04.10.2022
Zum ersten Mal seit längerem erwartete uns morgens kühles und nebliges Wetter, was irgendwie zu unserer Stimmung passte. Unser Abgabetermin für den Camper war 12.15 Uhr, so dass wir in Ruhe die restlichen Sachen in den Koffern verstauen und den Camper durchwischen konnten. Wie so oft, schienen die Koffer auf der Reise wohl geschrumpft – wir mussten jedenfalls mehrmals aus- und wieder einpacken, bis endlich alles passte.
Die Anfahrt zur Vermietstation war nicht sehr weit, aber nach dem Abzweig in Algona zum Industriegebiet gab es erst mal Verwirrung. Das lag an einem kleinen fehlenden Buchstaben, denn den langen Hwy, an dem GoNorth liegt, gibt es in den Varianten N und S – beides lange Strassenzüge mit exakt denselben Hausnummern. So fuhren wir auf der Nordseite hin und her, bis wir schliesslich den südlichen Teil „entdeckten“ und die kleine Vermietstation fanden.
Die Abgabe des Campers dauerte nicht mal 10 Minuten, die freundliche deutsche Mitarbeiterin Jamie ging einmal ums Fahrzeug, schaute auf den Tacho, rechnete alles zusammen – und das wars. Für uns dagegen kam nun ein etwas wehmütiger Moment, der Camper war uns in den vier Wochen sehr vertraut geworden und hatte uns nicht im Stich gelassen. Er wurde zu vielen anderen RV's und TC's hinter dem Gebäude abgestellt, nach einer Inspektion verkauft oder wieder für die nächste Saison fit gemacht. Auch eine junge süddeutsche Familie gab ihren RV ab. Sie waren in 8-wöchiger Elternzeit in einer grossen Runde durch Westkanada gereist und konnten einiges erzählen.
Um in das Zentrum von Seattle zu kommen, war ein Taxi erforderlich, das liess wegen des starken Verkehrs eine gute Stunde auf sich warten. Jamie hatte ein Grossraumtaxi geordert, in dem wir und die Familie samt Kleinkind, Buggy und Koffern Platz fanden und bei dem wir uns die Kosten (90 $!) teilen konnten.
In Seattle hatten wir das Hyatt House Seattle Downtown gebucht (dank Bernhards gutem Tip) und checkten dort gegen 15.30 Uhr ein. Wir fanden das Hotel sehr schön, die Dame an der Rezeption allerdings unfreundlich und kurz angebunden. Da bei unserem Zimmer der mächtige Betonbalken der Monorail unmittelbar vor unserer Fensterfront vorbeiführte, den man bei jedem Blick aus dem Fenster vor dem Kopf hatte, von den Geräuschen mal ganz abgesehen, baten wir um ein anderes Zimmer, das wir dann auch bekamen. Es war zwar kleiner, aber hatte einen seitlichen Blick auf die Space Needle und gefiel uns gut.
Nun endlich raus aus den Camper-Klamotten, duschen und auf zu einem Kaffee in das Viertel um das Hotel. Wir machten eine kleine Runde um die eindrucksvolle, 184 m hohe Space Needle und spazierten durch die interessanten Strassen des sog. Entertainment-Bereichs mit Museen und Kultureinrichtungen.
In einem Laden kauften wir Sandwiches, Käse, Tomaten - und natürlich ein Kaltgetränk. Dann machten wir es uns in unserem Hotelzimmer gemütlich - und schliefen tief und lange in den riesigen weichen Betten.
05.10.2022
Nach einem späten guten Frühstück im etwas abgenutzten Essensbereich des Hotels probierten wir die Monorail aus, mit der wir bis zur „Endstation“ Westlake Center fuhren.
Die Monorail wurde anlässlich der Expo 1962 – wie auch viele andere Kulturobjekte – gebaut und ist auf einer Strecke von ca. 1 ml immer noch täglich in Betrieb. Sie verbindet den Kulturbereich Seattle Center mit dem Commercial District und dem Bereich um den Pike Place Market.
Vom Westlake Center bummelten wir durch die Strassen hinab zum Pike Place Market, einem historischen Distrikt und Touristenmagnet.
Es war witzig, dort den Fischhändlern in den alten Fischhallen zuzuschauen, wie sie sich immer wieder auf Zuruf gekonnt die glitschigen Fische zuwarfen.
