Heute startet für uns die gefühlte letzte Etappe unserer Reise – die Rückreise nach Florida. Geplant hatten wir, an der Golfküste entlang zu fahren und mit der Mobile Bay Ferry von Dauphin Island nach Fort Morgan überzusetzen. Da wir vermeiden möchten, erst am Fähranleger festzustellen, dass wir die Fähre nicht nutzen können, um dann rund 100 Meilen Umweg um die Mobile Bay herum in Kauf zu nehmen, rufen wir bei der Fähre an. Bei der Fähre läuft ein Band mit einer Ansage, dass die wegen der hohen Wellen nicht fährt und dass es vielleicht ab eins wieder losgehen könnte. Das ist uns aber zu riskant. Selbst wenn die Fähre wieder fahren sollte, dürften sich ja dann schon einige wartende Fahrzeuge angesammelt haben, so dass wir sicher nicht die ersten wären, die mitdürften. Wir entscheiden uns deshalb, auf das Erlebnis „Fähre“ zu verzichten und lieber direkt die Route zu wählen, die über Mobile führt. Der nächste Anruf gilt dem Big Lagoon State Park in der Hoffnung, dort die Auskunft zu bekommen, dass noch Plätze frei sind, und vielleicht einen ausnahmsweise schon telefonisch festmachen zu können. Das zerschlägt sich aber auch, denn der Campground ist schon voll. Also machen wir uns auf den Weg in Richtung Gulf Shores. Vorher tanken wir unser durstiges Gefährt noch an der nächstgelegenen Tankstelle auf. Die Kassiererin dort sieht mich sehr ungläubig an, als ich für $ 150 vorbezahlen will.
Gegen halb zehn sind wir unterwegs. Es geht über den Freeway noch einmal durch New Orleans hindurch. Eigentlich sollte in diese Richtung Toll anfallen, aber alle Stationen sind unbesetzt, also fahren wir durch. Der Freeway führt übrigens auch über den zentral beim French Quarter gelegenen Campground. Der Blick auf diesen Platz überzeugt uns endgültig davon, dass wir es mit unserem Platz richtig gemacht haben.
Wir kommen an etwas Industrie und dem seit Katrina geschlossenen Six Flags vorbei. Das Wetter ist wieder einmal großartig, strahlend blauer Himmel.
Wir haben heute keine Lust auf Sightseeing. Außerdem machen wir uns ein bisschen Sorgen, ob wir einen Stellplatz bekommen. Deshalb wollen wir einfach nur zügig nach Gulf Shores, einen Platz sichern, und ab an den Strand. Es geht also die I-10, die wir schon in die andere Richtung kennen, zurück nach Mobile. Auf der anderen Seite der Bay verlassen wir den Interstate dann aber doch und fahren die U.S. 98 nach Süden durch Daphne und Fairhope. Da nehmen wir den Scenic Byway, der recht nah an der Küste vorbei führt.
Weiter geht’s über die U.S. 98 und dann die U.S. 59 nach Gulf Shores. Die Gegend ist hier ziemlich ländlich, es geht vorbei an Weiden, Feldern und ab und an auch schicken Farmhäusern hinter den obligatorischen weißen Zäunen.
Die Fahrt zieht sich allerdings auf dem letzten Stück ziemlich, denn wir geraten erst in eine Straßensperrung wegen eines Verkehrsunfalls und müssen einen ziemlichen Umweg fahren und dann in eine Baustelle, bei der eine Spur gesperrt ist, und wir unsere Pilot-Car-Erfahrung auffrischen können.
Gegen halb drei sind wir am Gulf Shores State Park. Schon vor dem Office des Campgrounds bekommen wir einen Parkplatz zugewiesen. Es scheint ziemlich voll zu sein. Wir müssen drinnen eine ganze Weile warten, bis wir an der Reihe sind, obwohl drei Schalter besetzt sind. Wir haben aber Glück, bekommen problemlos einen Platz für die Nacht und haben sogar noch die Wahl zwischen mehreren Plätzen. Es wird ein Pull Through mit Full Hook Up am Kanal in Strandnähe. Als wir sagen, dass wir nur für eine Nacht bleiben möchten, folgt die Frage, ob wir auch wegen des Konzerts da seien. Wir wissen nichts von einem Konzert, und die nette Dame erzählt uns, dass Luke Bryan an diesem Abend im „Amphitheatre at the Wharf“ auftritt. Die Registrierung ist dieses Mal ziemlich aufwendig, wir müssen alle möglichen Daten, u.a. auch die Führerscheinnummern, angeben.
Auf unserer Site angekommen, setzen wir uns an unseren Tisch in die Sonne und essen erst mal zu Mittag (Sandwich und Salat). Frisch gestärkt spazieren wir zum Strand. Es ist herrlich sonnig, wenn auch nicht besonders warm. Ich schätze es mal auf so knappe 20 Grad (beim nächsten Mal müssen wir ein Thermometer mitnehmen). Der Strand ist nur einen kurzen Fußweg von unserer Site entfernt und wunderschön. Weiß und ganz pudrig, fast wie Backpulver. Auf den Fotos sieht es beinah aus wie Schnee.
Wir laufen eine ganze Weile am Strand entlang und ich stecke auch die Füße mal ins Wasser. Wir hatten überlegt, bis zum nächsten Ort zu laufen, aber das stellt sich doch als zu weit heraus, und so drehen wir nach einer Weile wieder rum und gehen zurück zum Wohnmobil. Nach Kaffee und Zimtschnecken machen wir noch einen Spaziergang in die andere Richtung über die Trails im Bereich des Campgrounds. Allerdings sind diejenigen, die nah an unserer Site liegen, nicht so wahnsinnig spannend und außerdem nach einer Weile auch überflutet, so dass wir umdrehen.
Zurück am Wohnmobil googlen wir nach dem Konzert am Abend. Wir überlegen, irgendwo in der Nähe dort essen zu gehen und danach zu versuchen, ein Plätzchen zu finden, von dem aus wir zuhören können. Zu fuß ist das allerdings zu weit. Wir vermissen – nicht zum ersten Mal – Fahrräder. Die hätten wir bei dieser Tour wirklich gerne mal gehabt, um nicht immer entweder laufen oder das Wohnmobil bewegen zu müssen.
Wir sind beide ziemlich müde und faul und machen es uns erst einmal gemütlich. Mein Mann macht ein Nickerchen, und ich lese ein bisschen. Irgendwie können wir uns danach nicht dazu aufraffen, das Wohnmobil in Bewegung zu setzen. Große Vorräte haben wir nicht mehr, aber es reicht noch für eine Runde Hot Dogs zum Abendessen. Dazu genießen wir eine Flasche Wein und hören durch das offene Fenster Musikfetzen des Konzerts.
Unsere Tagesetappe (5 Std. Fahrzeit):