Tag 06 - 19JUL - Yosemite Valley

Ein guter Zeitpunkt zum Tagebuchschreiben! Außer meinen beiden Zeigefingern kann ich sowieso kein Körperteil mehr bewegen. Kurz: es war ein anstrengender, aber irgendwie auch unvergesslicher Tag...

Da ich gestern am Ankunftstag telefonisch drei Tickets für den 8:30 Uhr Bus zum Glacier Point buchen konnte, freuen wir uns auf einen echten Wandertraum. Dafür ist allerdings frühes Wecken angesagt. Dass wir 6:15 Uhr als früh empfinden, zeigt, dass wir den Jetlag weitgehend hinter uns gelassen haben!
Zehn nach Acht (nach einer endlosen Fahrt mit dem Valley-Shuttle und einer schrecklichen Busfahrerin) nehmen wir unsere Tickets an der Yosemite-Lodge entgegen und kurz danach geht's los.

Die gebuchte Fahrt hoch zum Glacier-Point ist dann das Gegenteil des Shuttle-Busses: Ein netter Guide namens Karen erklärt uns unglaublich viel Wissenswertes über die Tier- und Pflanzenwelt, die Waldbrände, Felsstürze und Überschwemmungen, Felskletterer, Wasserfälle und die Geschichte des Nationalparks. Nebenbei bringt sie uns sicher zum Ausgangspunkt unserer Wanderung, den Glacier Point:

Was für eine Aussicht!?! O.k., deshalb wollte ich ja auch hier rauf...

Wir haben uns für den Panorama-Trail entschieden. Er führt uns überwiegend bergab zurück ins Valley, ca. 1000m hinab, 8,5 Meilen lang, vorbei an den schönsten Aussichtspunkten und drei tollen Wasserfällen, die sogar noch reichlich Wasser führen. Andere Wasserfälle im Yosemite spiegeln die Schnee- und Wasserarmut dieses Frühjahrs wider und führen bereits so wenig Wasser wie sonst erst im September.

Um 10:15 Uhr machen wir uns auf den Trail, kurze Zeit später bemerkt Svea, dass das heute kein kleiner Spaziergang ist, sondern mit 5-6h angesetzt ist. Eigentlich hatten wir ihr das vorher gesagt, ist nicht bei ihr angekommen. Ihre Laune sinkt schlagartig...

Eine Stunde später merken auch wir, dass es etwas anders wird, als gedacht. Dass es auch einige Anstiege geben würde, wussten wir ja. Wie anstrengend diese Bergaufpassagen von einigen hundert Höhenmetern in der sengenden Hitze werden würden, wird uns jetzt bewusst. Auch hier oben sind es kaum weniger als 30 Grad, in den baumlosen Bereichen steht die Hitze, so sind wir alle drei bald an unserem Limit! Die Stunden 2 und 3 unserer Tour sind eine ganz schöne Plackerei!

Natürlich erreichen wir trotzdem irgendwann auch die Nevada Falls. Sehr malerisch, oberhalb mit einer Badestelle. Wir nutzen eine ausgiebige Pause, um wieder durchzugrünen und die Wasserflaschen aufzufüllen. Bis hierhin haben wir bestimmt schon 5 Liter durchgezogen... Aber schließlich geht es seit über einer halben Stunde nur noch bergab!

Leider wird uns kurz nach dem Aufbruch ein neuer Umstand bewusst: Im Nachbartal braut sich ein Gewitter zusammen. Der Donner grollt schon. Der Blick zurück auf die gerade noch so idyllischen Nevada Falls zeigt, dass das Ganze sehr schnell näher kommt!

Nun lassen wir die eigentlich benötigten Pausen weg. Wir springen den z.T. sehr felsigen Weg herunter. Mit uns Heerscharen von anderen Wanderern. Erstaunlich nur, dass uns immer noch zahlreiche Touristen entgegen kommen!?

Und so ist auch an den Vernal Falls reges Treiben, Baden, Erfrischen. Wir können das nicht mehr genießen, sind ziemlich geschafft, wollen vor allem runter. (Zumal die Dachluken unseres Wohnmobils maximal offen stehen.) Leider gibt es kein Trinkwasser mehr hier oben. Macht die Sache auch nicht besser...

Unterhalb der Wasserfälle beginnt es zu regnen, immer noch kommen uns Dutzende Wanderer entgegen. Hunderte wollen mit uns ins Tal. Da kommen wir dann auch an, es ist 16:25 Uhr, wir haben 6h 10m gebraucht. In den ersten 4h mit reichlich Pausen, danach fast ohne.

Das Gewitter ist dann übrigens über ein Nebental abgezogen, im Yosemite-Valley gab es nur etwas Regen, unser Wohnmobil ist nicht nennenswert nass geworden.

Wir sind aber richtig fertig, heute geht's früh ins Bett. Hat 'ne Weile gedauert, bis wir wieder durchgegrünt sind. Was uns vermutlich am meisten geschlaucht hat, dürfte die Höhe gewesen sein. Schließlich waren wir gestern noch auf Meeresniveau - üblicherweise benötigt man etwas Zeit zur Gewöhnung an die Höhe. Trotz der Plackerei in der Mittagshitze und den gehetzten letzten 2 Stunden werden uns aber viele tolle Eindrücke und tolle Bilder (im Kopf und in der Kamera) bleiben! Eine superempfehlenswerte Wanderung!

Der Tag endet mal ohne den Grill - heute ist Nudeltag.

Gefahrene Meilen: 0,0