Montana blieb die große Unbekannte in unserer Planung, und deshalb finden wir es extra aufregend, jetzt hier zu sein. Keine meiner liebsten Reiseführerserien hatte einen Montana-Band, die Locals sind nicht soo freigiebig mit Informationen im Internet, die Montana-Berichtssparte im Forum ist auch noch ausbaufähig -es beginnt also ein spannender Roadtrip durch eine Terra Incognita für uns.
Die Kootenai Falls stehen als Nächstes auf unserem Programm, und wenn man sowieso in der Nähe ist, sollte man sich die auch angucken, ein netter Stop mit Swinging Bridge. Der Wasserfall ist breit und mächtig, von der eher diffusen Art, nicht so richtig ein Fall, mehr eine gigantische Stromschnelle mit beeindruckender Naturgewalt.
Danach haben wir den weiten Weg zum Yellowstone als Ziel, das sind von hier aus, egal, wie man es dreht und wendet, grob 500 Meilen. Wir entscheiden, fast senkrecht unsere Landkarte runterzufahren, also einmal ganz durch Western Montana, von Nord nach Süd und hoffen so auf eine interessante Strecke. Und Montana präsentiert sich hier im Nordwesten auch wirklich reizend, wir fahren eigentlich die ganze Zeit auf Straßen, die wir ganz schön "scenic" finden.
Montana ist zwischen dem Glacier und dem Yellowstone über eine weite Strecke ein touristisch nur bedingt interessantes Land. So ein bisschen wie Niedersachsen, auch wenn es natürlich ganz anders aussieht: es ist wirklich total schön, aber irgendwie ist da nicht viel. Es gibt nicht so viele Ankerpunkte. Wir haben aber nichts gegen eine gemütliche Landpartie, denn wir sind gerne im Kontakt mit Land und Leuten -und dafür ist Montana wirklich spannend. Wir laden regelmäßig Leute an unser Lagerfeuer ein und treffen wirklich viele interessante Menschen, die uns -nachdem sie kurz abgecheckt haben, dass wir keine hauskaufwilligen COWs sind (so nennen sie in dieser Gegend Leute aus California, Oregon oder Washington😂)- sehr freundlich und offen begegnen. Sie sind furchtbar nett und die meisten sind furchtbar republikanisch -obwohl wir in jedem Gespräch möglichst versuchen, politische Themen zu vermeiden und ausgesprochen wortkarg werden, wenn es aufkommt, sprechen sie es selbst immer wieder an, es liegt scheinbar einfach obenauf. Keiner unterstützt uns gegenüber offen Trump, aber alle schimpfen sehr auf die aktuelle Regierung und wünschen sich eine andere. Es klingt mehrfach durch, dass sie Demokratenwähler einfach nicht ganz normal finden.
Wir lernen schnell, dass man ohne entschuldigende Worte drumrum eigentlich nicht zugeben darf, dass man Washington State schön fand😂 und auch nicht, dass man die Yellowstone Serie gesehen hat. Alle sind begeistert und auch ein bisschen verwundert, dass wir so viel Zeit in Montana verbringen wollen.
Na gut, vergebt mir den persönlichen Exkurs, ich berichte mal lieber, was wir auf diesem Streckenabschnitt so gemacht haben:
Wir fahren also runter Richtung Thompson Falls und auch noch weiter, und wirklich alle Straßen sind schön.
Wir fahren heute aber mehr als unsere üblichen 100 Meilen, weil wir einen Termin haben: Wir haben im Quinn’s im Hot Springs Resort in der irrigen Annahme, dass es bergig eiskalt sei und wir völlig durchgefroren sein werden, einen Badeslot vorgebucht. Und den wollen wir auch wahrnehmen, auch wenn wir tatsächlich gerade die wärmste Phase des Urlaubs mit Temperaturen um die 26 Grad haben. Wir suchen also einen Campground nicht so weit entfernt von den Quinn´s Hot Springs und weil wir den Campground an der Straße kurz vorher so unattraktiv fanden, landen wir auf der kostenlosen Muchwater Recreation Site -sowas kannten wir bisher gar nicht. Für uns ein top Kompromiss, denn wir stehen gar nicht so gerne ganz frei, so ist es sozusagen boondocking light. Hier sind viele Locals, und im Sommer ist das wohl ein beliebter Tubing-Spot.
