Donnerstag, 13.8.15
Wetter: meistens sonnig, später auch wolkig
Obwohl wir heute 210 Meilen vor uns haben, lassen wir es gemütlich angehen. Wieder waren wir recht früh im Bett, deshalb werde ich früh wach. Als ich um 6Uhr aus dem Fenster schaue, wird es gerade hell, aber die Sonne ist noch nicht da. Ich höre von draußen ein Geräusch: da steht der Mule Deer von gestern Abend und sieht mir direkt in die Augen. Schnell ein Foto, dann drehe ich mich im warmen Bett noch einmal um.
Etwas später höre ich ihn nochmal. Da steht er, schaut mich würdevoll an.... dreht sich um... hebt seinen kurzen Schwanz.... geht in die Knie......... und verrichtet sein Morgengeschäft, als wollte er demonstrieren, dass dies hier SEIN Platz ist. Leider war die Kamera in diesem Moment nicht griffbereit.
Um 7Uhr sind alle wach, und wir stehen auf. Noch ist es kalt, aber die ersten Sonnenstrahlen kitzeln uns schon, und rasch erwärmt sich die Luft. Wir frühstücken trotzdem drinnen, mit Panoramablick auf die Dünen. Heute sind wir gemütlich unterwegs, um 8:40 Uhr ist erst Abfahrt. Dann Müll entsorgen und tanken, der Road Bär möchte Sprit..
letzter Blick auf die Dünen von ganz nah...
...und aus der Ferne
Wir verlassen die Gegend und fahren zunächst durch eine ausgedehnte Farmlandschaft. Hier wird vor allem Getreide angebaut. Diese großen Getreidekreise sehen schon beeindruckend aus. Und nun glauben wir auch erstmals zu verstehen, warum man hier überhaupt rund anbaut: um einen zentralen Anschluss herum fährt ein automatisches Bewässerungsystem immer im Kreis. Das kann man sich hier erlauben, bei so viel Land und Platz.
Dann wird die Landschaft interessanter und enger. Wir fahren in die Berge (wo wir ja eigentlich schon längst sind, seit Tagen befinden wir uns permament auf über 2000m!) über einen Pass von 3000m. Es ist wunderschön hier, überall blühen gelbe Blumen. Grüne Nadelwälder und Aspen (zu dieser Jahreszeit sattgrün) wechseln sich ab. Auch Borkenkäfer-zerstörte Waldabschnitte sehen wir immer wieder, dieser Anblick ist weniger schön.
Gegen 12Uhr erreichen wir Gunnison, eine sehr aufgeräumte Studentenstadt, die auf uns einen guten Eindruck macht, halten kurz am Walmart und kehren zu Lunch und free WiFi bei McDonalds ein. Unsere Wetter-App sagt für den Nachmittag Regen voraus, also fahren wir schnell weiter, denn wir wollen baden. Mittlerweile ist es 13:30Uhr. Im Internet hatte ich versucht, eine Badestelle am Blue Mesa Reservoir der Curecanti Recreational Area zu finden. Gar nicht so einfach, überall darf man mit dem Boot an- und ablegen, auch angeln. Aber baden?? Fehlanzeige. Ja, baden denn die Amerikaner nicht?? Also schauen wir hier vor Ort nochmal genau hin. Viele, viele Bootsanleger, ja. Viele, viele Angelstellen, auch! Aber kein Badestrand weit und breit, so wunderschön der Stausee auch in der Landschaft liegt und so idyllisch sich die Küstenstraße entlangschlängelt. Campingplätze sehen wir auch, aber wieder ohne Badestelle, auch nirgendwo Sandufer, nur Steine oder Büsche.
Wir nähern uns dem Ende des Sees, wie schade. Wir wollten doch schwimmen. Da kommt noch einmal ein Bootsanleger, der einigermaßen geeignet aussieht. Wir fragen die nette Rangerin bei der Einfahrt in den Park, ob man hier schwimmen dürfe. Sie meint, sie hätte nichts Gegenteiliges gehört, und die Bootsrampe sei hier auch eher ruhig, so dass das schon ok wäre. Wir beschauen das Ufer, finden es aber zu schlammig und nicht einladend. Too bad, dann war es das wohl mit dem Bade-Plan.
Wir steigen ein und fahren weiter. Der Black Canyon of the Gunnison ist heute das Ziel. Was nun folgt, ist gewiß nicht die Glanzleistung des Urlaubs, und es darf verbucht werden unter: auch die beste Planerin macht mal einen Fehler. Ganz erklären kann ich es mir noch immer nicht, aber nobody is perfect, nicht wahr? Wir fahren los, das TomTom sagt, rechts abbiegen nocheinmal über den See, der Große hinterm Steuer dagegen sagt, müssen wir nicht links? Und ich sage im Brustton der Überzeugung, paßt schon, vielleicht gehen die Straßen später wieder zusammen. Und wundere mich überhaupt nicht, dass der Canyon LINKS neben uns immer breiter und tiefer wird. Unser Weg schraubt sich immer höher in Serpentinen in die Berge, wunderschöne Ausblicke, aber zum Fahren etwas anstrengend.
