Auch unsere zweite Nacht im Yellowstone ist zu früher Morgenstunde beendet, zumindest für die beisen Erwachsenen. In inzwischen bewährter Weise geht es zügig und nach Katzenwäsche noch vor dem ersten Kaffee los.
Norris Geyser Basin heißt das Ziel des Morgens, auch hier heißt es wieder vor den Massen her zu schwimmen. Immer noch der gleiche vulkanische Ursprung und nicht wirklich weit von dem bisher gesehenen entfernt aber schon wieder anders. Diesmal ist viel Weiß im Spiel, es zischt und brodelt wieder um uns herum und die Landschaft erinnert an Bilder vom Mond. Ohne menschliche Nebengeräusche genießen wir diese Eskapaden der Natur.
Nach einer etwas längeren Fahrt über eine Strecke in einem abenteuerlichen Zustand (wir haben unterschrieben, dass wir keine Schotterpisten fahren ... absichtlich haben wir ja schon dagegen verstoßen, aber das hier ist eine viel schlechtere Strecke und nicht wirklich zu vermeiden), erreichen wir Mammoth Springs im Norden des Parks.
Hier haben sich terrassenförmige Gebilde geformt, da mineralhaltige thermische Wasser sprudelt, langsam aus vielen kleinen Quellen und Löchern und fließt die Terrassen herab. Dadurch lagern sich Mineralstoffe ab und auch die Einzeller, die die verschiedenen Farben geben, kommen wieder ins Spiel. Durch vulkanische Aktivität versiegen einige Quellen und an den Stellen, die sie vorher befeuchtet haben, sterben die Mikroorganismen ab und der Stein verfärbt sich grau und schwarz. Bevor wir uns aber damit genauer beschäftigen, wird gefrühstückt (endlich Kaffee!) und dann geht es erst mal zum Visitor Center.
Dort hält ein Ranger einen Vortrag über die Wildtiere des Yellowstone, und die Gefahren, die Tiere und Besucher für einander bedeuten. Die meisten Verletzten jeden Jahres gehen auf das Konto von Bisons. Die Menschen halten sie für harmlose, wiederkäuende Verwandte der Kühe. Tatsächlich sind sie aber in ihrer Wesensart eher dort anzusiedeln, wo sie namentlich von den frühen Siedlern angesiedelt wurde ... Buffalo, dem Büffel. Von denen wissen wir ja auch, dass sie nicht ganz ungefährlich sind. Wir lernen, dass Büffel auf 100 m dreimal schneller als Usain Bolt sind und aus dem Stand locker 1,80m hoch springen können. Der Zaun, durch den Menschen in Sicherheit wähnen, ist nachweislich ein Klacks für diese Tiere.
Wenn so ein Bulle erstmal sauer ist, greift auch Autos an. Na ja, das hört sich alles so an als hätten wir die Gefahr mitten in der Bison Herde auf Antelope Island deutlich unterschätzt.
Als nächstes knöpft sich der Ranger den Bären vor. Im Yellowstone gibt es sowohl Grizzlys als auch Schwarzbären. Manche haben vielleicht noch alte Aufnahmen aus den 50er Jahren in Erinnerung, als die Bären im Yellowstone nur auf die Autos der Besucher gewartet haben, um sich dann aus dem offenen Seitenfenster mit allen menschlichen Leckereien füttern zu lassen. Sicher ein tolles Erlebnis für die Besucher und die Bären waren auch intelligent genug, friedlich zu sein, allerdings verlernten sie komplett, sich natürlich wie Bären zu verhalten. Die Evolution vom Sammler und Jäger zum Bettler. Wenn man jetzt noch die Information hinzufügt, dass der Park aufgrund der strengen Winter nur von Mai bis Oktober offen hat, kann man sich vorstellen, was mit den degenerierten Bären im Winter passierte - sie verhungerten ganz schlicht und einfach. Mit viel Betreuung und Aufwand hat man die übrig gebliebene Bärenpopulation weit ab von den menschlichen Besuchern wieder in ihr natürliches Habitat mit dem zugehörigen Verhalten angesiedelt mit der Folge, dass man heute nur noch sehr selten Bären im Park sieht und wenn es der Fall ist auch hier eine Gefahr für den Menschen besteht, die nicht zu unterschätzen ist. Es gibt viele einsame Wanderwege und das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass man einen Bären überrascht.
