Womo-Abenteuer

Nordamerika im Wohnmobil erleben!

Endlich wärmer. Von Denver nach Moab

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Stefan aus R
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Beigetreten: 29.12.2016 - 12:31
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Endlich wärmer. Von Denver nach Moab
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Reisedatum: 
Mittwoch, 21. Juni 2017
Gefahrene Meilen: 
350 Meilen
Besuchte Highlights: 
Fazit: 
Hüte dich vor deinen Wünschen, sie könnten in Erfüllung gehen

Heute solls mal wieder ein Stückchen gehen. Nach Moab zu den roten Steinen. Wir sind schon Arg gespannt, unsere letzte Reise endete am Grand Canyon, weiter östlich waren wir nicht mehr. Nach viel Berg und Grün also jetzt Wüste satt. Unser Stellplatz ist schnell geräumt, auf dem Weg zur I 70 machen wir noch einen Stopp beim Walmart in Hampden, Wieder einmal Super-Supermarkt, aber unsere Vorräte sind alle. Früh am Morgen ist reichlich Platz am Parkplatz, getankt wird auch noch schnell, jetzt gehts erstmal bergauf. Die Kulisse auf der Anfahrt zu den Rockys ist atemberaubend, himmelhoch türmen sich die Felswände entlang der Strasse, auf der anderen Seite ein Abgrund, irgendwie passen 4 Spuren Highway dazwischen. Wir sind ja Alpenvolk, aber Kinder geht das hier nach oben. Vorbei an Kramer (1985 m), Alpspitze (2628 m) erreichen wir Zugspitzhöhe(2962m) und der Pass ist noch nicht mal annähernd erreicht. Erst bei 11116 ft (=3388m, das ist fast Großglockner) wirds flach, links und rechts der Strasse liegt noch ordentlich weisses Zeug rum. Die Abfahrten Vail und Aspen machen Lust auf Heliskiing. Dann denke ich dran, wie ich auf 3500 m beim Tiefschneefahren pumpen müßte und ich nehme demütig die Grenzen meiner Möglichkeiten zur Kenntnis; obwohl es fast Mittag ist, ist es saukalt hier oben. In Glenwood Springs machen wir ein Päuschen und essen Burger bei Culvers. Kann man empfehlen, frisch zubereitet. Die Milchshakes sind riesig und schmecken nach Diabetes Typ 2, aber einmal sündigen ist ja erlaubt. Der Tank ist noch halb voll, und ab jetzt gehts ja nur noch bergab und wir haben schon gut die Hälfte hinter uns. Frühtanken ist was für Schattenparker, drum gehts nach einem Stündchen Pause in frischer Bergluft ohne Nachfüllen weiter.

Auf dem Weg nach unten riecht es plötzlich verbrannt, wir sind es nicht, ich habe die ganze Zeit brav mit dem Motor gebremst. Nach zwei Kurven ist der Schuldige ausgemacht. Ein Semi mit Kieswanne raucht an den Hinterachsen wie ein Kohlekraftwerk, die Bremsen sind so heiß dass ich Angst habe es zerreisst ihm gleich einen Reifen.  Am liebsten würde ich überholen, aber der Bursche hat locker 65 Meilen drauf. Vielleicht kann er auch nicht mehr langsamer. Wir erkennen am Horizont eine Abfahrt in einer sanften Steigung, bis dahin halten wir respektvoll Abstand. Der Trucker hat aber offensichtlich Ortskenntnis, fährt an der Ausfahrt vorbei und weiss wohl, dass die Scheiben wieder kühl sind bis er wieder Bremskraft braucht. Bergauf kann er nicht so schnell wie wir, und wir überholen und sehen zu, dass wir Abstand zwischen uns und den Tiefflieger mit Todessehnsucht bekommen. 

Jetzt erscheinen doch tatsächlich Billboards für Weingüter links und rechts der Strasse, sollte nicht eigentlich Wüste kommen? Nach weiteren 30 Meilen ist es dann soweit: Die Vegetation beschränkt sich auf den Bereich 50m rechts und links des Colorado. Im AUgenwinkel huscht ein Schild vorbei, die nächste Tankstelle ist in 65 Meilen. Ein Blick auf die Tankuhr beruhigt mich jetzt gerade nicht. Viertelt voll, muss eigentlich reichen. Locker. Ich rechne ein bisschen hin und her, die letzte Tanke ist aber auch schon ein Stück zurück. Die Beste Ehefrau von Allen auf dem Beifahrersitz genießt die Marslandschaft um uns herum, die Klima läuft, aber mir wird trotzdem etwas warm auf der Stirn. Nach einer Stunde erreichen wir Crescent Junction, Papa Joe betreibt hier aus gutem Grund eine Tankstelle. Wir rollen nicht gerade mit dem letzten Fingerhut an die Zapfsäule, aber ich habe sicher schon mal früher getankt. Billiger auch, der Joe weiß, wie froh wir sind und schlägt einen Glad-we-made-it Zuschlag drauf, den ich freudig entrichte. Es ist jetzt 16 Uhr, der Anflug des Angstschweisses auf der Stirn weicht beim Zapfen einem echten Ganzkörperwüstenschweissausbruch. Es ist, wie soll man sagen, warm geworden. Was uns ab jetzt die nächsten drei Wochen begleiten wird, ist die schlimmste Hitzewelle im mittleren Westen seit Jahrzehnten. Ich habs noch mal nachgeschaut, am 07.07.2017 war das Temperaturmaximum erreicht: In Phoenix waren es 49! ° (Celsius, klar). Anfang Juli konnten zweimotorige Propellermaschinen wegen mangelnder Luftdichte durch die Hitze mehrere Tage nicht starten; wir sind Griechenland erprobt, Hitze macht uns normal nicht viel aus, aber das war echt der Burner. So heiss hab ich es noch nie erlebt. Wir hatten über Tage auch Nachts nicht unter 30 Grad, tagsüber immer locker 40. Trotzdem wollten wir was sehen, dann muss man halt früh raus.

