Geplant war für heute eine gemütliche Etappe mit genügend Zeit für eine Wanderung um danach irgendwo zwischen Escalante und Boulder zu Boondocken. Jedoch waren gemäss Wetter Prognose wohl weiterhin wunderschöne Tage aber auch sehr kalte Nächte zu erwarten. In höher gelegenen Regionen (wie Escalante) sollte es bis -10 werden. Auch mit einer gut funktionierenden Heizung wäre es wohl eher ungemütlich geworden. Wir entschlossen uns deswegen schweren Herzens bis Torrey durchzufahren.
Die Ironie des Schicksals: Eigentlich war die ganze Planung dieser Reise von der Idee die UT-12 abzufahren entstanden. Und nun mussten wir in einem Rutsch durchfahren. Dafür haben wir all die anderen wunderschöne Erlebnisse gehabt, welche wir ohne die UT-12 gar nie besucht hätten. Wir wussten ja schon, dass sich ein WoMo zur genaueren Erkundung dieser Region nur bedingt geeignet hätte, da ausser ein Teil der Burr Trail Road nur die UT-12 geteert ist. Aber etwas mehr Zeit wäre halt schon schön gewesen.
Wir fuhren zeitig vom Kodachrome los und genossen die an uns vorbeiziehende Landschaft sehr. Ich versuchte langsam zu fahren und wo immer möglich hielten wir kurz an um die jeweilige Landschaft auf uns einwirken zu lassen. In Escalante kauften wir ein paar Kleinigkeiten ein da es für uns Vegis mit dem Escalante Mercantile ein überraschen gut sortierten Delis gab.
Später machten wir den wohl obligaten Stopp im Kiva Koffeehouse. Leider machte gerade zeitgleich eine Gruppe mit Motorräder auch ihren halt dort. Bereits beim Versuch unser WoMo auf dem riesigen Platz abzustellen kamen wir uns ins Gehege. Irgendwie war es mir nicht möglich einzuparken, da sich immer irgendwer querstellte, rumstand oder an seinem Motorrad herumwerkelte. Ich blieb einfach mitten auf dem Platz stehen bis sich dann doch noch jemand bemühte und ein paar Schritte zur Seite ging, so dass ich gaaaanz knapp an ihm vorbei kam. Sehr untypisch, sind hier doch alle Verkehrsteilnehmer immer äusserst rücksichtsvoll und man hilft sich wo man kann.
Wie sich gleich herausstellte war es eine geführte Touristen Gruppe aus Deutschland...hätten auch Schweizer sein können... und schlagartig war sie wieder da diese intolerante, ich bezogene Haltung, welche wir von zu Hause so gut kennen und hier überhaupt nicht vermisst haben. Mir wurde beim Anstehen für den Kaffee in die Seite geboxt und auf die Füsse getreten (unabsichtlich aber dennoch...). Auch durften wir während unseres ganzen Aufenthalts einem unsäglich niveaulosen Geschwafel zuhören. Ganz nach dem Motto: Uns gehört die Welt, wir machen alles besser und sowieso sind wir die Tollsten. Auf der Terrasse waberten Nikotinwolken um uns herum und drinnen dröhnte die Unterhaltung so laut, dass man Kopfschmerzen bekam. Panisch änderten wir unsere Lunch Bestellung von “dine in” auf “to go” und flüchteten raus auf den Parkplatz wo wir uns etwas vom gerade erlebten Zunami erholten und das wunderschöne Panorama genossen. Auf der Weiterfahren begegnete uns die Gruppe dann noch ein, zwei mal bei Aussichtspunkten und dann waren sie weg und wir atmeten auf!
Klar weiss auch ich, dass man sich in der Gruppe einfach anders verhält als der Individual-Reisende. Und wir reagieren auch jeweils etwas genervt wenn wir aus der Einsamkeit in der Zivilisation landen. Dennoch ist es schon erstaunlich, dass wir Deutschsprachigen genau die Klischees erfüllen welche wir den Amis andichten. Die Amerikaner in den USA sich aber grösstenteils überhaupt nicht so verhalten, doch jene die wir ausserhalb Amerikas getroffen haben genauso unangenehm wie diese Gruppe sein können. Es erhärtet sich in mir einmal mehr der Verdacht, dass alle Menschen ziemlich ähnlich ticken egal welcher Nationalität, Farbe oder was-auch-immer.
