Nach einer kurzen Nacht stehen wir um 5Uhr auf, denn für heute haben wir einen Permit für den Half Dome Hike ergattert. Zu dieser Wanderung muss man nicht viel erklären. Man sollte nicht gerade erst um 8 aufstehen, fit sein, kein Höhenangst haben und sich für den Tag nichts anderes mehr vornehmen. Wer nicht 6 Stunden lang bergauf laufen möchte, für den gibt es zahlreiche andere Wanderwege.
Wir haben uns aber entschieden, die Halbkuppel über die Stahlseilgeländer zu bezwingen. Glücklicherweise haben wir dann auch über die Internet Lotterie einen Permit bekommen, denn die hohen Besucherzahl haben früher zu gefährlichen Situationen geführt. Daher ist seit 2010 die Benutzung der Cables eingeschränkt.
Wir laufen früh los und nehmen den Mist Trail vorbei am Vernal Fall hoch bis zum Nevada Fall. Wir halten häufig bei den Wasserfällen, welche noch sehr viel Wasser führen und dafür sorgen, dass der Mist Trail seinen Namen zu Recht trägt. Vom Vernal Fall weht eine Gischt ständigen Nebels, die das Vorankommen auf den rutschigen Steinstufen gefährlich macht.
Zu den höher gelegenen Nevada Falls wandern merklich weniger Besucher, zumindest hatten wir diesen Eindruck als wir Nachmittag zurück liefen.
Von hier geht es an der Rückseite des Half Dome vorbei und man hat weitere 1450 Höhenmeter vor sich. In diesem "Little Yosemite Vally" trifft man nur noch die kleinen Gruppen, die dem Gipfel des Half Dome zustreben. Irgendwann hat man dann auch jedes Gesicht zwei Mal gesehen.
Kurz vor der Mittagszeit erreichen wir den Subdome hinter dem Hald Dome. Kurz vorher wurden wir von einem Ranger auch kontrolliert. Mal sollte am besten die Permits ausgedruckt dabei haben, auch wenn bei uns der Nachname und ein kurzer Blick auf die Personenliste gereicht hat. Die vielen hohen Steinstufen auf dem Subdome sind sehr anstrengend, da es keinen Schutz vor Sonne gibt.
Nach dem Subdome steht man dann urplötzlich vor den Cables und das schockiert dann schon etwas. Es sieht aus, als ginge es nur noch senkrecht nach oben weiter. Ich habe den Eindruck wir gehören zur seltenen Spezies der ausgerüsteten Bergsteiger. In der Mitte der Cables hängen schreiend mehrere asiatische Girlies im Spaghetti-Top, Shorts und Sandalen. Davon müsste ich noch irgendwo ein Video vom IPhone haben . Es dauerte dann noch fast 45 Minuten bis sie rückwärts wieder herunter gerutscht kamen.
Grinsend schlüpfen wir in unsere Klettersteiggurte und ziehen unsHandschuhe an. So können wir gemütlich den Karabiner in die Cables einklinken und uns hochziehen. Auf den hölzernen Querbalken bleiben wir immer wieder stehen, da es weder vorwärts noch rückwärts geht, wenn schwer keuchende Bierbauchtouris und in Angst erstarrte Leute nicht mehr weiter gehen.
Wir sind allerdings auch die Sehenswürdigkeit schlechthin. Ich glaube, ich hätte den USA Trip finanzieren können, in dem ich unsere Klettersets verliehen hätte. An Angeboten mangelte es zumindest nicht!
Irgendwann sind wir dann oben und finden eine große, fast ebene Fläche vor. Man hat hier einen fantastischen Blick in das Yosemite Tal. Zum Schluss gehört natürlich auch das Foto auf dem Felsvorsprung am Rande der Halbkuppel dazu. Hier geht es mehrere hundert Meter senkrecht hinunter.
Das Bild errinnert mich an unseren Norwegenklassiker.
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Zurück bei den Cables erkennen wir, dass man für Hinunter noch etwas mehr Überwindung benötigt. Eingeklinkt in die Cables seile ich mich gemütlich in die Tiefe ab und laufe rechts neben den Cables. Das macht Spass, fast wäre ich nochmal hoch...
Der Rückweg stellt dann auch keine Anforderungen mehr an die Ausdauer, allerdings sollte man sich nun ausgepowert nicht noch den Knöchel verstauchen.
Am nächsten Morgen schlafen wir aus und auf die Frage, wie man geschlafen und ob man etwas schönes geträumt hat, kommt die übliche Antwort "Ich habe nicht geschlafen. Das war Koma."
