29.04.18 - Sonntag
So, jetzt waren wir lange genug auf dem Mond.... die Reise geht weiter.
Heute morgen ist das Wetter besser, die Sonne scheint, wenig Wolken.... aber er ist wieder da: der Wind! Unser Nachbar, dessen Trailer uns als guter Windschutz diente, checkt auf seinem Handy den Wetterbericht. Ich weiss garnicht, wieso er Netz hat und ich nicht. Leider ist fuer nachmittags wieder Gewitter angesagt und der Wind soll noch weiter zunehmen. Na super.
Wir sind uns einig, dass wir heute morgen schon weiter fahren. Die Landschaft der Bistis ist zwar zweifelsohne einzigartig, aber um ehrlich zu sein, hat es uns jetzt nicht sooo in den Bann gezogen, dass wir hier noch laenger bleiben moechten. Es ist uns hier doch einen Tuck zu karg und trostlos, was natuerlich auch am Wetter liegen kann. Da sind wir doch lieber in den woods. Unsere gestrige kleine Runde war jedenfalls schoen und hat uns einen kleinen Einblick in diese Wunderwelt der Formen und Farben verschafft. Ob wir noch einmal herkommen wuerden? Wenns am Weg liegt und das Wetter stimmt, vielleicht...
Auf der Gravelroad , die uns zuruek zum Asphalt fuehrt, liegt Schnee! Aber es ist nur eine optische Taeuschung, vermutlich ist es nur Kalk oder Salzkristalle, die verweht wurden. Probiert habe ich es vorsichtshalber nicht. Man weiss ja nie ...
In Farmington gibt es noch einmal Sprit fuers Womo und Nachschub fuer den Kuehlschrank. Ausserdem finden wir am Ortsausgang endlich eine Tankstelle, an der wir unseren Gastank wieder fuellen koennen. Wir aben noch nie so viel Gas verbraucht wie in diesem Urlaub. Kein Wunder, denn wir haben ja jeden Tag die Heizung an und kochen tun wir auch mehr drinnen, als auf dem Grill.
Kaum verlassen wir Farmington, weist uns aus der Ferne der Shiprock schon unseren weiteren Weg. Wirklich sehr markant dieser Felsenkoloss. Es sind die Reste eines Vulkanschlots, der fuer die Navajos von grosser kultureller und religioeser Bedeutung ist. Mindestens genauso imposant ist auch der Steinwall der zu ihm fuehrt. Die erodierte Wand sieht aus wie mit runden Steinen gemauert, kerzengerade fuehrt sie sogar auf der anderen Strassenseite nach Sueden weiter.
Vom Parkplatz fuehrt eine dirt road bis fast an den Shiprock, diese ist aber fuer Womos leider eine Nummer zu ruppig. Wir begnuegen uns also mit dem Anblick vom Parkplatz aus und laufen etwas an der Wand entlang. Nach einer Expressopause vor dieser tollen Kulisse fahren wir auf der „SR 13“ weiter Richtung Lukachukai, ueber Red Valley und dem Buffalo Pass.
Nach Red Valley, das dem Namen auch alle Ehre macht, geht es die Berge hoch. Wir haben guten Aufwind, denn der Wind schiebt uns regelrecht vor sich her. Es sieht hier oben noch nicht sehr fruehlingshaft aus, die Espen haben jedenfalls noch keine Blaetter. Von einer kleinen Parkbucht, auf halber Hoehe, haben wir eine tolle Sicht. Sogar den Shiprock erkennt man in der Ferne. Aber es stuermt so stark, dass man kaum aussteigen mag.
Oben am Buffalo Pass gibt es eine kleine Haltebucht. Die Sicht ist durch den aufgewirbelte Sand etwas getruebt, ausserdem ist der Wind so kalt, dass wir nur kurz fuer ein paar Fotos aussteigen. Auf sehr kurvenreicher und enger Strecke geht es dann wieder runter ins Tal Richtung Lukachukai. Wir kommen ins „Rote- Steine- Land“!
In Lukachukai, ein paar Haeuser im Nichts mit viel Schrott vor der Tuer, gab es am vergangenen Wochenende ein Rodeo. Schade, das waere mal interessant gewesen zu erleben, obwohl ich eine sehr kritische Meinung zu Rodeos habe. Aber in diesem kleinen Ort waere es mit Sicherheit etwas autentischer gewesen, als in den grossen Rodeohochburgen.