Zum Glück haben wir bei den Hot Springs wegen unser eher spät gemachten Reservierung nur einen Vormittagsslot bekommen, sonst wäre es vielleicht doch zu warm gewesen, aber so passt es super, die Hot Springs sind toll. 18 $ sind Preis-Leistungsmäßig völlig in Ordnung. Sehr ordentlich geführt und sauber, und lauter freundliche und gutgelaunte Leute, wir verbringen einen schönen Vormittag hier. Ein sehr schönes Wellness-Programm! Und nebenbei hatten wir hervorragende Duschen, dass ist bei unserer Naturcampgrounds-Bevorzugung durchaus ein Thema.
Weiterfahrt nach Missoula, hier wird eingekauft und es gibt endlich einen kleinen Kaffee-Laden an der Straße, juhu! Da waren wir von Washington verwöhnt, da gibt es das viel häufiger. Witterungsangemessen gibt es einen Blended Iced Coffee. Lecker!
Danach fahren wir Richtung Hamilton zum Blodgett Canyon, da gibt es einen sehr populären Hike, den ich machen möchte -idealerweise vom Campground aus. Eigentlich ist aber nicht sehr wahrscheinlich, dass wir eine Chance auf eine Site hier haben, der Campground ist sehr klein. Wir bekommen auch keinen richtigen Platz mehr, aber einen wirklich schönen in der Day Use Area -da bleiben wir schließlich illegitim und ermutigt von den unspießigen Locals über Nacht stehen und machen den Hike am nächsten Morgen. Hier hat sich der Stop und auch die schon ein bisschen unentspannte Gravelanfahrt wirklich gelohnt. Ein wirklich schöner Hike und die schönste (Day-Use) Site der Reise.
Der Hike beginnt direkt am Campground und ist ein There-and-back-Hike, man kann also selbst entscheiden, wie weit man gehen möchte.
Toller Hike durch Wald, Fels und am Wasser, einfach schön. Der Trail ist beliebt bei den Locals, internationale Touristen trifft man da eher nicht.
Schöne Grüße, Janina.
Hi Janina,
...dafür brauchst Du Dich nicht entschuldigen
, fand ich persönlich sehr gut ;-)! Und ja, auch wir fanden Montana bei unserer Tour 2017 auch wirklich reizvoll, aber es hat eben nicht soooo viele Anlaufpunkte für uns ...
Munter bleiben
Gruss
Kochi
Scout WoMo-Abenteuer.de
Hallo Kochi,
lieben Dank für die Entlastung, das wird wahrscheinlich noch öfter durchkommen, ich schaff es ja scheinbar eh nicht, den Bericht so kurz und komprimiert zu schreiben, wie ich eigentlich vorhatte 😬… und die Kulturstudie war wirklich ganz spannend… 🤠
Schöne Grüße , Janina.
Hallo Janina,
auf den letzten Drücker hoffe ich, dass es noch ein Plätzchen im Camper gibt, denn ihr seid auf einer spannenden Route unterwegs. Montana ist mir bisher nur aus Krimis bekannt. Daher freue ich mich, in deinem schönen Reisebericht etwas aus erster Hand zu erfahren. Es soll in den letzten Jahren zunehmend für reiche Californier und Südstaatler als Rückzugsort interesant sein, was die einheimische Bevölkerung nicht nur begrüsst, wie du ja beschreibst.
Tolle Bilder, erinnern mich an Kanada...
