Womo-Abenteuer

Nordamerika im Wohnmobil erleben!

Tag 3: Mo. 3.10. Über den um 2000m höher gelegenen Cedar Breaks zum Red Canyon

9 Beiträge / 0 neu
Letzter Beitrag
puzzlech
Bild von puzzlech
Offline
Beigetreten: 28.09.2015 - 13:27
Beiträge: 92
Tag 3: Mo. 3.10. Über den um 2000m höher gelegenen Cedar Breaks zum Red Canyon
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Reisedatum: 
Montag, 3. Oktober 2016
Gefahrene Meilen: 
130 Meilen

Was für eine Nacht! Es stürmte ohne Unterbruch, an Schlaf war praktisch nicht zu denken. Obwohl ich bereits als Kind ein Grossteil meiner Ferien im Wohnwagen verbracht habe, so was hab ich noch nie erlebt. Die Böen waren extrem stark, ich dachte wirklich wir kippen gleich um und habe auch meinen Schlafplatz im Alkoven geräumt. Es war mir einfach zu gefährlich auch wegen der Gewichtsverteilung. Nun wurde uns auch klar, warum dieser schöne Platz noch frei und die gleich bei den Felsen alle besetzt waren. Der angekündigte Temperatursturz hat aus dem Nord-Süd ausgerichteten Canyon einen Windkanal gemacht. Ob wir tatsächlich in Gefahr waren oder ob es sich nur so anfühlte weiss ich nicht. Jedenfalls hielten wir uns in dieser Nacht für längere Zeit nicht im Wohnmobil auf.

Entsprechend früh, bei Sonnenaufgang, starteten wir in den Tag und fuhren los. Zuerst nach St. George. Dort haben wir uns bei Smith’s für die nächsten 10 Tage mit guten, frischen Lebensmittel eingedeckt, vollgetankt (bei Supermärkten günstiger, erst recht mit der Kundenkarte) und uns 2 Maxi-Becher Kaffee mit viel Flawors (= Aromas, macht ihn trinkbarer) geholt. Zu Hause trinke ich einen Kaffee zum Frühstück und vielleicht noch einen nach dem Mittagessen. In Nordamerika aber muss ich an der Tankstelle immer einen Mega-Maxi Becher Kaffee mitnehmen. Keine Ahnung warum, war aber schon in jedem Urlaub so.

Die Fahrt rauf in die Berge war kein Problem. Beim Planen befürchtete ich, dass wir arg langsam den Berg hinaufkriechen werden, immerhin starteten wir im Snow Canyon auf 3100 feets (1000 m.ü.M.) und fuhren zum Cedar Breaks N.M. welches auf gut 10000 feets (3000 m) ü.M lag. Die Strasse war aber ganz im amerikanischen Stil: Breit, gut Ausgebaut und wenig Kurven. Keine Spur von Enge oder Unübersichtlichkeit, wie ich es von der Schweiz kenne. Auch habe ich mir schon länger angewöhnt sobald ich die Landschaft geniessen möchte immer wieder mal rechts raus zu fahren um eiligen das Überholen zu erleichtern.

So konnten wir entspannt von der kargen Wüste durch herbstlich gefärbte Baumgruppen zum bereits winterlich grauen, blätterlosen Wald auf der Passhöhe fahren und dabei die Landschaft geniessen.

Es musste auch bereits Schnee gelegen haben, da auch der Boden die herbstlichen Farben verloren hatte. Die Fernsicht war nur mittelmässig, der Sturm hatte viele Wolken an den Himmel und auch vor die Sonne gezaubert, leider auch tiefere.

Eigentlich wollten wir beim Cedar Breaks N.M. draussen picknicken. Es war jedoch eisig kalt und immer noch tobte der feuchte Wind um uns herum. Wir waren nur schnell beim Overlook (mit Nationalpark Jahreskarte umsonst) um ein paar Fotos zu machen. Der Blick reicht bis zur 2000 Meter tiefere Ebene wo sich Cedar City und die I-15 befinden. Doch auch 2 Jacken verhinderten nicht, dass ich bereits nach wenigen Minuten bis auf die Knochen durchfroren war. Es war mir fast nicht mehr möglich die Kamera mit meinen klammern Fingern zu halten, geschweige denn auf den Auslöser zu drücken. Wirklich grausam diese Polar-Kälte!