Waehrend mich die rote-Felsen-Landschaft schon wieder begeistert, kaempft D. mit dem Steuer und dem Wind. Das ist alles andere als entspanntes Fahren.
Und dann kommen wir ueber den North Rim Drive zum Canyon de Chelly NM, wo wir die einzelnen Viewpoint entlang des Canyon del Morto anfahren. Und was sollen wir sagen, es ist einfach nur „Wow“!!
Was fuer eine grandiose Canyonlandschaft. Dieser Kontrast zwischen der roten Felsenlandschaft und das gruene Flussbett unten im Tal, es ist einfach nur toll. Nur nebenbei sei erwaehnt, dass wir den Canyon fast fuer uns alleine haben. Am Massacre Cave und Mummy Cave Overlook steht nur unser Womo, sonst ist keine Menschenseele zu sehen.
Dann geht es noch zum Antelope House Overlook. Hier ist noch eine weitere handvoll Besucher unterwegs und 2 Navajos, die auf ihren Autos Schmuck und Souveniers anbieten.
Auch hier kommen wir aus dem Staunen kaum raus. Allerdings muessen wir aufpassen, nicht vom Canyonrand geweht zu werden. Der Windboen sind so stark, dass ich kaum die Kamera halten kann. Aber die Aussicht ist einfach gigantisch. Morgen wollen wir eine gefuehrte 4x4 Jeeptour mit den Navajos in den Canyon machen.
Auf dem von Navajos gefuehrten Cottonwood Campground, kurz vor Chinle und vis à vis des VC´s , haben wir noch freie Platzwahl. Auch spaeter am Abend ist der CG nicht voll belegt und eine Loop ist sogar geschlossen. Das Toilettenhaeuschen ist recht in die Jahre gekommen und so wie es aussieht, auch schon laenger nicht geputzt worden. Die Dumpingstation ist geoeffnet, aber es gibt kein Wasser. Kaputt, und das wohl auch schon laenger.
Wir suchen uns einen netten Platz und genehmigen uns in der Sonne erst einmal einen Drink. Wir sitzen im Windschatten des Womos und beobachten dabei einen dicken, alten Ast, der genau ueber uns und quer ueber das Womo hin und her wippt. Dabei stelle ich mir die Frage, wer zahlt, wenn der runterkracht? Denn wenn es kracht, dann ist der Schaden gross. Damit wir uns diese Frage nicht weiter stellen muessen, ziehen wir kurzerhand auf den freien Platz nebenan. Hier ist uns wohler.
Neben uns versucht ein aelterer Alleinreisender mit Rad sein Zelt im Sturm aufzubauen. Wir eilen ihm zu Hilfe und nur mit Muehe und Not schaffen wir es zu dritt, das Zelt zu montieren und notduerftig zu besfestigen. Als Zelter ist man ja hart im Nehmen und auch er denkt nicht dran, im Auto zu schlafen oder in die Lodge zu ziehen.
Zur Sundowner- und Doggytime ziehen wir noch einmal eine Runde ueber den Platz und zur Lodge gegenueber, wo es angeblich freies Wifi gibt. Das war allerdings einmal, jetzt gibt es das nur noch mit Code fuer die Lodgegaeste. Fuer Camper leider auch nicht gegen Bezahlung. Das Handynetz reicht grad zum telefonieren. Leider erreichen wir von den Jeep-Touren-Anbietern niemanden mehr. Wir hinterlassen eine Nachricht. Melden tut sich aber keiner mehr. Dann versuchen wir es halt morgen direkt vor Ort. Das Office eines Anbieters ist gegenueber der Lodge.
Halo Bine,
ein sehr schöner Bericht über diese Strecke, die wir ja nur wenige Wochen vor euch in umgekehrter Richtung gefahren sind. Auch uns hat die Strecke über den Buffalo- Pass sehr gut gefallen.
Und für den Canyon de Chelly bin ich froh, dass er noch nicht so vom Tourismus überfallen ist. Auch wir waren dort fast die einzigen Besucher, zu einem kleinen Schwatz reichte es aber schon.
