Womo-Abenteuer

Nordamerika im Wohnmobil erleben!

Tag 07: Mi., 30.03.2017: Grand Canyon

5 Beiträge / 0 neu
Letzter Beitrag
AlinaNY
Bild von AlinaNY
Offline
Beigetreten: 17.09.2016 - 20:39
Beiträge: 324
Tag 07: Mi., 30.03.2017: Grand Canyon
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Gefahrene Meilen: 
0 Meilen
Fazit: 
Hört auf das Forum: Man erlebt den Canyon nur wirklich, wenn man in ihn hinab steigt

Heute stehen wir früh auf, denn wir wollen den Sonnenaufgang am Yaki Point ansehen und anschließend über den South Kaibab Trail ein Stück in den Canyon hinein wandern.

Wir stehen zwar für unsere Verhältnisse früh auf, aber leider nicht früh genug. Sonnenaufgang ist um 6.15 Uhr und die Shuttlebusse kommen um diese Uhrzeit „nur“ alle 30 Minuten. Heute reicht auch unser Sprint zum Shuttle-Stop nicht aus. So warten wir dann auf den nächsten Bus und fahren zum Matherpoint, weil wir dort schneller sind. Die Sonne ist zwar schon etwas aufgegangen, aber die Aussicht ist trotzdem toll und so schauen wir noch etwas zu. Es ist schon erstaunlich, wie leer es hier zu dieser Stunde ist, wenn die Tagestouristen noch nicht da sind.

Zwar haben wir den „richtigen“ Sonnenaufgang verpasst, aber dafür starten wir schon gegen kurz vor 7 Uhr vom South Kaibab Trailhead unsere Wanderung. Die ersten paar Meter sind noch asphaltiert, aber später sind Stufen eingebaut, die schon ganz schön ausgetreten sind, ich schätze von den Mulis. Es geht recht steil bergab, das wird bergauf noch anstrengend werden. Wir haben uns offen gelassen, wie weit wir gehen möchten und haben daher gar keinen Stress und bleiben immer wieder stehen, schauen uns um, genießen die Aussicht und lassen die Atmosphäre auf uns wirken. Jetzt verstehe ich auch, was ich im Vorhinein hier im Forum immer wieder gelesen habe: Man erlebt den Grand Canyon nur wirklich, wenn man in ihn hinabsteigt. Auch wenn wir nicht bis ganz nach unten gehen, ist es schon ein ganz anderes Gefühl, als wenn man nur am Rim entlanggeht. Dieses besondere Gefühl wird natürlich noch dadurch verstärkt, dass wir wirklich fast alleine sind. Wir unterhalten uns noch einige Meter mit einem amerikanischen Herrn, der heute Ab-und Aufstieg vor sich hat. Er sieht aber gut gerüstet und trainiert aus, es ist wohl auch nicht sein erstes Mal. Trotz seines straffen Tagesprogramms nimmt er sich die Zeit, sich mit uns zu unterhalten und schüttelt uns zum Abschluss die Hände. Wirklich toll, das ist Amerika.

Den Ooh-AAh Point, der seinem Namen wirklich alle Ehre macht, haben wir schnell erreicht und machen dort ganz allein ein kleines Päuschen. Bisher lag der Weg im Schatten, aber bald stapfen wir in der Sonne und uns wird sehr warm, wir müssen die ersten zwei Jacken schon mal ausziehen. Wenn wir schon nicht bis ganz nach unten gehen, dann wollen wir jetzt wenigstens noch ein Stück weiter. Je tiefer wir kommen, desto beeindruckender ist es die Feldwände hochzuschauen. Man sieht richtig, wie sich die Gesteinsschichten verändern. Oben ist es noch gelblich und weiter unten sind die Gesteine rötlich.

Selfie-Versuch am einsamen Ooh-Aah Point, es war ja leider bzw. zum Glück sonst niemand da.