Genau das Gleiche ist uns auch einmal im Osten von Kanada widerfahren. Da es auf dem ganzen Kontinent keine Gebirgszüge von West nach Ost gibt (wie etwa die Alpen bei uns), bläst die Polarluft ungehindert über den ganzen Kontinent. So kann das Klima innert Minuten von sommerlich warm auf tiefwinterlich kalt wechseln oder auch andersrum. Wir retteten uns ins nahe Visitor Center, wo zu unserer freudigen Überraschung ein herrlich wärmendes Kaminfeuer auf uns wartete an dem wir uns wieder ein wenig auftauen konnten.Den Lunch gab es dann im windstillen, warmen Wohnmobil - Luxus pur! Wir beide waren irgendwie ganz mitgenommen, es war so irreal. Sind wir doch die letzte Woche mehrheitlich vom Schatten zur nächsten AC geflohen und nun das!

Da der Red Canyon Campground nicht zu reservieren ist, wurde es bald Zeit weiter zu fahren. Wollten wir doch unbedingt vermeiden auf einem der noch höher gelegenen Campgrounds beim Bryce Canyon übernachten zu müssen. Wir hatten das Glück den letzten freien Platz abseits der Strasse belegen zu können. Leider war es dann für uns ein Ding der Unmöglichkeit das Womo gut auszurichten. Wir versuchten es fast eine Stunde lang aber der Kühlschrank wollte einfach nicht sein Ok geben. Er versuchte wohl zu starten, gab aber nach ein paar Zündungsversuchen wieder auf. Wir waren sicher, dass die etwas arge Schräglage dafür verantwortlich war. Da es aber eine kalte Nacht werden würde haben wir dann einfach aufgegeben. Erst später auf der Reise merkten wir, dass unser Kühlschrank ab ca. 1700 m.ü.M. nie richtig funktionierte. Zum Glück (er-)fanden wir irgendwann eine Lösung.

Der Kühlschrank-Trick:

Entgegen der Anweisung in der Betriebsanleitung durften wir nach erfolglosem Zündungsversuch nicht eine Minute warten um es nochmals zu probieren. Nachdem die Zündung aufgegeben hat und das Check-Licht aufleuchtet mussten sofort nochmals versuchten werden zu Zünden, nur dann hatten wir manchmal Erfolg und er kühlte bis er die gewünschte Temperatur erreicht hatte. Danach war leider wieder Schluss und wir mussten die ganze Prozedur nach einer gewissen Zeit wiederholen. Aber immerhin, es war für uns eine brauchbare Notlösung.

Nachdem wir soviel Zeit mit vergeblichem Ausrichten verloren hatten machten wir doch noch die kurze Wanderung auf den Berg, schliesslich war der Trailhead direkt bei unserer Site und die Sonne strahlte erneut vom blauen Himmel. Durch die beachtliche Höhe, der Campground liegt auf 2200m, war es dann doch etwas anstrengender als geahnt. Unsere Lungen arbeiteten wie verrückt und trotzdem ging uns fast die Puste aus. Wir erreichten den flachen Gipfel noch kurz vor Sonnenuntergang. Nur kurz genossen wir die tolle Aussicht und danach war Rückzug angesagt. Denn ohne Sonne war der Wind gleich wieder unangenehm eisig kalt. (Total 1.4 Meilen, 50 Minuten)

Zurück im Womo hatten wir dann das nächste Problem. Sobald wir heizten, ging der CO Alarm los. Wer diesen Alarm schon mal gehört hat weiss was das bedeutet. Der Ton ist so laut und durchdringend, man hat keine Wahl, die Heizung musste sofort aus! Dabei wurde es in dieser Nacht gut -7 Grad und wir waren uns schon mit funktionierender Heizung unsicher gewesen ob wir das dem Womo überhaupt zumuten dürfen ohne es Winterfest zu machen. Nach langem hin und her lösten wir das Problem. Zuerst fanden wir mit der Betriebsanleitung und anhand der Tonfolge heraus, dass der Alarm nicht CO im Wagen meldete sondern „nur“ eine zu wenig starke Batterie, obschon wir eigentlich eine volle Batterie hatten. Auch konten wir ja am Tag zuvor problemlos heizen und waren uns daher ziemlich sicher, dass es kein Leck im System gab – hoffentlich. So brachten wir nach längerem herumprobieren dann doch wenigstens ein wenig Wärme in die Kabine.

Der Heizungs-Trick:

Heizung laufen lassen bis zum Alarm. Sofort den Hauptschalter fürs gesamte Elektrisch ausschalten und der Alarm verstummt wieder. Nach etwa 45 Sekunden den Hauptschalter wieder einschalten und die Heizung sofort starten. Solange das elektronische System am hinauffahren ist und die Selbsttests laufen lief die Heizung dann ohne einen Alarm auszulösen. Nach etwas 4-6 Minuten war es dann wieder aus mit der Ruhe und der Hauptschalter musste erneut auf Aus gedreht werden usw...

