wurden.
Direkt nach dem Aussteigen aus dem Womo kam uns unser Guide Wade entgegen (im Look von Indiana Jones), der uns super nett per handshake begrüßte. Er empfahl uns festes Schuhwerk und sagte, dass wir selbst kein Wasser einpacken müssten, da er mehr als genug dabei habe.
Als wir feste Schuhe an und Getränke wieder ausgepackt hatten, gingen wir Wade ins Büro hinterher, wo wir den üblichen Papierkram erledigt haben und er uns auf einer großen Landkarte die Teile des Parks gezeigt hat, die wir uns in den kommenden 5 Stunden ansehen würden. Fanden wir großen Drei gut, weil man so einen Überblick über die wahnsinnigen Dimensionen des Parks bekommen hat und so anschaulich nachvollziehen konnte, dass man selbst in 5 ordentlichen Stunden nur einen kleinen Teil erkunden können wird. Wir werden nun vor der Abfahrt noch einmal hingewiesen, dass das jetzt für eine geraume Zeit die letzte Chance sei eine richtige Toilette zu benutzen und der eine oder andere von uns versteht den Hinweis und GEHT ;-)
Wir sind heute übrigens die einzigen bei der Tour, was es noch netter gestaltet. Quasi wie eine Privatveranstaltung nur für uns.
Wir besteigen anschließend draußen den ehemaligen Army-Unimog, der in seinem Vorleben Soldaten im Vietnamkrieg befördert hat. Wir liegen richtig mit der Vermutung, dass er nach der Vorerfahrung auch uns heil durch den Park schaukeln wird. Innen finden sich ein paar Bankreihen, bei denen man sich auf den Vorderen auch anschnallen kann. Weil das Gefährt doch recht hoch ist, steigen wir hinten per Klappleiter ein und nehmen vorn Platz. Von Wade sind wir nun durch eine Plexiglasscheibe getrennt, die in der Mitte eine kleine Aussparung hat, durch die wir notfalls während der Fahrt mit ihm sprechen könnten. Er erzählt uns vor der Abfahrt, wo es hingeht und wie lange wir nun etwa fahren werden. Wir finden seine Art, mit der er alles erklärt, toll. Zu keiner Zeit wirkt er dabei gehetzt. Er wartet immer freundlich und macht Pausen beim Sprechen, so dass wir den Kindern das Gesagte übersetzen können.
Zunächst rumpeln wir über die Straße und biegen dann nach kürzerer Zeit auf eine offroad-Piste ab, auf der Steine groß wie Fußbälle überall herumliegen. Während der Fahrt kommt durch die offenen Seiten Fahrtwind rein und die Hitze lässt sich damit prima aushalten. Außerdem zaubert der Wind auch interessante neue Frisuren (für die von uns mit langen Haaren).
Das ganze Gehopse und Gewackel immer die Piste runter, finden die Kinder sehr gut. Man lobt mich schon jetzt für die Buchung dieses Trips. Das geht runter wie Öl, besonders wenn es den kritischen Kindermündern entspringt, die sonst eher nicht so auf Sand und Steine stehen...
Als wir ankommen, befinden wir uns am ersten der drei "Terrains". Wir sind in einer Schlucht/Slotcanyon und Wade fragt uns, ob wir diese zuerst erkunden und erklettern wollen oder erst ein Lunchbreak gewünscht ist. Zur Erinnerung: Wir sind ja gegen 11 Uhr morgens gestartet, so dass die Frage Sinn macht. Wir sind allerdings noch nicht hungrig und wollen erst los.
So laufen wir immer rein in den Canyon. Wade meint, dass wir einfach sagen sollen, wenn wir keine Lust mehr haben oder die Kids nicht mehr können. Wir klettern und wandern durch weite und später immer enger werdende Teile und Wade erzählt uns dabei einen Haufen interessanter Dinge über Tiere und Pflanzen, die es um uns herum gibt. Am tollsten finden die Kinder die cat's claw Pflanze, die, wie uns Wade zeigt, wenn man mit den Händen ein Schälchen um einen Zweig bildet und hinein atmet, noch intensiver riecht als sie es ohnehin tut. Ab nun wird auf der gesamten weiteren Reise jede dieser Pflanzen, der sie begegnen, von ihnen "beatmet". Toll!
Außerdem zeigt ihnen Wade, dass es überall im Sand kleine, wie Glas glänzende Steinchen gibt: Silikat. Diese werden von nun an gesammelt, bis die Hosentaschen langsam überquillen.