Weiterhin wundere ich mich nicht, von dieser Kurverei in den Bergen so gar nicht gelesen zu haben. Eigentlich ist für übermorgen erst ein Serpentinen-Fahrtag eingeplant, dann wollen wir über den Million-Dollar-Highway. Ich weiß im Nachhinein wirklich nicht, warum es bei mir so gar nicht klick gemacht hat, ehrlich. Erst als wir gegen 17Uhr nach LINKS in den Nationalpark einbiegen, dämmert es mir. Ich bin ein sehr visueller Karten-Mensch, und ich weiß genau, wir hätten nach RECHTS in den Black Canyon-Nationalpark abbiegen müssen. Mir bricht der Schweiß aus allen Poren - da höre ich Cara (Ihr erinnert Euch: die Stewardess aus dem Flugzeug) wieder: don´t panic!!! Der Fahrer hält an. Ich wälze alle Unterlagen. Was ist hier falsch?? Da dämmert es mir: wir sind auf der falschen, der Nord-Seite des Canyons!!!! Himmel Herrgott nochmal, wie konnte das passieren? Ich muß es leider zugeben: ich habe mich schlichtweg vertan. Ich hatte im Kopf, dass wir auf dem North Rim CG des Canyons sind, habe das aber mit dem Grand Canyon verwechselt. Und dann zum Kuckuck gibt es am Black Canyon auch tatsächlich noch einen "North Rim CG", den ich ins TomTom eingegeben hatte. Unser revervierter Platz ist aber der South Rim CG, der genau an unserer Route liegt...... Ich hätte heulen können vor Ärger über mich selbst. Nützt aber nichts. Cool down, don´t panic. Ich schlage vor, den Black Canyon ganz links liegen zu lassen und direkt zum Ridgway State Park durchzustarten, der eigentlich erst für morgen auf dem Plan steht. Die Distanz von hier wäre die gleiche wie die zum South Rim CG des BCotG. Das möchte aber mein Mann nicht, und das ist gut so, wie wir noch sehen werden.
Also, nocheinmal weitere 75 Meilen um den Canyon herum fahren. Das geht glücklicherweise recht zügig, so dass sogar noch Zeit bleibt, kurz vor Ladenschluss in Montrose in einem Traxxas-Laden nach dem Problem mit dem Modell-Auto zu fragen. Der nette Typ meint, das SpeedControl-Teil sei kaputt, hat aber kein Ersatzteil und kann uns deshalb nicht helfen. Also fahren wir unverrichteter Dinge hoch in den Nationalpark. Vor allem wir Großen sind vom ersten Blick in den schwarzen Canyon richtig beeindruckt. Dieser Abstecher hat sich wirklich gelohnt. Dadurch dass der Canyon im Gegensatz zum Grand Canyon viel enger, gefühlt viel tiefer ist, steiler trifft es vielleicht besser, hat man das Gefühl, viel näher dran zu sein. Ich kann es nicht besser beschreiben, aber es ist "greifbarer" als am riesigen Grand Canyon.
Das VisitorCenter hat bereits geschlossen, aber wir finden eine Ankündigung über einen Nightlife-Ranger-Star-Talk. Ein Komet (mit dem wohlklingenden Namen "109P/Swift-Tuttle") entsendet gerade in diesen Tagen Hunderte von Meteoriten, die in dieser Nacht wunderbar zu sehen sein werden, zum einen weil es hier so wenig Lichtverschmutzung gibt, zum anderen, weil Neumond ist. Heute und hier ist die beste Gelegenheit!! Deshalb wird heute Abend um 9 Uhr ein Ranger-Talk zu diesem Thema stattfinden, wo man auch durch ein Teleskop schauen kann.
Bis dahin gibt es zum Dinner auf dem CG Tortilla-Wraps, danach schaut sich der Junior auf dem DVD-Player das BMX-Video aus Denver an. Dies ist das erste und einzige Mal, dass überhaupt der Fernseher läuft, eigentlich bräuchten wir dieses Ding im Urlaub nicht.
Um 21 Uhr laufen wir im Dunkeln zur Astronomie-Lehrstunde. Wir bewundern durch ein Teleskop den Saturn mit seinem Ring, und wir sehen mit bloßem Auge mehrere, beeindruckende Sternschnuppen, Meteoriten eigentlich. Eine erstrahlt in einem hellen Grün und überquert den gesamten Himmel! Nach einer Weile haben wir aber genug gestaunt, obwohl der eigentliche Meteoritenregen erst für weit nach Mitternacht erwartet wird. Das Gesehene war ein wirklich beeindruckendes Schauspiel an diesem klaren Himmel, wo man auch die Milchstraße wunderbar erkennen kann. Und wir hätten es wegen meines Fehlers beinahe verpaßt! Nicht auszudenken, und gut, dass mein Mann darauf bestanden hat, den Black Canyon nicht auszulassen (manchmal haben auch Männer gute Ideen ). Ende gut, alles gut!
