Weil Sonntag ist, als wir weiterfahren, ist in dem nett aussehenden Städtchen Hamilton alles geschlossen. Auch im wirklich nett aussehenden Städtchen Darby ist alles geschlossen, das war schade, also klare Empfehlung, hier wenn möglich nicht sonntags langzufahren!
Direkt dahinter liegt die Chief Josephs Ranch, das ist der Drehort von der Yellowstone-Serie und man sieht das Ranch-Eingangs-Schild auch von der Straße aus, leider eine vielbefahrene Landstraße ohne offizielle Haltemöglichkeit; da die Serie nun dem Ende zugeht, kann man das vielleicht ja bald wieder besuchen, es ist wohl auch einfach eine sehr hübsche Ranch.
(Weil ich es nun schon zum zweiten Mal erwähne, mal ein paar erklärende Worte: wer eine Reise nach Montana plant, stößt eigentlich früher oder später unweigerlich auf Bemerkungen zu dieser Fernsehserie. Die Serie hat nichts mit dem Nationalpark zu tun: Yellowstone ist eine sehr erfolgreiche TV-Produktion in den USA, ein Neo-Western, also ein Western, der in der Gegenwart spielt, rund um eine Familie, die eine riesige Ranch besitzt. Das ganze spielt in Montana - und die Locals finden die Serie gar nicht gut, aus verschiedenen Gründen, vor allem weil die Serie so viele Out-of-stater nach Montana lockt -und sie finden das Leben in Montana nicht korrekt dargestellt, was ganz bestimmt, und ehrlich gesagt auch: hoffentlich, zutreffend ist, weil es eine fiktive Westernhandlung ist (nichts für zarte Gemüter!), jeder eine Waffe im Handschuhfach hat (so abwegig kam mir das vor Ort allerdings nicht vor) und Probleme gerne selbst in die Hand genommen und durchaus auch mit Gewalt gelöst werden. Montanas Landschaft ist in der Serie wirklich wunderschön gefilmt. Die Leute in Montana sind jedenfalls nicht gut auf die Serie zu sprechen und haben sie auch alle angeblich nie gesehen.)
Insgesamt peilen wir als Ziel an, den Yellowstone NP Westeingang von hier aus in drei Tagen zu erreichen. Als heutiges Zwischenziel ist der Bannack SP geplant, dazu fahren wir quasi direkt auf die noch verschneiten Berge in Idaho zu, und biegen dann aber ab, um in Montana zu bleiben. Auf der MT-278 und sowieso insgesamt rund um Dillon fahren wir durch das Farmweideland wirklich riesiger Ranches. Der klassische Ranch-Häuser-Komplex mit tollen Ranch-Toren (klassischerweise mit ihrem Brandzeichen irgendwo), langer Zufahrt, Familienhaus, Mitarbeiterhaus, Stallungen und Reitplatz sieht jeweils aus wie ein eigenes kleines Dorf.
Oft dauert es viele Meilen, bis mal wieder so ein Ranch-Wohn-Komplex kommt, umgeben von den meilenweiten, endlosen Weiden voller Cattle, also Rindern, -und gelegentlich sieht man auch die wirklich echten Cowboys, mit Tiertransportern an der Straße, Ranchmitarbeiter, die wirklich absolut aussehen wie Rip und Co, also Cowboys, wie sie im Buche stehen. Cowboyhüte und Cowboystiefel sind hier sowieso überall ganz normal, aber hier in action ist das nochmal ein spezieller Eindruck. Sieht auch doch nochmal schicker aus als der europäische Gummistiefel-Landwirtschafts-Look. Konnte ich ja leider nicht fotografieren, das wäre jawohl unhöflich gewesene, und ihr wisst schon, Handschuhfach... 😎🤠
Das heutige Ziel Bannack SP liegt wie eine kleine Oase an einem kleinen Creek und hat einen schönen Campground.
Die Camper, mit denen wir da sprechen, sind Locals und entzückt, dass wir dieses Kleinod gefunden haben, die Ghosttown direkt neben dem CG ist richtig toll, die „echteste“, die wir sehen.
Man kann da ungeführt durchgehen, in viele Häuser auch reingehen, totales Unsere-kleine-Farm-Feeling.
Wir fahren weiter über das sehr wohlhabend aussehende Picobello-Rancher-Städtchen Dillon, wo wir einen Einkaufsstop machen, und weil wir jetzt in Ghosttown-Stimmung sind, fahren wir weiter zu Nevada City. Leider sind wir zu früh im Jahr da, die machen erst ab dem Memorial Wochenende richtig auf 😕, sieht aber auch wirklich gut aus. Anders als Bannack ist das hier aber ein sehr touristisch aufbereitetes Ensemble, wo auch viele Häuser (unter anderem aus Bannack) hingebracht wurden. Aber es ist ein großes Areal mit vielen Häusern, und sieht gut in Schuss aus, ich wäre gerne reingegangen.