Bei der Station Cedar Bridge angekommen machen wir ein Päuschen (schon wieder cheeky), trinken Snapple und essen unsere Brote. Natürlich darf ein Foto im Wanderdress auch nicht fehlen: 

Während wir uns hier aufhalten trudeln immer wieder Leute ein, die wohl den kompletten Abstieg wagen. Die meisten sehen gut gerüstet aus. Wir unterhalten uns mit einer Familie (Großvater, Vater und Tochter), die heute in den Canyon hinab und über den Bright Angel Trail auch direkt wieder hinaufsteigen wollen. Wir sind uns nicht sicher, ob dieses sehr unterschiedliche Trio das wohl ohne Schwierigkeiten schaffen wird.

Wir sind etwas traurig, dass wir jetzt schon umkehren müssen – Wir haben keine Möglichkeit im Canyon zu übernachten und Auf- und Abstieg ist uns zu viel an einem Tag. Sollte mir das Schicksal gnädig sein und ich nochmals zum Grand Canyon kommen, dann wäre ein Abstieg in diesen mit einer Übernachtung aber schon etwas, was ich gerne machen würde.

So langsam machen wir uns an den Aufstieg….Und der ist wirklich nicht zu unterschätzen. Die Stufen sind oft unterschiedlich hoch und bei meiner geringen Körpergröße von 1,60m muss ich die Beine ganz schön hoch nehmen. In diesem Moment sehne ich mich auf den Bright Angel Trail, der ja angeblich nicht so steil sein soll. Ich hatte mich aber für den South Kaibab Trail entschieden, da ich hier im Forum gelesen hatte, dass dieser auch zu Anfang schönere Blicke eröffnen soll. Naja, das habe ich jetzt davon. Ich schnaufe wie ein Walross und muss immer wieder Pause machen. Die Sonne trägt auch nicht dazu bei, dass es mir leichter fällt. Von unten kommend sind noch nicht all zu viele Leute unterwegs, die ich zum Überholen hätte vorbei lassen müssen. Zum Glück sehen wir dank unserem sportlichen Wanderdress gar nicht so unfit aus, wie wir tatsächlich sind und so erhalten wir von entgegenkommenden Wanderern anerkennende Blicke – Sie gehen wohl davon aus, dass wir vom Grund des Canyons kommen und daher so fertig sind. Tatsächlich habe ich zwischendurch Panik, ob ich es tatsächlich bis nach oben schaffen kann. Nico sagt, dass er da vorne schon den Ooh-Aah Point sehen kann. Das stimmt natürlich nicht, aber gibt mir erstmal neuen Anschub. Als wir diesen dann nach einiger Zeit tatsächlich erreichen, ist dort schon einiges los. Auf dem letzten Stück nach oben ist reger Betrieb und wir sind froh, dass wir bereits so früh unterwegs waren und den Weg hinab ganz für uns alleine hatten.

Der obere Teil des South Kaibab Trails: 

  

Als wir oben ankommen, haben wir noch nicht mal 11 Uhr. Wir fahren zum Visitorcenter und schauen uns dort um. So richtig flasht uns das aber nicht und wir haben auch keine Lust auf viele Menschen. Ich schaue nochmal im Shop nach Postkarten, werde aber leider enttäuscht. Auch im Post Office gibt es nur Geburtstagskarten, aber keine Postkarten. Ist Postkarten schreiben so out? Auch im weiteren Verlauf der Reise finde ich keine und so erhält meine Oma leider keinen Gruß von unserer Reise.

Gegen Mittag sind wir wieder am CG und müssen uns erstmal von den Strapazen dieser wunderschönen, aber doch kräftezehrenden Wanderung erholen. Nicht zu vergessen ist natürlich, dass wir das Ganze mit Muskelkater auf Grund der gestrigen Sprints zum Shuttlebus mit Wanderschuhen bewältigen mussten! cheeky