Also belehrt und der Ranger, wir sollen nur in Gruppen zu mindestens 3 Personen wandern (Check, wir sind 3) und sollen im Wald möglichst laut sein, damit die Bären uns kommen hören und sich einfach nur zurück ziehen (Merke: wandere in der Nähe einer chinesischen Reisegruppe und du bist, was Lautstärke angeht, immer auf der sicheren Seite :-)) ). Zu guter Letzt wird uns erklärt, wie man sich verhalten soll, wenn es denn tatsächlich zu einer Begegnung kommt. Die Empfehlung lautet, man solle immer Bärenspray mit sich führen. dabei handelt es sich um Pfefferspray/Reizgas in der Portion für echte Kerle. Die Spraydose wird im Park für 50 $ verkauft (im Wallmart außerhalb der Parks für nur 30 $ wie wir inzwischen wissen und für 10 $/ Tag kann man sogar eine Dose mieten). Zusätzlich gibt es noch Bärenglocken für diejenigen, die sich mit der Lautstärke durch Klatschen, Tratschen und Singen schwer tun. Harter Tobak, wir wollen noch ein wenig wandern und sind doch ein wenig verunsichert, wollen aber auch keine 50 $ ausgeben und kennen keine anderen Optionen.
Nun gut, der ein oder andere hat auch hier wieder das System erkannt, Ranger Vortrag bedeutet natürlich auch einen Haken im Junior Ranger Aufgabenheft und somit alles komplett und Tjorven wir auch hier eingeschworen.
Nun beschäftigen wir uns näher mit den Mammoth Springs. Es sind ähnliche Phänomene und Wirkungen im Spiel wie anderswo im Park und trotzdem wieder eine ganz neue Spielart, faszinierend.
Nicht zuletzt Dank dieses Forums wissen wir auch vom Boiling River, ca. 2 Meilen nördlich von Mammoth Springs kann man tatsächlich im sonst eiskalten gletscherwasser-gespeisten Gardner River gemütlich baden. Das Geheimnis ist ein seitlicher Zufluss von fast kochendem Thermalwasser. An der richtigen Stelle hingesetzt ergibt das die perfekte Badetemperatur. Wir sind nicht 100% entspannt, weil am Parkplatz ein explizites Parkverbot für Wohnmobil herrscht.
Aber alles geht gut und gut gelaunt und gut gebadet geht es weiter in Richtung Grand Canyon of the Yellowstone.
Auf dem Weg schauen wir uns die Tower Falls und die Undine Falls , beides sehr schöne Wasserfälle und eine perfekte Vorbereitung auf das kommende Schauspiel der Lower Falls im Grand Canyon of Yellowstone.
Der Canyon 1,5 km lange Abstieg zu der Oberkante der Lower Falls ist zwar steil, aber gut ausgebaut. Der Blick, der sich uns bietet ist im Abendlicht atemberaubend. Rechts neben uns rauscht der Yellowstone River in einem riesigen Wasserfall erst grün und dann komplett weiß in die Tiefe des Canyons und dieser leuchtet in einem warmen gelb zerklüftet vor uns.
Hier wir es dann auch klar, woher der Name Yellowstone = gelber Stein kommt. Genauso zuverlässig einfach ausgedrückt wie an vielen anderen Stellen, die wir besucht haben, ist sicher auch hier der Name indianischen Ursprungs. Nach dem Dank dünner Höhenluft deutlich heftigeren Aufstieg machen wir noch einen Stop an einem Punkt an dem man auf die Wasserfälle blicken kann. Wir wissen, dass wir morgen früh deutlich besseres Licht für schöne Fotos von zwei anderen vorgesehenen Spots haben werden und beschäftigen uns mit einem Pärchen Ospreys, die mit 2 Jungvögeln ihren Horst auf einer Felsformation eingerichtet haben. Die Mischung aus Vulkanismus, wechselnder Landschaft und vielen Tieren, die man hier beobachten kann ist einfach toll.
Canyon Village wartet auf uns, einer der großen Campgrounds mit viel Infrastruktur. Der Stellplatz ist zwar ohne Strom und Wasser, dafür gibt es aber wieder warme Duschen am Eingang. Dank der großzügigen Spende einer anderen Camperin müssen wir auch für Tjorven nicht extra lösen (2 Freiduschen sind immer in der Stellplatzgebühr inklusive) und wir alle genießen eine ausgiebige heiße Dusche.
Die Freuden des Lebens können so elementar sein.
Viele Grüße
Dörthe von MaDöTjo
Hi Dörthe,
...wir kommen morgen nach gefahren in den Yellowstone
Munter bleiben
Gruss
Kochi
Scout WoMo-Abenteuer.de
Hallo Kochi,
und wir verlassen morgen dn Yellowstone schon wieder Richtung Cody - Bericht folgt.
Viele GRüße
Dörthe von MaDöTjo