Solche Holzbahnwaggons hatte ich noch nie gesehen:
Virginia City fanden wir nun nicht sehr sehenswert, eigentlich ist es die zu Nevada City gehörende Souvenir-Shop-Meile. Aber hier wir gehen mal was essen, und das ist auch mal eine schöner kleiner Luxus.
Wir fahren weiter bis Ennis, wo wir auch übernachten. Schon während der Anfahrt haben wir -Big Sky Country- ein starkes Gewitter kommen sehen, und wir waren froh, dass wir bei einem Campground angekommen sind, bevor es losging -dem einzigen privaten CG der Reise, die mag ich eigentlich gar nicht. Es war aber womo-infrastrukturell mal notwendig. Tatsächlich haben wir aber sogar noch geschafft, unsere Wäsche vorher zu waschen und auch zu trocknen, so weit im Voraus konnte man das Gewitter kommen sehen! Das war ein heftiges Gewitter. Wir sind uns immer noch nicht sicher, ob ein Womo auch ein faradayscher Käfig ist, haben uns aber zu unserer eigenen Entspannung entschlossen, das einfach mal anzunehmen. In der nächsten Woche haben wir fast jeden Tag einmal ein ordentliches Gewitter, das man jeweils schon weit im Voraus kommen sehen kann.
Von Ennis kommend fahren wir am nächsten Tag Richtung Yellowstone am Earthquake Lake vorbei. Den See gibt es erst seit einer schlimmen Unglücksnacht im August 1959. Obwohl ich wusste, dass er da ist, muss ich zugeben, dass mich der See und Geschichte dazu vor Ort sehr berührt haben, es war wirklich traurig und ich fand die Gegend absolut unheimlich. Ich war absolut identifiziert mit den armen betroffenen Campern, die hier beim Erdbeben und dem davon ausgelöstem Felssturz, direkt auf einen Campground, zu Tode gekommen sind oder bei der Katastrophe ihre Flucht vor der Naturgewalt und dem rasant steigenden Wasser organisieren mussten. Dabei hatten sie sich vorher wahrscheinlich sogar noch gefreut, eine Site zu bekommen.
Es ist sehr gut gemacht, Schilder an mehreren Stops zeichnen den Weg der weitgehend selbstgeleisteten Evakuierung und Rettung der von der Katastrophe betroffenen Überlebenden nach. Es ist einfach ein Wunder, oder eine gigantische Ingenieursleistung, oder beides, dass der Damm nicht gebrochen ist, der wirklich direkt vor dem Gebiet steht. Ein Besuch der Gegend ist interessant, aber es stimmt auch betroffen.
Wir haben dann aber eine tolle Tiersichtung, als wir uns den Beaver Creek CG ansehen, der über dem Earthquake Lake liegt. Eine Elchdame läuft direkt vor unserem RV über die Straße -ich hatte sie oben auf dem Hang gesehen und wir waren ausgestiegen, in der Hoffnung, sie oben nochmal zu sehen. So ist es natürlich noch viel besser!!! Aber ich möchte doch gerne unbedingt weg von dem unheimlichen See, und wir fahren weiter.
Die Gruselstimmung wandelt sich allerdings ganz sofort, wenn man im furchtbaren Yellowstone West Ort eine Pause macht, hier ist der Horror einfach nur der Souvenirshop-Touri-Terror. Nach einem Eiskaffee in diesem Ort ist gar nichts mehr magisch, und so ist alles wieder gut und wir bekommen noch eine schöne Site am Baker´s Hole Campground.
Und dann übernimmt eindeutig die Vorfreude wieder: Wir sind unmittelbar vor den Toren des Nationalparks, morgen sind wir im Yellowstone!!!
Schöne Grüße, Janina.
Servus Janina,
schöne stimmungsvolle Bilder aus Montana, macht Lust auf Erkundung.
Und einen Elch sieht man selbst in Skandinavien nicht alle Tage.
Liebe Grüße
Micha
Scout Womo-Abenteuer.de
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Hallo Micha,
danke 😊. Eine Rangerin im Yellowstone hat uns erzählt, dass es im Yellowstone selbst eigentlich gar keine Elche gibt, nur außerhalb des Parks, im Grand Teton und, naja, eben hier.
Wir waren ja auch überhaupt nur 15 Minuten auf diesem CG —also praktisch nur für die Tiersichtung. Da haben wir richtig Glück gehabt.
Liebe Grüße, Janina.
