Nach zwei Nächten im Inn at Mt. Rainier haben wir den CG gewechselt und haben uns in die C-Loop vom Cougar-Rock CG gestellt. Der Buchungsautomat am Eingang ist gewöhnungsbedürftig, spuckt aber schließlich ein Ticket für 2 Nächte aus. Der CG selbst ist schneefrei, allerdings nur zur Hälfte geöffnet. Die Auswahl an Plätzen für unser dickes Ding ist begrenzt, aber wir finden einen ganz schönen. Am Vortag hatten wir einen Eingewöhnungsmarsch hinter uns, vom Nisquali Entrance das Tal zwischen Mt. Wow und Mt. Rainier immer am Creek entlang nach oben, bis wir keine Lust mehr hatten. Hin und zurück 13km, für den ersten Tag nicht schlecht. Der zweite Hike sollte über den Wonderland Trail zum Reflection Lake gehen. 7 Meilen einfach, aber: Die Rechnung ohne den Winter gemacht. Am Nisquali River gehts gemütlich los, vorbei an den Carter Falls. Der Trail ist beinahe menschenleer, ca. 2 km nach den Fällen wissen wir auch warum. Erste Schneereste links und rechts des Weges bilden bald eine geschlossene Schneedecke, und nach 500m gestapfe ist uns schmerzhaft klar: Das wird nix mehr mit vorwärts. Also unsere Navigationsapp gezückt und festgestellt: Links den Hang hoch kommt nach 500m die Strasse. Bereit für ein Abenteuer? Aber immer doch! Die Bergflanke hat Südausrichtung, sobald wir 50m vom Trail wegsind wirds auch merklich steil, und der Schnee ist weg. Steig gibt's da natürlich nicht mehr, also kämpfen wir uns tapfer durch absolut unberührte Natur den Berg hoch. Bei Temperaturen um die 10 Grad kommen wir dann auch ins schwitzen, aber Proviant ist reichlich vorhanden. Schließlich erreichen wir ziemlich erschöpft die Schleife zum Ricksecker Point. Dort ist erstmal Brotzeit angesagt. Vor uns liegt nun nur noch der Rückweg. Blöd nur, dass wir dafür eine 5km lange Schleife laufen müssen, bis wir den Nisquali überqueren können. Immer schön die Strasse entlang. So wird der Rückweg deutlich länger als geplant, und die Querfeldeinstrecke hat uns doch etwas geschlaucht. Wir sind froh den CG zu erreichen. Greywater ist leer, Freshwater ist voll, also gibt's erstmal eine ausgiebige Dusche, danach sind wir rechtschaffen k.o. Am nächsten Tag regenet es Bindfäden, wir brauchen also keine Ausrede um unsere Glieder zu schonen.
Am Freitag geht's dann los Richtung Spokane, wir haben uns 350 Meilen vorgenommen, die ersten 80 gehen über wilde Bergstrassen zum Ostausgang des NP bei Yakima. Wir fahren bei strahlendem Sonnenschein am Reflection Lake vorbei und es trifft uns fast der Schlag: Zugefroren. Hätten wir das 2 Tage vorher gewusst... Danach geht es über die WA - 123 über den Highway 12, vorbei an White Pass und den Rimrock Lake nach Yakima. Abgesehen von der Strecke von Denver nach Moab war das wahrscheinlich das landschaftlich reizvollste Stück Weg auf der gesamten Reise. Entlang der Strecke am wild rauschenden Naches River entlang gibt es unzählige primitive, aber auch bewirtschaftete Campgrounds, zu dieser Jahreszeit, soweit einsehbar, fast alle völlig frei. Beim nächsten mal wird dort haltgemacht, soviel ist sicher.
Dann geht es durch Yakima über die weniger spektakuläre I 82 nach Norden bis Ellensburg, wo wir auf die I 90 abbiegen und bei Vantage den aufgestauten Columbia River überqueren. Das war dann aber auch erstmal genug Interstate, wir fahren geradeaus die WA 26 über Royal City und Othello bis zum Highway 395. Mittlerweile ist die Landschaft flach wie ein Brett und die Strasse links und rechts gesäumt von künstlich bewässerten Feldern so weit das Auge reicht. Wers nicht glaubt, hier bitte:
Unterwegs Mittag gemacht an einem typischen roadside-Diner: Selbstgemachte Obstkuchen, dünner Kaffee, Burger und Fries so wie man sichs vorstellt. In Ritzville nehmen wir die I90 wieder auf, die letzten 60 Meilen des Tages geht es vierspurig bis nach Spokane. Dort steht der erste Tankstop an: 33 Gallonen kosten 100 Dollar, und die Kiste ist noch nicht mal ganz voll.
Jetzt geht es das erste mal mit dem 11-Meter-Ungetüm durch großstädtischen Berufsverkehr. Alles geht gut, das Navi macht uns keine Zicken, (bis auf einen kleinen Umweg in die Zufahrt zum Golfplatz. Wenden in drei Zügen war auch schon mal stressfreier). Danach gehts aber am Spokane River entlang in den Bowl-and-Pitcher State Park. Wir dürfen direkt am Fluss auf Stellplatz 11 einparken. Oben an der Einfahrt gibt's einen kleinen Shop, der neben dem üblichen Campingbedarf auch ein paar Lebensmittel hat. Feuerholz kriegen wir unten beim Host, und dann steht einem gemütlichen Ausklang nichts mehr im Wege.
Fazit:
Anfang Juni liegt am Mt. Rainier noch zuviel Schnee; ob das an einem besonders langen oder heftigen Winter lag? Keine Ahnung, aber beim nächsten Mal lieber 4 Wochen später. Bei gutem Wetter und entsprechender Wanderlust ist der Mt. Rainier mit 4 Tagen nicht zu lange geplant, wer weniger Zeit hat kommt auch mit 2 Wandertagen sehr gut rum und kann abends am 2. Tag vielleicht noch bis zum Rimrock Lake fahren und dort am Seeufer übernachten. Bei Schneeschmelze könnte es am Naches selbst ziemlich laut sein, so viel Wasser hat der.
Die Strasse am Naches River entlang ist eine absolute Traumstrecke, wer sie irgendwie einbinden kann, sollte das tun.
350 Meilen am Stück kann man schon mal fahren.