Wir haben heute vor, uns vom Glacier Point aus anzuschauen, was wir gestern geleistet haben. Auf dem Weg aus dem Valley verführen uns nochmal die Yosemite Falls zum Verbleiben. Wir parken wieder auf dem Parkplatz bei der Sentinel Bridge und packen unsere Stühle und Bücher aus.
Der Weg zum Glacier Point ist mit dem Womo kein Problem. Die Anfahrt führt kurvenreich durch die dichten Wäder. Wir machen einen kurzen Spaziergang zum Taft Point, wo man bereits einen tollen Ausblick hat.
Am Ende der Straße hat man vom Glacier Point auf der weitläufig angelegten Aussichtsplatform dann einen super Rundblick auf den Half Dome und das Yosemite Valley. Die Nevada und Vernal Falls sieht man rechts daneben.
Das Parken war völlig unproblemlos für Womos, während Autofahrer auf freie Parkplätze warteten. Allerdings hatten Schilder auf Ordnungsgelder hingewiesen, wenn Autofahrer die RV Parkplätze zuparken. Wir verbrachten eine ganze Weile auf der Promenade und beobachten die unberührte Landschaft, die sich vor den Augen ausbreitet. Auch wenn alles etwas an die Alpen erinnert, die schroffen Felswände sind einzigartig.
wow, ich bin ganz neidisch! Ein Half Dome Permit wäre in diesem Jahr mit unserem Kleinen nicht zu denken gewesen, aber ins Auge gefastt haben wir es schon. Erschüttert haben mich gerade die kreischenden, asiatischen Sandalentouristinnen, die gibt es auch am Half Dome?
Schöne Bilder! Die Wasserfälle sehen mit mehr Wasser schöner aus als jetzt im Sommer erlebt.
Hallo Christian,
Glückwunsch und Respekt für euch beide, diese anstrengende Wanderung mit solcher Gelassenheit gemacht zu haben !!!
Wenn du Zeit hast, kannst du vielleicht auch noch ein Bild von euch in KLettersets einstellen -- vielleicht auch das ominöse Video ;-)
Schreibst du auch noch was dazu, wie du ausreichenden Grip seitlich der Cables hattest ? Bei dieser Bemerkung habe ich doch gestutzt.
Grüße
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Hi,
da habt ihr euch aber den Yosemite gründlich erwandert. Uns hat die Höhenangst vom Half Dome fern gehalten ;). Die Bilder und Beschreibungen sind klasse, danke dafür. Und Gratulation für diesen Aufstieg.
Herzliche Grüße
Sonja
Trakki.Reisen
Tolle Tour, Respekt! :!!
Liebe Grüße,
Ulli
Scout Womo-Abenteuer.de
www.dezembercamper.de
Hallo,
das sind zwei ganz einfache Klettergurte, die etwa 300g..500g wiegen und sich recht bequem tragen lassen, wenn man die richtige Größe hat.
Wir wären auch ohne nicht runtergefallen, aber es gibt einem etwas mehr Sicherheit. Zumindest im mittleren Teil oder beim Fotos machen.
Dazu braucht man dann noch mindestens ein Seil mit Karabiner. Davon habe ich jetzt auf die schnelle kein Foto, aber das sieht dann je nach Geldbeutel zum Beispiel so aus (Bild von Amazon). Das heißt man kann mit einem Ausklinken, und mit dem anderen zur nächsten Cable wechseln, falls notwendig.
In den Alpen ist diese Ausrüstung ganz normal. In den USA wird man beim Angels Landing oder Half Dome angekuckt, als wäre man ein Alien. Allerdings war dann aber doch eine große Anzahl von Leute sehr davon überzeugt "that is a smart idea".
Bezüglich Grip: Der Grip rechts oder links von den Cables ist nicht anders als zwischen den Cables. Zwischen den Cables sind halt alle 2-3 Meter ein Querbalken. Aber auch zu den Querbalken muss man erstmal kommen. Und bei Gegenverkehr ist das spannender, als wenn man einfach außerhalb geht. Man hält sich ja trotzdem an den Cables fest.
Wir haben Schuhe mit relativer weicher Gummisohle mit tiefem Profil. Da rutscht garnichts, wenn der Untergrund nicht gerade naß oder sandig ist.
Das Video mit den zwei Frauen und dem Retter, der von unten gut zuspricht, muss ich noch in ein geeignetes Format bringen. Auf dem Foto mit den Cables oben, sind die drei jedenfalls zu sehen.
Gruß, Christian
Oha, das sieht ja abenteuerlich aus. Da hätte ich auch jemanden nötig der mir viel Mut zuspricht :O.
aber ihr wart ja wirklich gut ausgerüstet.
Herzliche Grüße
Sonja
Trakki.Reisen