Dann versorgten wir uns mit einem Imbiss und bestaunten von der gemütlichen Marktterasse aus die cleveren Stare, die grossen Hafenanlagen und das Riesenrad,
schlenderten weiter und schauten bei dem legendären Starbucks 1912 vorbei. Auf den Kaffee verzichteten wir angesichts der Touristenschlange vor dem Eingang.
Zufällig standen wir vor der ekligen Gum Wall, einer über und über mit bunten Kaugummis beklebten Hauswand, Da gefielen uns andere Farben besser.
Der Hammering Man von Jonathan Borofsky vor dem Eingang des Seattle Art Museums kam uns bekannt vor, wir erinnerten uns an seinen Doppelgänger am Frankfurter Messeturm.
In der Nähe entdeckten wir eine tolle Buchhandlung nur für Landkarten und Reiseinformationen. Das war was für uns und da mussten wir rein! Etwa 2 Stunden verbrachten wir in diesem einmaligen Laden und lasen uns durch die Reisemöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten der USA. Gekauft haben wir letztlich nur einen Stadtplan von New Orleans, weil wir uns bei der riesigen Auswahl einfach nicht entscheiden konnten.
Nun war eine Kaffeepause dran, die wir auf einer Bank an der Seattle Waterfront (mit Starbucks Kaffee!) verbrachten. Dort war es ruhig und entspannt.
Der Rückweg begann mit Treppensteigen zurück in den oberen Teil der Stadt, dann ging es Richtung Westlake Center.
In dem Einkaufscenter war ein kurzer Shopping Besuch fällig, das war in unserem Urlaub ziemlich zu kurz gekommen.
Am frühen Abend fuhren wir mit der Monorail zurück zum Hotel, machten uns dann aber nochmals auf zu einem nahen vietnamesischen Restaurant. Das war gut besucht, und wir standen erst mal in der Warteschlange vor der Tür. Nach einem leckerem Essen liefen wir langsam zum Hotel, sagten unterwegs noch dem Häuptling Noah Seattle Gute Nacht
und liessen diese abwechslungsreiche Stadt Revue passieren. Daran, dass nun der letzte Tag unserer Reise vorbei war und wir morgen zurück fliegen würden, wollten wir nicht gerne denken. Wir nahmen uns vor, den morgigen Vormittag noch gut auszunutzen.
Viele Grüsse, Irma
Servus Irma,
Ach, das gibt es immer noch, habe ich mal in einer Doku gesehen.
Seattle ist schon eine schöne Stadt und ihr habt euren letzten Tag wirklich ausgenützt.
Liebe Grüße
Micha
Scout Womo-Abenteuer.de
Meine Reiseberichte
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Hi Micha,
in manche Straßenzüge und unter die Brücken darf man halt nicht schauen....
https://www.youtube.com/watch?v=bpAi70WWBlw&ab_channel=KOMONews
Das macht mich traurig.
Viele Grüße Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Hallo Micha,
das Fischewerfen scheint eine starke Anziehung zu haben, ob es sich auf den Verkauf auswirkt, weiss ich nicht.
Uns hat Seattle auch gut gefallen, wir waren aber nur in einem ganz kleinen Teil der Stadt unterwegs, der für die Touristen clean gehalten wird. Es gibt leider - wie in dem Video von Bernhard zu sehen - viele homeless people und drug addicts, die uns auch begegnet sind.
Liebe Grüsse, Irma
2012 Südwesten 2015 Yellowstone/Badlands/RMNP Herbstfahrer's Reiseberichte
Lieber Bernhard,
du hast die Kehrseite von Seattle angesprochen, das Video ist wirklich sehr bedrückend. Uns sind mehrfach solche bedauernswerten Menschen begegnet. Ich habe in einem Lebensmittelladen mitbekommen, wie eine ältere Frau eine Packung Chips geklaut hat und rausgeschmissen wurde, zum Glück ohne Polizei. Auch wurde ich von einer Frau angesprochen, ob ich ihre Flasche Saft mitbezahlen könnte, was ich dann gemacht habe. Ganz unmittelbar in unserer Nähe haben wir die Festnahme eines Schwarzen durch 2 Polizisten gesehen, das ging ratz fatz.
Leider ist das keine Besonderheit von Seattle, sondern betrifft inzwischen die meisten grossen amerikanischen - und leider auch deutschen - Städte.
Liebe Grüsse, Irma
2012 Südwesten 2015 Yellowstone/Badlands/RMNP Herbstfahrer's Reiseberichte