Wir sitzen lesend in der Sonne und verspeisen so gesegnet auch unser Mittagessen. Am frühen Nachmittag zieht es sich leider zu und es tröpfelt und windet. Es wurmt mich aber immer noch, dass wir gestern kein Stück unpaved Rimtrail gegangen sind (zumindest nicht das offizielle Stück). Daher machen wir uns trotz des unschönen Wetters auf den Weg Richtung Rim-Trail. Dort aus dem Shuttlebus ausgestiegen ist es doch ganz schön ungemütlich, es windet und regnet ordentlich. Wir lassen uns aber nicht beirren und stapfen los. Und was soll ich sagen, es hat was! Zum Einen sind wir wieder mal ganz alleine, zum Anderen ist es aber eine ganz andere Atmosphäre den Canyon so zu sehen. Ab und an regnet es auch mal weniger und es ist nicht so nebelig, sodass man auch noch etwas vom Canyon sieht. Wir haben aber immer darauf geachtet, dass kein Gewitter aufzieht, dann soll es am Rim nämlich gar nicht so lustig sein. Nach zwei oder drei Stationen reicht es uns dann auch und wir fahren mit dem Shuttle zurück. Ich bin froh, dass wir nochmal am Rim entlang gegangen sind, sonst würde ich vermutlich jetzt noch daran denken, dass ich dieses Stück unpaved Rim-Trail verpasst habe!

 

Viele Grüße,

Alina

Man bereut später nur das, was man nicht gemacht hat!

Babs72
Bild von Babs72
Offline
Beigetreten: 16.02.2014 - 10:55
Beiträge: 549
RE: Tag 07: Mi., 30.03.2017: Grand Canyon

Hi Alina,

auch wir haben diesen Teilabstieg in den Canyon absolviert und sind zu einem ähnlichen Fazit gekommen: Das nächste Mal muss es ganz nach unten gehen! Und ich muss  dir Recht geben: Als bei uns am Abend am Rim die Regenwolken aufgezogen sind, entstand in der "blauen" Stunde dadurch eine ganz besondere Stimmung. Trotz der Menschenmassen ist dieser Ort sehr beeindruckend und lohnt daher auch einen zweiten Besuch.

Liebe Grüße

Bärbel

Grand Circle: Rote-Steine-Tour 2014 - Wüste, Wandern, Wellenreiten: California 2017

AlinaNY
Bild von AlinaNY
Offline
Beigetreten: 17.09.2016 - 20:39
Beiträge: 324
RE: Tag 07: Mi., 30.03.2017: Grand Canyon

Hallo Bärbel,

dann sind wir uns ja einig smiley

Durch die Übernachtung vor Ort hat man ja zum Glück auch die Möglichkeit den vielen Menschen zumindest teilweise aus dem Weg zu gehen... Ich empfand es auch gar nicht so extrem, aber wir waren auch nicht in der Hauptsaison dort. 

Viele Grüße,

Alina

Man bereut später nur das, was man nicht gemacht hat!

SiegiMam
Bild von SiegiMam
Offline
Beigetreten: 28.01.2017 - 17:51
Beiträge: 121
RE: Tag 07: Mi., 30.03.2017: Grand Canyon

Liebe Alina,

großes Kompliment für den ebenso anschaulichen, informativen wie kurzweiligen Reisebericht - ergänzt durch wunderschöne Fotos!

Auch wenn sich eure Route aktuell nicht mehr deckt mit unseren Plänen für August - ich lese dennoch regelmäßig mit, weil ich deinen Bericht so klasse finde! (.... Und wer weiß, vielleicht gibt's für uns ja noch eine übernächste Reise in den Südwesten wink!)

Freue mich auf die Fortsetzung!

Liebe Grüße

Siegi

AlinaNY
Bild von AlinaNY
Offline
Beigetreten: 17.09.2016 - 20:39
Beiträge: 324
RE: Tag 07: Mi., 30.03.2017: Grand Canyon

Liebe Siegi,

vielen Dank für das schöne Kompliment, ich freue mich sehr darüber! 

Ich habe gerade nochmal einen schnellen Blick auf eure aktuelle Reiseroute geworfen. Zwar werdet ihr eine andere Route fahren und auch einige Ziele besuchen, die wir nicht besucht haben. Aber bei einigen Highlights, wie z.B. dem Valley of Fire oder dem Sunset State Beach kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass ihr euch sehr darauf freuen könnt! smiley

Viele Grüße,

Alina

Man bereut später nur das, was man nicht gemacht hat!