Fazit:
Ein langer Fahrtag, der uns aber am Ende gar nicht so lang vorkam - die Rockies sind einfach zu schön!
Hallo Inga,
da hättet ihr auch einen Tag, der zwischendurch mal nicht so perfekt gelaufen ist und dann ein tolles Ende nahm...
An den Stauseen kamen wir auch vorbei, sah aus der Ferne eigentlich sehr nett aus und mich hat ein wenig gewundert, dass von diesen vielen CG's bisher nur ganz wenige hier in die Datenbank eingetragen wurden. Anscheinend sind dann aber doch eher die Bootsfahrer die Zielgruppe. Schon schade, dass es bei solchen Wassermengen keine schöne Badestelle hat.
Liebe Grüße,
Ulli
Scout Womo-Abenteuer.de
www.dezembercamper.de
Hi Ulli,
ja, richtig - Ende gut, alles gut
Ich habe mich im Vorfeld genau wie Du gewundert, dass an diesem Riesen-See noch kaum jemand hier aus dem Forum Halt gemacht hat. Jetzt weiß ich warum. Wirklich schade, und Boote haben wir auch kaum welche auf dem See gesehen.
LG, Inga
Hallo Inga,
so einen Planungsfehler hatte ich in diesem Jahr auch - im Lassen Volcanic NP. Da hat mich meine Tochter dann darauf aufmerksam gemacht, dass wir nicht mit dem Wohnmobil über einen Wanderweg fahren können....Hat mich auch sehr geärgert und einige Meilen und Zeit gekostet.
Der Black Canyon ist schon klasse, bin gespannt was ihr morgen dort so erlebt.
Liebe Grüße
Susanne
Scout Womo-Abenteuer.de
Reiseberichte
Liebe Susanne,
Fehler passieren eben, am Ende ist es ja auch gar nicht so schlimm. Man darf sich nur nicht zu lange ärgern.
LG, Inga
Hi Inga,
immerhin habt Ihr ja nach der missglückten Anreise einen tollen Tagesabschluss erlebt. Ich denke, das passiert Euch auch nicht mehr.
An den Stauseen sind wir auch vorbei gekommen. Sah tatsächlich nicht sehr zum baden aus - schade eigentlich. Die Strecke ist ja schon schön.
LG Mike
Liebe Grüße, Mike
Experience!
Scout Womo-Abenteuer.de
Hi Inga,
ich habe heute erst diesen Tag deines Reiseberichtes gelesen, die Fortsetzung nach dem Great Sand Dunes NP war mir irgendwie aus dem Auge geraten.
Durch euer falsches Abbiegen habt ihr als erste des Forums den Black Canyon of the Gunnison umrundet ! Ist doch auch ein schönes Gefühl !
Danke für die Erinnerung !
Grüße
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Hallo Bernhard,
vielen Dank für diesen Hinweis - wir sind also Pioniere So können wir diesem Mißgeschick zusätzlich noch etwas Gutes abgewinnen! Und tatsächlich war die Fahrstrecke vom See durch die Berge auch wunderschön, nur eben etwas länger als geplant....
Schön, dass Du noch nachgereist bist!
LG, Inga
Hallo Inga,
ich bin´s gleich nochmal: unter einigen Scouts haben wir mal diskutiert, welcher der beiden Seiten des BC die schönere ist. Kannst du dazu noch etwas schreiben ? Welche Seite würdest du empfehlen ?
Kann man denn von der Route #62 (außer die kurze Strecke nach dem Abzweig am Blue Mesa Dam) überhaupt in den Canyon schauen ? Doch wohl eher nicht.
Seid ihr bis zu dem North CG oder anderen View Points gefahren ?
Wäre nett, wenn du dich dazu nochmals meldest.
Grüße
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Hallo Bernhard,
da ich gerade im Skiurlaub bin, hier erstmal kurz vorab: leider kann ich dazu nicht so viel beitragen, denn bis zum North Rim sind wir nicht gefahren. Wir sind schon vorher umgedreht. Und weil ich mich so furchtbar über mich selbst geärgert habe, sind wir gar nicht auf diese Idee gekommen.
Die Strasse dorthin (ist das die #62?) ist eine wunderschöne Serpentinenstrasse mit Ausblicken in den "Canyon", der aber hier noch sehr weit ist, wie eine breite Schlucht. Ob man hier hineinfahren kann? Keine Ahnung. Haben wir leider nicht drauf geachtet....
Viele Grüße, Inga