Hallo Janina,
Virginia City und euer Campingplatz sehen ja auch fast aus wie ne Ghosttown… Nicht viel los da oben im Mai…
Nach dem See heitert der Elch doch wenigstens wieder auf!
Ich hätte mir die Gegend nicht so schön vorgestellt, bei Google sieht sie eher karg aus!
Viele Grüße
Vera
https://www.womo-abenteuer.de/reiseberichte/vera
Reiseberichte SW 2015 + NW 2023
Liebe Vera,
eigentlich passen als Adjektive weder karg noch schön so richtig für die Südwest-Montana-Gegend, die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte.
Die Gegend wird ja intensiv landwirtschaftlich genutzt (das heißt in Montana fast immer und überall: Kühe) und dafür wird überall bewässert, also ist es auch grün.
Wir können uns auch spontan für sowas wie schöne Ranchtore begeistern😎, aber wirklich touristisch interessant ist Südwest-Montana eher nicht, abgesehen von den Ghosttowns, die sind der Hit.
Für das wirklich sensationell Spektakuläre fahren wir ja zum Yellowstone.
Und: Ja, absolut, die Elchsichtung war in dem Moment extra willkommen!
Liebe Grüße!
Janina.
Hi Janina
Wow die Bilder vom heranziehenden Gewitter sind der Hammer...das nenn ich mal Big Sky
Hmmm Frau Rangerin ist vielleicht noch nicht so rumgekommen im Nationalpark...wir haben jedenfalls im Lamar Valley einen Elch gesehen Aber im Grand Teton waren sie tatsächlich viel zahlreicher und tatsächlich auch sehr nahe...unsere Jungs sind ja beim Pinklen im Wald fast über einen drübergestolpert
Freu mich auf den Yellowstone...war unser Lieblingspark letztes Jahr...einfach fantastisch
Liebe Grüsse
AnnSchi
TRAVELING, it leaves you speechless, then turns you into a STORYTELLER.
Liebe AnnSchi,
good for us würde ich sagen, da waren unsere Elchsichtungen doch extra-exklusiv! Die Aussage hatte mich aber auch verwundert, so weit ist der Earthquake Lake vom Yellowstone nicht entfernt. Die Rangerin meinte, es läge daran, dass die Elche eigentlich Nahrung bevorzugen, die im Yellowstone nicht wächst.
So ein Gewitter in der weiten Landschaft ist schon respekteinflössend, da fühlt man sich ganz klein vor der donnernden Naturgewalt -also eigentlich schonmal ein gute Nationalparkeinstimmung!
Liebe Grüße, Janina.
Liebe Janina,
mir geht es ähnlich wie dir: Ich mag die Weiten der Prärie unter einem endlosen Himmel, mit schönen Ranch-Toren und -Schildern vor laaangen Zufahrten zu den Gehöften. Ich kann mir gut vorstellen, dass man sich in dieser Weite bei so dramatischem Wetter im Womo ganz klein fühlen kann. Mich haben deine Bildern auch an unsere Fahrt quer durch Wyoming erinnert. Die ghosttown hebt sich wirklich von den üblichen ab, sehr interessant und malerisch.
Bin sehr gespannt, wie es weitergeht.
Liebe Grüsse, Irma
2012 Südwesten 2015 Yellowstone/Badlands/RMNP Herbstfahrer's Reiseberichte
Liebe Irma,
danke für die liebe Nachricht! Ich kann mir vorstellen, dass es in Wyoming ganz ähnlich ist, wir waren leider nur im touristischen Wyoming unterwegs.
Die Ranchkultur ist schon faszinierend, muss man aber einen Sinn für haben- freut mich, dass es dir auch so ging!
Liebe Grüße, Janina*.
Hallo Janina,
der Bannack SP mit der Ghosttown gefällt mir hier besonders. Wirkt authentischer als so manch vermarktete. Die Gewitterstimmung da in der Prärie ist schon gewaltig. Ich habe mich auch immer gefragt, ob denn so ein WoMo noch ein faradayischer Käfig ist. Leider ist es das meist nicht, außer im Fahrerhaus. Trotzdem sitzen wir Gewitter dort ganz normal aus. Sorry, falls ich nun die Entspannung mindere.
Liebe Grüße Susan
Hallo Susan,
keine Sorge, das Internet hatte uns auch schon keine vollständige Zusage zur RV Sicherheit bei Gewitter gemacht, es war eine informierte Entscheidung, trotzdem einfach anzunehmen, dass wir sicher sind 😬.
Bannack war wirklich klasse, weil es so gar nicht touristisch ausgeschlachtet war. Und richtig süß war auch, wie begeistert die anderen Camper, Locals, von ihrer Ghosttown waren, richtig stolz, wirklich süß.
Schöne Grüße, Janina.