Beim Lower Calf Creek Falls Trailhead wollten wir eigentlich eine kleine Pause machen und uns etwas die Füsse vertreten. Doch kaum waren wir auf der Zufahrtsstrasse, keine 100m von der Abzweigung entfernt, fuhr ein Einheimischer an uns vorbei und riet uns dringend umzudrehen. Unten sei es mehr als voll und er bezweifle, dass ich dort kehren könne. Etwas ins Schwitzen kam ich beim darauffolgenden Wendemanöver auf der Piste schon, klappte aber dank einem kleinen Kiesplatz dann doch. Der Grund für die vielen Autos war das kommenden Columbus Day Wochenende. Das wunderschöne Wetter lies die Städter anscheinend bereits am Donnerstag ins verlängerte Wochenende starten.
In Boulder zweigten wir auf den Burr-Trail ab...
...den wir bis zum Ende des Long Canyon fuhren...
um dort auf einem grossen Platz zu wenden, ein sehr empfehlenswerter Abstecher!
Wieder zurück in Boulder (auf dem Foto sieht man mehr oder weniger die ganze Ortschaft) hielten wir bei der Einfahrt in die UT-12 nochmals an, da wir dort etwas sehr seltenes für diese Gegend enteckten: Mobilfunk-Empfang! Wir telefonierten mit Road Bear wegen unseres Heizungs-Problem, die uns an den WoMo Mechaniker beim Thousand Lakes Camp Ground verwiesen. So reservierten wir gleich noch per Mail einen Standplatz für den selben Abend auf eben diesem Campground.
Danach gings hinauf auf über 3000 m.ü.M...
...und wieder runter (Die La Sal Mountains am Horizont)...
...bis zum Capitol Reef N.P. Doch beim Visitor Center waren wir auch hier nicht ganz alleine. Alle Parkplätze waren belegt und auch die Strasse war halb zugeparkt. Mir wurde es schon das 2. mal heute kurz mulmig, denn ich hatte keine Ahnung wie ich jetzt mit dem WoMo hier durch fahren, geschweige denn wenden sollte. Noch während ich gedanklich fieberhaft nach einem Ausweg suchte, denn ich stand ja mitten auf der Strasse, fuhr vor mir ein grosses WoMo weg und ich fuhr extrem erleichtert in die perfekte Parklücke. Nach dem Besuch des überfüllten Visitor Centers war für uns klar, dass wir am nächsten Morgen nicht versuchen werden einen Platz auf dem Fruita Camp Ground zu ergattern. Auch war das Chaos vor dem Visitor Center bei unserer Abfahrt noch grösser und wir heilfroh hier weg zu kommen.
Auf dem Thousand Lakes Campground erhielten wir wie gewünscht eine der hinteren Sites. Ich musste wohl rückwärts zwischen zwei Bäume einparken, was etwas Übung abverlangte da wir bis zu diesem Zeitpunkt nur sehr grosse Sites hatten. Dafür wusste ich danach wie ich mit dem WoMo zu rangieren hatte und es war mehrheitlich auch kein Problem mehr. Nur meine links-rechts Schwäche brachte Michel ab und an zum Verzweifeln, interpretierte ich seine Gesten im Rückspiegel doch öfters mal verkehrt. Aber wir schafften auch das...Ich schloss das WoMo ans Wasser und Strom Netz an und stellte fest, dass unser Schlauch tatsächlich undicht war. Bereits im Kodachrome beim Auffüllen der Tanks war mir etwas aufgefallen, hoffte aber noch dass ich den Schlauch nur nicht richtig verbunden hatte. Zum Glück konnte ich gleich im Shop auf dem Platz einen Ersatz erstehen den mir Road Bear später auch zurück zahlte.
Kurz genossen wir unsere Ankunft draussen vor dem Womo, bevor es einmal mehr schnell sehr kalt und auch windig wurde. Michel begann das Nachtessen vorzubereiten und ich versuchte eine freie Waschmaschine zu finden, was mir an diesen Abend aber nicht mehr gelang. Auch dieser Campground war wegen des kommenden verlängerten Wochenendes bereits gut gefüllt und wir beschlossen gleich am nächsten morgen für 2 weitere Tag zu reservieren.
Zuerst störte uns etwas die AC des (mini-)Big-Rigs neben uns, als wir aber unsere Heizung anwarfen stellten wir fest: wir waren um einiges lauter, draussen dröhnte unsere Heizung noch lauter als sie es drinnen schon tat. Was solls, wir waren einfach nur froh eine funktionierende Heizung zu haben. Was für ein Luxus, wir hatten Strom und konnten es uns so richtig warm und gemütlich machen! Vor dem ins Bett gehen hängte ich noch den Wasserschlauch ab, da ich bereits einmal auf einer anderen Reise am morgen den gefrorenen Schlauch mühsam ins WoMo verfrachten musste. Was ohne ihn zu brechen gar nicht so einfach ist, das musste nicht nochmals sein.
Fazit:
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Die UT-12 war für uns der Weg zum Ziel: Die wunderbare Reise!