Gedumpt hatten wir am morgen, da war keine Gefahr das was einfriert. Den Frischwassertank schützen wir indem wir den Boiler die Nacht über an liesen. Ich hatte irgendwo mal gelesen, dass sich der Boiler innerhalb des Wassertanks befindet und hoffte, dass dies auch so war. Zusätzlich wurde der Wecker gestellt, um alle paar Stunden den Heizungs-Trick anzuwenden.

Danach kam noch das Abendritual: kochen, essen, abwaschen, nächsten Tag vorbereiten und wir fielen ziemlich erledigt ins Bett und hofften, dass alles gut gehen wird und wir am nächsten Morgen keine Frostschäden zu beklagen hatten.

Fazit:

  • Klar wird es kalt, wir übernachteten ja auch auf 2200m.

  • Nimms leicht – speziell bei „made in US“. Take it or leave it!

Liebe Grüsse

Markus

Esthi71
Bild von Esthi71
Offline
Beigetreten: 31.12.2013 - 11:44
Beiträge: 1484
RE: Tag 3: Mo. 3.10. Über den um 2000m höher gelegenen Cedar Bre

Hallo Markus

Ihr musstet ziemlich findig sein, um auf die technischen/elektronischen Herausforderungen zu reagierren - Bravo!

Ich lese gerne weiter

Liebe Grüsse

Esther

puzzlech
Bild von puzzlech
Offline
Beigetreten: 28.09.2015 - 13:27
Beiträge: 92
RE: Tag 3: Mo. 3.10. Über den um 2000m höher gelegenen Cedar Bre

Hallo Esther und ein herzliches Willkommen!

War schon etwas anstsrengend und ich bin auch etwas entäuscht von Roadbear, dass am Ende der Saison Probleme dieser Art vorhanden sind. Für mich sieht das stark nach Ignoranz aus. Ich weiss es zwar nicht, bin mir aber ziemlich sicher, dass wir nicht die ersten waren mit diesen Problemen.

Zum Glück ist es aber eine so tolle Region, dass solch unerfreuliche Sachen sofort wieder in den Hintergrund treten und zu Kleinigkeiten werden. Tiefenentspanned halt!

 

Liebe Grüsse

Markus

Leamon
Bild von Leamon
Offline
Beigetreten: 30.03.2015 - 22:42
Beiträge: 409
RE: Tag 3: Mo. 3.10. Über den um 2000m höher gelegenen Cedar Bre

Hallo Markus,

das klingt ja nach einer wenig entspannten Nacht... Mit CO ist natürlich nicht zu spaßen, aber ich denke, dass war kein CO. Habt ihr Roadbear am Ende eurer Reise darauf angesprochen?

Viele Grüße

Lea

puzzlech
Bild von puzzlech
Offline
Beigetreten: 28.09.2015 - 13:27
Beiträge: 92
RE: Tag 3: Mo. 3.10. Über den um 2000m höher gelegenen Cedar Bre

Hallo Lea

Merke es erst jetzt, natürlich kein CO2 (Legasthenie...) und zum Glück auch kein CO, sonst könnte ich das jetzt wohl nicht mehr schreiben. 

Roadbear war nicht sehr interessiert, leider... schreib noch was dazu später.

Hab gerade noch euren Kuba Bericht zu Ende gelesen. Hab so richtig Fernweh bekommen! Das hier bald Sommer wird, tröstet wenigstens etwas.

Liebe Grüsse

Markus

Matze
Bild von Matze
Offline
Beigetreten: 13.05.2014 - 18:58
Beiträge: 5270
RE: Tag 3: Mo. 3.10. Über den um 2000m höher gelegenen Cedar Bre

Hi Markus,

schade, dass ihr von den Cedar Breaks nur so wenig gesehen habt, aber bei der Kälte und dem Wind ist es draußen ja nicht angenehm crying.

Ägerlich mit dem CO Warner.  Da braucht man mal die Heizung und dann funktioniert es nicht angry.  Hast du mal versucht ein (feuchtes) Tuch um den Warner zu binden?   

Solange das elektronische System am hinauffahren ist und die Selbsttests laufen lief die Heizung dann ohne einen Alarm auszulösen.

Ahhh, und ich dachte immer der Warner ist autark, ähnlich wie ein Rauchmelder mit 9V Block.

Freue mich auf die Fortsetzung.

