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Tag02 - 28.08.2015: Mit Bahn und zu Fuß durch San Francisco

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DieKoblenzer
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Tag02 - 28.08.2015: Mit Bahn und zu Fuß durch San Francisco

28.08.2015


Die Nacht ist sehr kurz. Bereits um 2:00 können wir beide nicht mehr schlafen.
Um kurz vor 4 steht Flo dann auf um noch etwas Reisebericht zu tippen. Ilka steht auch kurze Zeit später auf. Um 5:00 machen wir uns fertig und um 5:45 geht es zum Frühstück. Um die Zeit gibt es allerdings nur einen „Departure Snack“. Also eingeschweißte Muffins, Blätterteigsnaks, etwas Obst und dazu Kaffee, Tee und O-Saft. Alles nur so halb lecker, aber es stärkt.
Um 6:00 sitzen wir im Auto in Richtung Bart-Bahnhof. Wir haben uns schon früh entschieden nicht mit dem Auto in die City zu wollen. Parken am Straßenrand ist knifflig und in den privaten Parkhäusern ist es sauteuer. Und wenn wir nicht in der City wohnen geht es halt mit dem Zug (Bart-Train) in die Stadt. Um 6:15 parken wir unseren Mazda und finden ein interessantes Parksystem vor. Man parkt sein Auto und merkt sich die Parkplatznummer. Dann geht man in die Station und kauft dort nach Eingabe der Nummer am Automat ein Tagesticket für 2,50$. Man muss es aber nicht mehr zum Auto bringen. Kontrolleure sind anscheinend mit IT ausgerüstet und können die Parkdatenbank abrufen. Dann kaufen wir noch ein Bart Ticket. Es handelt sich hierbei um ein Prepaid Ticket. Wir errechnen, dass uns die Fahrt hin uns zurück pro Person 9$ kosten wird. Also kaufen wir uns beide ein 10$ Ticket.
Bis zum Zug um 7:03 haben wir noch etwas Zeit als wir um 6:40 auf den Bahnsteig kommen.
Aber so kommen wir genau pünktlich zum 6:43 „Downtown San Francisco – Richmond Train“.
Die Züge sind fahrende Brotkisten und die Stecke geht weitestgehend unter der Erde. Aber dank dem frühen Zug kommen wir früher an der Embarcadero Station an. Dies ist gut, denn wir brauchen ja noch das Tagesticket für die MUNI, den Verkehrsbetrieb für Straßenbahn und Cablecar.
Doch wo kauft man dieses Ticket? Wir laufen von hier nach da und von da nach dort. Irgendwann wird die Zeit knapp und wir gehen in ein Geschäft und fragen. Das Ticket gibt es unten in der Bart Station. Na dann im Eilschritt runter. Doch wo? Flo wird langsam hektisch. Der Automat kann nur Einzeltickets. Also irgendwann jemanden am Bart Schalter gefragt. Der sagt am Infoschalter bekommt man die Muni Tagestickets. Die kosten je 17$ und wir schaffen es sogar noch in die schon wartende Linie F zu springen. Die Linie F wird mit historischen Straßenbahnen gefahren die echt was hermachen. Jetzt müssen wir noch schnell unsere Tageskarte entwerten. Diese sieht aus wie ein Rubbellos. Allerdings darf man hier nur einen Tag und einen Monat freirubbeln. Ilka fragt Flo, warum er so einen Stress gemacht hat, wir hätten genug Zeit gehabt auch noch die nächste Bahn zu nehmen. Das war Flo aber irgendwie nicht klar., aber es hat ja doch alles gut geklappt und der alte Hafenbereich Embarcadero ist echt sehenswert.

Wir kommen also rechtzeitig am Pier 33  von Alcatraz Cruises und haben noch eine Stunde Zeit bis zur Abfahrt. Also noch mal auf den Topf und das tolle Modell der Insel angucken und die Sonne genießen.

Um 8:40 beginnt dann das Boarding für das 9:10 Schiff. Das Schiff selber ist für Ami Verhältnisse total öko, denn es fährt mit Diesel, Solar und Windenergie.

Am Dock von Alcatraz werden wir von einem Ranger begrüßt, der etwas über die Insel erzählt und einige Regeln kundtut. Gut gefällt uns der Spruch „Good News: There are many Restrooms on this island – Bad News: Most of them are in the cells and you can't use them“
Anschließend richtet ein ehemaliger Gefangener William G. Baker noch ein paar Worte an uns. „Wenn man die Gesetze bricht kommt man ins Gefängnis. Wenn man die Gefängnisregeln bricht kommt man nach Alcatraz“. Er hat ein Buch aus Sicht eines Gefangenen geschrieben.
Wir kaufen dann noch einen deutschen Guide für 1$ und laufen frei über die nicht gesperrten Teile der Insel. Leider sind höchstens 30% zu betreten. Highlight ist aber auf jeden Fall der Zellenblock. Im Duschraum (ein Raum mit Duschen, ohne Wände) des Zellenblocks startet die Audiotour. Ilka will Englisch und Flo will Deutsch. Weil Ilka so gut englisch mit dem Ausstatter spricht, hält er uns wohl für Amis, denn auch Flo bekommt den englischen Guide. Egal, nach kurzer Zeit hat er sich daran gewöhnt und die Originalstimmen der Ex-Knackis sind bestimmt authentischer als die der deutschen Synchronsprecher.
Und so laufen hunderte Besucher absolut still und mit Kopfhörern auf dem Kopf durch den Zellenblock. Neben den Erzählungen der Ex-Knackis werden auch Hintergrundgeräusche wie Türen, Klingeln und Krawall eingespielt.