Grüße
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Hallo Bine,
schade, dass euch die Bistis nicht gepackt haben, kann ich aber durchaus verstehen.
Die gleiche Strecke (mit Ausnahme des Schlenker über Farmington) bin ich 2016 auch gefahren und bin genauso begeistert gewesen von den Einblicke und Ausblicken. Morgen ist bei euch ja noch die „Südseite“ dran. Wird euch auch gefallen haben.
Liebe Grüße
Micha
Scout Womo-Abenteuer.de
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Hi Bine,
dane für den tollen Bericht und vielen fantastischen Bilder!
Der Satz hätte auch von meiner Frau stammen können. Ein biestiger Wind hatte uns am Abend den Zeltaufbau erst am zweiten Standort gelingen lassen, die Nacht war sehr unruhig weil der Wind unablässig am Zelt rüttelte und dann war es Anja zu heiß, als wir die Bisistis erkunden wollten....
Ich lese mal schnell eure letzten tage noch,
LG Mike
Liebe Grüße, Mike
Experience!
Scout Womo-Abenteuer.de
Hallo Bine,
eine tolle Route und wunderbare Fotos zum wieder erkennen und eintauchen in Erinnerungen! Vor allem freue ich mich über deine Shiprock-Bilder, dieser Fels strahlt für mich etwas ganz Faszinierendes aus. Wir standen auch lange staunend an der ähnlichen Stelle. Nur schade, dass ihr immer wieder so mit bzw. gegen den Wind kämpfen musstet. Da hat man dann nicht so grosse Lust, länger an solchen eindrucksvollen Orten zu verweilen. Wenigstens hattet ihr keinen Regen oder Unwetter, sondern strahlende Sonne.
LG Irma
2012 Südwesten 2015 Yellowstone/Badlands/RMNP Herbstfahrer's Reiseberichte
Hi Bine,
Shiprock und Canyon de Chelly NM fehlen mir noch in der Sammlung. Bei den schönen Fotos komme ich ins Schwelgen .........
Liebe Grüße
Matthias
Scout Womo-Abenteuer.de
Südwesten USA in 5 Wochen Herbst 2014
Liebe Bine
Oh wie freue ich mich auf den morgigen Tag - wir waren vom de Chelly auch extrem begeistert und unsere Tour mit einem Navajo ist mir eine der schönsten Erinnerungen an die damalige Tour....
Ganz liebe Grüsse
Esther
Hi
@Bernhard: wir waren echt baff, dass hier so wenig los war. Das war natuerlich dadurch erst recht sehr schoen. Am naechsten Tag, als wir den South Rim noch abgefahren sind, waren dann schon ein paar Leute mehr unterwegs.
@Micha: ich hatte im Vorfeld ja sooo viel von den Bistis gelesen, es wird ja allgemein fast nur davon geschwaermt. Beeindruckend ist es schon, aber fuer uns zumndest gibt es da schoenere Highlights, wie z.B. dann der Canyon der Chelly. Da waren wir dann echt wieder total begeistert. Und der nachste Tag war auch klasse. (puh... bin noch grad beim Sortieren der Fotos...)
@Mike: guck an. Ich denke das Wetter kann die Empfindungen dort doch sehr beeinflussen. Den Gesichtsausdruck von D. haettet ihr mal sehen sollen, als ich sagte: Hier uebernachten wir heute....
@Irma: der Shiprock hat schon was, kein Wunder dass er fuer die Navajos so von Bedeutung ist. Sogar aus der Ferne ist er durch seine Form noch zu erkennen. Tja, das Wetter muss man halt nehmen wie es kommt. Obwohl, wir hatten ja fast nur Sonne. Auf den ganzen Bildern ist ja nicht zu erkennen, wie wir mit dem Wind gekaempft haben. Wir haben uns halt mit ihm arrangiert.
@Matthias: unbedingt, der Weg lohnt sich!!!
@Esthi: dieser Canyon war fuer uns eine der groessten Ueberraschungen auf dieser Reise und die Jeeptour war echt klasse. Momentan tue ich mich schwer mit der Auswahl der Bilder. Morgen wird es dann wohl etwas bilderlastig.
Liebe Gruesse aus dem suedlichen Amerika,
Bine + Dieter