Nach einiger Zeit laufen wir zum Abstellort unseres Unimogs zurück und machen nicht weit davon entfernt, am Eingang des Canyons, Lunchbreak. Wade hat für uns alle Campingstühle, von uns vorher bei der Buchung ausgewählte Sandwiches (super frisch!!) in einer Kühltasche mit (zum Nachtisch Äpfel, ein paar Cookies und eine kleine Tüte Chips für jeden), genauso wie richtige Feldflaschen mit Wasser oder Wasser mit Zitrone. Klasse, endlich mal nachhaltig serviertes Essen. Die Feldflaschen waren aus Kindersicht natürlich auch wieder super cool! Leider musste ich die Frage verneinen, ob wir diese mit nach Hause nehmen dürfen ;-)
Für den Fall, dass jemand Pipi müsse, zeigte uns Wade eine Stelle hinter einem Fels und gab uns eine Rolle Klopapier und eine kleine Plastiktüte mit, in die wir das benutzte Papier dann tun sollten. Super durchdacht fanden wir, um die Umwelt von hässlichen Toilettenartikeln frei zu halten.
Nachdem einige von uns das "Toilettensystem" gleich mal dem Praxistest unterzogen hatten, rumpelten wir weiter. Wade füllte vorher noch aus einem großen Kanister unsere Trinkflaschen auf.
Nun ging es zum nächsten Terrain. Dafür mussten wir die zuvor runter gefahrene Piste wieder rauf bis wir wieder auf der normalen Straße angekommen waren. Hier ein Stück entlang, ging es bald wieder fies offroad runter. Wer bis dato dachte, dass das Fahrzeug vielleicht auch einfach Deko- und Coolnessaspekten diene, verstand spätestens nun, dass dem mitnichten so war. In gleichem Maß machte natürlich der Ritt nach unten und durch ein ausgetrocknetes Flussbett Spaß. Kurz danach kamen wir an einer Palmenansammlung, ähnlich einer Oase, mit weit und breit nichts drum herum an. Wir bekamen erklärt, wie diese hier vermutlich hier her kamen und probierten ihre Früchte. Alles wirkte mit dem hellen Sand, den hellen Felsen dahinter, davor und daneben und dem grellen Sonnenlicht fast surreal. Eine tolle Ecke! Überraschender Weise waren wir hier aber nicht allein. Ein älterer Herr machte mit einem gut 100 Jahre alten Fotoapparat Bilder der Palmoase. Wir kamen kurz in ein interessantes Gespräch. Nette Begegnung!
Von hier aus ging es wieder diese krasse Strecke mit ordentlich Tempo hinauf; der ältere Herr, der etwa zur selben Zeit gestartet war, aber dann doch einiges langsamer fuhr als wir, ließ uns netterweise passieren. Oben angekommen fuhren wir nochmals etwas richtige Straße und dann wieder offroad zum Vista del Malpais, dem dritten "Terrain". Wade bat uns nach dem Aussteigen dort uns an die Hände zu fassen und die Augen zu schließen. Wir taten es und er führte uns so bis kurz vor eine Kante, die uns einen fantastischen Blick über die Badlands des Anza-Borrego bot. Was für ein phantastischer Ausblick. Fast transzendent! Wade erklärte uns, dass Archäologen dort eine riesige Bandbreite von Fossilien gefunden hätten und die Kinder lauschten unserer Übersetzung seiner Worte gebannt.
Nachdem wir uns satt gesehen haben fahren wir wieder zurück zum Büro von California Overland. Wir bedanken uns bei Wade für diesen tollen Trip und erzählen ihm, dass wir innerhalb dieses Forums gern über unseren wunderschönen Tag berichten werden. Und das haben wir hiermit gern getan!
Wer also in diese Ecke kommen sollte: Macht diesen Ausflug - er ist jeden Cent wert!
Abends auf dem Campground haben wir noch den Pool aufgesucht und danach noch einmal den schönen Sternenhimmel und das Coyotengeheule genossen. Schön war's!
Servus Kaddi,
wow, klingt ja wirklich toll.
Liebe Grüße
Micha
Scout Womo-Abenteuer.de
Meine Reiseberichte
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Das war ja wirklich eine tolle Tour - und mit so einem coolen Gefährt macht es auch Kindern Spaß, die Wüste zu erkunden.
Liebe Grüße
Margit
„Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden.” - Mark Twain
Das war auch wirklich ein ganz besonders schöner Tag!
Rund um Las Vegas 2018; Südkalifornien 2019
Hi Kaddi,
ich habe deinen Reiseabschnitt im Highlighteintrag Anza Borrego Desert State Park verlinkt. So geht dein Tipp mit dieser tollen Tour auch nicht verloren. Solltest du selbst noch was dazu im Highlighteintrag schreiben wollen, gerne.
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de
Hallo Elli,
Vielen Dank dafür. Vielleicht ist das ja auch was für andere!
Ich wüsste jetzt so nichts zu ergänzen. Für Fragen stehe aber ich aber natürlich gern zur Verfügung.
Viele Grüße Kaddi
Rund um Las Vegas 2018; Südkalifornien 2019