Der Sprecher führt einen durch das Gebäude und sagt wo man langgehen soll. Die Gefangenen haben den Gängen zwischen den Zellen damals Namen wie Broadway (Gang in der Mitte), CD Street (Block C und D), Michigan Avenue oder Time Square (Uhr an der Wand) gegeben. Oben über den Quergängen gibt es die Gun Gallery. Dort gab es bewaffnete Wärter und auch nur dort waren die Schlüssel. Wurden sie unten gebraucht, wurden sie an Seilen herabgelassen.

Eine Rangerin erklärt das Schließsystem. Über 3 Hebel wurden alle Türen eines Bereiches geregelt. Der Schließmechanismus befindet sich oben in den Türen. Ein Hebel ist die Kupplung. Ein Hebel stellt ein, welche Türen geöffnet werden sollen. Zwischen einer Tür und allen Türen kann je nach Bedarf eingestellt werden. Am Ende öffnet der dritte Hebel alle gewählten Türen. Wenn es zum duschen (1x pro Woche) oder zum Essen ging, war es praktisch immer 20 Türen auf einmal zu öffnen. Die Audiotour berichtet auch von Revolten und versuchten Ausbrüchen. Von einem Dreierteam, welches sich in monatelanger Arbeit durch die Rückwände der Zellen gearbeitet hat fehlt bis heute jede Spur. Durch einen Wartungsschacht waren sie aufs Dach gelangt und von Dort bis ins Wasser geflüchtet. Damit die Wärter nichts merken haben sie aus Seife und Haaren Köpfe geformt und in ihre Betten gelegt.
Der Speisesaal war der potentiell gefährlichste Raum. Ein Haufen Schwerstverbrecher und jeder hatte Messer, Gabel und Löffel. Um die Gefahr zu vermindern wurden darum überall Ventile mit Tränengas im Speisesaal verbaut, sie kamen aber nie zum Einsatz.


Nach der Tour kommt man in den Merchandising Bereich. Flo schaut nach dem Buch von dem Knacki „Alcatraz #1259“, aber es soll 20$ kosten. Also kaufen wir nur das versprochene T-Shirt für Florians Schwester und eine Postkarte. Wir schlendern über die Insel zurück zum Dock. Das Haus in dem ein Film gezeigt wird, gucken wir kurz an, aber für den ganzen Film haben wir leider keine Zeit. Flo schaut noch mal nach dem Knackibuch, aber kauft es wieder nicht.
Am Dock angekommen haben wir noch 13 Minuten bis das Schiff fährt. Da es auch hier einen Bookshop gibt beschließt Flo das Buch dann doch zu kaufen. Spätestens am Abend würde er sonst fluchen es nicht getan zu haben.
Die Rückfahrt ging wieder problemlos und nach dem anlegen gehen wir zur nah gelegenen Pier 39.

Das ist DIE Touripier der Fishermens Warf. Also schlendern wir einmal durch die Massen und wieder zurück, denn eigentlich suchen wir erst mal was zu essen. Und so gehen wir ins Hard Rock Cafe direkt am Eingang des Piers. Ilka nimmt einen Cobb Salat und Flo das Club Sandwich. Dazu bekommen wir einen richtigen Icetea. Also schwarzer Tee, eisgekühlt und ohne Zucker.

Wie zu erwarten sind die Preise in der Touriecke richtig teuer. Allerdings bekommt man auch recht große Portionen, dass man sich nicht abgezockt fühlt. Interessant sind die Kellner die sich erst mal persönlich vorstellen. Und als unser Kellner in die Pause muss, stellt er uns seinen Kollegen persönlich vor und bittet um Verständnis. Das Trinkgeldsystem in Amerika ist auch anders als in Deutschland. Hier fallen wir mal wieder richtig als unerfahrene Touris auf.


Gestärkt laufen wir noch mal über die Pier und schauen auch in das eine oder andere Geschäft rein. Wir kaufen ein T-Shirt für Ilkas Patenkind und jeweils eins für uns.
Dann kommen wir zu der Ecke von wo man Robben beobachten kann, die faul auf den Pontons am Pier liegen. Viel interessanter ist jedoch die Golden Gate Bridge. Denn hier bildet sich ein ganz leichter Nebel genau in Höhe der Fahrbahn der Brücke. Es sieht toll aus.


Als nächstes wollen wir zum Coit Tower in dem auf dem Berg gelegenen Pioneer Park. Bereits von der Pier kann man sehen, dass man dafür richtig bergauf muss. Die ersten Straßen sind allerdings noch recht eben. Doch dann kommen einige Treppen gefolgt von sehr steilen Straßen.