Viele Grüsse, Irma
2012 Südwesten 2015 Yellowstone/Badlands/RMNP Herbstfahrer's Reiseberichte
Hallo Janina,
Nord Montana sieht bisher schon mal nett aus! COW s, ist ja ein witziger „Spitzname“, aber ja anscheinend mit ernstem Hintergrund für die Locals…
wir haben bei unserer Reise auch viele Plakate für Trump gesehen, aber nicht für andere…
Viele Grüße
Vera
https://www.womo-abenteuer.de/reiseberichte/vera
Reiseberichte SW 2015 + NW 2023
Hallo Janina,
euer Tag gefällt mir extrem gut, vor allem euer "Exkurs" und das Bad in den "Hot Springs" und natürlich eure Wanderung. Ihr habt viel Neues entdeckt, das lieben wir auch, besser als viele Touristen Highlights. So muss es sein und irgendwie bekommt man schon einen tollen Übernachtungsplatz!
Liebe Grüße
Susanne
Scout Womo-Abenteuer.de
Reiseberichte
Hallo Irma (willkommen an Bord!) und Vera,
ja, das ist ein Riesenthema in Montana. Es sind aber vor allem auch Ängste vor Veränderungen des politischen Klimas in Montana.
Kommt im Bericht bestimmt nochmal vor, das gehört zum aktuellen Montana dazu.
Schöne Grüße, Janina.
Hallo Susanne,
danke für die schöne Rückmeldung, die Hot Springs hatten uns wirklich richtig gut gefallen und der Hike sowieso, da war ich ganz froh, das gefunden zu haben! In Montana muss man die Feste feiern, wie sie fallen, wenn man einen möglichen Programmpunkt findet, dann schlägt man am Besten gleich zu😎…
Hier war auch weit und breit und über Tage kein anderes Miet-Mobil zu sehen.
Liebe Grüße, Janina.
Hallo Janina,
also mir gefällt sehr, was du uns so von Montana zeigst. Klasse Wanderung und Hotsprings bzw Thermen gehen bei mir immer
Interessant auch dein "Exkurs", jetzt wissen wir also von was wir nicht schwärmen dürfen
Liebe Grüße Susan
Hallo Susan,
danke!
Man muss einfach positive Bemerkungen über die COW-Staaten ganz klar auf die Natur beschränken -dann kommt man wahrscheinlich sogar mit Kalifornien durch…😂
Liebe Grüße, Janina.
Hallo Janina,
spannend, was Du so über die Locals erzählst. Auch wir haben einige Trump-Plakate gesehen. Wir hatten auch durchaus einige Gespräche mit „Einheimischen“, aber irgendwie waren dies auch meist Touristen aus anderen U.S.-Staaten oder Kanada. Was jedoch auch hier auffiel: ein anderer U.S.-Staat ist oft fast wie Ausland und außerhalb USA … ist gaanz weit weg 😉.
Und gerade um all dies einmal selbst mit zu bekommen, ist es die Reise wert - natürlich neben den ganzen Naturhighlights!
Weiterhin viel Spaß und tolle Erlebnisse 👍
Viele Grüße aus dem „echten Norden“ 🤓😉
Jan
Moin Jan,
Grüße aus Hamburg! Ihr habt auf eurer super Tour natürlich noch ein viel breiteres Bild gewinnen können. Ich finde das auch gerade spannend, mit den Leuten in Kontakt zu kommen, das geht bei einer langen Tour schon auch besonders gut.
Die wenig aufgeschlossene Haltung in Montana Out-of-statern gegenüber fand ich auch auffällig, fast ein bisschen unamerikanisch. Wie bei uns auf den Dörfern, nach 30 Jahren ist man immer noch „der Neue“.
Vielleicht ist es sogar wirklich was Deutsches, denn wir haben viele Leute mit deutschen Wurzeln getroffen, die haben uns dann immer erwartungsvoll ihre Nachnamen genannt -und waren ganz enttäuscht, wenn wir die darin genannten Ortschaften nicht sofort zuordnen konnten, oder wenn wir ihnen gesagt haben, dass das im Elsass ist und heute in Frankreich liegt. Das war mal eine interessante Erweiterung zum üblichen „der Onkel meines Schwagers war mal in Deutschland stationiert“.
Liebe Grüße, Janina.