Entsetzt stellten wir morgens fest das es draußen regnet. Im Mai regnet es doch hier im Südwesten eigentlich nicht!
Aber wie war das mit Statistiken, die man nicht selbst erstellt hat... Da es nicht wirklich besser wird, verpacken wir uns in wasserdichtee Notfall-Goretex Ausstattung. Und da es gefühlt 5° hat, haben wir darunter die komplette Skiunterwäsche und die Daunenjacken an.
WIr brechen dann irgendwann in RIchtung Landscape Arch auf, dort schüttet es aber aus allen Eimern. Unter einem Baum stehend übergelegen wir, ob es besser wird. Eine komplette Schulklasse läuft pfeifend an uns vorbei. Irgendwie scheinen die Amerikaner (wie auch die Iren und Engländer) etwas abgehärteter zu sein als wir Mitteleuropäer. Ein kleines Mädchen mit pinker Sonnenbrille stellt sich mit verschränkten Armen vor uns, ihr Hoddi ist komplett durchnässt. SIe meint, dass wir da noch lange rumstehen könnten, denn heute wird es nicht besser.
WIr laufen also wieder zuück zum Wohnmobil und fahren, als es Nachmittags etwas besser wird, zur Wolf Ranch. Dort gibt es einen tollen Trail zum spektakulärsten und schönsten aller Arches (meine Meinung). Der Weg ist ziemlich beeindruckend, aber wenn dann der Delicate Arch vor der trichterartig ausgewaschenen Felsfläche erscheint, denkt man nicht mehr an das schlechte Wetter.
Nach ein paar Schnappschüssen beginnt es entfernt zu blitzen und wir machen uns wieder auf den Weg nach unten.
Da ich meist sehr optimistisch veranlagt bin, und wir nicht wieder so schnell hierher kommen werden, entscheiden wir uns auf dem Parkplatz auszuharren. Hungrig knete ich einen Teig, der mit Paprika, Zuchini und Mozzarella belegt in den Backofen kommt.
An dieser Stelle erinnern wir uns immer an die ElMonte Angestellte, welche nicht wusste wie der Ofen anging (das konnte uns bei der Übernahme erst der Servicetechniker erklären). Der Grund hierfür war, dass es ja eine Mikrowelle gibt. Als wir erklärten, bis wir Pizza, Brot etc. selbst backen, fragte sie erstaunt, ob wir Köche wären :)
Im Prinzip war der Backofen also jeden dritten Tag in Benutzung, um z.B. Pizzabrot zu backen oder selbstgemachte Pfannkuchen für das Frühstück warmzuhalten, bis alle fertig waren.
Und siehe da, die Warterei hat sich gelohnt. Eine Stunde vor Sonnenuntergang wurde das Wetter immer besser. Da wurden dann die Trailrunning Schuhe ihrem Namen gerecht, als ich innerhalb von ~45 Minuten zum Delicate Arch gejoggt bin. Oben angekommen war es dann kein langweiliger blauer Himmel, sondern eine perfekte Atmosphäre mit Fotowölkchen. Jeder Nichtfotograf, welcher sich auch nur in Richtung Delicate Arch verirrte, um sich unter den Steinbogen zu stellen, wurde mit Rufen ("Get away there!") sofort verscheucht.
Beim Fotografieren (und Fachsimplem) komme ich dann auch mit einem Amerikaner ins Gespräch, welcher aus Colorado kommt. Von einem Thema kommt man zum Nächsten, am Ende erfahre ich, dass er Chemiker ist und in der Halbleiterindustrie unterwegs ist. Willkommen im Club, da kenne ich mich auch etwas aus.
Auf dem Weg zurück verlaufen wir uns dann zigmal, obwohl wir Taschenlampen dabei haben. Er erzählt mir, dass er Hobbystormcatcher ist. Denn überall, wo er in Urlaub ist, hat es schlechtes Wetter. Interessiert und erleichtert stelle ich fest, dass er die nächsten Tage nicht Richtung Bryce Canyon fährt.
Am nächsten Morgen fahren wir zuerst zum Balanced Rock, da man sagt, dass er sehr bald runterfällt. Zumindest nach geologischer Zeitrechnung. Auch der Window Section statten wir noch einen Besuch ab und machen einen längeren Spaziergang.
Beim Park Avenue Viewpoint mit Blick auf die Courthouse Towers war dann wieder besseres Wetter angesagt.
Hallo Christian,
da wurde das Warten bei schlechtem Wetter doch wieder mal belohnt: meist wird es danach wieder besser -- und wenn dann solche Bilder vom Delicate Arche gelingen, kann man ja ja den Weg auch noch ein zweites mal unter die Füße nehmen.
Das erinnert mich an eine ähnliche Situation, als ich noch jung war (1976 ;) : ich hatte mich zuerst an den Delicate Arch View Point verlaufen und musste mich dann zum richtigen Arch gewaltig sputen, als manch andere schon meinten, der Sonnenuntergang sei vorbei -- zum Glück nicht ganz ! bei gefühlten und gemessenen 180/min Puls gelang mir noch ein relativ scharfes Bild des Archs mit den letzten Sonnenstrahlen -- und dann saßen wir nach lange da und staunten und entspannten , bis es dunkel war -- in späteren Jahren brach ich dann immer rechtzeitig auf !
Danke für diesen Grund für meine Erinnerung !
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)