Ein Blick auf die Bucht zeigt, dass die Brücke nun komplett im Nebel liegt. Hatten wir gestern ein Glück an der Brücke!
Über weitere kleine Wege und Treppen kommen wir endlich auf dem Berg an. Allerdings ist neben der Brücke nun auch Alcatraz und die halbe Bucht im Nebel verschwunden.

Man kann richtig sehen, wie der Nebel in die Bucht zieht. Darum verzichten wir auf den wahrscheinlich kostenpflichtigen Turm und machen nur eine kurze Rast bevor es weiter geht. Auf dem Weg zum Washington Square Park können wir einen ersten Blick auf den kurvigen Teil der Lombard Street werfen. Zwar weit weg, aber man kann das Geschlängel gut erkennen.
Der Washington Square Park ist eine ziemliche Enttäuschung. Hier wurde einfach ein Block nicht bebaut und eine Rasenfläche mit ein paar Wegen angelegt. Der Rasen ist entsprechend der Dürre gelbbraun und Blumen oder Büsche gibt es nicht. An den Ecken stehen ein paar Bäume. Trotzdem ist der „Park“ gut besucht. Wir fotografieren die Saints Peter and Paul Church am Platz und gehen weiter Richtung Lombard Street.

Erstmal bergab und dann wieder bergauf. Wenn man sich hier auskennt und die Blöcke geschickt wählt, kann man sicherlich Höhenmeter sparen. Krass, warum man mitten auf die Berge hinter der Bucht eine amerikanische Statt mit typischem Quadrat Raster aufgelegt hat. Die Lombard Street ist wirklich schön gemacht.

Weil viele Touris kommen sind entlang der Straße tolle Blumenbeete angelegt. Wir gehen den ersten Swing hoch und beschließen dann genug gesehen zu haben. Wir sind schon ziemlich platt und es stehen noch 2-3 Dinge auf dem Plan. Als wir weiter gehen geraten wir in einen kleinen Feuerwehreinsatz. Die Feuerwehrwagen in den USA sind schon 100 x cooler als in Deutschland… Wir gehen weiter hoch und runter zum Ghirardelli Square Platz. Hier hat die weltbekannte Schokomanufaktur früher ihr Werk gehabt. Heute hat sie hier noch eine Eisdiele, ein Café und ein paar Touristände. Wir gehen weiter zum kleinen Hafenbecken an der Bucht. Vor lauter Nebel ist allerdings nicht viel zu sehen. Alcatraz ist gerade noch zu erahnen. Optisch ansprechend sind aber die zwei großen Containerschiffe vor der weißen Wand, die gerade in den Hafen einlaufen. Eigentlich wollen wir noch zum Fishermens Warf Schild, aber angesichts der noch recht langen Heimfahrt beschließen wir direkt zum Powell&Market-Hyde Cablecar  zu gehen. Diese führt uns zur Bart Station in der Market Steet. Erstmal heißt es aber 80 Minuten anstehen.

Pro Bahn kommen ungefähr 25-30 Personen mit und alle 17 Minuten (gemittelt mit Stoppuhr) fährt eine Bahn. Die Fahrt selber dauert 30 Minuten und ist hochinteressant. Da wir im geschlossenen Teil sitzen und die Tram sehr voll ist, können wir aber kaum Fotos machen.
Direkt am Endpunkt ist in Sichtweite die Bart Station und wir müssen nur 1 Minute auf den Zug warten. Um 19:50 sind wir wieder in Milbrae am Auto und wenig später im Hotel.
Ilka setzt sich vor den Laptop und schreibt die Checkliste für die Womo Übernahme aus dem Internet ab. Irgendwie haben wir vergessen sie auszudrucken.
Um 21:30 geht es dann völlig geschafft ins Bett.

Gruß Florian

Arizona-Gerd
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Hyde Street Pier

Hallo Florian,

ein schöner umfangreicher Reisebericht.
Die Begeisterung weckt Errinnerungen an unsere ersten USA Reisen.

Hier noch ein besonders schönes Bild vom  steam tug HERCULES, built in 1907

Im Hintergrund Alcatraz

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DieKoblenzer
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RE: Reisebericht: Tag02 - 28.08.2015: Mit Bahn und zu Fuß durch

Hallo Gerd,

ich glaube auch, dass man auf der ersten Reise deutlich enthusiastischer ist, als beim zweiten oder dritten Mal.
Dennoch glaube ich auch bei weiteren Reisen wird mich die Landschaft wieder begeistern.

Gruß Florian

Arizona-Gerd
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RE: Reisebericht: Tag02 - 28.08.2015: Mit Bahn und zu Fuß durch

Hallo Florian,

nach über 100 USA Reisen (in 39 Jahren, die erste war im März 1977) gibt es immer noch kein schöneres Urlaubsland (außer der Schweiz natürlich). Ich wünsche dir und Ilka noch sehr viele schöne USA-Reisen.

Liebe Grüße Gerd

Weggerubbelt: Besuchte Staaten. Stand 2015

 

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