Liebe Grüße
Matthias
Scout Womo-Abenteuer.de

Südwesten USA in 5 Wochen Herbst 2014

puzzlech
Bild von puzzlech
Offline
Beigetreten: 28.09.2015 - 13:27
Beiträge: 92
RE: Tag 3: Mo. 3.10. Über den um 2000m höher gelegenen Cedar Bre

Hallo Matthias

Den Trick mit dem feuchten Tuch kannten wir nicht. Vielleicht hätte es was gebracht...Gut zu wissen aber hoffentlich kommen wir nicht mehr in eine ähnliche Situation!

 

Liebe Grüsse

Markus

fischluzy
Bild von fischluzy
Offline
Beigetreten: 20.10.2014 - 13:04
Beiträge: 825
RE: Tag 3: Mo. 3.10. Über den um 2000m höher gelegenen Cedar Bre

Moin

Wenn es einn Warnton vom CO ist wegen zu schwacher Batterie dann nützt dir dein nasses Tuch auch nix, auslöser ist ja nicht irgendwas in der Luft sondern die Stromversorgung. Der Heizungstrick ist nicht zur Nachahmung geeignet. 1. Ist es eigentlich nicht praktikabel alle 5 min rumzuschalten und 2. Ist es glaube für das ganze Systhem nicht gerade vorteilhaft wenn es dauernd ein und aus gesschaltet wird. Nicht das dann irgendwann die gesammte Zentralelektrik in der Versorgungsund Sicherungseinheit den breiten macht und gar nix mehr geht !!!. Der Heizungsboiler befindet sich nicht im Tank sondern steht extern irgendwo anders. Wäre auch schlecht im Tank im Wasser zu stehen wenn er mit der Gasflamme erhitzt wird ebenso dann die Abgasführung. Das mit dem Kühlschrank ist ja nun ein bekanntes Problem was mit einer falsch eingestellten Flamme ab Werk zu erklären ist. Da hilft nur ins Flachland fahren, auf Gas zu verzichten und nur 110V.

Grüße Ole

... contra iniuriam ...

puzzlech
Bild von puzzlech
Offline
Beigetreten: 28.09.2015 - 13:27
Beiträge: 92
RE: Tag 3: Mo. 3.10. Über den um 2000m höher gelegenen Cedar Bre

Hallo Ole

Danke für deine genauen Erklärungen. Bin selber technisch nicht so versiert, eher etwas der „versuchen wir mal...“ Typ.

Ich gebe dir Recht, dass es eigentlich nicht praktikabel ist alle 5 Minuten die Hauptstromversorgung zu kappen. Das belastet das System bestimmt immens. Nur was hätten wir sonst machen sollen ausser die Reise abzubrechen und nach Las Vegas zurück fahren? Natürlich haben wir auch mit Road Bear Kontakt aufgenommen (am Tag 6) sobald wir wieder Netz hatten. Da es im Snow Canyon noch problemlos möglich war zu Heizen, dachten wir im Red Canyon dass sich das Problem löst sobald wir wieder etwas tiefer sind. Da wussten wir noch nicht, dass die Heizung auch im Kodachrome zicken wird und erst am Ende unserer Reise wieder richtig läuft.

 

Das mit dem Boiler war wirklich nicht ganz zu Ende gedacht, würde ja auch das „kalte“ Wasser mit aufheizen. Dachte wirklich ich hätte mal so was gelesen. Aber im Web findet man ja bekanntlich alles wenn man lange genug danach sucht, egal ob war oder nicht. Jedenfalls hat mich dieses „Märchen“ in der besagten Nacht doch etwas beruhigt.

 

Die Kühlschränke sind heikel, bekanntermassen. Speziell bei unserem Modell war, dass man nicht wie in der Gebrauchsanleitung beschrieben warten sollte um einen 2. Zündversuch zu starten. Bereits beim 1. Zünden hörte man, dass sich das Gas entzündete. Nur stoppte das Tackern der Zündung nicht und nach einer gewissen Zeit wurde die Gaszufuhr unterbrochen. Wahrscheinlich wurde der Kontaktstift der Gas-Sicherung nicht genügend heiss. Aber beim 2. Versuch SOFORT nach dem das Check-Licht aufflammte klappte es dann meistens. Und der Kühlschrank kühlte runter bis er die Zieltemperatur erreicht hatte. Natürlich schaltete er sich danach beim nächsten Zündversuch wieder aus. Wir hatten quasi einen halb-automatischen Kühlschrank, was absolut ausreichend war wenn man es weiss.

Liebe Grüsse

Markus