Utah in a nutshell:

Es ist hoch, rot, heiss und das Schild unten hat mehr Löcher als ein Nudelsieb.

Wir hatten im Vorfeld schon mit Hitze gerechnet, wollten aber trotzdem im Arches übernachten. Pfifkaas, wie der Bayer sagt, aufgrund einer Baustelle auf dem Arches Scenic Drive und gleichzeitiger Renovierungen im Devils Garden CG war der NP nachts komplett gesperrt, blieb also nur einer der privaten CG's in Moab. Auf dem Canyonlands RV Resort und CG sind wir dann so gegen 17 Uhr eingetroffen. Die Stellplätze für die größeren Wohnmobile sind für einen privaten CG reichlich bemessen, weiter hinten gibts tatsächlich eine Menge Zeltcamper. Wahrscheinlich füllen die ihre Luftmatratzen mit Crushed-Ice, anders ist das momentan nicht aushaltbar. Wir hängen Strom und Wasser an und nehmen unser Lärmkraftwerk an der Womo-Decke in Betrieb. Draussen türmen sich Wolken am Horizont, Schwarz-Grün in der Grundfarbe, von unten rot angestrahlt. Es wird doch kein Gewitter geben? Nein, natürlich nicht. Bis zum nächsten Regen wird's noch dauern.

Nach einer Stunde Klima auf Volllast ist die Temperatur im Womo erträglich, wir machen uns auf die Suche nach einem klimatisierten Restaurant. Angeblich gibt's ein gutes Richtung Stadtmitte, wir können uns auch erinnern daran vorbeigefahren zu sein; weit war es nicht. Dachten wir. In der Abenddämmerung wandern wir nach Norden, die ersehnte Kneipe ist weit und breit nicht zu sehen. Als wir am Pizzahut vorbeikommen, sehen wir unverschwitzte Gestalten aus der Türe treten, der Kassierer trägt langärmlig. Wir wägen kurz ab, die Artheriosklerose als potentielle Todesursache in ferner Zukunft ist ggü. Hitzschlag um 19 Uhr die harmlosere Variante.

Plus: Es ist kühl.

Minus: Es schmeckt gottserbärmlich. 

Plus 2: Free Refill, solange wir ein Getränk vor uns stehen haben, schmeisst uns da keiner raus. Richtig voll ist's auch nicht.

Wer einen Abroller mit Küchenrolle auf den Gästetischen plaziert, um Servietten zu sparen, hat dem Teufel ins Antlitz gelacht. Nie wieder Pizza Hut. 

Am Heimweg plündern wir noch den Kühlschrank der Tanke am Einfahrt zum CG; Bier für gleich und Gatorade und Co für morgen, wir wollen ja besichtigen, nicht wahr?

Fazit: Wir wollten warm, wir bekamen warm. Das Geschmacklich beste am Pizza-Hut ist die kühle Luft.

DSkywalker
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Beigetreten: 02.09.2017 - 07:49
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RE: Endlich wärmer. Von Denver nach Moab

Der Tank ist noch halb voll, und ab jetzt gehts ja nur noch bergab und wir haben schon gut die Hälfte hinter uns. Frühtanken ist was für Schattenparker, drum gehts nach einem Stündchen Pause in frischer Bergluft ohne Nachfüllen weiter.

Nicht umsonst steht im Drivers Manual von Road Bear und auch in fast allen FAQs diverser WoMo-Foren : Tanken sie spätestens auf, wenn der Tank halbleer ist cheeky  wink

Stefan aus R
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Beigetreten: 29.12.2016 - 12:31
Beiträge: 74
RE: Endlich wärmer. Von Denver nach Moab

Manuals und FAQ's lesen ist auch was für Schattenparker. ;-)

Passiert mir auch nie wieder; es war nicht richtig knapp, aber 10 Meilen vor Crescent Junction ging Reserve an. Braucht man nicht dringend.